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Klinisch relevante Fragestellungen werden heiß diskutiert

<p class="article-intro">Anfang 2014 fand zum ersten Mal durch Kooperation von Universimed mit der ABCSG ein Post-SABCS-Meeting statt. Während die Veranstaltung initial als Pilotprojekt angedacht war, hat sie sich inzwischen als „jour fixe“ etabliert, der in diesem Jahr am 13. Jänner bereits zum vierten Mal abgehalten wurde. Wie immer fand im Anschluss an die Vorträge der Rapporteure eine spannende Diskussion zu speziellen Themenschwerpunkten aus den präsentierten Inhalten statt.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>TIL &ndash; Relevanz in der klinischen Praxis?</h2> <p><strong>M. Gnant: W&uuml;rden Sie die Angabe der Dichte der tumorinfiltrierenden Lymphozyten (TIL) im pathologischen Befund f&uuml;r sinnvoll halten? Welche therapeutischen Konsequenzen w&uuml;rde diese Angabe implizieren?<br /><br /> M. Fridrik:</strong> Die Rolle der TIL wurde vor vielen Jahren bei den follikul&auml;ren Lymphomen heftig diskutiert. Mit der Einf&uuml;hrung von Rituximab jedoch war das Thema pl&ouml;tzlich nicht mehr relevant. Bez&uuml;glich der Checkpointinhibitoren (CPI) wissen wir noch nicht, ob TIL wieder an Bedeutung gewinnen.<br /><strong> Z. Bago-Horvath:</strong> Im Tumorboard diskutieren wir manchmal anhand der Biopsie, in welchen F&auml;llen TIL besonders pr&auml;dominant sind, d.h., wir machen erste Einsch&auml;tzungen, wie effektiv eine Immuntherapie sein k&ouml;nnte. Der Anteil an TIL hat aber auch bei uns noch keine therapeutische Konsequenz.<br /><strong> C. Singer:</strong> In Zeiten immer knapper werdender Ressourcen sollten wir vom Pathologen nur etwas fordern, was echte therapeutische Konsequenzen hat, und diese sehe ich jetzt nicht.<br /><strong> M. Gnant:</strong> Wenngleich ich nicht der Meinung bin, dass die CPI bald Einzug in die Therapie von Brustkrebs (BC) finden &ndash; w&auml;ren TIL nicht geeignet, um als Diskriminator f&uuml;r die Auswahl f&uuml;r Studien mit CPI zu fungieren?<br /> <strong>S. Gampenrieder:</strong> F&uuml;r Immuntherapiestudien definitiv. Ich w&uuml;rde die Selektion f&uuml;r Studien mit CPI nicht prim&auml;r auf Patienten beschr&auml;nken, bei denen eine hohe Zahl an TIL vorliegt, aber es muss nachgewiesen werden, ob tats&auml;chlich ein pr&auml;diktiver Wert damit assoziiert ist. Meines Erachtens sind TIL der vielversprechendste Marker f&uuml;r das Ansprechen auf eine Immuntherapie, also noch vielversprechender als die PD-L1-Expression.<br /><br /><strong> Fazit: Gegenw&auml;rtig haben TIL keine Relevanz in der klinischen Praxis.</strong></p> <h2>Stellenwert multigenomischer Assays</h2> <p><strong>M. Gnant: Sehen Sie eine Indikation zum Einsatz multigenomischer Assays beim tripelnegativen (TNBC) und HER2-positiven BC?<br /><br /> F. Fitzal:</strong> Insbesondere bei diesen BCEntit&auml;ten, wo ohnedies eine Chemotherapie (CTx) erforderlich ist, sehe ich den Einsatz von multigenomischen Assays als nicht gerechtfertigt.<br /><br /> Die Frage von Prof. Gnant ans Publikum: &bdquo;Wer von Ihnen verwendet routinem&auml;&szlig;ig grunds&auml;tzlich multigenomische Assays?&ldquo; wurde nur von wenigen Teilnehmern positiv beantwortet.<br /><br /><strong> M. Gnant:</strong> Das sind im internationalen Vergleich noch relativ wenige. Man kann immer wieder nur darauf hinweisen, dass solche Tests nicht als &bdquo;decision maker&ldquo;, sondern als einer von vielen Faktoren betrachtet werden sollten, die in der Abw&auml;gung pro oder kontra CTx oder verl&auml;ngerte adjuvante antihormonelle Therapie eine Zusatzinfo liefern k&ouml;nnen.</p> <h2>Rolle genetischer Assays bei luminalen Tumoren</h2> <p><strong>M. Gnant: Welche prognostische Gensignatur w&uuml;rden Sie im klinischen Alltag bei Patientinnen mit luminalem BC einsetzen?<br /><br /> M. Fitzal:</strong> Ich w&uuml;rde diese Tests als prognostische Hilfestellung verwenden. Wie aus den Pr&auml;sentationen in San Antonio hervorgeht, weisen offenbar der PAM50 und der EndoPredict die beste Validit&auml;t auf: Sie sind bei den luminalen BC besonders aussagekr&auml;ftig, da sie eine hohe Zahl an tumorrelevanten &Ouml;strogenen ber&uuml;cksichtigen.<br /><strong> M. Gnant:</strong> Nicht zuletzt auch durch die zahlreichen &ouml;sterreichischen Beitr&auml;ge zu diesem Thema hat sich herauskristallisiert, dass insbesondere zur Frage der Langzeitprognose, d.h. zwischen 6 und =10 Jahren nach Diagnose, die Zweit- und Drittgenerationsassays den sehr stark auf Proliferation aufbauenden Assays &uuml;berlegen sind. Was ebenfalls relevant ist zu betonen: Die meisten Informationen, die wir gewinnen k&ouml;nnen, sind prognostisch, nur wenige sind pr&auml;diktiv.</p> <h2>Antihormonelle Therapie im neoadjuvanten Setting</h2> <p>In der Studie NSBAP B-521 konnte durch die Addition eines Aromataseinhibitors (AI) zu Trastuzumab + Pertuzumab + CTx bei HR- und HER2-positiven BC-Patientinnen im neoadjuvanten Setting kein signifikanter Benefit hinsichtlich des Erreichens einer pCR erzielt werden.<br /><br /><strong> M. Gnant: Welchen Stellenwert hat die Studie NSABP B-52<sup>1</sup> f&uuml;r unseren klinischen Alltag? Gibt es HR- und HER2-positive Patientinnen, die von einer zus&auml;tzlichen Hormontherapie in der Kombination mit der CTx in der neoadjuvanten Situation profitieren?<br /><br /> G. Steger:</strong> Das ist eine wichtige Frage, die aber leider nicht eindeutig beantwortet werden kann, denn auch in dieser Studie konnte durch die zus&auml;tzliche Gabe einer Hormontherapie nur ein tendenzieller und nicht signifikanter Benefit nachgewiesen werden. Wir kennen auch keinen zus&auml;tzlichen Parameter, der uns helfen k&ouml;nnte, diesbez&uuml;glich eine Entscheidung zu treffen. A priori aufgrund dieser Studie diesen Patientinnen zus&auml;tzlich die antihormonelle Therapie in der neoadjuvanten Situation anzubieten halte ich aus logistischen und finanziellen Gr&uuml;nden f&uuml;r nicht gerechtfertigt.<br /><strong> M. Balic:</strong> Die Daten sind ziemlich klar, daher sehe ich auch keine Indikation f&uuml;r die zus&auml;tzliche Gabe der Hormontherapie. HR-positive Patientinnen erhalten ohnedies nach der Operation eine antihormonelle Therapie.</p> <h2>PERTAIN: Zugabe von Pertuzumab in der adjuvanten Situation</h2> <p>In der noch laufenden Phase-II-Studie PERTAIN (NCT01491737) wird der Zusatz von Pertuzumab zu Trastuzumab + AI vs. Trastuzumab + AI bei Patientinnen mit metastasiertem BC (MBC) im adjuvanten Setting untersucht. Gem&auml;&szlig; den pr&auml;limin&auml;ren Ergebnissen f&uuml;hrt die Zugabe von Pertuzumab zu einer signifikanten Reduktion des Risikos f&uuml;r eine Progression im Ausma&szlig; von 35 % (HR: 0,65; p=0,007). Dieser Benefit zeigte sich auch in der Dauer der Response, die sich auf 27,1 vs. 15,1 Monate belief (p=0,02).<sup>2</sup><br /><br /> <strong>M. Gnant: Beeinflussen die Ergebnisse der PERTAIN-Studie unseren klinischen Alltag?<br /><br /> C. Singer:</strong> Im Gegensatz zur NSABP-Studie, die ich nicht f&uuml;r klinisch relevant halte, ist das schon eine Option f&uuml;r eine Subgruppe von HER2-positiven BCPatientinnen, die nicht &bdquo;chemofit&ldquo; sind, und PERTAIN stellt durchaus diesbez&uuml;glich eine Best&auml;tigungsstudie dar. Somit handelt es sich um eine Strategie, die zwar keinen neuen Standard repr&auml;sentiert, aber unsere M&ouml;glichkeiten erweitert. (Anm.: Die Entscheidung f&uuml;r eine Induktions-CTx vor Initiierung des AI wurde durch den Pr&uuml;farzt evaluiert; in der Studie hatte gut die H&auml;lfte der Patientinnen eine 18&ndash;24 Wochen dauernde CTx mit Docetaxel oder Paclitaxel vor Start der endokrinen Therapie [ET]).<strong><br /> M. Bjelic:</strong> Mit den Ergebnissen dieser Studie haben wir jetzt die Best&auml;tigung daf&uuml;r, dass diese Strategie im klinischen Alltag durchf&uuml;hrbar ist.</p> <h2>Verl&auml;ngerung der endokrinen Therapie</h2> <p>Am SABCS-Meeting 2016 wurden drei Studien zur verl&auml;ngerten ET pr&auml;sentiert: Die Studie DATA<sup>3</sup> zur 3- gegen&uuml;ber der 6-j&auml;hrigen Gabe von Anastrozol nach einer 2- bis 3-j&auml;hrigen Tamoxifen(TAM)- Therapie, die Studie IDEAL<sup>4</sup> zur 2,5- gegen&uuml;ber der 5-j&auml;hrigen Gabe von Letrozol (LET) nach einer 5 Jahre dauernden adjuvanten ET und die Studie NSABP B-42<sup>5</sup> zur 5-j&auml;hrigen Einnahme von LET vs. Placebo nach einer 5 Jahre dauernden ET. In keiner dieser Studien konnte ein Benefit durch die verl&auml;ngerte antihormonelle Therapie nachgewiesen werden.<br /><br /><strong> M. Gnant:</strong> Im Wesentlichen waren alle diese Studien negativ. Der rote Faden, der sich bislang durchzieht, besteht darin, dass offenbar die verl&auml;ngerte adjuvante AI-Therapie nach einer TAM-Einnahme mit guten Hazard- Ratios einhergeht. Hingegen ist die Verl&auml;ngerung der AI-Therapie nach einer erfolgten AI-Einnahme schwer interpretierbar. Die Ergebnisse von zwei Studien zu dieser Thematik sind noch ausst&auml;ndig: jene von SOLE (ABCSG 26: 5-j&auml;hrige kontinuierliche vs. intermittierende Therapie mit LET in den Jahren 1&ndash;4, gefolgt von einer 12-monatigen Einnahme von Letrozol), die evtl. am diesj&auml;hrigen ASCO-Kongress pr&auml;sentiert werden, und jene von SALSA (ABCSG 16; 2- vs. 5-j&auml;hrige Anastrozol-Gabe nach 5 Jahre dauernder ET), die evtl. am SABCS-Meeting 2017 pr&auml;sentiert werden.<br /><br /><strong> Wie wird das im klinischen Alltag gehandhabt?<br /><br /> F. Fitzal:</strong> Ich bin prinzipiell entt&auml;uscht von den am SABCS-Meeting dazu pr&auml;sentierten Daten, da ich immer davon ausgegangen bin: je l&auml;nger, desto besser. Trotzdem &auml;ndern die Ergebnisse meinen klinischen Alltag nicht, da ja sehr wohl gezeigt worden ist, dass die HR-Patientinnen von einer 7- statt einer 5-j&auml;hrigen Therapie profitieren. Ich habe es immer so gehalten, dass ich bei Hochrisikopatientinnen, v.a. bei nodalpositiven Patientinnen, wenn sie keine extremen Complianceprobleme aufgewiesen haben, die antihormonelle Therapie auf 7 Jahre ausgedehnt habe. 7 Jahre sind f&uuml;r mich immer der Cut-off gewesen und aus den Daten geht hervor, dass die Therapie auch nicht l&auml;nger ben&ouml;tigt wird.<br /> <strong>C. Singer:</strong> Ich glaube, es handelt sich hierbei um einer sehr individuelle Entscheidung: Bei pr&auml;menopausalen Frauen, bei denen mit TAM gestartet wird, oder bei jenen, die einen AI nicht vertragen, ist es sicher eine Option, die Therapie auf 10 Jahre auszudehnen &ndash; unabh&auml;ngig davon, ob ein Switch auf einen AI erfolgt bzw. TAM f&uuml;r 10 Jahre weitergegeben wird. Bei HR-Patientinnen, bei denen eine AI-Therapie initiiert wird und die keine Complianceprobleme aufweisen und die Therapie gut vertragen, w&uuml;rde ich so agieren, wie Prof. Fitzal es handhabt, d.h., ich w&uuml;rde den AI unter genauer Beobachtung der Knochendichte f&uuml;r 7 Jahre verabreichen.<br /><strong> G. Steger:</strong> Die Frage ist auch, was konkret als Hochrisiko definiert wird. Hier k&ouml;nnte ein genomischer Assay hilfreich sein, um das Sp&auml;trezidivrisiko zu evaluieren. Ich halte es auch wie Prof. Fitzal, und die Studie SALSA wird zeigen, ob 7 Jahre ausreichend sind oder eine Verl&auml;ngerung noch effektiver ist. Bei einem Luminal-B-Karzinom und einem positiven Lymphknoten(LK)-Status w&uuml;rde ich 7 Jahre auf jeden Fall als einen Standard bezeichnen.<br /><strong> Z. Bago-Horvath:</strong> Ein wichtiger Aspekt aus pathologischer Sicht ist, dass keine Analyse des histologischen Subtyps (duktal vs. lobul&auml;r) vorgenommen worden ist.</p> <h2>PIK3CA-Status &ndash; PIK4/6-Inhibition</h2> <p><strong>M. Gnant: Soll der PIK3CA-Mutationsstatus routinem&auml;&szlig;ig bestimmt werden?<br /><br /> M. Fridrik:</strong> Zurzeit sehe ich keinen Grund daf&uuml;r.<br /><strong> D. Egle:</strong> Momentan nicht, aber es k&ouml;nnte dann interessant sein, wenn die PALLAS-Studie (ABCSG 42) positiv ausf&auml;llt: Evtl. kann eine Subgruppe identifiziert werden, die eine PIK3CA-Mutation aufweist und bei der Cyclin D nicht amplifiziert ist. M&ouml;glicherweise ben&ouml;tigen diese Patientinnen keinen PIK4/6- Inhibitor und der AI alleine ist auch ausreichend. Dann w&auml;re dies eine M&ouml;glichkeit, bei diesen Patientinnen die therapieassoziierten Toxizit&auml;ten zu reduzieren.</p> <h2>&bdquo;Scalp cooling&ldquo; als Alopezieprophylaxe</h2> <p>In der SCALP(Scalp Cooling Alopecia and Prevention)-Studie wird der Effekt eines speziellen K&uuml;hlsystems zur Pr&auml;vention einer Alopezie bei 235 Brustkrebspatientinnen untersucht, die eine Anthrazyklin- oder Taxan-basierte CTx f&uuml;r =4 Zyklen erhalten. Die Patientinnen wurden im 2:1-Design randomisiert und eine erste Interimsanalyse zur Effektivit&auml;t des Systems wurde am SABCS-Meeting pr&auml;sentiert. Immerhin konnte bei 50,5 % der Patientinnen, die zur Durchf&uuml;hrung der K&uuml;hlung randomisiert worden waren, ein Erhalt der Haare erreicht werden (p&lt;0,0001).<sup>6</sup><br /><br /> <strong>M. Gnant: &bdquo;Scalp cooling&ldquo; als fixer Bestandteil unter CTx: Sind die Daten gut genug?<br /><br /> M. Fridrik:</strong> Ich bin davon &uuml;berzeugt, dass diese Thematik auf uns zukommen wird, allerdings wird damit auf Ebene der personellen Ressourcen auch eine enorme Herausforderung verbunden sein.<br /> <strong>G. Steger:</strong> Ja, die Daten sind gut genug, denn die Vermeidung der Alopezie ist ein &bdquo;Stiefkind&ldquo;, wie es in den 1980er-Jahren die Antiemese war. Die h&auml;matologischen Nebenwirkungen waren damals immer im Vordergrund. Mittlerweile sind beide Toxizit&auml;ten gut beherrschbar &ndash; &uuml;brig geblieben ist die Alopezie, die de facto ein psychologisches Problem darstellt, das von den Patientinnen als sehr belastend erlebt wird. Dass bei 50 % laut Studienergebnissen die Haare erhalten bleiben, wirkt sich nat&uuml;rlich in Hinsicht auf das Selbstbild und das Wohlbefinden sehr positiv aus. In Summe kann ich auch basierend auf den Erfahrungen aus unserer offenen Phase-II-Studie zu dieser Methode von einem guten Kosten-Nutzen-Benefit berichten. Die Durchf&uuml;hrung von &bdquo;scalp cooling&ldquo; ist fachlich gerechtfertigt, aber &auml;u&szlig;erst personalintensiv. Das Prozedere dauert lange: Man muss vork&uuml;hlen, w&auml;hrend der Infusion k&uuml;hlen und nachk&uuml;hlen. Zudem muss das System von der Study Nurse 15&ndash;20 Minuten angepasst werden, damit es genau sitzt. Die Durchf&uuml;hrung ist eine Finanzierungsfrage: Das bezieht sich weniger auf die Kosten der Ger&auml;te als auf das erforderliche Personal. Bei 10&ndash;12 Patientinnen, die gleichzeitig behandelt werden, ben&ouml;tigt man ungef&auml;hr 2 Schwestern, die sich nur darum k&uuml;mmern.<br /><strong> M. Gnant:</strong> Wir k&ouml;nnen nicht akzeptieren, dass wir das System nicht anbieten k&ouml;nnen. So herausfordernd es ist, m&uuml;ssen wir den m&uuml;hsamen Weg gehen und f&uuml;r die Umsetzbarkeit k&auml;mpfen.<br /><strong> G. Steger:</strong> ich sehe hier auch die Rolle der Patientenorganisationen wie Europa Donna und habe diesbez&uuml;glich auch schon &bdquo;meine F&uuml;hler ausgestreckt&ldquo;. Ich glaube, hier ist es notwendig, dass von Patientenseite Druck auf die Geldgeber ausge&uuml;bt wird. Es handelt sich um eine seit Jahrzehnten angestrebte und jetzt offenbar l&ouml;sbare Thematik und der Benefit f&uuml;r die Patienten sollte nicht untersch&auml;tzt werden.<br /><strong> A. Schratter-Sehn:</strong> Diese Strategie w&auml;re auch f&uuml;r die Strahlentherapie interessant, denn der st&auml;rkste Sensibilisator ist der Sauerstoff und wenn wir bei der Sch&auml;del-/Hirnbestrahlung die Scalp-Versorgung durch K&uuml;hlung ausschalten k&ouml;nnen, k&ouml;nnten wir dem Patienten Haare erhalten.<br /><strong> G. Steger:</strong> Als einziger Kritikpunkt ist die Frage zu erw&auml;hnen, ob die Methode das Risiko f&uuml;r die Entwicklung von Kopfhautmetastasen erh&ouml;ht. Bislang gibt es keine Hinweise darauf, Langzeitdaten dazu fehlen noch.<br /><br /><strong> M. Gnant: W&uuml;rden Sie in der Zukunft bei Frauen mit positiver Familienanamnese und negativem BRCA1/2-Status die Testung auf weitere &bdquo;High risk&ldquo;- Gene gem&auml;&szlig; den NCCN-Guidelines7 empfehlen?<br /><br /> C. Singer:</strong> Diese Frage kann ich mit einem ganz klaren Ja beantworten: Technisch ist die Bestimmung &uuml;berhaupt kein Problem. Das muss auch dem Hauptverband kommuniziert werden. Es gibt inzwischen Panels von 26&ndash;30 Genen, von denen zumindest 4 relevant sind, wenn eine Mutation vorliegt. Wir wissen, dass bei den davon betroffenen Patientinnen eine bilaterale Mastektomie zu einem Benefit f&uuml;hrt.<br /> Wichtig ist zu betonen, dass ich hier von der gesunden Frau spreche, die eine pr&auml;diktive Testung durchf&uuml;hren lassen m&ouml;chte. Davon zu unterscheiden ist die bereits an einem tripelnegativen Mammakarzinom (TNBC) erkrankte Patientin, bei der die Testung auf BRCA1/2 zunehmend eine klinische Implikation mit sich bringt.</p> <h2>Sentinellymphknotenbiopsie: wann?</h2> <p>In der Studie GANEA 2 wurde die alleinige Bestimmung des LK-Status mittels ultraschallgelenkter Feinnadelbiopsie vor der neoadjuvanten CTx (NCT) untersucht. Die Sentinel-LK-Biopsie (SNB) erfolgte erst im Zuge der Operation (OP). Bei den 432 Patientinnen ohne Nachweis eines klinischen LK-Befalls und mit negativem SNB-Befund lag die Rate des krankheitsfreien &Uuml;berlebens nach 3 Jahren bei 94,8 % , die 3-Jahres-OS-Rate bei 98,7 % . Bei 134 Patientinnen war das SNB-Ergebnis positiv und sie wurden somit einer axill&auml;ren Dissektion zugef&uuml;hrt. Die Autoren konkludierten, dass diese Vorgehensweise sicher ist und durch die Durchf&uuml;hrung der SNB erst im Rahmen der OP vielen Patientinnen eine Axilladissektion erspart bleiben kann.<sup>8</sup><br /><br /><strong> M. Gnant: Ist f&uuml;r Sie die Evidenz ausreichend, um bei cN0-Status auf eine SNB vor der neoadjuvanten CTx (NCT) zu verzichten?<br /><br /> F. Fitzal:</strong> Die NCT f&uuml;hren wir durch, um weniger umfassend operieren zu m&uuml;ssen, aber auch, um eine axill&auml;re Dissektion zu vermeiden. Wenn ich die SNB vor der NCT durchf&uuml;hre und der LK ist positiv, kann ich die axill&auml;re Dissektion im Zuge der OP nicht mehr vermeiden, sodass sich f&uuml;r mich die Frage stellt: Wozu mache ich die SNB &uuml;berhaupt vorher? Es sind gute Studien zu Ultraschalluntersuchungen durchgef&uuml;hrt worden, aus denen hervorgeht, dass die Sonografie zwecks Staging vor der NCT eine exzellente Untersuchungsmethode ist, ein Ultraschallger&auml;t ist &uuml;berall vor Ort und sollte Standard sein.<br /> <strong>M. Gnant:</strong> Wie ist der Status quo in Bezug auf axill&auml;re Strahlentherapie?<br /> <strong>A. Schratter-Sehn:</strong> Grunds&auml;tzlich gilt: so selten wir m&ouml;glich und so oft wie notwendig.<br /> <strong>M. Gnant:</strong> Wenn beispielsweise in einem Arztbrief zum Thema Sentinel-LK steht, &bdquo;vor der OP positiv und bei OP negativ&ldquo;: Ist das eine Indikation f&uuml;r die Strahlentherapie?<br /><strong> A. Schratter-Sehn:</strong> Das stellt keine Indikation f&uuml;r eine Radiatio der Axilla dar, denn selbst wenn etwas tastbar war, hei&szlig;t das noch nicht, dass es tumor&ouml;s ist. Wir haben immer wieder reaktive LK, daran muss gedacht werden!<br /><strong> M. Fridrik:</strong> DCIS-Patientinnen sind aus meiner Sicht jene, die am meisten &uuml;bertherapiert werden &ndash; wie wird es hier mit der Strahlentherapie gehalten?<br /><strong> A. Schratter-Sehn:</strong> Bei uns wird jedes DCIS genau besprochen. Bei Low-Grade- DCIS wird nicht nachbestrahlt: Erstens k&ouml;nnen wir keine prophylaktische Bestrahlung durchf&uuml;hren &ndash; die Patientin kann ein zweites oder drittes DCIS entwickeln, das mit dem initialen nicht in Zusammenhang steht. Zweitens bewirken wir m&ouml;glicherweise durch die Radiatio- induzierten Fibrosierungen eine Maskierung der sonst sehr gut sichtbaren DCIS-Karzinome durch die Verkalkung.</p> <h2>Everolimus + Fulvestrant: signifikante PFS-Verl&auml;ngerung</h2> <p>Everolimus (EVE) ist in Kombination mit Exemestan f&uuml;r postmenopausale Frauen mit HR-positiven, HER2-negativen, fortgeschrittenen MBC zugelassen.<sup>9</sup> In der Studie PrECOG 0102 wurde Fulvestrant (FUL) + EVE vs. FUL + Placebo bei 130 AI-resistenten MBC-Patentinnen untersucht: Die Kombination f&uuml;hrte zu einer signifikanten &Uuml;berlegenheit im PFS vs. FUL-Monotherapie im Ausma&szlig; von 10,4 Monaten vs. 5,1 Monate (p=0,02).<sup>10</sup><strong> <br /><br />M. Gnant: Ist Everolimus in Kombination mit Fulvestrant eine Therapieoption nach Versagen eines AI?</strong><br /><br /> <strong>G. Steger:</strong> Ja. Die Ergebnisse best&auml;tigen dies nicht nur, sondern zeigen uns auch, dass wir mit diesem Konzept mehrere Substanzen verwenden k&ouml;nnen und diese Kombination f&uuml;r die Anwendung in der klinischen Routine geeignet ist.</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: 4. Post-SABCS, 13. Jänner 2017, Wien </p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Rimawi MF et al; SABCS 2016: Abstract #S3-06 <strong>2</strong> Alpino G et al: SABCS 2016; Abstract #S3-04 <strong>3</strong> Tjan-Heijnen V et al: SABCS 2016; Abstract #S1-03 <strong>4</strong> Blok EJ et al: SABCS 2016; Abstract #S1-04 <strong>5</strong> Mamounas EP et al: SABCS 2016; Abstract #S1-04 <strong>6</strong> Nangia JR et al: SABCS 2016; Abstract #5-02 <strong>7</strong> NCCN-Guidelines Genetic/Familial High-Risk Assessment: Breast and Ovarian; Version 2.2017 <strong>8</strong> Classe J-M et al: SABCS 2016; Abstract #S2-07 <strong>9</strong> Fachinformation Everolimus, Stand: Juli 2016 <strong>10</strong> Kornblum N et al: SABCS 2016; Abstract #S1-02</p> </div> </p>
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