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Gesunde Knochen trotz Krebs – heimische Brustkrebsstudie mit wegweisendem Ergebnis
Jatros
30
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23.07.2015
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<p class="article-intro">Die Studiengruppe ABCSG (Austrian Breast & Colorectal Cancer Study Group) zeigt mit Österreichs größter Brustkrebsstudie ABCSG 18, dass Osteoporose als Langzeitfolge einer endokrinen Krebstherapie reduzierbar ist, und positioniert sich mit diesem Ergebnis erneut an der Weltspitze der Krebsforschung.</p>
<hr />
<p class="article-content"><p>Weltweit gibt es bisher zwei Studien zum Thema „Knochengesundheit und Krebs“ – eine davon hat die seit 30 Jahren erfolgreiche österreichische Studiengruppe ABCSG nun nach über 10 Jahren Laufzeit mit einem sensationellen Ergebnis abgeschlossen, welches einen „practice change“ in der Brustkrebstherapie bewirken könnte. Insgesamt 3.425 Patientinnen mit hormonrezeptorpositivem Brustkrebs nahmen an dieser bisher größten Brustkrebsstudie des Landes teil. Die Rekrutierung lief von Dezember 2006 bis Juli 2013. Als Standardtherapie für postmenopausale Frauen mit HR+-Mammakarzinom gelten heutzutage Aromataseinhibitoren, die allerdings negative Auswirkungen auf die Knochendichte haben und somit das Osteoporoserisiko deutlich erhöhen können, was mit Frakturen und einer beträchtlichen Einschränkung der Lebensqualität einhergeht.<br /> Die placebokontrollierte, doppelblinde Adjuvansstudie ABCSG 18 konnte nun zeigen, dass diese therapieinduzierte Langzeitfolge durch Verabreichung des humanen monoklonalen Antikörpers Denosumab ergänzend zur endokrinen Therapie um 50 % reduziert werden kann (92 Frakturen versus 176 im Placeboarm, HR: 0,50). Ohne zusätzliche Toxizität halbierte die Gabe von 60mg Denosumab zweimal pro Jahr die Zahl an subkutan klinischen Frakturen, außerdem erhöhte sich die Knochendichte in der Wirbelsäule um 10 % , in der Hüfte um rund 8 % und im Oberschenkelhals um 6 % .</p> <h2>ABCSG 18: Knochenarbeit für Österreich</h2> <p>Fast alle österreichischen Krebszentren sowie einige Zentren aus Schweden engagierten sich in diesem Mammutprojekt, ebenso wie zahlreiche niedergelassene Radiologen, die regelmäßig Knochendichtemessungen bei den Studienteilnehmerinnen vornahmen. Insgesamt waren 65 Zentren mit mehreren Hundert Ärzten in der Studie aktiv. Studien zeigen, dass 16 % aller postmenopausalen Brustkrebspatientinnen fünf Jahre nach einer Aromataseinhibitortherapie an Osteoporose und einer deutlichen Abnahme der Knochendichte leiden. Bei diesen Frauen treten vermehrt Frakturen auf, die schlecht heilen, und neben den gesundheitsökonomischen Aspekten ist auch ihre Lebensqualität beträchtlich eingeschränkt.</p> <div id="rot"> <p>„Unsere Daten werden Einfluss auf die tägliche Praxis haben, denn wir können unseren Patientinnen jetzt sehr einfach mit nur zwei Injektionen pro Jahr und ohne zusätzliche Belastungen eine schwerwiegende Langzeitfolge der Krebstherapie ersparen.“ - M. Gnant, Wien</p> </div> <h2>Knochengesundheit und Krebs – kein Widerspruch mehr</h2> <p>Der IgG2-anti-RANKL-Antikörper Denosumab hat eine ähnliche Wirkung wie Bisphosphonate, die zur Behandlung von Osteoporose eingesetzt werden. ABCSG 18 hat untersucht, ob der positive Effekt auf die Knochendichte auch eintritt, wenn hier noch keine Veränderungen vorliegen, ob man es also auch gesunden Patientinnen zur Verringerung des therapieinduzierten Osteo­poroserisikos verabreichen soll. Postmenopausale Patientinnen mit hormonrezeptorpositivem Brustkrebs wurden 1:1 in die Studie randomisiert, der primäre Endpunkt war die Zeitspanne von der Randomisierung bis zur ersten klinischen Fraktur (ausgenommen waren Brüche von Schädel, Gesicht, Fingern und Zehen, da diese selten mit Osteoporose assoziiert sind). Sekundäre Endpunkte waren unter anderem Veränderungen der Knochendichte und vertebrale Frakturen.<br /> Denosumab imitiert im Knochenstoffwechsel die Effekte von Osteoprotegerin, einem Protein zur Erhöhung der Knochendichte sowie einem Fangrezeptor für RANKL („receptor activator of nuclear factor-kappaB ligand“). Dieses Protein wandelt Präosteoklasten in Osteoklasten und erhöht damit die Aktivität dieser für den Knochenabbau verantwortlichen Zellen, was zu Osteoporose führt.</p></p>
<p class="article-quelle">Quelle: Presseaussendung der
Austrian Breast & Colorectal Cancer<br/>
Study Group, 18. Mai 2015, Wien
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