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Neue Entwicklungen in der Lymphomtherapie

<p class="article-intro">Am diesjährigen ASCO-Kongress wurden auf dem Gebiet der Lymphombehandlung keine neuen Therapiestandards definiert. Schwerpunkte in der Entwicklung neuer Medikamente beruhen auf zielgerichteten Strategien mit z.B. BTK- oder BCL2-Inhibitoren oder neuen Ansätzen der Immuntherapie, hier vornehmlich der zellulären Therapie mit genmodifizierten T-Zellen (CAR-T-Zell-Technologie). Zudem bestätigte sich für das Hodgkin-Lymphom im fortgeschrittenen Stadium eine PET-CT-gesteuerte Therapie zur Reduktion der Toxizität bei erhaltener hoher Heilungsrate.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Rituximab plus Revlimid zeigt auch in der Erstlinientherapie des follikul&auml;ren Lymphoms eine gute Wirkung bei akzeptabler Toxizit&auml;t. Jedoch ist diese Therapie einer R-Chemotherapie in Bezug auf die Wirksamkeit nicht &uuml;berlegen.</li> <li>Rituximab-Bendamustin plus das Immuntoxin Polatuzumab Vedotin kann bei Patienten mit r/r DLBCL-Erkrankung in mehr als 50 % aller F&auml;lle ein Ansprechen erreichen und sowohl PFS als auch OS verl&auml;ngern.</li> <li>PET2 best&auml;tigt sich als wichtiger prognostischer Marker in der Behandlung von HL-Patienten mit fortgeschrittener Erkrankung. Zudem kann PET2 zur Anpassung der Therapieintensit&auml;t verwendet werden.</li> <li>Umprogrammierte T-Zellen (CAR-T-Zellen) sind ein hoffnungsvoller Ansatz in der Behandlung des rezidivierten bzw. refrakt&auml;ren DLBCL.</li> </ul> </div> <h2>Therapie indolenter Lymphome</h2> <p>Mit Spannung erwartet wurden die Daten der RELEVANCE-Studie zur Erstlinientherapie des follikul&auml;ren Lymphoms (FL).<sup>1</sup> Diese gro&szlig;e, prospektiv randomisierte, multizentrische Phase-III-Studie stellte die Frage, ob eine Chemotherapie-freie Kombination aus Rituximab plus Revlimid (R<sup>2</sup>) einer Rituximab-Chemotherapie(RChemo)- Kombination &uuml;berlegen ist. Die Autoren hofften, damit einen neuen Standard bei Therapie-naiven Patienten setzen zu k&ouml;nnen.<br /> Pro Studienarm wurden mehr als 500 Patienten eingeschlossen. Die R-Chemotherapie bestand entweder aus R-CHOP, R-Bendamustin (R-Benda) oder R-CVP. Es war den Zentren &uuml;berlassen, die jeweils pr&auml;ferenzierte R-Chemo-Kombination frei zu w&auml;hlen und 72 % aller Patienten erhielten R-CHOP. Die Induktionstherapie erfolgte &uuml;ber sechs Monate, wobei im Kombinationsarm R<sup>2</sup> anschlie&szlig;end noch ein Jahr lang weiter mit der R<sup>2</sup>-Kombination, zum Teil aber mit reduzierter Revlimid- Dosis behandelt wurde. In diesem Arm dauerte die anschlie&szlig;ende Erhaltungstherapie mit R-mono 12 Monate. Die R-Erhaltungstherapie im R-Chemotherapiearm wurde nach der sechsmonatigen Chemotherapie auf zwei Jahre festgelegt. Der prim&auml;re Studienendpunkt waren sowohl eine &Uuml;berlegenheit des R<sup>2</sup>-Arms bezogen auf die Ansprechrate (nach 120 Wochen) als auch ein verbessertes progressionsfreies &Uuml;berleben (PFS). Beide Endpunkte konnten nicht erreicht werden, da sowohl die Ansprechrate als auch das PFS nahezu identisch waren.<br /> Damit handelt es sich zwar formal um eine negative Studie, die Daten zeigen aber mit einem 3-Jahres-PFS von 77 % f&uuml;r R<sup>2</sup> und 78 % unter R-Chemo, dass die Chemotherapie- freie Kombination der Chemotherapie- haltigen bei insgesamt weniger Nebenwirkungen ebenb&uuml;rtig sein k&ouml;nnte. F&uuml;r eine Zulassung werden die Daten nicht reichen, stellen aber eine m&ouml;gliche Alternative f&uuml;r Patienten mit Kontraindikation f&uuml;r eine R-Chemotherapie in der Erstlinientherapie des FL dar.</p> <h2>Therapie aggressiver Lymphome</h2> <p>In der Behandlung des aggressiven BZell- Lymphoms und hier insbesondere des am h&auml;ufigsten vorkommenden diffusgro&szlig;zelligen B-Zell-Lymphoms (DLBCL) hat es gerade f&uuml;r Patienten mit rezidivierter oder refrakt&auml;rer (r/r) Erkrankung und fehlender Option f&uuml;r eine Dosisintensivierung mit Stammzelltransplantation leider keine therapeutischen Fortschritte in den letzten Jahren gegeben. Es ist bekannt, dass bei Versagen oder fehlender Wirksamkeit einer Prim&auml;rtherapie die Prognose dieses Patientenkollektivs sehr schlecht ist und das mittlere PFS in der Regel nur wenige Monate betr&auml;gt. Deshalb ist die pr&auml;sentierte Phase-II-Studie<sup>2</sup> bestehend aus der Kombination von R-Benda mit dem Immuntoxin Polatuzumab Vedotin (PV) im experimentellen Arm von gro&szlig;em Interesse.<br /> 80 Patienten mit r/r DLBCL wurden gleichm&auml;&szlig;ig auf die beiden Behandlungsarme (R-Benda als Standardarm) verteilt. Durch die Hinzunahme von PV zeigten sich eine signifikante Steigerung der Gesamtansprechrate (ORR) auf 70 % und eine CR-Rate von 58 % . Das verbesserte Ansprechen &uuml;bertrug sich auch auf das PFS mit einer Verl&auml;ngerung im experimentellen Arm auf knapp 7 Monate im Vergleich zu 2 Monaten im Standardarm. Erfreulicherweise zeigte sich zudem das Gesamt&uuml;berleben (OS) mit 11,8 im experimentellen Arm im Vergleich zu 4,7 Monaten im Standardarm &uuml;berlegen. Die Vertr&auml;glichkeit der gesamten Therapie war akzeptabel.<br /> Damit stellt PV mit R-Benda erstmalig eine neue Therapiealternative bei Patienten mit r/r DLBCL mit signifikant verl&auml;ngertem OS dar. Es ist zu hoffen, dass es bald zu einer Zulassung und damit auch zur raschen Verf&uuml;gbarkeit kommen wird.</p> <h2>Therapie des Hodgkin-Lymphoms</h2> <p>In der Behandlung von Patienten mit fortgeschrittenem Hodgkin-Lymphom (HL) stellt sich zunehmend weniger die Frage, wie die Therapieeffektivit&auml;t verbessert werden kann, sondern vornehmlich tritt in den Vordergrund, wie bei Beibehaltung der hohen Wirksamkeit eine bessere Vertr&auml;glichkeit erzielt werden kann. Patienten mit fortgeschrittener HL-Erkrankung im Alter von unter 65 Jahren haben eine exzellente Prognose und k&ouml;nnen mit Polychemotherapie zu &uuml;ber 90 % geheilt werden. Die Qualit&auml;t des Ansprechens l&auml;sst sich fr&uuml;hzeitig durch den Einsatz eines PET-CT nach zwei Zyklen (PET2) absch&auml;tzen. Patienten mit zu diesem Zeitpunkt noch PET-positiver Erkrankung haben eine schlechtere Prognose. Beginnt man die Therapie mit dem weniger intensiven ABVD-Schema, so sollte dann bei PET-Positivit&auml;t auf das intensivere BEACOPPesc- Regime gewechselt werden. Beginnt man jedoch mit dem intensiveren BEACOPPesc-Regime, so kann gem&auml;&szlig; den Daten der deutschen HL-Studiengruppe bei PET2-Negativit&auml;t die Gesamtzyklenzahl von sechs auf vier reduziert und damit bei gleichbleibender Wirksamkeit Toxizit&auml;t gespart werden.<br /> Die franz&ouml;sische Studiengruppe hat nun die Daten der AHL2011-LYSA-Studie in finaler Form vorgestellt.<sup>3</sup> In dieser prospektiv randomisierten, multizentrischen Phase-III-Studie mit mehr als 800 HL-Patienten mit fortgeschrittener Erkrankung haben alle Patienten nach zwei Zyklen BEACOPPesc eine PET2-Untersuchung erhalten. Im experimentellen Arm wurde dann bei PET2-Negativit&auml;t (gem&auml;&szlig; Studie bei 84 % aller Patienten) auf vier Zyklen ABVD deeskaliert. Erfreulicherweise zeigte sich statistisch keine Beeintr&auml;chtigung des 4-Jahres-OS (96,9 % im Standardarm und 97,1 % im experimentellen Arm). Zudem kam es im experimentellen Arm mit der Reduktion der Chemotherapieintensit&auml;t zu einer Abnahme der Therapie-bedingten Nebenwirkungen.<br /> Damit hat sich PET2 erneut als diskriminierender Faktor f&uuml;r eine Therapieanpassung best&auml;tigt und erlaubt unseren HL-Patienten, eine effektive Therapie mit reduzierter Toxizit&auml;t zu erhalten.</p> <h2>Immuntherapie mit genmodifizierten T-Zellen (CAR-T-Zellen)</h2> <p>Man kann heutzutage kaum einen Artikel &uuml;ber Lymphome ohne Erw&auml;hnung neuer CAR-T-Zell-Daten beenden. Vorgestellt wurde eine Aktualisierung der TRANSCEND-NHL-001-Studie (Lisocabtagene maraleucel [liso-cel; JCAR017]) bei Patienten mit r/r aggressivem Lymphom.<sup>4</sup> Von den 114 eingeschlossenen Patienten konnten 102 bzgl. Effektivit&auml;t analysiert werden. Es best&auml;tigt sich erneut, dass die hohen logistischen Anforderungen f&uuml;r diese Therapie etabliert sind (99 % Produktverf&uuml;gbarkeit). Zudem war es erfreulich zu sehen, dass Nebenwirkungen wie das &bdquo;cytokine release syndrome&ldquo; (CRS) zwar in 35 % aller Patienten auftrat, aber nur ein Patient eine Grad-3&ndash;4-Reaktion entwickelte. &Auml;hnlich verhielt es sich mit den neurologischen Nebenwirkungen (13 % Grad-3&ndash;4-Reaktionen). Die ORR betrug 75 % mit einer CRRate von 55 % . Es best&auml;tigte sich erneut, dass Patienten, die nach drei respektive sechs Monaten eine CR erreicht hatten, diese in der Regel auch lange halten k&ouml;nnen (93 % f&uuml;r 6-Monats-CR).</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Fowler NH et al.: RELEVANCE: phase III randomized study of lenalidomide plus rituximab (R) versus chemotherapy plus rituximab, followed by rituximab maintenance, in patients with previously untreated follicular lymphoma. ASCO 2018, Abstract #7500 <strong>2</strong> Sehn LH et al.: Randomized phase 2 trial of polatuzumab vedotin (pola) with bendamustine and rituximab (BR) in relapsed/refractory (r/r) FL and DLBCL. ASCO 2018, Abstract #7507 <strong>3</strong> Casasnovas O et al.: Randomized phase III study comparing an early PET driven treatment de-escalation to a not PET-monitored strategy in patients with advanced stages Hodgkin lymphoma: final analysis of the AHL2011 LYSA study. ASCO 2018, Abstract #7503 <strong>4</strong> Abramson JS et al.: Updated safety and long term clinical outcomes in TRANSCEND NHL 001, pivotal trial of lisocabtagene maraleucel (JCAR017) in R/R aggressive NHL. ASCO 2018, Abstract #7505</p> </div> </p>
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