
Highlights vom EHA-Kongress zur Stammzelltransplantation
Autorin:
Dr. med. Gayathri Nair
Oberärztin meV
Klinik für Medizinische Onkologie und Hämatologie
Universitätsspital Zürich
E-Mail: gayathri.nair@usz.ch
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Auch auf der diesjährigen Jahrestagung der European Hematology Association (EHA) gab es wieder spannende Studiendaten zur Stammzelltransplantation und zur «graft-versus-host disease. Im folgenden Bericht sind zwei wichtige Studien, die am Kongress präsentiert wurden, zusammengefasst.
Keypoints
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Der frühzeitige Einsatz von Ruxolitinib bei steroidrefraktärer «graft-versus-host disease» (GvHD) verbessert das Outcome dieser Patienten signifikant.
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Die Prognose von Patienten mit einem Rezidiv nach allogener Stammzelltransplantation ist sehr ungünstig. Eine zweite allogene Stammzelltransplantation lohnt sich aber nur für wenige Patienten.
Verbessert der frühzeitige Einsatz von Ruxolitinib bei Patienten mit steroidrefraktärer GvHD das Outcome?
Eine der bedrohlichsten Komplikationen nach allogener Stammzelltransplantation ist die akute «graft-versus-host disease» (GvHD). Zeiser et al. haben gezeigt, dass der Einsatz von Ruxolitinib bei steroidrefraktärer akuter GvHD zu einem signifikant besseren Ansprechen geführt hat im Vergleich zur Kontrollgruppe.1
Jinhua Ren et al. haben nun in dieser multizentrischen retrospektiven Analyse verglichen, ob bei Patienten mit akuter GvHD mit ungenügendem Ansprechen auf Steroide der Einsatz von Ruxolitinib innerhalb der ersten 7 Tage (präemptive Therapie) besser ist als erst nach 7 Tagen (Salvage-Therapie).2 Insgesamt wurden 49 Patienten eingeschlossen. 32 Patienten erhielten Ruxolitinib innerhalb der ersten 7 Tage nach Steroidbeginn; 17 Patienten erhielten Ruxolitinib als Salvage-Therapie. Die beiden Gruppen waren demografisch gleichmässig verteilt. Die Hälfte der Patienten hatte eine akute «graft-versus-host disease» Grad II mit Hautbeteiligung. 72% (vs. 35%, p=0,015) der Patienten in der präemptiven Gruppe erzielten eine komplette Remission (CR), was zu einem besseren Überleben führte. Die mediane Zeit bis zum Ansprechen war in der präemptiven Gruppe 7 Tage versus 14 Tage in der Salvage-Gruppe (p=0,157). Das Risiko für schwere Nebenwirkungen war in den beiden Gruppen gleich (SAE: 25 vs. 24%). Die häufigsten Nebenwirkungen waren Zytopenien (präemptive vs. Salvage-Therapie: 43,8% vs. 35%) und virale Reaktivierungen (50% vs. 23,5%). Keine der Nebenwirkungen hat zu einem Therapieabbruch geführt.
Zusammenfassend führt der frühzeitige Einsatz von Ruxolitinib bei einer akuten GvHD zu einem raschen Ansprechen und einem verbesserten Outcome.
Zweite allogene Stammzelltransplantation: Single Center Experience in Salamanca, Spanien
Die allogene Stammzelltransplantation ist eine kurative Therapieoption bei verschiedenen Krankheitsentitäten. Rezidive sind häufig und es ist unklar, was in dieser Situation die beste Therapiestrategie ist. Eine zweite allogene Stammzelltransplantation wird in der Regel bei fitten Patienten mit Rezidiven mehr als 6 Monate nach der ersten Transplantation und bei «graft failure» frühzeitig diskutiert.
Felipe Peña Muñoz et al. haben retrospektiv die Daten der Patienten, welche in ihrer Klinik eine zweite allogene Stammzelltransplantation erhalten haben, analysiert. Seit 1995 wurden in diesem Zentrum 1119 Patienten allogen transplantiert. 53 dieser Patienten (4,7%) erhielten eine zweite allogene Stammzelltransplantation (AHSCT2).3
Das mediane Alter zum Zeitpunkt der zweiten allogenen Stammzelltransplantation betrug 35 Jahre (1–65). Das mediane Intervall von der ersten Transplantation bis zum Rezidiv betrug 25 Monate (1–117 Monate), zwischen den beiden Transplantationen 17 Monate. Der Grund für die zweite allogene Stammzelltransplantation war bei 87% der Patienten ein Rezidiv der Grundkrankheit und bei 13% ein «graft failure». Die häufigsten Diagnosen waren akute Leukämien (57%). 47% der Patienten waren in einer kompletten Remission (CR) zum Zeitpunkt der AHSCT2, davon war ca. die Hälfte auch MRD-negativ. 30% waren resistent (AD) vor der AHSCT2. 66% der Patienten hatten bei der ersten Transplantation eine myeloablative Konditionierung (MAC) erhalten, bei der zweiten Transplantation waren es 38%. 55% der Patienten hatten einen HLA-identischen verwandten Spender und je ca. 20% hatten einen HLA-identischen unverwandten Spender bzw. einen haploidentischen Spender.
Das mediane Follow-up betrug 11 Monate. 37 Patienten sind verstorben. 30% der Patienten sind noch am Leben. Davon sind 94% krankheitsfrei. Die nicht Rezidiv-assoziierte Mortalität («non relapse mortality», NRM) betrug 32% (12/37 Patienten). Das 2- bzw. 4-Jahres-Gesamtüberleben betrug 39% bzw. 34%. 60% der Patienten entwickelten eine akute GvHD, 21% eine chronische GvHD nach der AHSCT2.
In der multivariaten Analyse zeigte sich, dass der Remissionsstatus bei AHSCT2 bezüglich des Gesamtüberlebens eine signifikante Rolle spielt (CR vs. AD; p<0,001). Ebenfalls fand sich ein signifikanter Unterschied bei der Konditionierung (MAC vs. RIC; p<0,001). Zudem spielt der Zeitpunkt des Auftretens des Rezidivs nach der AHSCT1 eine signifikante Rolle (<25 Monaten vs. >25 Monate nach AHSCT1; p=0,009). Der Grad der HLA-Übereinstimmung hatte keinen signifikanten Einfluss auf das Gesamtüberleben (HLA-identischer verwandter vs. haploidentischen Spender; p=0,234).
Die Autoren kommen zum Schluss, dass eine zweite allogene Stammzelltransplantation selten indiziert ist, und bestätigen somit die vorgängig bereits publizierten Studien.4 Die nicht Rezidiv-assoziierte Mortalität sowie die Rezidivrate sind nach AHSCT2 hoch. Eine AHSCT2 ist eine gute Therapieoption bei einem Spätrezidiv und bei Patienten, welche eine zweite Remission erreichen. Für Patienten mit einem Frührezidiv und aktiver Krankheit zum Zeitpunkt der AHSCT2 sollten andere Therapieoptionen gesucht werden. Zu beachten ist aber, dass bei diesem Patientenkollektiv ein nicht zu vernachlässigender Anteil (13%) eine zweite allogene Stammzelltransplantation aufgrund eines «graft failure» erhielt. Leider gehen die Autoren bei den Resultaten nicht näher darauf ein.
Literatur:
1 Zeiser R et al.: Ruxolitinib for glucocorticoid-refractory acute graft-versus-host disease. N Engl J Med 2020; 382(19): 1800-10 2 Ren Y et al.: Preemptive vs salvage ruxolitinib treatment for steroid-insensitive acute graft-versus-host-disease (SI-aGVHD): which approach improves clinical outcomes? EHA 2021, Abstr. #PB1786 3 Muñoz FP et al.: Second allogeneic hematopoietic stem cell transplantation: single center experience in Salamanca, Spain. EHA 2021, Abstr. #EP1253 4 Orti G et al.: Outcome of second allogeneic hematopoietic cell transplantation after relapse of myeloid malignancies following allogeneic hematopoietic cell transplantation: aretrospective cohort on behalf of the Grupo Español de Trasplante Hematopoyetico. Biol Blood Marrow Transplant 2016; 22(3): 584-8
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