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Langzeitergebnisse zur Immuncheckpoint-Blockade

<p class="article-intro">Die Immuncheckpoint-Blockade hat sich erstmals bei Melanomen als sehr effektiv erwiesen und die Prognose betroffener Patienten langfristig erheblich verbessert. Jetzt werden Checkpoint-Blocker auch beim kutanen Plattenepithelkarzinom erfolgreich geprüft.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Plattenepithelkarzinome der Haut (&bdquo;cutaneous squamous cell carcinoma&ldquo;; CSCC) z&auml;hlen in den USA zu den zweith&auml;ufigsten Hauttumoren. Die Prognose ist &uuml;blicherweise g&uuml;nstig: Das CSCC ist zu &gt;95 % mittels Operation kurativ zu behandeln. Problematisch sind allerdings die inoperablen fortgeschrittenen Tumoren, informierte Prof. Dr. Kyrialios Papadopoulos, San Antonio. F&uuml;r diesen kleinen Prozentsatz von Patienten gibt es bislang keinen Therapiestandard. Mit der konventionellen Chemotherapie k&ouml;nnen zwar Remissionen induziert werden; sie wird von den meist &auml;lteren Patienten jedoch in der Regel nur schlecht vertragen. Vielversprechend erscheint aber eine Checkpoint-Blockade, da CSCC zu den Tumoren mit den h&ouml;chsten Mutationsraten geh&ouml;ren und Hochrisikopatienten eine starke PD-L1-Expression aufweisen. &bdquo;Das CSCC ist ein perfekter Kandidat f&uuml;r die gegen PD-1 gerichtete Checkpoint-Blockade&ldquo;, best&auml;tigte auch Diskutant Prof. Dr. Alexander Menzies, Sydney. <br />In einer Phase-I-Studie bei 26 meist &auml;lteren Patienten mit fortgeschrittenem oder metastasiertem CSCC hat der vollhumane PD-1-Antik&ouml;rper REGN2810 bei guter Vertr&auml;glichkeit eine hohe Effektivit&auml;t gezeigt.<sup>1</sup> Die Teilnehmer waren median 73 Jahre alt und zu 81 % m&auml;nnlich. Die Tumoren waren &uuml;berwiegend im Hals- und Gesichtsbereich (69 % ) oder auf den Extremit&auml;ten (19 % ) lokalisiert. Gut die H&auml;lfte der Patienten war systemisch vorbehandelt, drei Viertel waren bereits bestrahlt worden.</p> <h2>Fast jeder zweite Patient spricht an</h2> <p>Nach einem Follow-up von median 7 Monaten hatten 46,2 % der Patienten auf REGN2810 angesprochen. &bdquo;Zwei Patienten haben mit einer best&auml;tigten kompletten Remission (CR) angesprochen&ldquo;, berichtete Papadopoulos. Die Rate partieller Remissionen (PR) lag in der metastasierten Situation bei 60 % , bei den Patienten mit lokal fortgeschrittenen Karzinomen bei 25 % . Die Tumorkontrollrate belief sich auf 69,2 % . Remissionen traten &uuml;blicherweise schnell ein, waren tief und hielten langfristig &ndash; teilweise &uuml;ber mehr als 40 Wochen &ndash; an. Die Wirksamkeit des Antik&ouml;rpers war unabh&auml;ngig vom PD-L1-Status: Auch drei der vier Patienten mit einer Expression &lt;1 % sprachen mit einer Remission oder Stabilisierung an. Zudem wurde der Antik&ouml;rper von den &uuml;berwiegend &auml;lteren Patienten gut vertragen. Derzeit l&auml;uft bereits eine zulassungsrelevante internationale Phase-II-Studie (NCT02760498) bei Patienten mit inoperablem fortgeschrittenem oder metastasiertem CSCC (Abb. 1). <br />Aus der Phase-III-Studie KEYNOTE-006 liegen mittlerweile vielversprechende Langzeitdaten zu Pembrolizumab &uuml;ber 34 Monate bei Ipilimumab-naiven Patienten mit fortgeschrittenem Melanom vor.<sup>2</sup> Es handelt sich damit um die reifsten Phase-III-Daten zur PD-1-Blockade beim Melanom. Zudem gibt es erstmals Erfahrungen in Bezug auf das Outcome der Patienten nach Ende der protokollarisch vorgesehenen zweij&auml;hrigen Therapie. Die 834 Teilnehmer mit inoperablem Tumor (Stadium III/IV) und maximal einer Vortherapie (35 % ) waren zu Pembrolizumab in zwei Dosierungen (10mg/kg alle 2 oder alle 3 Wochen) oder zu Ipilimumab randomisiert worden.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Onko_1705_Weblinks_s74.jpg" alt="" width="1458" height="849" /></p> <h2>Pembrolizumab: anhaltender Effekt nach Behandlungsende</h2> <p>Bereits in der ersten Analyse erwies sich Pembrolizumab als effektiver und besser vertr&auml;glich als Ipilimumab, berichtete Prof. Dr. Caroline Robert, Villejuif. Die &Uuml;berlegenheit blieb auch w&auml;hrend des mittlerweile 34-monatigen Follow-ups erhalten, wie das Update mit gepoolter Auswertung beider Pembrolizumab-Arme zeigt: Das progressionsfreie &Uuml;berleben (PFS) wurde ebenso wie die 33-Monats-PFS-Rate durch den PD-1-Inhibitor im Vergleich zu Ipilimumab mehr als verdoppelt (8,3 vs. 3,3 Monate bzw. 31 % vs. 14 % ). Auch beim Gesamt&uuml;berleben (OS) zeigte sich erneut ein deutlicher Vorteil f&uuml;r Pembrolizumab: Der Median liegt bei 32,3 % Monaten versus 15,9 f&uuml;r Ipilimumab, die 32-Monats-OS-Raten bei 50 % bzw. 39 % . Die mediane Remissionsdauer ist bei beiden Therapien noch nicht erreicht. Doch sind anhaltende Remissionen mit einer Rate von 71 % unter Pembrolizumab h&auml;ufiger als unter Ipilimumab (65 % ). <br />19 % der Patienten (n=104) haben die zweij&auml;hrige Pembrolizumab-Therapie mittlerweile beendet, berichtete Robert. Bei 23 der 24 Patienten in CR und bei 64 der 68 Patienten in PR halten die Remissionen auch nach Absetzen weiter an; keiner der Responder ist bislang gestorben. &bdquo;Median 9,7 Monate nach Therapieende sind 98 % der Patienten noch am Leben, 91 % sind nicht progredient&ldquo;, betonte Robert. Die Daten st&uuml;tzen nach ihren Worten den Einsatz von Pembrolizumab als Therapiestandard beim fortgeschrittenen Melanom. Aufgrund dieser und weiterer Ergebnisse h&auml;lt Menzies ein Absetzen von PD-1-Blockern aufgrund der anhaltenden Wirksamkeit f&uuml;r gerechtfertigt. Allerdings sei bislang unklar, ob eine erneute Therapie bei Patienten mit sp&auml;terem Rezidiv wiederum effektiv sei.</p> <h2>Immuntherapie l&auml;sst Hirnmetastasen schrumpfen</h2> <p>Etwa ein Viertel aller Patienten mit einem Melanom im Stadium IV hat ZNS-Metastasen; gem&auml;&szlig; Autopsiedaten kann die Rate sogar bis zu 70 % betragen. Die bislang eingesetzten Ma&szlig;nahmen &ndash; Operation, stereotaktische Bestrahlung oder Ganzhirnbestrahlung &ndash; beeinflussen weder das &Uuml;berleben noch die extrakranielle Erkrankung. &bdquo;Hirnmetastasen weisen auf eine ung&uuml;nstige Prognose und ein kurzes &Uuml;berleben von median nur etwa f&uuml;nf Monaten hin&ldquo;, erinnerte Prof. Dr. Hussein Tawbi, Houston. Seit Kurzem liegen jedoch positive Daten f&uuml;r systemische Ans&auml;tze wie die gegen BRAF gerichtete Therapie und die Checkpoint-Blockade vor. <br />Tawbi stellte Ergebnisse der Phase-II-Studie CheckMate 204 an 75 Melanompatienten mit ZNS-Metastasen vor, die seit median 9,2 Monaten nachbeobachtet werden.<sup>3</sup> Sie erhielten zun&auml;chst eine Induktionstherapie mit der Kombination Nivolumab/Ipilimumab (Nivo/Ipi), danach Nivolumab allein zur Erhaltung. Etwa jeder zweite Patient (55 % ) sprach auf die Immuntherapie mit einer best&auml;tigten intrakraniellen Remission an; 21 % der Patienten erreichten eine CR. Extrakraniell liegt die Responserate bei 49 % . Die Tumorkontrollraten betragen 60 % bzw. 52 % . Die Zeit bis zum intrakraniellen Ansprechen ist mit 2,8 Monaten kurz, die mediane Remissionsdauer ist noch nicht erreicht. 38 der 41 Responder waren zum Zeitpunkt der Auswertung noch in Remission. &bdquo;Etliche Patienten sprechen schon &uuml;ber ein Jahr, mehr als die H&auml;lfte mindestens sechs Monate lang an&ldquo;, berichtete Tawbi. <br />Die 6-Monats-Rate f&uuml;r das &Uuml;berleben ohne intrakraniellen Progress liegt bei 67 % . Vielversprechend ist auch die Tatsache, dass sich die Ereigniskurve nach etwa neun Monaten auf einem Plateau stabilisiert. Sowohl intra- wie auch extrakraniell ist der Median im PFS noch nicht erreicht. Tawbi bewertete die Wirksamkeit von Nivo/Ipi beim ins ZNS disseminierten Melanom daher als klinisch relevant, sodass die Kombination eine neue Erstlinienoption in dieser Situation darstellen k&ouml;nnte.</p> <h2>Nivo/Ipi-Kombination aktiver als Monotherapie</h2> <p>Die hohe Aktivit&auml;t von Nivo/Ipi bei Melanompatienten mit Hirnmetastasen wird durch eine Phase-II-Studie der Anti-PD1 Brain Collaboration (ABC) untermauert, die Prof. Dr. Georgina Long, Sydney, vorstellte.<sup>4</sup> Patienten in Kohorte A (n=33) und Kohorte B (n=27) mit asymptomatischen, zuvor nicht lokal behandelten Metastasen erhielten die Nivo/Ipi-Kombination (A) bzw. Nivolumab (B) als Monotherapie, Patienten der Kohorte C (n=16) mit bereits therapierten oder symptomatischen Metastasen erhielten ebenfalls Nivolumab mono.<br />Die intrakranielle Ansprechrate war in Kohorte A mit 42 % am h&ouml;chsten, von diesen Patienten hatten 15 % eine CR. In den Kohorten B und C lag die intrakranielle Ansprechrate bei 20 % (CR: 12 % ) bzw. 6 % . In keiner Kohorte ist bislang die mediane Remissionsdauer erreicht worden. Grunds&auml;tzlich stimmten intra- und extrakranielles Ansprechen laut Long gut &uuml;berein. Das &Uuml;berleben ohne intrakranielle Progression war mit median 4,8 Monaten in Kohorte A am l&auml;ngsten; in B und C lag es bei 2,7 bzw. 2,5 Monaten. Die ABC-Daten machen klar, dass die Aktivit&auml;t der Immuntherapie bei multipel oder bereits mit BRAF- und MEK-Inhibitoren vorbehandelten Patienten eher niedrig ist. Anders bei Melanompatienten mit lokal nicht vortherapierten Hinrmetastasen: Bei diesen zeigt Nivo/Ipi eine vielversprechende Aktivit&auml;t. Long sieht diese Kombination daher ebenfalls als neue Upfront-Therapie f&uuml;r Melanompatienten mit ZNS-Metastasen.</p> <h2>Checkpoint-Blockade plus epigenetische Therapie</h2> <p>Melanompatienten, die gegen&uuml;ber einer Checkpoint-Blockade refrakt&auml;r sind, steht mit der Kombination von Pembrolizumab und dem HDAC-Inhibitor Entinostat eine weitere Therapieoption zur Verf&uuml;gung. Das zeigt die noch laufende Phase-2-Studie ENCORE 601, in der mit dem PD1/HDAC-Regime bei vier von 13 Patienten (31 % ) Remissionen eingeleitet wurden.<sup>5</sup> Bei weiteren vier Patienten wurde eine Tumorstabilisierung erreicht. Im Median sprachen Responder 4,9 Monate lang auf die Kombination an. <br />Laut Studienleiterin Prof. Dr. Melissa Johnson, Nashville, k&ouml;nnen myeloide Suppressorzellen (MSC) zur Resistenz gegen&uuml;ber PD-1-/PD-L1-Inhibitoren f&uuml;hren, da sie die durch T-Zellen vermittelten Immunreaktionen unterdr&uuml;cken. Dieses Ph&auml;nomen k&ouml;nnte durch Entinostat aufgehoben werden, da der HDAC-Inhibitor in pr&auml;klinischen Studien MSC-supprimierende Effekte gezeigt hat.</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: Annual Meeting of the American Society of Clinical Oncology (ASCO), 2.–6. Juni 2017, Chicago </p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Papadopoulos KP et al.: ASCO 2017; Abstr. 9503 <strong>2</strong> Robert C et al.: ASCO 2017; Abstr. 9504 <strong>3</strong> Tawbi HA et al.: ASCO 2017; Abstr. 9507 <strong>4</strong> Long GV et al.: ASCO 2017; Abstr. 9508 <strong>5</strong> Johnson ML et al.: ASCO 2017; Abstr. 9529</p> </div> </p>
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