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microRNA miR-1287-5p

Die Rolle von nicht kodierenden RNAs bei Brustkrebs

<p class="article-intro">Im Rahmen der OeGHO-Frühjahrstagung 2019 konnten wir aktuelle Daten aus unserer Forschungseinheit für „Non-coding RNAs in Cancer“ präsentieren, welche die Rolle einer nicht kodierenden RNA bei Brustkrebs beschreiben. Dieser Artikel fasst unsere neuesten Erkenntnisse über die zelluläre und molekulare Beteiligung der microRNA miR-1287-5p beim tripelnegativen Mammakarzinom (TNBC) sowie deren Interaktion mit PIK3CB und der daraus resultierenden Sensitivität auf PI3K-Inhibitoren zusammen.<sup>1</sup></p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>miR-1287-5p ist in Brustkrebsgewebe geringer exprimiert als in gesundem Gewebe.</li> <li>miR-1287-5p steuert das Wachstum von Brustkrebszellen.</li> <li>miR-1287-5p interagiert mit PIK3CB und reguliert es.</li> <li>miR-1287-5p beeinflusst die Sensitivit&auml;t von Brustkrebszellen auf PI3K-Inhibitoren.</li> <li>miR-1287-5p k&ouml;nnte zuk&uuml;nftig einen prognostischen Biomarker oder ein therapeutisches Target darstellen.</li> </ul> </div> <p><br />Da TNBC den aggressivsten molekularen Brustkrebssubtyp darstellt und die Anzahl der vielversprechenden Behandlungsans&auml;tze &auml;u&szlig;erst limitiert ist, sind neue Forschungsans&auml;tze zur Identifizierung von molekularen Targets oder zur Etablierung verbesserter Therapiekonzepte unerl&auml;sslich. In den letzten Jahren sind microRNAs in den Forschungsfokus ger&uuml;ckt, da diese etwa 22 Basenpaar langen, nicht kodierenden RNAs in zahlreichen physiologischen und pathophysiologischen Prozessen beteiligt und in etlichen Krebsarten dereguliert sind.<sup>2, 3</sup> Geringe Expression von miR-1287-5p bei Brustkrebspatientinnen und im Zellmodell Daten eines Transkriptomprofilings von Tumorsph&auml;ren &ndash; einem Modell zur Anreicherung von Brustkrebs-Stammzellen<sup>4</sup> &ndash; identifizierten die Expression von miR- 1287-5p in diesen Sph&auml;ren im Vergleich zu adh&auml;rent wachsenden Zellen als betr&auml;chtlich verringert. Um die klinische Relevanz dieser Entdeckung zu best&auml;tigen, wurden Expressionslevel von miR-1287-5p in 131 gepaarten Tumorgeweben im Vergleich zu gesunden Kontrollgewebeproben untersucht, mit dem Resultat, dass eine 4,6-fach reduzierte Expression im Tumorgewebe detektiert werden konnte. &Uuml;berlebensdaten einer Brustkrebskohorte mit 1262 Patienten zeigten, dass niedrige miR-1287-5p-Expressionslevel signifikant mit einem k&uuml;rzeren Patienten&uuml;berleben zusammenh&auml;ngen (HR: 0,77; 95 % CI: 0,63&ndash; 0,95).</p> <h2>&Uuml;berexpression von miR-1287-5p reduziert Tumorwachstum in vitro und in vivo</h2> <p>Um die molekularen Mechanismen der oben beschriebenen Beobachtungen zu entschl&uuml;sseln, wurden unabh&auml;ngige Wachstums-Assays in TNBC-Zellen mit hinauf- oder herunterregulierter Expression von miR-1287-5p durchgef&uuml;hrt. Diese Assays kamen alle zu dem Schluss, dass hohe Expressionslevel von miR-1287-5p zu verringertem Wachstum sowie zum Zellzyklusarrest von TNBC-Zellen f&uuml;hren. Diese wachstumsmindernden Effekte konnten auch in Zelllinien anderer Brustkrebssubtypen verifiziert werden &ndash; ein Ergebnis, welches die zentrale Bedeutung dieser microRNA bei Brustkrebs hervorhebt. Aufbauend auf den vielversprechenden Ergebnissen der In-vitro-Experimente, wurden miR-1287-5p-&uuml;berexprimierende Brustkrebszellen in ein Mausmodell eingebracht. Die Tumorgr&ouml;&szlig;e der miR-1287-5p&uuml;berexprimierenden Zellen war im Vergleich zu den Kontrollzellen signifikant reduziert. Diese In-vivo-Experimente best&auml;tigen die zuvor erhobenen In-vitro-Daten, in denen sich erh&ouml;hte miR-1287-5p-Expressionslevel durchwegs antikanzerogen auswirkten.</p> <h2>miR-1287-5p bindet und reguliert PIK3CB</h2> <p>Die bisherigen Daten zeigen eine essenzielle Rolle von miR-1287-5p f&uuml;r das Wachstum von Brustkrebszellen. Um m&ouml;gliche beteiligte Interaktionspartner von miR-1287-5p zu identifizieren, wurde ein Microarray-Profiling in miR-1287-5p-&uuml;berexprimierenden Zellen durchgef&uuml;hrt. miRNAs regulieren ihre Ziel-mRNAs meist durch Inhibierung oder Abbau derselben. Daher ist zu erwarten, dass eine &Uuml;berexpression von miR-1287-5p zu einer Herabregulierung von Ziel-mRNAs f&uuml;hrt. Eine der am st&auml;rksten herunterregulierten mRNAs war diejenige von PIK3CB &ndash; einem Mitglied des PI3K(Phosphoinositid-3-Kinase)- Pathways, dessen &Uuml;beraktivierung zu zellul&auml;rer Proliferation, Migration und Krebszell&uuml;berleben<sup>5</sup> f&uuml;hrt, also zur Krebsentstehung und Progression erheblich beitr&auml;gt.<sup>6</sup> Bioinformatische Vorhersagetools sowie unabh&auml;ngige Interaktions- bzw. Mutationsexperimente best&auml;tigten eine direkte Interaktion zwischen miR-1287-5p und PIK3CB. Um auch die klinische Relevanz von PIK3CB zu untersuchen, wurde eine Kaplan-Meier-Analyse von TCGA-Daten einer Kohorte mit 1005 Patienten durchgef&uuml;hrt, mit dem Ergebnis, dass hohe PIK3CB-Expressionslevel mit einem schlechten klinischen Outcome einhergehen. Diese Ergebnisse konnten mit Daten einer weiteren &ouml;ffentlich zug&auml;nglichen Datenbank<sup>7</sup> best&auml;tigt werden. Auch hier waren hohe PIK3CB-Expressionslevel mit einem k&uuml;rzeren rezidivfreien &Uuml;berleben (RFS; n = 3951; HR: 1,36; CI: 1,22&ndash; 1,53; p &lt; 0,001) und Gesamt&uuml;berleben (OS; n=1402; HR: 1,27; CI: 1,02&ndash;1,57; p = 0,029) verbunden.</p> <h2>miR-1287-5p erh&ouml;ht die Sensitivit&auml;t von TNBC-Zellen f&uuml;r PI3K-Inhibitoren</h2> <p>Im letzten Schritt galt es herauszufinden, ob miR-1287-5p eine potenziell therapeutische Wirkung aufweist. Hierf&uuml;r wurden TNBC-Zellen gleichzeitig mit miR-1287-5p-Mimetikum (f&uuml;hrt zu erh&ouml;hten miR-1287-5p-Expressionslevel) und verschiedenen PI3K-Inhibitoren (Idelalisib: selektiver p110&delta;-Inhibitor; Alpelisib: selektiver PIK3&alpha;-Inhibitor) behandelt. Diese Behandlungskombination f&uuml;hrte im Vergleich zur einfachen Behandlung zu stark erh&ouml;hter Zytotoxizit&auml;t und stark vermindertem Wachstum der getesteten TNBC-Zellen.</p> <div id="fazit"> <h2>Conclusio</h2> <p>Zusammenfassend zeigen die Daten dieses Projektes, dass die Expression von miR-1287-5p in Brustkrebsgewebe stark reduziert ist und diese niedrigen Expressionslevel mit einer schlechten Prognose f&uuml;r Brustkrebspatientinnen assoziiert sind. miR-1287-5p steuert das Wachstum von Brustkrebszellen in vitro und in vivo durch die Regulierung von PIK3CB. Des Weiteren f&uuml;hrte eine Kombinationsbehandlung mit einem miR-1287-5p-Mimetikum und PI3K-Inhibitoren zu einer gesteigerten pharmakologischen Wirksamkeit in TNBC-Zellen.<br /><br /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Onko_1904_Weblinks_jatros_onko_1904_s39_abb1.jpg" alt="" width="2188" height="1255" /></p> </div></p>
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