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Homöopathie in der Krebstherapie

<p class="article-intro">Wenn homöopathische Medizin und konventionelle Chemo- und Strahlentherapie kombiniert werden, lindert dies nicht nur die Nebenwirkungen der Therapie, sondern es zeigen sich auch positive Auswirkungen auf die Lebensqualität und psychische Verfassung der Patienten.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Betroffene und ihre Angeh&ouml;rigen wissen es nur zu gut &ndash; die Diagnose &bdquo;Krebs&ldquo; bedeutet sowohl einen psychischen als auch k&ouml;rperlichen Ausnahmezustand. Viele Patienten, die gestern noch ihrer Arbeit und ihren Hobbys nachgegangen sind, erleben morgen bereits heftige Nebenwirkungen ihrer Therapien im Kampf gegen die Erkrankung. Vieles hat sich in den letzten Jahren ge&auml;ndert, die Begleittherapien zur Eind&auml;mmung der bekannten Nebenwirkungen sowohl der Strahlen- als auch der Chemotherapie sind noch besser geworden, die Behandlungen immer individueller auf den Betroffenen und seinen Befund zugeschnitten. Trotz all dieser Fortschritte k&auml;mpfen die Patienten mit einer Vielzahl an Begleiterscheinungen der konventionellen Behandlungen, und nicht alle sind gut in den Griff zu bekommen.</p> <h2>Hom&ouml;opathische Begleitung zeigt Effekte bei k&ouml;rperlichen und psychischen Problemen</h2> <p>Neben der Abhilfe bei k&ouml;rperlichen Beschwerden kann die hom&ouml;opathische Medizin eine wertvolle Unterst&uuml;tzung bei psychischen Beschwerden sein. Eine im AKH Wien von Univ.-Prof. M. Frass durchgef&uuml;hrte Studie zeigte eine verbesserte Lebensqualit&auml;t und ein erh&ouml;htes allgemeines Wohlbefinden unter hom&ouml;opathischer Behandlung.<sup>1</sup> Im Rahmen der randomisierten kontrollierten Studie wurden mehr als 400 Patienten, die sich einer konventionellen Therapie unterzogen, zus&auml;tzlich mit hom&ouml;opathischen Arzneien behandelt, die Kontrollgruppe erhielt nur die antineoplastische Behandlung. Die Arbeit zeigt nicht nur den Benefit der supportiv angewendeten Hom&ouml;opathie, sondern auch, dass diese sicher und nebenwirkungsfrei angewendet werden kann.<br /> Erfahrungsgem&auml;&szlig; kann die hom&ouml;opathische Medizin bei &Uuml;belkeit/Erbrechen, Durchfall und Obstipation und auch bei der f&uuml;r die Patienten sehr belastenden Stomatitis gute Unterst&uuml;tzung leisten. Ebenso sind die in den letzten Jahren vermehrt auftretenden Probleme wie Par&auml;sthesien, Ekzeme im Rahmen diverser Antik&ouml;rpertherapien sowie klimakterische Beschwerden mithilfe individuell gew&auml;hlter Arzneien gut zu lindern.<br /> Mit Unterst&uuml;tzung durch hom&ouml;opathische Arzneien k&ouml;nnen verschiedene Nebenwirkungen nachhaltig gelindert werden &ndash; ohne dass durch die Behandlung selbst wiederum Probleme verursacht werden. Als Beispiel seien hier die Antiemetika in der konventionellen Begleittherapie genannt, die meist gute Erfolge zeigen. Aber als Nebeneffekt k&auml;mpfen die Patienten h&auml;ufig mit Obstipation, die sich mitunter als hartn&auml;ckig erweist. Wird mittels hom&ouml;opathischer Arzneien unterst&uuml;tzt, muss ein Patient nicht in Kauf nehmen, sich weiteren Beschwerden auszusetzen. Denn der wichtigste Faktor beim Einsatz der hom&ouml;opathischen Medizin ist die Erfassung der Tumorpatienten in ihrer Individualit&auml;t. Der hom&ouml;opathische Arzt erhebt die Gesamtheit der Symptome, wobei auch die psychische Verfassung von Bedeutung ist. Bei der Begleitung der Patienten auf hom&ouml;opathischer Ebene macht es f&uuml;r die Arzneiwahl einen gro&szlig;en Unterschied, ob jemand z.B. auf seine &Uuml;belkeit eher weinerlich und verzweifelt reagiert oder ob er zornig und gereizt durch diese Phase geht.<br /> So ist z.B. Pulsatilla (Kuhschelle) eher geeignet f&uuml;r die Behandlung von &Uuml;belkeit und Erbrechen, wenn fettige und deftige Speisen nicht vertragen werden und die Patienten weinerlich und anh&auml;nglich sind.<br /> Bei Patienten, die Nux vomica (Brechnuss) ben&ouml;tigen, ist das Gef&uuml;hl von &bdquo;Alles ist zu viel&ldquo; im Vordergrund. Die Therapie, die vielen Termine und Blutabnahmen, die gro&szlig;e Anzahl an Medikamenten &ndash; alles erscheint als schwer zu &uuml;berwindende H&uuml;rde. Abseits der onkologischen Anwendung ist Nux vomica als &bdquo;Katerarznei&ldquo; bekannt. Zu viel an Alkohol, fetten, gehaltvollen Speisen, Nikotin und auch im &uuml;bertragenen Sinn ein Zuviel an Aufgaben und Pflichten lassen den typischen Patienten in eine &uuml;beraus reizbare Stimmung abgleiten, vor der man sich besser in Sicherheit bringt. Hintergrund an diesem nach au&szlig;en oft als &bdquo;Raubbau&ldquo; an der Gesundheit empfundenen Verhalten ist der verzweifelte Versuch, sich leistungsf&auml;hig und arbeitsf&auml;hig zu erhalten.<br /> Die hom&ouml;opathische Potenzierung der Brechnuss ist auch angezeigt, wenn Patienten Obstipation entwickeln. Die Betroffenen beklagen h&auml;ufigen, jedoch oft erfolglosen Stuhldrang. Selbst wenn das Absetzen von Stuhl gelingt, sind es meist nur kleine Portionen und die Erkrankten haben das Gef&uuml;hl, nicht &bdquo;fertig zu sein&ldquo;, oder die Empfindung, dass Stuhl im Rektum zur&uuml;ckbleibt. H&auml;morrhoidalbeschwerden k&ouml;nnen bei diesem Zustandsbild hinzukommen; diese jucken und k&ouml;nnen sich nach dem Stuhlgang &uuml;beraus schmerzhaft bemerkbar machen.<br /> Wenn der Stuhldrang v&ouml;llig fehlt, ist Brechnuss nicht die richtige Wahl. Dann ist eher an Opium (Schlafmohn) zu denken. In diesen F&auml;llen besteht eine hartn&auml;ckige Verstopfung ohne jedes Verlangen, die Toilette aufzusuchen. Der Stuhl besteht aus runden, harten, schwarzen Kotb&auml;llen, heftiger Schmerz im Rektum ist nicht selten Begleitsymptom. Manche Patienten beklagen auch, dass es ihnen unter gr&ouml;&szlig;ten M&uuml;hen zwar gelingt, Faeces abzusetzen, diese aber immer wieder zur&uuml;ckschl&uuml;pfen.<sup>2, 3</sup> F&uuml;r Patienten ebenfalls sehr belastend sind die durch die Verabreichung &bdquo;neuerer&ldquo; Therapieans&auml;tze in der Onkologie verursachten Hauterscheinungen. Antik&ouml;rpertherapien verursachen in vielen F&auml;llen Ekzeme, unter einer Cetuximab- Therapie beispielsweise bei circa 80 % aller Patienten, wobei das Ansprechen von Cetuximab mit dem Auftreten der Akne korreliert.<sup>4</sup> Die im Rahmen der hom&ouml;opathischen Anamnese erhobenen vollst&auml;ndigen Lokalsymptome erm&ouml;glichen auch in diesen F&auml;llen eine oftmals rasche Besserung der Hauterscheinungen, was auch der psychischen Verfassung der Patienten sehr entgegenkommt.</p> <h2>Engmaschige Betreuung erm&ouml;glicht die besten Ergebnisse</h2> <p>Die hom&ouml;opathische Begleitung von Patienten w&auml;hrend Chemo- und Strahlentherapie ist h&auml;ufig sowohl f&uuml;r den Arzt als auch den Patienten eine Herausforderung, treten doch die oben genannten Nebenwirkungen meist nicht isoliert, sondern in den unterschiedlichsten Kombinationen auf. Dann das &bdquo;Simile&ldquo; zu finden, das allen Beschwerden gleicherma&szlig;en gerecht wird, braucht viel Erfahrung des hom&ouml;opathischen Arztes. Da das Beschwerdebild mitunter rasch wechselt, ist ein enger Kontakt zwischen Arzt und Patient notwendig, um den besten Erfolg zu erzielen. Auch die Potenzwahl ist mitunter nicht einfach, weshalb in einigen F&auml;llen von den verordnenden Hom&ouml;opathen auf spezielle Potenzen wie LM- bzw. Q-Potenzen zur&uuml;ckgegriffen wird. Die Praxis zeigt auch, dass mitunter wesentlich mehr Arzneigaben bei diesen Begleittherapien n&ouml;tig sind, als sie sonst im Rahmen hom&ouml;opathischer Verordnungen gegeben werden.</p> <h2>Integrativer Therapieansatz erh&ouml;ht Compliance und verbessert Outcome</h2> <p>Wegen der Intensit&auml;t der Nebenwirkungen der onkologischen Therapien geraten Patienten mitunter an die Grenzen ihrer Belastbarkeit, sowohl k&ouml;rperlich als auch psychisch. Erfahrungsgem&auml;&szlig; seltener im kurativen als im palliativen Setting kommen manche Patienten an den Punkt, &uuml;ber die Fortsetzung ihrer Behandlung nachzudenken und einen Therapieabbruch in Erw&auml;gung zu ziehen. Die Praxis zeigt, dass die Motivation, die Behandlung fortzusetzen, sofort ansteigt, wenn es gelingt, die den Patienten so belastenden Nebenwirkungen zu reduzieren. Im Sinne des integrativen Therapieansatzes ist die vermehrte Miteinbeziehung der Hom&ouml;opathie &ndash; wie sie an manchen Krankenh&auml;usern bereits praktiziert wird &ndash; sowohl hilfreich f&uuml;r den Patienten als auch unterst&uuml;tzend, damit die notwendige schulmedizinische Therapie fortgef&uuml;hrt werden kann. Dies gilt auch f&uuml;r den Fall, dass aufgrund der Nebenwirkungen Dosisreduktionen bzw. eine Verschiebung der vorgesehenen Therapie in Betracht gezogen werden m&uuml;ssen. Je pr&auml;ziser die geplanten Zyklen und Dosen eingehalten werden k&ouml;nnen, umso besser wird auch das Outcome f&uuml;r den Patienten sein.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Frass M et al.: Influence of adjunctive classical homeopathy on global health status and subjective wellbeing in cancer patients &mdash; a pragmatic randomized controlled trial. Complement Ther Med 2015; 23: 309-17 <strong>2</strong> Boericke W: Handbuch der hom&ouml;opathischen Arzneimittellehre. 8. Aufl. Kandern: Narayana Verlag, 2018 <strong>3</strong> Phatak SR: Hom&ouml;opathische Arzneimittellehre. Burgdorf, 1998 <strong>4</strong> M&uuml;ller-Tidow C et al.: Deutsch Arztebl 2007; 104(19): 1312-9</p> </div> </p>
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