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Die Rolle der Bildgebung in der Behandlung der Weichteilsarkome: Update für Radiologen

<p class="article-intro">Weichteilsarkome (WTS) sind seltene Tumoren. Sie machen etwa 1 % der soliden Krebserkrankungen im Erwachsenenalter aus und stellen eine heterogene Gruppe von Erkrankungen dar, die aus mesenchymalem Gewebe entstehen.<sup>1</sup> Die Bildgebung spielt eine entscheidende Rolle in der Beurteilung des lokalen Stagings von WTS sowie des Therapieansprechens und im Rezidivmonitoring.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Die Kenntnis der fr&uuml;heren klinischen, chirurgischen und therapeutischen Vorgeschichte, einschlie&szlig;lich der Strahlentherapie, ist f&uuml;r eine umfassendere Bewertung unerl&auml;sslich.</li> <li>Die Rolle der neuen Bildgebungsmodalit&auml;ten muss in Zukunft noch festgelegt werden.</li> </ul> </div> <h2>Bildgebende Methoden</h2> <p>Die sich rasant entwickelnden bildgebenden Methoden versuchen mit der Entwicklung neuer, individualisierter Behandlungsmethoden Schritt zu halten. Da viele dieser neueren Technologien jedoch noch nicht einsetzbar sind, ist ihre genaue Rolle noch nicht gekl&auml;rt. Aufgrund der gro&szlig;en Vielfalt der Sarkome variieren das Erscheinungsbild und das Management in der Bildgebung und es gibt keinen allgemein akzeptierten Algorithmus f&uuml;r die Rolle der einzelnen bildgebenden Methoden. Die Basis-Bildgebungsmethoden bleiben jedoch gleich.</p> <h2>Magnetresonanztomografie (MRT)</h2> <p>Die MRT ist die bildgebende Methode der Wahl f&uuml;r die Beurteilung von Weichteilsarkomen, insbesondere zur Beurteilung der lokalen Tumorausdehnung. Das Fehlen ionisierender Strahlung, die M&ouml;glichkeit der dreidimensionalen Darstellung und der hervorragende Weichteilkontrast machen die MRT insbesondere in der Beurteilung der Tumorcharakterisierung und -ausdehnung einsetzbar.<sup>2</sup></p> <p><strong>Dynamische kontrastverst&auml;rkte MRT (DCE-MRT)</strong><br /> Eine dynamische MRT-Untersuchung mit Kontrastmittel, die eine Gradientenechosequenz verwendet, wird eingesetzt zur Beurteilung des Anreicherungsmusters des Tumors in den ersten 2&ndash;3 Minuten nach einer schnellen intraven&ouml;sen Bolusinjektion von Gadolinium-Kontrastmittel. Die DCE-MRT liefert Informationen &uuml;ber Gewebeperfusion, Vaskularisation, Kapillarpermeabilit&auml;t und Volumen des Interstitialraums, welche mit einer &uuml;blichen statischen Postkontrast-MRT nicht verf&uuml;gbar sind.<sup>3</sup> Eine DCE-MRT hilft in der Beurteilung des vitalen Gewebes, in der Differenzierung zwischen dem Tumor und dem peritumoralen &Ouml;dem und kann dazu beitragen, einen malignen von einem gutartigen Weichteiltumor zu unterscheiden oder zumindest die Differenzialdiagnose einzuschr&auml;nken. Die DCE-MRT ist au&szlig;erdem hilfreich in der Beurteilung des Tumoransprechens nach Beginn einer neoadjuvanten Chemotherapie oder sie kann im postoperativen Monitoring zum Nachweis eines Rest- oder Rezidivtumors eingesetzt werden.<sup>2, 3</sup></p> <p><strong>Diffusionsgewichtete Bildgebung mit Hintergrundk&ouml;rpersignalunterdr&uuml;ckung</strong><br /> Takahara hat das DWI-Konzept mit Hintergrundk&ouml;rpersignalunterdr&uuml;ckung entwickelt und die Realisierbarkeit von DWI w&auml;hrend der freien Atmung unter Beweis gestellt. Dies erleichtert die Aufnahme von Bildern im K&ouml;rpersegment und spielt eine wichtige Rolle in der onkologischen Ganzk&ouml;rper-Bildgebung.<sup>4</sup></p> <p><strong>Magnetresonanzspektroskopie (MRS)</strong><br /> Protonen-(H1)-MRS wird in der Sarkom- Bildgebung nicht sehr h&auml;ufig verwendet und wird vorwiegend f&uuml;r Forschungszwecke eingesetzt. &Uuml;ber die MRS wurden nur wenige Artikel ver&ouml;ffentlicht, in welchen ihr Nutzen in der Differenzierung zwischen gutartigen von b&ouml;sartigen L&auml;sionen, in der Beurteilung des Therapieansprechens und f&uuml;r das postoperative Follow- up evaluiert wurde. Eine Studie von Patel zeigte, dass ein diskret erh&ouml;hter Cholinpeak die Malignome mit einer Sensitivit&auml;t und Spezifit&auml;t von 88 % bzw. 68 % diagnostizieren kann, w&auml;hrend eine sehr niedrige Konzentration (&lt;0,3mmol/kg) einen negativen Vorhersagewert von 100 % zum Malignit&auml;tsausschluss hat. Ein erh&ouml;hter Cholinpeak kann jedoch auch bei gutartigen L&auml;sionen, wie zum Beispiel bei peripherem Nervenscheidentumor oder bei Abszessen, beobachtet werden. Ein Lipidpeak ist in soliden Anteilen der malignen Tumoren und in den behandelten Tumoren zu sehen.<sup>2</sup></p> <p><strong>Ganzk&ouml;rper-MRT (WBMRI)</strong><br /> WBMRI wird f&uuml;r Malignit&auml;t-Screening von Patienten mit bekannten genetischen Mutationen (z.B. <em>TP53</em>-Keimbahnmutation) verwendet, welche ein h&ouml;heres Risiko haben, diese Tumoren, insbesondere im j&uuml;ngeren Alter verglichen mit der Allgemeinbev&ouml;lkerung, zu entwickeln.<sup>2</sup> Bei den Sarkomen, die dazu neigen, in den Knochen zu metastasieren, wie z.B. ein myxoides Liposarkom, kann WBMRI f&uuml;r die Beurteilung des Skeletts als erste bildgebende Methode oder im Follow-up hilfreich sein.<sup>5</sup></p> <p><strong>Diffusions-Tensor-Bildgebung (DTI)</strong><br /> Eine Studie von Kasprian zeigte, dass die DTI und die Traktografie mithilfe von quantitativen und 3D-Bilddaten nicht invasiv eine Beteiligung von peripheren Nerven in Weichteiltumoren nachweisen k&ouml;nnen.<sup>6</sup></p> <p><strong>MR-Bildgebung der Protonendichte-Fettfraktion (PDFF)</strong><br /> Die Unterscheidung zwischen akuten osteoporotischen und malignen Wirbelk&ouml;rperkompressionsfrakturen (WKF) ist ein h&auml;ufiges klinisches Problem mit erheblichen Auswirkungen auf das Management und die Prognose. Da die WKF sowohl mit Osteoporose als auch mit Malignomen assoziert sind und in der Regel bei &auml;lteren Menschen meist ohne ad&auml;quates Trauma in der Anamnese vorkommen, kann die klinische Differenzierung zwischen diesen beiden Frakturtypen schwierig sein. Das quantitative Wasser-Fett-MRT, welches auf Basis der chemischen Verschiebung nach dem Shift-Verfahren unter Verwendung von Karten mit ortsaufgel&ouml;ster Protonendichte- Fettfraktion (PDFF) funktioniert, ist eine gute Methode zur Beurteilung des Knochenmarkfettanteils. In der Studie von Schmeel hat diese Methode eine hohe diagnostische Genauigkeit f&uuml;r die Unterscheidung von akuten benignen und malignen WKF gezeigt, mit deutlich h&ouml;herem PDFF in den akut gutartigen als in den malignen WKF. Die hohe Sensitivit&auml;t und der geringere negative Vorhersagewert sowie eine schnelle Bildgebung und Unabh&auml;ngigkeit vom Kontrastmittel machen die PDFF zu einem idealen diagnostischen Mittel f&uuml;r die Beurteilung von WKF bei metastasierenden Tumoren.<sup>7</sup></p> <h2>CT-Perfusion</h2> <p>Die konventionelle Computertomografie (CT) ist aufgrund der relativ geringen Kosten und der gro&szlig;en Verf&uuml;gbarkeit das wichtigste diagnostische Instrument f&uuml;r die Tumorbeurteilung, f&uuml;r die Diagnosestellung, f&uuml;r das Staging oder f&uuml;r das Monitoring von Krebstherapien. Die CT-Perfusion &uuml;bertrifft die Grenzen herk&ouml;mmlicher Reaktionskriterien f&uuml;r die Bildgebung und ist ein aufstrebendes Instrument, das sowohl qualitative als auch quantitative Informationen &uuml;ber die Tumormikrozirkulation liefert. Die anatomischen und funktionellen Parameter, die durch CT-Perfusion erhalten werden, haben eine potenzielle Funktion als Biomarker f&uuml;r das Tumoransprechen gezeigt und sind f&uuml;r das Monitoring einer Tumorangiogenese nach zielgerichteten Therapien n&uuml;tzlich.<sup>8</sup></p> <h2>Dynamischer kontrastverst&auml;rkter Ultraschall (CEUS)</h2> <p>Die Rolle des Ultraschalls (US) in der Behandlung von Sarkomen hat mit der Verf&uuml;gbarkeit von US-Kontrastmittel zugenommen. &Auml;hnlich wie bei der dynamischen kontrastverst&auml;rkten MRT (DCEMRT) wird der CEUS zur Beurteilung der Vaskularit&auml;t und der Durchblutung der L&auml;sion verwendet. Im CEUS zeigte vitales Tumorgewebe eine fr&uuml;here Kontrastierung (Time-to-Peak-Steigerung) im Vergleich zu benignen L&auml;sionen. Es wurde ein neues Klassifizierungssystem vorgeschlagen, das auf einem Verbesserungsmuster basiert. In einer Studie von Gruber zeigte CEUS ein Potenzial zum Monitoring der Reaktion einer neoadjuvanten Chemotherapie. Die Sonoelastografie wird in Bezug auf ihre Rolle f&uuml;r die Beurteilung von Weichteilmassen und Sarkomen untersucht.<sup>9</sup></p> <h2>18F-Fluorodeoxyglucose-Positronen-Emissions-Tomografie- Magnetresonanztomografie (18F-FDG-PET-MRT)</h2> <p>18F-PET-MRT ist eine vielversprechende, sich entwickelnde Hybrid-Bildgebungsmodalit&auml;t, die die inh&auml;renten St&auml;rken von MRT-Weichgewebs- und Kontrastmittelaufl&ouml;sung sowie die funktionellen metabolischen F&auml;higkeiten von PET vereint. Weitere Untersuchungen sind erforderlich, um ihre Rolle in der Bewertung und Behandlung von Weichteilsarkomen zu ermitteln. In den letzten Jahren hat eine gering strahlungsbelastende onkologische Bildgebung insbesondere in der p&auml;diatrischen Bev&ouml;lkerung ein enormes Interesse gefunden. 18F-PET-MRT zeigt daher eine potenzielle zuk&uuml;nftige Rolle mit dem Ziel, das Staging, die pr&auml;operative Planung einschlie&szlig;lich der Planung der Strahlentherapie, das Therapieansprechen und die Reduktion der kumulativen Strahlendosis bei Patienten mit Weichteilsarkomen zu verbessern.<sup>10, 11</sup><br /> Es werden die verschiedenen neuen Bildgebungsmodalit&auml;ten untersucht, die bei der Diagnose, dem initialen Staging, dem Monitoring der Therapie und dem anschlie&szlig;enden postoperativen Monitoring des WTS verwendet wurden. Ihre zuk&uuml;nftige Rolle bei der WTS-Bildgebung muss noch festgelegt werden.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Siegel RL et al.: Cancer statistics. CA Cancer J Clin 2016; 66(1): 7-30 <strong>2</strong> Patel DB, Matcuk Jr GR: Imaging of soft tissue sarcomas. Chin Clin Oncol 2018; 7(4). doi: 10.21037/ cco.2018.07.06 <strong>3</strong> Costa FM et al.: Multiparametric MR imaging of soft tissue tumors and pseudotumors. Magn Reson Imaging Clin M Am 2018; 26(4): 543-58 <strong>4</strong> Schmeel FC: Proton density fat fraction (PDFF) MR imaging for differentiation of acute benign and neoplastic compression fractures of the spine. Eur Radiol 2018; 28(12): 5001-9 <strong>5</strong> Stevenson JD et al.: Whole-body magnetic resonance imaging in myxoid liposarcoma: a useful adjunct for the detection of extra-pulmonary metastatic disease. Eur J Surg Oncol 2016; 42(4): 574-80 <strong>6</strong> Kasprian G et al.: Peripheral nerve tractography in soft tissue tumors: a preliminary 3-tesla diffusion tensor magnetic resonance imaging study. Muscle &amp; Nerve 2015; 51(3): 338-45 <strong>7</strong> Schmeel FC et al.: Proton density fat fraction (PDFF) MR imaging for differentiation of acute benign and neoplastic compression fractures of the spine. Eur Radiol 2018; 28(12): 5001-9 <strong>8</strong> Garc&iacute;a-Figueiras R et al.: CT perfusion in oncologic imaging: a useful tool? Am J Roentgenol 2013; 200(1): 8-19 <strong>9</strong> Gruber L et al.: Soft-tissue tumor contrast enhancement patterns: diagnostic value and comparison between ultrasound and MRI. Am J Roentgenol 2017; 208(2): 393-401 <strong>10</strong> Partovi S et al.: Hybrid PET/MR imaging in two sarcoma patients &ndash; clinical benefits and implications for future trials. Int J Clin Exp Med 2014; 7(3): 640 <strong>11</strong> Loft A et al.: PET/ MRI for preoperative planning in patients with soft tissue sarcoma: a technical report of two patients. Case Rep Med 2013; 2013: 791078</p> </div> </p>
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