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EHA-Rückblick: follikuläre und Mantelzelllymphome

<p class="article-intro">Am EHA-Kongress 2016 in Kopenhagen wurden für die follikulären und Mantelzelllymphome mehrheitlich Phase-II/III-Studien mit einer chemotherapiefreien Behandlungsstrategie vorgestellt bzw. Langzeitergebnisse verschiedener Studien präsentiert, die im folgenden Beitrag skizziert werden.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Key Points</h2> <ul> <li>Die Resistenz gegen Rituximab kann durch den Wechsel auf einen Anti-CD20-Antik&ouml;rper Typ II (Obinutuzumab) &uuml;berwunden werden.</li> <li>R&uuml;ckf&auml;lle bei einem MCL sind auch nach Jahren m&ouml;glich. Eine Heilung bleibt weiterhin ein anekdotisches Ergebnis.</li> <li>Resistenzmechanismen gegen&uuml;ber Ibrutinib bei MCL k&ouml;nnen sowohl prim&auml;r als auch erworben sein.</li> </ul> </div> <h2>Follikul&auml;res Lymphom</h2> <p>Die Ergebnisse der GADOLIN-Studie sind f&uuml;r die rezidivierte und refrakt&auml;re Behandlungssituation von follikul&auml;ren Lymphomen nach Erstlinientherapie mit Rituximab aufschlussreich. Diese Phase-III-Studie untersuchte die Behandlung von Rituximab-refrakt&auml;ren follikul&auml;ren Lymphomen, definiert durch eine Krankheitsprogression innerhalb von 6 Monaten nach der letzten Rituximab-Gabe. Rituximab wurde durch den Anti-CD20-Antik&ouml;rper Typ II, Obinutuzumab, ersetzt. Die Behandlung wurde als Kombination von Obinutuzumab (1000mg iv. an d1, d8, d15 im ersten Zyklus, anschliessend nur noch einmal monatlich) plus Bendamustin (90mg/m<sup>2</sup> iv., d1 und d2) &uuml;ber 6 Zyklen durchgef&uuml;hrt. Obinutuzumab wurde als Erhaltungstherapie f&uuml;r Patienten ohne Progression (1000mg iv. alle 2 Monate f&uuml;r 2 Jahre) nach der Kombinationstherapie fortgesetzt. Im Vergleichsarm mit Bendamustin alleine wurde die Substanz h&ouml;her dosiert (120mg/m<sup>2</sup> iv., d1 und d2) als im Kombinationsarm. Pr&auml;sentiert wurden die Ergebnisse von 321 Patienten mit im Median 2 Vorbehandlungen nach einer medianen Beobachtungszeit von 22 Monaten. <br /> Das mediane progressionsfreie &Uuml;berleben (PFS) als prim&auml;rer Endpunkt wurde im Kombinationsarm noch nicht erreicht, w&auml;hrend im Bendamustin-Arm das PFS im Median bei 14,9 Monaten (HR [95 % CI]; 0,48 [0,35&ndash;0,67]) liegt (Abb. 1). <br /> Im Kombinationsarm gab es 65,8 % Toxizit&auml;ten von Grad 3&ndash;5, w&auml;hrend im Bendamustin-Arm 58,9 % Toxizit&auml;ten vergleichbaren Ausmasses auftraten. Mit 5,2 % resp. 6,1 % Todesf&auml;llen sind die beiden Studienarme vergleichbar. Die Autoren schlussfolgern eine 52 % ige Reduktion des Risikos f&uuml;r eine Progression f&uuml;r die Kombinationsbehandlung bei Patienten mit Rituximab-refrakt&auml;ren follikul&auml;ren Lymphomen. In einer weiteren Phase-III-Studie (HOMER) wurde Ofatumumab f&uuml;r die Rezidivbehandlung von follikul&auml;ren Lymphomen untersucht. Ofatumumab ist ein anderer humaner Antik&ouml;rper gegen ein nahe dem CD20 gelegenes Epitop. Ofatumumab vs. Rituximab als Induktion, jeweils gefolgt von einer Erhaltungstherapie, zeigte keinen Vorteil f&uuml;r Ofatumumab in Bezug auf PFS, Gesamt&uuml;berleben und Zeit bis zur n&auml;chsten Therapie. <br /> Nebst neuen Antik&ouml;rpern (Anti-CD20- und Anti-CD79b-Antik&ouml;rperkonjugate) werden derzeit auch Immunmodulatoren und Inhibitoren gegen PI3K, BTK und BCL-2 in Phase-II-Studien zur Therapie von indolenten Lymphomen untersucht.<br /> Copanlisib ist ein potenter und selektiver PI3K-Inhibitor mit Aktivit&auml;t vor allem gegen zwei Isoformen (alfa und delta). Die Phase-I-Studie zeigte eine sehr gute Aktivit&auml;t bei follikul&auml;ren Lymphomen (Ansprechen 6/6) und einer von drei Patienten mit diffus grosszelligem Lymphom erreichten ein partielles Ansprechen. Die als Poster pr&auml;sentierte Phase-II-Studie von Dreyling et al bei Patienten mit rezidivierten/refrakt&auml;ren indolenten oder aggressiven Lymphomen zeigte nach intraven&ouml;ser Applikation von Copanlisib an den Tagen 1, 8 und 15 in einem 4-w&ouml;chentlichen Schema ein Ansprechen bei indolenten Lymphomen von 47 % (CI: 27&ndash;68). F&uuml;r die 16 Patienten mit follikul&auml;rem Lymphom lag das Ansprechen bei 40 % (CI: 19&ndash;64), davon drei komplette und drei partielle Remissionen. Das Gesamtansprechen f&uuml;r 11 Patienten mit MCL lag bei 64 % (CI: 35&ndash;86) mit zwei kompletten und f&uuml;nf partiellen Remissionen. Hyperglyk&auml;mie (59 % ), Hypertonie (54 % ), Diarrh&ouml; (33 % ) und Fatigue (28 % ) waren die h&auml;ufigsten Nebenwirkungen. Beunruhigend sind die als therapieassoziiert beurteilten 4 Todesf&auml;lle aufgrund von Meningitis, respiratorischer Ersch&ouml;pfung und pulmonalen Infektionen.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Leading Opinions_Onko_1604_Weblinks_Seite106_1.jpg" alt="" width="" height="" /></p> <h2>Mantelzelllymphom</h2> <p>Obwohl die Behandlungsergebnisse bei Mantelzelllymphomen in den vergangenen Jahren deutlich besser sind, ist weiterhin nur in anekdotischen F&auml;llen von einer Heilung auszugehen. Die vorgestellten Langzeitergebnisse nach 11,4 Jahren der Nordic-MCL2-Studie best&auml;tigt diese Erfahrung. In die MCL2-Studie wurden 160 Patienten eingeschlossen, die sich f&uuml;r ein intensives Therapieregime inklusive einer autologen Stammzelltransplantation (ASZT) qualifizierten. Die mediane Dauer des Ansprechens lag f&uuml;r die 145 Patienten mit konsolidierender ASZT bei 12,4 Jahren. <br /> Der prognostische Score f&uuml;r Mantelzelllymphome, MIPI wie auch der biologische MIPI-B, diskriminieren klar zwischen den drei prognostischen Gruppen niedriges, intermedi&auml;res und hohes Risiko.<br /> Das PFS nach Risikogruppen gem&auml;ss MIPI f&uuml;r diese intensiv behandelten Patienten liegt nach dieser langen Beobachtungszeit bei 12,8, 8 respektive 2,5 Jahren in der niedrigen, intermedi&auml;ren respektive hohen Risikogruppe.<br /> Ibrutinib, ein Inhibitor der Bruton-Tyrosinkinase, ist eine oral zu verabreichende Substanz. In der Schweiz ist Ibrutinib zugelassen f&uuml;r die Behandlung von rezidivierten und refrakt&auml;ren MCL nach Kostengutsprache. Es wurden die gepoolten Daten von drei Studien pr&auml;sentiert, deren Baselinedaten in Abh&auml;ngigkeit vom Krankheitsverlauf analysiert wurden.<br /> Patienten mit blastoider Variante eines MCL zeigten auf Ibrutinib ein vergleichbares Ansprechen wie Patienten mit nicht blastoider Histologie (Abb.&nbsp;2). Die Dauer des Ansprechens ist aber f&uuml;r die blastoide Variante deutlich k&uuml;rzer mit 8,6 vs. 18,8 Monaten. Wenig &uuml;berraschend ist, dass das PFS bei der Behandlung in Erstlinie nach einem Rezidiv l&auml;nger ist als beim Einsatz von Ibrutinib nach multiplen Vorbehandlungen.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Leading Opinions_Onko_1604_Weblinks_Seite106_2.jpg" alt="" width="" height="" /></p> <h2>Resistenzmechanismen in der Behandlung von MCL</h2> <p>Interessante Daten betreffend Resistenzmechanismen in der Behandlung von MCL mit Ibrutinib wurden in Erg&auml;nzung zu den klinischen Daten der RAY-Studie (Ibrutinib vs. Temsirolimus bei MCL-Rezidiv) untersucht. Molekulare Resistenzmechanismen bei Patienten mit fehlendem Ansprechen oder fr&uuml;her Progression (&lt;4 Monaten) waren sowohl prim&auml;re als auch erworbene Resistenzmechanismen, die einander &auml;hnlich sind. Dabei f&uuml;hren Mutationen im NF-kB-Signalweg zu einer Umgehung der Bruton-Tyrosinkinase. Um die Behandlungsergebnisse von Ibrutinib beim MCL zu verbessern, ist das Verst&auml;ndnis der prim&auml;ren und sekund&auml;ren Resistenzmechanismen essenziell.</p></p>
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