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Neuigkeiten zum frühen Hormonrezeptor-positiven und HER2-positiven Mammakarzinom

<p class="article-intro">Ziel einer effektiven neoadjuvanten/adjuvanten Therapie ist es stets, langfristig eine Fernmetastasierung zu verhindern. Prädiktive Marker, die das frühe oder späte Rezidivrisiko vorhersagen, gibt es bislang nicht. Beim Hormonrezeptor-positiven Mammakarzinom wird versucht, endokrine Resistenzmechanismen zu überwinden, beim HER2-positiven Brustkrebs ist das Erreichen einer pathologisch kompletten Remission weiterhin der wichtigste prognostische Marker.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Eine verl&auml;ngerte adjuvante endokrine Therapie mit einem Aromatasehemmer kann bei guter Vertr&auml;glichkeit, bei guter Knochendichte und bei High- Risk-Konstellation (d.h. positiver Nodalstatus) erwogen werden.</li> <li>2019 sollten alle Patientinnen mit HER-2-positivem Mammakarzinom, die nach neoadjuvanter Chemotherapie keine pCR erreichen, postneoadjuvant T-DM1 erhalten. Eine 50 % ige Risikoreduktion darf den Patientinnen nicht mehr vorenthalten werden!</li> <li>12 Monate Herceptin in der Adjuvanz bleiben weiterhin Standard. In der Zusammenschau der PHARE- und PERSEPHONE- Daten kann bei kardialen Problemen unter Anti-HER- 2-gerichteten Therapien eine Verk&uuml;rzung des Therapieintervalls angedacht werden.</li> </ul> </div> <h2>Fr&uuml;hes Hormonrezeptor-positives Mammakarzinom</h2> <p>CDK4/6-Inhibitoren sind etablierter Standard in der First-Line-Therapie beim Hormonrezeptor-positiven, HER2-negativen Mammakarzinom. Gro&szlig;e Zulassungsstudien wie PALOMA-2, MONALEESA-2 und MONARCH-3 zeigten eine deutliche Verl&auml;ngerung des progressionsfreien &Uuml;berlebens. Aber hat der Einsatz von Palbociclib auch in der Neoadjuvanz einen Nutzen?<br /> CDK4/6-Inhibitoren sind bereits etablierter Standard in der First-Line-Therapie des Hormonrezeptor-positiven Mammakarzinoms. Im Rahmen der PALLET-Studie wurde der neoadjuvante Nutzen von Palbociclib getestet. F&uuml;r insgesamt nur 14 Wochen erhielten die Patientinnen Letrozol vs. Letrozol f&uuml;r 2 Wochen und im Anschluss die Kombinationstherapie mit Palbociclib vs. Palbociclib mono f&uuml;r 2 Wochen und anschlie&szlig;end die Kombinationstherapie oder die Kombinationstherapie von Anfang an. Eine Verbesserung der &bdquo;clinical response rate&ldquo; konnte nicht erzielt werden, allerdings konnten eine erh&ouml;hte Suppression der Zellproliferation und eine deutliche Ver&auml;nderung von KI67 in den experimentellen Armen nachgewiesen werden. Im Rahmen der Diskussion wurden diese eher entt&auml;uschenden Ergebnisse auf eine m&ouml;glicherweise zu kurze Therapiedauer zur&uuml;ckgef&uuml;hrt.</p> <p><strong>Welche Patientinnen profitieren von einer verl&auml;ngerten adjuvanten endokrinen Therapie?</strong><br /> Die optimale Therapiedauer in der Adjuvanz beim Hormonrezeptor-positiven postmenopausalen Mammakarzinom wurde bereits in einer Reihe von Studien untersucht. In San Antonio pr&auml;sentierte Richard Gray eine Metaanalyse mit 11 Studien und &uuml;ber 22 100 eingeschlossenen Patientinnen. Neben MA 17.R, DATA, NSABP-B33, NSABPB42, IDEAL, LATER, ATENA und GIM 4 wurden auch die &ouml;sterreichische SALSAStudie (ABCSG 2004&ndash;2010) und ABCSG VIa mitber&uuml;cksichtigt. Im Rahmen der Vortherapie erhielten die Patientinnen &ndash; je nach Studie &ndash; Tamoxifen alleine, Tamoxifen und dann einen Switch auf einen Aromatasehemmer oder nur einen Aromatasehemmer. Nach 5 Jahren Vortherapie mit Tamoxifen konnte eine proportionale Risikoreduktion mit einem Aromatasehemmer von 35 % erreicht werden. Allerdings haben den gr&ouml;&szlig;ten absoluten Benefit unter verl&auml;ngerter adjuvanter Therapie nodal-positive Patientinnen. Besonderes Augenmerk muss jedoch der Knochendichte gelten: Ein um 25 % erh&ouml;htes Risiko f&uuml;r Frakturen ist nicht zu untersch&auml;tzen.</p> <p><strong>Gibt es jenseits von Lifestylemodifikation und SSRI eine effektive Therapieoption gegen Hitzewallungen unter endokriner Therapie nach Mammakarzinom?</strong><br /> Das Nebenwirkungsmanagement spielt vor allem bei der Therapieadh&auml;renz eine bedeutende Rolle. Hitzewallungen unter Aromataseinhibitoren k&ouml;nnen die Lebensqualit&auml;t unserer Patientinnen massiv beeintr&auml;chtigen. Bisher gab es zur Linderung von Hitzewallungen nur beschr&auml;nkte Therapiem&ouml;glichkeiten. Beim SABCS 2018 wurden nun Daten zum Anticholinergikum Oxybutynin, welches uns aus der Urodynamik bekannt ist, pr&auml;sentiert. Getestet wurden zwei unterschiedliche Dosierungen (5mg vs. 2,5mg) in der randomisierten, kontrollierten, doppelblinden ACCRU-Studie. Durch die Einnahme von Oxybutynin konnten sowohl die St&auml;rke als auch die Frequenz von Hitzewallungen gesenkt werden. Die h&ouml;here Dosierung war jeweils effektiver als die 2,5mg-Dosierung. Somit scheint Oxybutynin eine vertr&auml;gliche, effektive Therapieform bei Hitzewallungen unter endokriner Therapie bei Zustand nach Mammakarzinom zu sein.</p> <h2>Fr&uuml;hes HER2-positives Mammakarzinom</h2> <p><strong>Das Erreichen einer pCR ist der wichtigste Surrogatmarker f&uuml;r die langfristige Prognose beim HER2- positiven Mammakarzinom. Gibt es eine M&ouml;glichkeit, das Rezidivrisiko langfristig zu senken, auch wenn keine pCR erreicht wurde?</strong><br /> Ein Highlight des SABCS 2018 war sicherlich die Pr&auml;sentation der KATHERINE- Daten. Untersucht wurde ein m&ouml;glicher Benefit von T-DM1 versus Herceptin (f&uuml;r jeweils insgesamt 14 Zyklen) bei Patientinnen, die nach neoadjuvanter Therapie (auch duale Anti-HER2-Blockade war m&ouml;glich) keine pCR (Brust oder Lymphknoten) erreicht hatten. Im TDM1- Arm konnte eine 50 % ige Risikoreduktion erreicht werden. Das bedeutet, dass Patientinnen, die keine pCR nach neoadjuvanter Therapie erreicht hatten, halb so oft ein invasives Rezidiv erlitten wie Patientinnen mit Herceptin-Monotherapie in der Adjuvanz. T-DM1 ist in der Hochrisikosituation Herceptin eindeutig &uuml;berlegen. Auch muss erw&auml;hnt werden, dass alle Subgruppen &ndash; unabh&auml;ngig von der neoadjuvanten Anti-HER2-gerichteten Therapie oder vom Hormonrezeptorstatus &ndash; von der postneoadjuvanten Therapie mit T-DM1 profitierten.</p> <p><strong>Wie viel Herceptin ist in der Adjuvanz ausreichend? Sind wirklich 12 Monate Herceptin notwendig?</strong><br /> Bereits die Studien HORG, SHORT-HER, SOLD und PHARE untersuchten, ob eine Verk&uuml;rzung der Herceptin- Therapiedauer in der Adjuvanz vertretbar ist. Allerdings zeigte sich jeweils eine signifikante Verl&auml;ngerung von DFS und OS bei 12-monatiger Therapiedauer, wodurch sich auch der Therapiestandard mit Herceptin f&uuml;r 12 Monate in der Adjuvanz etablierte. Am ASCO 2018 wurde der PERSEPHONE Trial vorgestellt, eine randomisierte, multizentrische Phase- III-Studie. Erstmals konnte die Nichtunterlegenheit der 6-monatigen Herceptin- Gabe in der Adjuvanz nachgewiesen werden. Ein paar Monate sp&auml;ter wurden in San Antonio die 7,5-Jahres-Follow-up- Daten der PHARE-Studie pr&auml;sentiert. Interessanterweise konnte hier die Non-Inferiority nicht nachgewiesen werden. Kontroversiell diskutiert werden die unterschiedlichen Non-Inferiority-Grenzen von 1,15 in PHARE und 1,25 in PERSEPHONE. Letztendlich erkl&auml;rt dies auch die unterschiedlichen Ergebnisse. In der Praxis kann wohl bei Patientinnen, die unter Herceptin kardiale Probleme entwickeln, eine Verk&uuml;rzung auf insgesamt 6 Monate Therapie vertreten werden.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Onko_1902_Weblinks_jatros_onko_1902_s52_abb1_czech.jpg" alt="" width="800" height="352" /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Onko_1902_Weblinks_jatros_onko_1902_s53_abb2_czech.jpg" alt="" width="450" height="294" /></p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>&bull; Johnston S et al.: Randomized phase II study evaluating palbociclib in addition to letrozole as neoadjuvant therapy in estrogen receptor-positive early breast cancer: PALLET Trial. J Clin Oncol 2019; 37(3): 178-89. doi: 10.1200/ JCO.18.01624. Epub 2018 Dec 6 &bull; von Minckwitz G et al.: Trastuzumab emtansine for residual invasive HER2-positive breast cancer. N Engl J Med 2018 Dec 5. doi: 10.1056/ NEJMoa1814017. [Epub ahead of print] &bull; Pivot X et al.: 6 months versus 12 months of adjuvant trastuzumab for patients with HER2-positive early breast cancer (PHARE): a randomised phase 3 trial. Lancet Oncol 2013; 14(8): 741- 8. doi: 10.1016/S1470-2045(13)70225-0. Epub 2013 Jun 11</p> </div> </p>
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