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ESMO Breast Cancer 2019

Neuer Kongress stellt Mammakarzinom in den Fokus

<p class="article-intro">Internationale Experten trafen sich dieses Jahr erstmalig zum Kongress «ESMO Breast Cancer» in Berlin. Die Teilnehmer tauschten sich über innovative Therapiestrategien, aktuelle Forschungsergebnisse und bewährte Methoden bei der Behandlung des Mammakarzinoms aus.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>R&uuml;ckfall trotz Komplettremission: Welche Faktoren liefern Hinweise?</h2> <p>Eine neoadjuvante Chemotherapie ist die bevorzugte Therapieoption &ndash; speziell f&uuml;r Patientinnen mit HER2-positiven (HER2+) und tripelnegativen (TNBC) Formen des Brustkrebses (&ge; Stadium 2), erkl&auml;rte Prof. Jens Huober, Universit&auml;tsklinikum Ulm.<sup>1</sup> Dabei werde die pathologische Komplettremission (pCR) unter der Chemotherapie mit einem l&auml;ngeren &Uuml;berleben assoziiert. <br />Doch obgleich Patientinnen mit Brustkrebs im fr&uuml;hen Stadium und einer pCR nach neoadjuvanter Chemotherapie eine gute Prognose haben, k&ouml;nne es bei einem Teil von ihnen zum R&uuml;ckfall kommen: So erleiden etwa 15 % trotz pCR einen R&uuml;ckfall und bei 10 % treten nach f&uuml;nf Jahren Fernmetastasen auf, schilderte Huober. Eine Identifikation jener Frauen, die trotz der pCR ein erh&ouml;htes R&uuml;ckfallrisiko haben, k&ouml;nnte helfen, sie zus&auml;tzlich mit postneoadjuvanten Therapiestrategien zu behandeln. Prof. Huober pr&auml;sentierte Daten einer retrospektiven Analyse, die darauf abzielte, Faktoren zu erkennen, die ein solch erh&ouml;htes R&uuml;ckfallrisiko vorhersagen k&ouml;nnen. F&uuml;r die Analyse wurden Daten von 2188 Patienten mit pCR von f&uuml;nf neoadjuvanten Studien der German Breast Group bzw. der AGO-B Breast Study Group (GeparTrio, GeparQuattro, GeparQuinto, GeparSixto und GeparSepto) ber&uuml;cksichtigt. Die pCR war definiert als kein residueller Tumorrest in Brust und Axilla (ypT0/ypTis ypN0). Prim&auml;rer Endpunkt war das krankheitsfreie &Uuml;berleben (DFS), sekund&auml;re Endpunkte waren das Fernmetastasen-freie &Uuml;berleben (&laquo;distant disease-free survival&raquo;, DDFS) und das Gesamt&uuml;berleben (OS). <br />W&auml;hrend ung&uuml;nstige biologische Tumoreigenschaften oder das Therapieschema keine eindeutigen Prognosefaktoren f&uuml;r ein h&ouml;heres R&uuml;ckfallrisiko waren, gingen Parameter wie initiale Tumorlast und histologischer Tumortyp mit einem erh&ouml;hten R&uuml;ckfallrisiko einher, schilderte Huober. <br />Es kristallisierte sich heraus, dass vor allem drei Faktoren eine zentrale Rolle f&uuml;r das R&uuml;ckfallrisiko spielten: lobul&auml;res Mammakarzinom, gr&ouml;sserer Tumor (cT3/4) und Lymphknotenbefall (cN+). Sie waren konsistent mit einem h&ouml;heren Risiko f&uuml;r das Auftreten von erneuten Ereignissen nach einer pCR verbunden &ndash; dies zeigte sich in Bezug auf die DFS-, DDFS- und OS-Rate. Das Wissen &uuml;ber das initiale Tumorstadium und die Histologie des Tumors k&ouml;nnen f&uuml;r die weiteren Therapieentscheidungen nach der Operation hilfreich sein, folgerte Huober. Sein Fazit: Die initiale Tumorlast (Tumorgr&ouml;sse und Nodalstatus) sowie der histologische Tumortyp bleiben prognostische Faktoren f&uuml;r das Langzeit- Outcome &ndash; selbst wenn eine pCR erreicht wurde.</p> <h2>Dosisdichte adjuvante Chemotherapie beim fr&uuml;hen Mammakarzinom: Nur HR-negative Patientinnen profitieren</h2> <p>Die dosisdichte adjuvante Chemotherapie ist die bevorzugte Therapieoption f&uuml;r Hochrisiko-Patientinnen mit fr&uuml;hem Mammakarzinom, erkl&auml;rte Dr. med. Eva Blondeaux, Universit&auml;tsklinikum Genua, Italien. Sie gelte im Vergleich zur Standardgabe der Chemotherapie als &uuml;berlegen &ndash; sowohl beim hormonrezeptornegativen (HR&ndash;) als auch beim hormonrezeptorpositiven (HR+) Mammakarzinom. W&auml;hrend eine Dosiserh&ouml;hung der Chemotherapeutika in zahlreichen Studien evaluiert wurde, sei die Verk&uuml;rzung des Behandlungsintervalls weitaus weniger gut untersucht. Sie pr&auml;sentierte die aktualisierten 15-Jahres-Ergebnisse der randomisierten Phase-III-Studie Mammella InterGruppo (MIG) 1, die die Effektivit&auml;t eines dreiw&ouml;chigen FEC-Regimes (Fluorouracil, Epirubicin und Cyclophosphamid, FEC21) mit der zweiw&ouml;chigen Gabe bei Patientinnen mit fr&uuml;hem Mammakarzinom verglich. In die italienische randomisierte Phase-III-Studie wurden 1214 Patientinnen mit fr&uuml;hem Mammakarzinom und mindestens einem befallenen Lymphknoten (LK) oder Hochrisiko-Patientinnen (ohne LK-Befall) eingeschlossen und im Verh&auml;ltnis 1 : 1 randomisiert auf die beiden Studienarme &ndash; 6 Zyklen FEC in dreiw&ouml;chigen (FEC21) oder zweiw&ouml;chigen Abst&auml;nden (FEC14) &ndash; verteilt. Prim&auml;rer Endpunkt war das Gesamt&uuml;berleben (OS), sekund&auml;rer Endpunkt das ereignisfreie &Uuml;berleben (EFS). <br />In der Gesamtpopulation ergab sich kein signifikanter &Uuml;berlebensvorteil durch die dosisdichte Chemotherapie: So lag die Rate des 15-Jahres-Gesamt&uuml;berlebens bei 68 % in der FEC21- und bei 71 % in der FEC14-Gruppe, die EFS-Rate bei 43 % bzw. 47 %. Unterschiede zeigten sich hingegen bei Patienten mit negativem Hormonrezeptor- Status: So war bei dieser Patientengruppe das EFS unter der dosisdichten Chemotherapie im Vergleich zum dreiw&ouml;chigen Regime signifikant verl&auml;ngert (EFS-Rate: 58 % vs. 43 %). Beim OS zeigte sich f&uuml;r HR- Patienten ein Trend zugunsten der zweiw&ouml;chigen Gabe. <br />Blondeaux wies zudem darauf hin, dass eine rein Anthrazyklin-basierte Chemotherapie f&uuml;r Hochrisiko-Patientinnen heute als suboptimal gelte &ndash; in der Studie hatten weniger als die H&auml;lfte der Patienten nach 15 Jahren keinen R&uuml;ckfall erlitten.</p> <h2>Fortgeschrittenes Mammakarzinom: Was bringt Everolimus plus Aromataseinhibitor nach Chemotherapie?</h2> <p>Die Hormontherapie ist eine zentrale Therapies&auml;ule beim HR<sup>+</sup>/HER2<sup>&ndash;</sup>-metastasierten Mammakarzinom (mBC) und wird bei den meisten Patienten angewandt &ndash; selbst bei Vorliegen viszeraler Metastasen, erkl&auml;rte Dr. med. Valentina Guarneri, Universit&auml;tsklinikum Padua, Italien. <br />Patienten mit aggressiver Erkrankung und/oder Hinweisen auf endokrine Resistenz werde zun&auml;chst meist eine Chemotherapie, gefolgt von einer Hormontherapie, angeboten. Doch was eignet sich als endokrine Erhaltungstherapie? Und wie kann endokriner Resistenz begegnet werden? <br />Hinweise darauf, dass der m-TOR-Inhibitor Everolimus in Kombination mit einer endokrinen Therapie das &Uuml;berleben bzw. progressionsfreie &Uuml;berleben bei Patienten mit fortgeschrittenem Mammakarzinom verl&auml;ngern k&ouml;nnte, die zuvor bereits eine Hormontherapie mit Aromataseinhibitoren (AI) erhalten und eine endokrine Resistenz entwickelt haben, lieferten die Phase-II-Studie TAMRAD (Everolimus plus Tamoxifen) und die Phase-III-Studie Bolero 2 (Everolimus plus Exemestan), erinnerte Guarneri. Sie pr&auml;sentierte Daten der randomisierten Phase-III-Studie MAIN-A (MAIN-tenance Afinitor). In dieser wurde bei 110 postmenopausalen Patientinnen mit fortgeschrittenem HR+/HER2-Mammakarzinom untersucht, ob eine Erhaltungstherapie mit Everolimus (EVE) in Kombination mit Aromataseinhibitoren (Anastrozol, Letrozol oder Exemestan) das progressionfreie &Uuml;berleben (PFS) im Vergleich zur AI-Monotherapie verl&auml;ngern kann. Die Patientinnen, die nach einer Erstlinien-Chemotherapie Krankheitskontrolle erzielten (stabile Erkrankung, partielles oder komplettes Ansprechen) wurden randomisiert auf die Studienarme EVE plus AI bzw. AI-Monotherapie verteilt. Der prim&auml;re Endpunkt war das progressionsfreie &Uuml;berleben (PFS). In dieser Hochrisiko-Population von Patientinnen mit metastasiertem Mammakarzinom, die in der Erstlinie f&uuml;r eine Chemotherapie ausgew&auml;hlt wurden, resultierte die Erhaltungstherapie mit AI in einem medianen PFS von 7,2 Monaten. Die Zugabe von EVE zum AI verl&auml;ngerte das PFS nicht signifikant um 2,7 Monate. Unter der Therapie mit EVE+AI wurden keine neuen Sicherheitssignale beobachtet. Bei mehr als der H&auml;lfte der Patientinnen im EVE+AI-Arm waren aufgrund von unerw&uuml;nschten Nebenwirkungen (wie z. B. Stomatitis) Dosisanpassungen oder Therapieunterbrechungen erforderlich. Die Erhaltungstherapie mit AI-Monotherapie ging mit einem guten Sicherheitsprofil einher. Die Pr&auml;valenz von Endokrin-naiven Patienten k&ouml;nnten in der MAIN-AStudie den Effekt von Everolimus reduziert haben, so Guarneri.</p> <h2>PIK3CA-Mutationen besser verstehen</h2> <p>Aktuelle Daten aus der Studie SOLAR 1 deuten darauf hin, dass &alpha;-selektive PI3K-Inhibitoren das Outcome bei Patientinnen mit <em>PIK3CA</em>-mutiertem HR<sup>+</sup>/ Her2<sup>&ndash;</sup>-metastasiertem Mammakarzinom (mBC) verbessern k&ouml;nne, sagte Fernanda Mosele, Villejuif, Frankreich. Zudem h&auml;tten AKT-Inhibitoren in randomisierten Phase-II-Studien bei metastasiertem TNBC (mTNBC) mit <em>PIK3CA</em>/<em>AKT1</em>-Mutation und <em>PTEN</em>-Deletion ihre Wirksamkeit gezeigt, erinnerte sie. Doch weder zum Krankheitsverlauf von Patienten mit <em>PIK3CA</em>-mutiertem HR<sup>+</sup>/HER2<sup>&ndash;</sup>-mBC noch zu <em>PIK3CA</em>-mutiertem mTNBC und seiner Korrelation mit anderen Biomarkern, inklusive PD-L1-Expression, gebe es bisher gr&ouml;ssere Serien. Insgesamt bestehe ein grosser Bedarf, PIK3CA-mutierten metastasierten Brustkrebs besser zu verstehen, um PI3K- und AKT-Inhibitoren optimal in der Therapielandschaft positionieren zu k&ouml;nnen, betonte sie. In einer von ihr pr&auml;sentierten Analyse wurden Mutationsprofil und klinische Daten von 649 Patientinnen mit metastasiertem Mammakarzinom aus der SAFIR02-Studie ausgewertet. <br />Bei 22 % aller Patienten (n = 143) fand sich eine <em>PIK3CA</em>-Mutation in der Tumorprobe: Dies war bei 29 % (n = 104) der HR<sup>+</sup>/ HER2<sup>&ndash;</sup>-mBC und bei 10 % (n = 27) der Patientinnen mit mTNBC der Fall. Die HR<sup>+</sup>/HER2<sup>&ndash;</sup>-<em>PIK3CA</em>-mutierten Patienten sprachen schlechter auf eine Chemotherapie an und und hatten ein k&uuml;rzeres Gesamt&uuml;berleben, berichtete Mosele. Das mediane OS f&uuml;r Frauen mit <em>PIK3CA</em>-mutiertem HR<sup>+</sup>/HER2<sup>&ndash;</sup>-mBC betrug 19,6 Monate (23,5 Monate <em>PIK3CA</em>-Wildtyp). Diese Daten unterstreichen den Bedarf an neuen Therapien, die diese Patientinnen vor der Chemotherapie erhalten sollten, sagte Mosele. <br />In der Population mit <em>PIK3CA</em>-mutiertem HR<sup>+</sup>/HER2<sup>&ndash;</sup>-metastasiertem Mammakarzinom waren MAP3K1-Mutationen h&auml;ufiger und mit k&uuml;rzerem &Uuml;berleben assoziiert. PIK3CA-Wildtyp-Tumoren zeigten verst&auml;rkt <em>GATA3</em>- oder <em>AKT1</em>-Mutationen. Bei Patienten mit PIK3CA-mutiertem HR<sup>+</sup>/ Her2<sup>&ndash;</sup>-mBC betrug die Rate des 2-Jahres- OS bei Vorliegen von <em>MAP3K1</em>-Mutationen 14,7 % und 45,5 % f&uuml;r Wildtyp. <br />Im Gegensatz dazu zeigten Patientinnen mit tripelnegativem Mammakarzinom und PIK3CA-mutierten Tumoren ein l&auml;ngeres medianes OS von 24,2 Monaten (<em>PIK3CA</em>-Wildtyp 14 Monate). <br />Dies k&ouml;nnte durch die Anreicherung von <em>PIK3CA</em>-Mutationen bei luminalem Ph&auml;notyp erkl&auml;rt werden, der in der metastasierten Situation den Hormonrezeptor eingeb&uuml;&szlig;t habe, so Mosele. <br />Beurteilt wurde auch die Verteilung von <em>PIK3CA</em>-Mutationen bei mTNBC entsprechend der HR-Expression auf dem Prim&auml;rtumor: 6 % der Patienten, deren Prim&auml;rtumor wie auch Metastase tripelnegativ waren, zeigten eine PIK3CA-Mutation, w&auml;hrend 39 % der Patienten mit tripelnegativer Metastase und HR<sup>+</sup>-Primarius eine <em>PIK3CA</em>-Mutation aufwiesen. Nur 25 % der <em>PIK3CA</em>-mutierten mTNBC exprimierten PD-L1, sodass Raum f&uuml;r Untersuchungen zu PI3K- oder AKT-Inhibitoren bei dieser genetischen Situation bleibe, so Mosele.</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: «Best abtracts session» im Rahmen des ESMO Breast Cancer am 3. Mai 2019, Berlin </p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Huober J et al.: Annals of Oncology 2019; 30 (suppl_3): iii34-iii38 <strong>2</strong> Blondeaux E et al.: Annals of Oncology 2019; 30 (suppl_3): iii27-iii33 <strong>3</strong> Guarneri V et al.: Annals of Oncology (2019) 30 (suppl_3): iii72-iii73 <strong>4</strong> Mosele F et al.: Annals of Oncology 2019; 30 (suppl_3): iii47-iii64</p> </div> </p>
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