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Linearbeschleuniger-basierte 3D-Bestrahlungsplanung

<p class="article-intro">Unter der dreidimensional(3D)-konformalen Strahlentherapie versteht man eine präzise, computergestützte Planung der Strahlentherapie. Für die Bestrahlungsplanung wird in der Regel eine Computertomografie (BPL-CT) und/oder Kernspintomografie (MRT) durchgeführt. In manchen Körperregionen sind CT und MRT zur Eingrenzung des Tumors nicht ausreichend, sodass weitere bildgebende Verfahren wie die nuklearmedizinische PETUntersuchung (Positronen-Emissions-Tomografie) zusätzlich veranlasst werden müssen, um die Tumorregion besonders gut sichtbar zu machen.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Die 3D-konformale Strahlentherapie ist eine pr&auml;zise, computergest&uuml;tzte Planung der Strahlentherapie.</li> <li>Die VMAT/Rapid-Arc-Bestrahlung ist eine Weiterf&uuml;hrung der IMRT-Technik (intensit&auml;tsmodulierte Strahlentherapie) und bedient sich einer speziellen Software, sodass eine Strahlentherapie achtmal schneller als mit der herk&ouml;mmlichen IMRTTechnik appliziert werden kann.</li> <li>Stereotaxie ist eine kleinvolumige Bestrahlung, die mit h&ouml;chster Pr&auml;zision mit sehr hohen Bestrahlungsdosen am Tumor unter weitgehender Schonung der Risikoorgane erfolgt.</li> </ul> </div> <h2>3D-konformale Strahlentherapie</h2> <p>Mithilfe dieser Bilder legt der behandelnde Strahlentherapeut dann das sogenannte Zielvolumen fest. Das Zielvolumen ist die Region im Inneren des Patienten, die mittels Strahlentherapie behandelt werden soll. Ebenso kennzeichnet der Strahlentherapeut die Regionen im K&ouml;rper, die auf keinen Fall durch die Bestrahlung belastet werden sollen, die sogenannten Risikoorgane (OARs). Somit entsteht eine 3D-Darstellung des Zielvolumens und der Risikoorgane; diese Festlegung der Zielregion und der OARs erfolgt individuell f&uuml;r jeden Patienten.<br /> Danach erfolgen mit einer Planungssoftware eine Bestrahlungsplanung und eine optimale Berechnung der Dosisverteilung: die Anzahl der Bestrahlungsfelder; die Einstrahlrichtungen und die Form der Bestrahlungsfelder. Dies geschieht durch einen Physiker, einen Arzt oder Radiologietechnologen aus der Strahlenklinik, der das dreidimensionale Modell des Patienten zur Optimierung der Strahlentherapie und Dosisberechnung verwendet. Dabei wird die zu behandelnde K&ouml;rperregion (Zielvolumen) in den &Uuml;berschneidungsbereich der Achsen mehrerer Strahlen platziert. Die Strahlen wirken aus unterschiedlichen Richtungen auf den Zielbereich ein und treffen sich im Schnittpunkt (Isozentrum). Durch individuelle Ausblendungen der jeweiligen Strahlenfelder, entweder durch geformte Bleiblenden oder Einfahren von kleinen Blenden (Multi-Leaf-Kollimator, MLC), wird der Strahl der Zielkontur angepasst. Um unterschiedliche Gewebedicken auszugleichen, k&ouml;nnen sogenannte Keilfilter zus&auml;tzlich in das Bestrahlungsfeld eingebracht werden.<br /> Letztlich ist es das Ziel, den Tumor vollst&auml;ndig mit der Bestrahlung zu erfassen und dabei das gesunde Gewebe bestm&ouml;glich zu schonen. Je nach Bestrahlungskonzept werden individuell geformte Bestrahlungsfelder berechnet, die durch einen Linearbeschleuniger aus verschiedenen Richtungen appliziert werden. Ein Bestrahlungsfeld wird durch sogenannte Kollimatoren begrenzt. Am Linearbeschleuniger werden Photonen (ultraharte X-Strahlung) mit Energien von 4&ndash;20MV oder Elektronen f&uuml;r die Oberfl&auml;chenbestrahlung mit 4&ndash;20MeV eingesetzt. Es gibt die M&ouml;glichkeit, konventionell fraktioniert, hypofraktioniert, hyperfraktioniert und/oder akzeleriert zu bestrahlen.<br /> Eine Zunahme an &auml;lteren Patienten mit oft kleinen Tumoren ist in den n&auml;chsten Jahren zu erwarten. Diese Patienten leiden oft unter so starken Komorbidit&auml;ten, dass ein ansteigendes Risiko f&uuml;r Operationen, vergesellschaftet mit h&ouml;herer Morbidit&auml;t und Mortalit&auml;t, vorliegt. F&uuml;r diese Patienten sind Behandlungsregime, die ein rasches Ansprechen, eine kurze Behandlungszeit und milde Toxizit&auml;ten bewirken, einzusetzen. Akzelerierte kleinvolumige Bestrahlungstechniken stellen eine effektive, sichere und nebenwirkungsarme Behandlungsmethode bei &auml;lteren Krebspatienten dar.<br /> Hauptindikationen der Strahlentherapie nach Entit&auml;ten geordnet sind: Kopfund Hals-Tumoren, Mammakarzinom, Prostatakarzinom, Lungenkarzinome, gastrointestinale Tumoren (&Ouml;sophagus-, Rektum-, Anal- und Pankreaskarzinom), urogenitale Tumoren (Blasen-, Penis-, Vulvakarzinom), gyn&auml;kologische Tumoren (Zervixkarzinom und Uterus-corpus-Karzinom), Lymphome, Glioblastome, kindliche Tumoren, Sarkome, Melanome und seltene Tumoren (z.B. Merkelzellkarzinom, Thymom usw.). Die Indikation zur Strahlentherapie wird interdisziplin&auml;r in Tumorboards individuell f&uuml;r jeden Patienten gestellt.<br /> Die 3D-konformale Bestrahlungstechnik ist weiterhin ein Standardverfahren in der externen Strahlentherapie.</p> <h2>Pr&auml;zisions-Radioonkologie</h2> <p><strong>1) VMAT &ndash; Volumetric Modulated Arc-Therapy</strong><br /> Moderne Linearbeschleuniger der letzten Generation verf&uuml;gen &uuml;ber hochkonformale Bestrahlungstechniken, die es erlauben, auch irregul&auml;re Tumorgebiete zu bestrahlen. Damit k&ouml;nnen Hochpr&auml;zisionsbestrahlungen mittels VMAT-Technik (Volumetric Modulated Arc-Therapy) im Routinebetrieb in allen Bereichen der K&ouml;rperregionen eingesetzt werden. Diese spezielle Bestrahlungstechnik kann Tumorzellen zerst&ouml;ren, ohne die benachbarten gesunden Organe zu sch&auml;digen.<br /> Die VMAT/Rapid-Arc-Bestrahlung ist eine Weiterf&uuml;hrung der IMRT-Technik (intensit&auml;tsmodulierte Strahlentherapie) und bedient sich einer speziellen Software, sodass eine Strahlentherapie achtmal schneller als mit der herk&ouml;mmlichen IMRT-Technik appliziert werden kann (Abb. 1). VMAT/Rapid-Arc kann mit einer Rotation um den Patienten homogene Dosen im gesamten Tumorvolumen erzeugen, sodass die Liegezeit f&uuml;r diese Hochpr&auml;zisionsbestrahlung etwa 2 Minuten betr&auml;gt. Die genaue Strahlenapplikation durch Ausschaltung der st&ouml;renden intrafraktionellen Organ- oder Patientenbewegungen ist vor allem bei Bestrahlungen in Regionen mit deutlicher Organbewegung ein wesentlicher Faktor. Bei Tumoren, die durch die Atmung eine starke Bewegung zeigen (z.B. Lungentumoren), kann durch eine Bestrahlungsplanung mittels 4D-CTs und durch die Bestrahlung in bestimmten Atemphasen eine genau gezielte Bestrahlungsapplikation trotz Atembewegung erfolgen. Dies wird vor allem zur Herz- und Lungenschonung eingesetzt. So k&ouml;nnen bei allen Patienten mit linksseitigem Mammakarzinom durch die Bestrahlung in tiefer Inspiration (DIBH; &bdquo;deep inspiration breath-hold&ldquo;) Herz und linke Lunge maximal geschont werden. Die Linearbeschleuniger verf&uuml;gen selbst &uuml;ber integrierte Computertomografie- Ger&auml;te und erm&ouml;glichen ein OBI (&bdquo;onboard imaging&ldquo;) vor jeder Therapie. Die angefertigten Computertomografien k&ouml;nnen mit der Bestrahlungsplanungs-Computertomografie &uuml;berlagert und angepasst werden. Hierf&uuml;r verf&uuml;gen moderne Bestrahlungsger&auml;te &uuml;ber einen speziellen Bestrahlungstisch, der durch 6 Freiheitsgrade in der Bewegung eine genaue Anpassung des Patienten erm&ouml;glicht. Durch ein zus&auml;tzliches Oberfl&auml;chenlaserscan-System (z.B. Catalyst-System) ist ein Realtime-Patienten- Tracking (vor jeder Bestrahlung genaue Positionierung des Patienten f&uuml;r die Bestrahlung) m&ouml;glich.<br /><br /> <strong>2) Stereotaxie</strong><br /> Zur maximalen Schonung gesunder Umgebungsorgane kann bei sehr kleinen Tumoren eine sogenannte stereotaktische Bestrahlung (Hochpr&auml;zisionsbestrahlung) ohne vorhergehende Rahmenanpassung durchgef&uuml;hrt werden (Abb. 2). Diese kleinvolumige Bestrahlung erfolgt mit h&ouml;chster Genauigkeit mit sehr hohen Bestrahlungsdosen am Tumor unter bestm&ouml;glicher Schonung der Nachbarorgane. Dies verk&uuml;rzt die Gesamtbehandlungszeit erheblich. Verabreicht wird die gesamte Bestrahlungsdosis in einer bis mehreren Sitzungen je nach umgebenden Risikoorganen. Dadurch kann nicht nur die gesamte Bestrahlungszeit von Wochen auf Tage verk&uuml;rzt werden, sondern auch eine biologisch wirkungsvollere Gesamtdosis appliziert werden. W&auml;hrend am Gammaknife nur L&auml;sionen innerhalb des Sch&auml;dels behandelt werden k&ouml;nnen, bietet der Linearbeschleuniger einerseits eine Ganzk&ouml;rperapplikationsm&ouml;glichkeit (z.B. RS: Gehirn, SABR: Lunge, Spine, Leber, Prostata) und andererseits eine Bestrahlung ohne angepassten Rahmen (&bdquo;frameless&ldquo;). Somit verf&uuml;gt jede moderne Radioonkologie &uuml;ber die allerneuesten, international &uuml;blichen Bestrahlungstechniken und -m&ouml;glichkeiten.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Onko_1703_Weblinks_s83_abb1_2.jpg" alt="" width="1419" height="1692" /></p></p>
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