
©
Getty Images/iStockphoto
Nebenwirkungen zielgerichteter Therapie beim Mammakarzinom
Jatros
Autor:
Univ.-Prof. Dr. Edgar Petru
Klinische Abteilung für Gynäkologie<br> Univ.-Klinik für Frauenheilkunde<br> Medizinische Universität Graz<br> E-Mail: edgar.petru@medunigraz.at
30
Min. Lesezeit
14.07.2016
Weiterempfehlen
<p class="article-intro">Brustkrebs ist nicht gleich Brustkrebs. In der Vergangenheit wurden die meisten Brustkrebspatientinnen mit der gleichen Chemotherapie behandelt. Durch die immer genauere feingewebliche, immunhistochemische und genetische Charakterisierung des Tumors können heute ganz bestimmte Muster von Tumoren, die auf eine bestimmte Behandlungsart besonders ansprechen (sollten), identifiziert werden. Dadurch ist es möglich, Tumoren mit einer auf sie spezifisch zugeschnittenen Therapie wirksamer zu bekämpfen.</p>
<p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Key Points</h2> <ul> <li>Zusätzlich zur klassischen Antihormontherapie mit Tamoxifen, Aromatasehemmern oder Fulvestrant wird bei Resistenzentwicklung gegen diese heute vermehrt der m-TOR-Hemmer Everolimus in Kombination mit dem steroidalen Aromatasehemmer Exemestan eingesetzt.</li> <li>Diese Kombinationsbehandlung kann zu einer Mundschleimhautentzündung und Hautjucken bzw. einem Hautexanthem sowie einer nicht infektiösen Pneumonitis führen.</li> <li>Während der Therapie mit Bevacizumab ist die Entwicklung von Bluthochdruck möglich.</li> <li>Bei einer Behandlung mit PARP-Inhibitoren können Nebenwirkungen wie Anämie, Fatigue und Durchfall sowie Übelkeit auftreten.</li> </ul> </div> <p>Antihormonell wirksame Substanzen werden seit Jahrzehnten erfolgreich gegen den hormonabhängigen Brustkrebs eingesetzt. Zusätzlich zur klassischen Antihormontherapie mit Tamoxifen, Aromatasehemmern oder Fulvestrant wird bei Resistenzentwicklung gegen diese heute zunehmend der m-TOR-Hemmer Everolimus in Kombination mit dem steroidalen Aromatasehemmer Exemestan eingesetzt. Bei dieser Kombinationsbehandlung sind jedoch v.a. das Auftreten von Mundschleimhautentzündung und Hautjucken bzw. Haut­exanthem möglich. Noch nach Monaten kann es auch zu einer nicht infektiösen Pneumonitis kommen.<br /> Neuentwicklungen beim hormonsensitiven Mammakarzinom stellen v.a. Cyclin-abhängige Kinasen (CDK-4/6-Inhibitoren) dar, die in Kombination mit Aromatasehemmern beim hormonrezeptorpositiven Mammakarzinom eingesetzt werden. Als Nebenwirkungen werden v.a. Neutropenie, Fatigue und Durchfall beobachtet. Allerdings führt die Neutropenie bei diesen Substanzen nur selten zu Fieber und Infektionen.<br /> Auch Inhibitoren der Phosphoinositid-3-Kinasen (PI3K) befinden sich derzeit in klinischen Prüfungen. Sie weisen aber u.U. auch relevante zentrale Nebenwirkungen auf. In erster Linie werden Depressionen beobachtet.</p> <h2>Bevacizumab</h2> <p>Relativ unspezifisch wirkt der Antikörper Bevacizumab, welcher zusätzlich zur Chemotherapie gezielt gegen die Gefäßneubildung im Tumor angewendet wird. Bei den hormonrezeptornegativen und HER2-neu-negativen Tumoren und auch bei anderen mit besonders aggressivem biologischem Verhalten stellt diese Therapieform einen wichtigen Rettungsanker dar. In diesen Fällen ist während der Therapie die Entwicklung eines Bluthochdrucks möglich. Angiotensin-Converting-Enzym-Inhibitoren wie Ramipril oder Enalapril werden ab Blutdruckwerten >140/90 eingesetzt. Bei Nebenwirkungen der ACE-Hemmer, wie z.B. Reizhusten, können Sartane angewendet werden. Amlodipin (z.B. mittags verabreicht) kann gut mit ACE-Hemmern oder Sartanen kombiniert werden. Selten treten Hochdruckkrisen auf. In diesen Fällen ist die Gabe eines Nitrolingual-Sprays (2 Hübe à 0,4mg) und bei Therapieresistenz die i.v. Bolusgabe von Urapidil in der Dosierung von 25mg indiziert. Fistelbildungen, Darmperforationen oder Blutungskomplikationen sind nicht zu erwarten.</p> <h2>PARP-Inhibitoren</h2> <p>PARP(Poly-ADP-Ribose-Polymerase)-Inhibitoren werden bei BRCA-mutierten Tumoren, die typischerweise auch tripelnegativ sind, derzeit noch innerhalb von Studien eingesetzt. BRCA-mutierte Tumoren weisen eine Störung der homologen Rekombination der DNA-Reparatur auf und sprechen insbesondere auf diese zielgerichtete Therapie an. Letztere kann Anämie, Fatigue und Durchfall sowie seltener Übelkeit bewirken.</p> <h2>Konklusion</h2> <p>Auch wenn einige der oben genannten zielgerichteten Therapien vorläufig noch nicht im Klinikalltag eingesetzt werden, zeigen sie uns, wohin die Zukunft in der Brustkrebstherapie führen wird: zu noch spezifischeren Therapien bei ganz spezifischen Subtypen des Mammakarzinoms. Kenntnisse über das Vorkommen und Management von spezifischen Nebenwirkungen dieser Therapien sind jedoch essenziell.</p></p>
<p class="article-footer">
<a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a>
<div class="collapse" id="collapseLiteratur">
<p>Literatur beim Verfasser</p>
</div>
</p>