<p class="article-intro">In den hundert Jahren ihres Bestehens hat sich die Misteltherapie als sichere,<sup>1</sup> einfache und effektive<sup>2, 3</sup> integrative onkologische Begleittherapie etablieren können: Mehrere Hundert präklinische und rund 140 klinische Studien belegen den Wert dieser Krebstherapie. Aus dem anthroposophisch erweiterten Menschenbild heraus gewählt, von der Natur gewonnen und durch kundige Pharmazeuten zu einem Heilmittel gemacht – die Mistel.</p>
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<p class="article-content"><h2>Ein „Spezifikum“ für die Krebsbehandlung</h2> <p>„Schon in früheren Veranstaltungen und Vorträgen und in Privatgesprächen mit uns Ärzten hat Dr. Rudolf Steiner aus geisteswissenschaftlicher Forschung heraus die Mistelpflanze als Spezifikum für die Karzinombehandlung bezeichnet. Aus diesem Grund habe ich versucht, aus der Mistelpflanze etwas herzustellen, das geeignet sein könnte, auf diese furchtbare Krankheit einzuwirken“, so Ita Wegman.<sup>4</sup> 1917 gelang es der Gynäkologin und Begründerin der anthroposophischen Medizin gemeinsam mit dem Basler Apotheker Adolf Hauser das erste Mistelpräparat (Iscar) herzustellen. Aus diesem Präparat hat sich 1928 das Präparat Iscador entwickelt, später kamen Iscucin, Helixor und Abnoba Viscum hinzu. Gemeinsam ist allen anthroposophischen Mistelpräparaten die über den Jahreslauf verteilte Ernte von Viscum album, um die Vielfalt der Inhaltsstoffe dieser Heilpflanze möglichst in ihrer Totalität einzufangen. Die Aufbereitung der jahreszeitlich fraktionierten Ernte (wässriger Auszug mit/ohne Fermentation oder ein Presssaft) und die Mischungstechnik<sup>5</sup> (große Zentrifuge oder strömungsoptimierte Behältnisse)<sup>6</sup> der einzelnen Fraktionen unterscheiden die einzelnen Präparationen. Diese unterschiedlichen Herstellungsverfahren und die divergenten Wirtsbäume (gegenwärtig stehen 13 verschiedene Wirtsbäume zur Verfügung) ermöglichen die geforderte Individualisierung der Misteltherapie. Die Wirtsbaumwahl modifiziert die Misteltherapie wesentlich, sind doch 20–40 % der in einer Mistel nachweisbaren Inhaltsstoffe Wirtsbaumoriginär.</p>
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<p class="article-intro">In den hundert Jahren ihres Bestehens hat sich die Misteltherapie als sichere,<sup>1</sup> einfache und effektive<sup>2, 3</sup> integrative onkologische Begleittherapie etablieren können: Mehrere Hundert präklinische und rund 140 klinische Studien belegen den Wert dieser Krebstherapie. Aus dem anthroposophisch erweiterten Menschenbild heraus gewählt, von der Natur gewonnen und durch kundige Pharmazeuten zu einem Heilmittel gemacht – die Mistel.</p>
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<p class="article-content"><h2>Ein „Spezifikum“ für die Krebsbehandlung</h2> <p>„Schon in früheren Veranstaltungen und Vorträgen und in Privatgesprächen mit uns Ärzten hat Dr. Rudolf Steiner aus geisteswissenschaftlicher Forschung heraus die Mistelpflanze als Spezifikum für die Karzinombehandlung bezeichnet. Aus diesem Grund habe ich versucht, aus der Mistelpflanze etwas herzustellen, das geeignet sein könnte, auf diese furchtbare Krankheit einzuwirken“, so Ita Wegman.<sup>4</sup> 1917 gelang es der Gynäkologin und Begründerin der anthroposophischen Medizin gemeinsam mit dem Basler Apotheker Adolf Hauser das erste Mistelpräparat (Iscar) herzustellen. Aus diesem Präparat hat sich 1928 das Präparat Iscador entwickelt, später kamen Iscucin, Helixor und Abnoba Viscum hinzu. Gemeinsam ist allen anthroposophischen Mistelpräparaten die über den Jahreslauf verteilte Ernte von Viscum album, um die Vielfalt der Inhaltsstoffe dieser Heilpflanze möglichst in ihrer Totalität einzufangen. Die Aufbereitung der jahreszeitlich fraktionierten Ernte (wässriger Auszug mit/ohne Fermentation oder ein Presssaft) und die Mischungstechnik<sup>5</sup> (große Zentrifuge oder strömungsoptimierte Behältnisse)<sup>6</sup> der einzelnen Fraktionen unterscheiden die einzelnen Präparationen. Diese unterschiedlichen Herstellungsverfahren und die divergenten Wirtsbäume (gegenwärtig stehen 13 verschiedene Wirtsbäume zur Verfügung) ermöglichen die geforderte Individualisierung der Misteltherapie. Die Wirtsbaumwahl modifiziert die Misteltherapie wesentlich, sind doch 20–40 % der in einer Mistel nachweisbaren Inhaltsstoffe Wirtsbaumoriginär.</p> <h2>Misteltherapie 2017</h2> <p>Eine moderne Misteltherapie unterscheidet zwei prinzipielle, systemische Vorgehensweisen: die supportive und die intensivierte Applikation. Neben der primärsystemischen Anwendung kann die Mistel auch primärlokal (intra- oder peritumoral) eingesetzt werden.<br /> Die supportive Misteltherapie ist die am häufigsten eingesetzte und in den Studien dokumentierte Anwendungsform. In ansteigenden Dosen wird zuerst eine passende Reizdosis gefunden und diese regelmäßig appliziert. Dabei kann eine rhythmische, mildere (Serienpackungen) von einer gleichbleibenden, kräftigeren Dosierung (Sortenpackungen) unterschieden werden. Pausen können bei einem adjuvanten Einsatz gemacht werden, sind aber nicht zwingend nötig. Beobachten die Patienten ein schlechteres Allgemeinbefinden während der Pause, so ist eine durchgehende Applikation anzuraten. Die supportive Misteltherapie ist ambulant sehr gut durchführbar und die Applikation der ersten Wahl.<br /> Die intensivierte Misteltherapie ist ein „off-label use“ und erfordert spezielle Aufklärung, stimmigen Kontext und eine medizinische Überwachung des Patienten während der Therapie. Bei dieser Applikation werden wesentlich höhere Dosen der Mistelpräparate eingesetzt, sowohl subkutan als auch (meistens) intravenös. Diese intensivierte Form kann initial als „Boost“ der supportiven Misteltherapie vorangehen, sie kann auch – vor allem in der palliativen Situation – als regelmäßige „Hochdosistherapie“ durchgeführt werden.</p> <h2>Intensivierte, intravenöse Misteltherapie</h2> <p>Nach der Wirtsbaumwahl (je nach Hersteller) wird mit einer Startdosis (z.B. 100mg Helixor oder 10mg Iscador) wöchentlich begonnen. Die Misteldosis wird in physiologischer Kochsalzlösung über einen Zeitraum von zwei, besser drei, Stunden intravenös verabreicht. Die langsame Infusion ist wesentlich für die Vermeidung von Nebenwirkungen und soll nicht bedeutend unterschritten werden. Bei guter Verträglichkeit wird die Dosis wöchentlich verdoppelt bis zur maximalen Zieldosis (Helixor etwa 1600mg, Iscador etwa 150mg). Ein Temperaturanstieg – vor allem in der Anfangsphase – ist erwünscht, und solange eine deutliche Wärmereaktion regelmäßig auftritt, wird die Dosis nicht weiter gesteigert. Lässt die Anregung des Wärmeorganismus nach – oder ist keine vorhanden – wird schrittweise bis zur Zieldosis gesteigert. Eine wöchentliche Verabreichung einer hoch dosierten Infusion wird sinnvollerweise mit einer subkutanen Reizdosis – zweimal wöchentlich – ergänzt. Dabei kann der gleiche Wirtsbaum wie bei der Infusion zum Einsatz kommen. Die Kombination mit unterschiedlichen Wirtsbäumen hat sich jedoch sehr bewährt. Wird bei der Infusion primär eine Nadelbaum- Mistel verwendet, so ist die subkutane Applikation einer passenden Laubbaum- Mistel eine vielversprechende Option – und vice versa.</p> <h2>Integrativ von Anfang an</h2> <p>Die Misteltherapie ist von Anfang an als integrative onkologische Therapie konzipiert worden. In den letzten hundert Jahren konnte ihre Wirksamkeit anhand der Verbesserung der Lebensqualität unserer onkologischen Patienten (Tumorfatigue) und anhand der besseren Verträglichkeit konventioneller onkologischer Therapien deutlich belegt werden. Gut dokumentiert sind auch die Verlängerung des Gesamtüberlebens und die Wirkung bei Tumorremissionen (intratumorale oder peritumorale Applikation).<br /> Prinzipiell gleichzeitig – integrativ – wird die Misteltherapie ergänzend zu konventionellen onkologischen Therapien eingesetzt. Optimal ist die zeitlich versetzte Gabe von konventioneller zytoreduktiver Therapie und Mistelverabreichung. Eine rhythmische – integrative – Abstimmung erleichtert die Planung und fördert die Compliance.</p> <h2>Misteltherapie – Onlinefachportal</h2> <p>2016 wurde von der Gesellschaft Anthroposophischer Ärzte in Deutschland e.V.<sup>7</sup> und der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft<sup>8</sup> (Medizinische Sektion, Dornach, Schweiz) ein Onlinefachportal geschaffen.<sup>9</sup> Es ermöglicht als Fachportal einen Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen, Arzneimitteldarstellungen und Therapiekonzepten. So ist fast alles praktisch Relevante der Misteltherapie über dieses Fachportal abrufbar und erfahrbar: die unterschiedlichen Strategien der Misteltherapie, ihre Erfolge und Indikationen, geisteswissenschaftliche Hintergründe.</p></p>
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<a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a>
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<p><strong>1</strong> Mansky PJ et al: NCCAM/NCI phase I study of mistletoe extract and gemcitabine in patients with advanced solid tumors. J Clin Oncol 2010; 28(15): 2559 <strong>2</strong> Tröger W et al: Viscum album [L.] extract in patients with locally advanced or metastatic pancreatic cancer: a randomised trial on overall survival. Eur J Cancer 2013; 49(18): 3788-97 <strong>3</strong> Steele ML et al: Safety of combined therapy with Helixor mistletoe preparations and targeted therapies in cancer patients. Eur J Integr Med 2015; 7(1): 50 <strong>4</strong> Wegman I: Notizbuch (Nb)81, Ita-Wegman-Archiv <strong>5</strong> Leroi R: Die Mischung der Mistelsäfte; Angaben Rudolf Steiners. Beiträge zu einer Erweiterung der Heilkunst nach geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen 1987; 40(5): 238-47 <strong>6</strong> Koehler R et al: Veränderung von Mistelextrakten durch ein pharmazeutisches Strömungsverfahren. Die Mistel in der Tumortherapie. Hrsg.: Scheer R. Essen: KVC Verlag, 2001. 55-64 <strong>7</strong> www.gaed.de <strong>8</strong> www.medsektion-goetheanum. org <strong>9</strong> www.anthromedics.org</p>
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