
©
Getty Images
Die Krebsversorgung von morgen garantieren
Jatros
30
Min. Lesezeit
05.03.2020
Weiterempfehlen
<p class="article-intro">Die onkologische Versorgung in Österreich ist derzeit auf einem hohen Standard und ein niederschwelliger Zugang zu onkologischer Behandlung ist für alle Patienten gegeben. Allerdings ziehen dunkle Wolken am Himmel auf: Vom Ärztemangel bis zur durch die demografischen Änderungen bedingten Zunahme der Patientenzahl gilt es zahlreiche Herausforderungen zu bewältigen. Um diesen gerecht werden zu können, haben sieben onkologische Fachgesellschaften einen bemerkenswerten Schulterschluss vollzogen und ihre Forderungen in der Agenda Krebs 2030 definiert.</p>
<hr />
<p class="article-content"><p>Eine Vielzahl von Problemen muss in Angriff genommen werden, um eine hochwertige Krebsversorgung auch morgen zu ermöglichen. Dazu zählen u.a. die Explosion des Fachwissens aufgrund der rasant steigenden Zahl wissenschaftlicher Veröffentlichungen, der Ärztemangel, der in den Disziplinen der Pathologie und Radioonkologie tatsächlich bereits eingetreten ist, sowie die mangelhafte Ausstattung, besonders in der onkologischen Chirurgie.<br /> Sieben onkologische Fachgesellschaften haben nun ihre an die nächsten Entscheidungsträger gerichteten Lösungsvorschläge in der Agenda Krebs 2030 spezifiziert:</p> <ul> <li>die Österreichische Gesellschaft für Hämatologie & Medizinische Onkologie (OeGHO),</li> <li>die Österreichische Gesellschaft für Klinische Pathologie und Molekularpathologie (ÖGPath),</li> <li>die Arbeitsgemeinschaft für Gynäkologische Onkologie der OEGGG (AGO),</li> <li>die Österreichische Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP),</li> <li>die Österreichische Gesellschaft für Radioonkologie, Radiobiologie und Medizinische Radiophysik (ÖGRO),</li> <li>die Österreichische Gesellschaft für Chirurgische Onkologie (ACO-ASSO) und</li> <li>die Österreichische Gesellschaft für Urologie und Andrologie (ÖGU).</li> </ul> <h2>Fünf Kernforderungen</h2> <p>Um eine flächendeckende, qualitative onkologische Versorgung für alle österreichischen Bürger zu garantieren, werden fünf zentrale Forderungen gestellt:</p> <ul> <li><em>Nachwuchsinitiative</em>: Sowohl die Ausbildung als auch die Karriere als onkologischer Arzt müssten für junge Menschen ansprechend sein. Studierende aus dem Ausland müssten im Land gehalten werden. Dabei helfen könnten Arbeitsbedingungen, die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf garantieren, sowie eine attraktive Entlohnung. Die Erhöhung der Zahl der Studienplätze kann dazu einen Beitrag leisten, wird alleine jedoch das Problem des Ärztemangels nicht beheben können.</li> <li><em>Aus- und Fortbildungsoffensive:</em> Fortbildungen innerhalb der onkologischen Fachgesellschaften werden bereits jetzt schon großgeschrieben und sollen auch weiter forciert werden. Neben der verstärkten Spezialisierung soll auch der interdisziplinäre Austausch gefördert werden, da bei den zunehmend älteren Patienten vermehrt Multimorbiditäten vorliegen.</li> <li><em>Entlastung der Ärzte:</em> Administrative Aufgaben können die Ärzte viel Zeit und Energie kosten. In anderen Ländern gibt es bereits Dokumentationsassistenten, die Ärzte in diesem Bereich unterstützen können. Zudem sollte eine Entlastung durch spezialisiertes Pflegepersonal möglich sein („cancer nurses“). Nicht zu vernachlässigen sind die ausgebildeten Psychoonkologen, deren Hilfe unabdingbar ist.</li> <li><em>Ausbau der Netzwerkstruktur und Digitalisierung der Medizin:</em> Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf dem Ausbau der onkologischen Zentren, die eine rasche Diagnostik und flächendeckende Therapie der Patienten sicherstellen können. Die IT-Infrastruktur bedarf einer entsprechenden Modernisierung, wodurch der Wissenstransfer und im Endeffekt Entscheidungen über Diagnose und Therapie entscheidend erleichtert werden könnten.</li> <li><em>Früher Innovationstransfer durch klinische Studien:</em> Die Durchführung klinischer Studien sollte für die Ärzte vereinfacht werden. Dazu braucht es u.a. hochprofessionelle Studienteams. Wichtig wäre auch, Patienten, welche Interesse haben, an einer Studie teilzunehmen, einen niederschwelligen Zugang zu Informationen zu bieten.</li> </ul> <p><br /> Bleibt nur zu hoffen, dass die Fachgesellschaften mit ihren berechtigten Forderungen bei der nächsten Bundesregierung nicht auf taube Ohren stoßen werden, damit eine optimale onkologische Versorgung der Patienten auch in den nächsten Jahrzehnten garantiert werden kann.</p> <p> </p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2020_Jatros_Onko_2001_Weblinks_jat_onko_2001_s94_bild_gerstmayr.jpg" alt="" width="350" height="469" /></p></p>
<p class="article-quelle">Quelle: Pressegespräch „Agenda Krebs 2030“, Wien, 12. Dezember
2019
</p>
Das könnte Sie auch interessieren:
Erhaltungstherapie mit Atezolizumab nach adjuvanter Chemotherapie
Die zusätzliche adjuvante Gabe von Atezolizumab nach kompletter Resektion und adjuvanter Chemotherapie führte in der IMpower010-Studie zu einem signifikant verlängerten krankheitsfreien ...
Highlights zu Lymphomen
Assoc.Prof. Dr. Thomas Melchardt, PhD zu diesjährigen Highlights des ASCO und EHA im Bereich der Lymphome, darunter die Ergebnisse der Studien SHINE und ECHELON-1
Aktualisierte Ergebnisse für Blinatumomab bei neu diagnostizierten Patienten
Die Ergebnisse der D-ALBA-Studie bestätigen die Chemotherapie-freie Induktions- und Konsolidierungsstrategie bei erwachsenen Patienten mit Ph+ ALL. Mit einer 3-jährigen ...