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Bekannte Fakten und therapeutische Aussichten

Das Melanom im Szenario der Organtransplantation

<p class="article-intro">Das Melanom ist für etwa 90 % der Mortalität von Hautkrebs verantwortlich. Es wird als immunogener Tumor betrachtet und sein Verlauf ist durch die frühzeitige Neigung zu lymphogener oder hämatogener Metastasierung geprägt. Eine Langzeitimmunsuppression, wie etwa nach Organtransplantation, hat Auswirkungen auf Prognose und Verlauf eines Melanoms.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Die Langzeitimmunsuppression bei organtransplantierten Patienten (OTP) erh&ouml;ht nicht nur das Risiko, nicht melanozyt&auml;re Hauttumoren zu entwickeln, sondern auch das Risiko f&uuml;r Melanome.</li> <li>Ein Melanom in der Anamnese kann als Ausschlussgrund f&uuml;r die Listung bez&uuml;glich einer Organtransplantation gesehen werden.</li> <li>Bei Posttransplantmelanomen, vor allem Melanomen im Stadium III und IV, findet sich im Kollektiv der OTP ein signifikant schlechterer Verlauf als bei Immunkompetenten.</li> <li>Die Immuntherapie des fortgeschrittenen Melanoms mit Checkpoint-Inhibitoren ist prinzipiell beim OTP wegen der Gefahr der Transplantatabsto&szlig;ung kontraindiziert. Kinase-Inhibitoren wie zum Beispiel BRAF- und MEK-Inhibitoren k&ouml;nnen bei Vorliegen entsprechender Mutationen aber eingesetzt werden.</li> <li>In diesem Zusammenhang sind regelm&auml;&szlig;ige Screening- Untersuchungen des OTP wichtig; wie auch beim Immunkompetenten kommt der Fr&uuml;herkennung des Melanoms gro&szlig;e Bedeutung zu.</li> </ul> </div> <p>Die Verbesserung von Operationstechnik und postoperativem Komplikationsmanagement f&uuml;hrt zu einem l&auml;ngeren &Uuml;berleben der Patienten, zudem kommt es heute zu einer breiteren Indikationsstellung f&uuml;r eine Transplantation. Daraus resultiert eine gr&ouml;&szlig;er werdende Zahl an organtransplantierten Patienten (OTP), die zum Erhalt ihres Organs eine lebenslange Immunsuppression (IS) ben&ouml;tigen. Ungef&auml;hr 136 000 Organtransplantationen werden j&auml;hrlich weltweit durchgef&uuml;hrt (http://www.transplant-observatory.org). Damit k&ouml;nnen auch zunehmend unterschiedliche Fragestellungen im Szenario der Organtransplantation in Assoziation mit dem Melanom in Zukunft relevant werden.</p> <p>&nbsp;</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Onko_1904_Weblinks_jatros_onko_1904_s53_abb1.jpg" alt="" width="1417" height="904" /></p> <h2>Ein Melanom beim potenziellen Spender stellt eine absolute Kontraindikation f&uuml;r eine Organspende dar</h2> <p>Die Diagnose eines Melanoms in der Vorgeschichte des Spenders schlie&szlig;t ihn, in jedem Fall, f&uuml;r eine Spende aus &ndash; auch wenn es sich um ein Niedrig-Risiko- oder ein lang zur&uuml;ckliegendes Melanom handelt. <br />Beim immunkompetenten Spender k&ouml;nnen sich das Melanom bzw. im Organ lokalisierte Melanomzellen lange &bdquo;ruhig&ldquo; verhalten, um dann unter dem Einfluss der Immunsuppression beim Empf&auml;nger zu einer Reaktivierung und zur Metastasierung zu f&uuml;hren.<sup>1</sup> In der Literatur ist von einer Transmission eines Malignoms oder Melanoms vom Donor auf den Organempf&auml;nger in Fallbeispielen berichtet. In schon eher historischen Daten aus dem Jahr 1997 berichtet Israel Penn von 270 Empf&auml;ngern von Organen, die von Patienten mit Malignomen stammten; dabei kam es bei 43 % der F&auml;lle zu einer Transplantation des Malignoms.<sup>2</sup> Israel Penn (1930&ndash;1999) ist der Begr&uuml;nder des &bdquo;Israel Penn International Transplant Tumor Registry&ldquo; (IPITTR), in dem &uuml;ber drei Dekaden mehr als 15 000 Malignome bei OTP gesammelt wurden und das die gr&ouml;&szlig;te einschl&auml;gige Datenbank darstellt (httpt://ipittr.uc.edu/). <br />Der Benefit einer Organtransplantation &uuml;berwiegt bei Weitem das Risiko eines derartigen Events; laut Literatur besteht ein kalkuliertes 1,3 %iges Risiko, an einen Spender mit einem unbekannten Malignom zu geraten, und ein etwa 0,2 %iges Risiko einer Transmission des Malignoms.<sup>3</sup> Aus diesem Grund sind beim potenziellen Spender ein genaues pr&auml;operatives Tumor- Screening wie auch eine sorgf&auml;ltige Untersuchung aller Organe inklusive der Haut obligatorisch. Eine rein klinische Unterscheidung zum Beispiel eines dysplastischen N&auml;vus von einem fr&uuml;hen malignen Melanom (MM) beim potenziellen Spender ist allerdings schwierig; in solchen F&auml;llen muss die Pigmentl&auml;sion vor einer Organentnahme histologisch untersucht werden. Zur Anwendung neuerer diagnostischer Verfahren, wie zum Beispiel einer konfokalen Auflichtmikroskopie, bei m&ouml;glichen Organspendern liegen derzeit keine Daten vor. <br />Nierenzellkarzinome sind die am h&auml;ufigsten transplantierten Malignome, gefolgt vom Melanom &ndash; dieses f&uuml;hrt aber am h&auml;ufigsten zu einer Metastasierung mit fatalem Ausgang. Israel Penn berichtete 1997 von 13 Organspendern, die in ihrer Vorgeschichte von einem Melanom betroffen waren, einer davon sogar 10 Jahre vor der Organentnahme; dabei kam es bei 21 von insgesamt 28 Organempf&auml;ngern zum Auftreten eines metastasierenden Melanoms, das entspricht einer 75 %igen Transmissionsrate; bei 62 % der betroffenen Patienten kam es zum letalen Ausgang.<sup>2</sup> Auch in der rezenten Literatur sind Fallberichte zu finden; zum Beispiel von der erfolgreichen Therapie des Betroffenen mit einem Checkpoint-Inhibitor, nachdem das transplantierte Organ &ndash; in diesem Fall eine Niere &ndash; entfernt und die IS beendet wurde.<sup>4</sup> Ein anderer Fallbericht beschreibt die Transplantation eines Melanoms &uuml;ber einen zur Rekonstruktion der Mundh&ouml;hle verwendeten Hautlappen, der vom Bein des Patienten stammte, an dem einige Jahre zuvor eine Pigmentl&auml;sion mit unbekannter Histologie entnommen worden war.</p> <h2>Ein Melanom in der Vorgeschichte des Kandidaten kann als Kontraindikation f&uuml;r eine Transplantation gelten</h2> <p>Ob ein Patient mit einem Melanom in der Anamnese f&uuml;r eine Transplantation gelistet werden kann, ist eine besondere Fragestellung. Gem&auml;&szlig; historischer Daten von Israel Penn kam es bei 31 Melanompatienten, bei denen trotzdem eine Organtransplantation durchgef&uuml;hrt worden war, in sechs F&auml;llen (19 %) zu einem Rezidiv, das innerhalb von 16 Monaten nach Diagnosestellung zum Tod f&uuml;hrte.<sup>5</sup> Wie auch im Szenario der Donor-Transmission des Melanoms, welche auch noch nach Jahrzehnten der Rezidivfreiheit des Spenders m&ouml;glich ist, spielt hier f&uuml;r die Entscheidung, ob ein Melanompatient zur Transplantation zugelassen werden kann, die spezifische Biologie des Melanoms eine gro&szlig;e Rolle. In der Literatur ist/wurde auf Basis des oft zitierten Berichtes von Israel Penn<sup>5</sup> die Meinung vertreten, dass eine fr&uuml;here Melanomdiagnose als Kontraindikation f&uuml;r eine Transplantation gelten kann. Allerdings ist man heute der Ansicht, dass aus der Arbeit von Penn keine R&uuml;ckschl&uuml;sse gezogen werden k&ouml;nnen, da weder Informationen &uuml;ber den Breslow-Index noch &uuml;ber die Histologie vorlagen. Rezente Daten aus kleinen Kollektiven zeichneten ein besseres Bild.<sup>6</sup> Konkret wird in zwei Studien &uuml;ber insgesamt 17 Patienten mit invasivem Melanom berichtet &ndash; die In-situ-Melanome muss man in der Bewertung ausschlie&szlig;en. In einer medianen Nachbeobachtungszeit von 5,5 Jahren (Range: 6 Monate bis 15,7 Jahre) kam es in keinem der F&auml;lle zu einen Rezidiv oder einer Metastasierung. Im Mittel betrug die Zeit zwischen Melanomdiagnose und Transplantation 7,8 Jahre (Range: 4,8 bis 32,5 Jahre) und die Melanomdicke nach Breslow betrug im Schnitt 1 mm.<sup>7, 8</sup> <br />In einer retrospektiven Analyse einer Datenbank von mehr als 4000 OTP konnten 12 Patienten mit einem Pr&auml;transplantmelanom identifiziert werden, in sechs F&auml;llen war ein In-situ-Melanom und in sechs F&auml;llen ein Stadium-I-Melanom vorgelegen &ndash; also &lt; 1&ndash;2 mm Dicke ohne Ulzeration. In den konkreten F&auml;llen war der mediane Breslow-Index 0,525 mm (Range: 0,3&ndash;1,05 mm) und der Clark-Level III (Range: II&ndash;IV). Auch in diesem Kollektiv gab es, bei einer mittleren Nachbeobachtungszeit von allerdings nur 2,8 Jahren, kein Rezidiv. Zu diesem Zeitpunkt waren aber nur mehr 10 Patienten auswertbar, da zwei Patienten bereits aus anderen Gr&uuml;nden verstorben waren. Die Autoren sind der Meinung, dass bei selektiven Patienten mit einem fr&uuml;hen Melanom und einer ausreichenden Wartezeit eine Transplantation zul&auml;ssig w&auml;re.<sup>9</sup> Die gr&ouml;&szlig;te bisherige Studie zum Thema Pr&auml;transplantmelanom wurde 2016 von S. Arron und Mitarbeitern publiziert. Dabei konnte auf gro&szlig;e Transplantations- und Krebsregister zugegriffen werden und es wurden von insgesamt 185 039 OTP 336 (0,18 %) mit einer Melanomvorgeschichte identifiziert.<sup>10</sup> Dabei hatten OTP mit einem Melanom in der Anamnese ein 27-fach erh&ouml;htes Risiko, an einer Melanom- assoziierten Todesursache zu sterben, und ein 5,4-fach erh&ouml;htes Risiko, ein Zweitmelanom zu erleiden. Die erste Zahl erscheint dramatisch, Melanom-assoziierte Events waren aber insgesamt gering in diesem Kollektiv: Von den im Follow-up im Gesamtkollektiv 58 015 registrierten Todesf&auml;llen waren nur 0,05 %, n&auml;mlich 85 F&auml;lle, durch ein Melanom bedingt. In der Kalkulation nicht des relativen, sondern des absoluten Risikos f&uuml;r einen OTP mit einem Pr&auml;transplantmelanom, an einem solchen zu sterben, zeigte sich nach 5 bzw. 10 Jahren nur ein Unterschied von 1,17 bzw. 2,97 % zu jenen, die kein Melanom hatten. In der Zusammenschau dieser Datenlage sehen deshalb Experten einer amerikanischen Konsensus-Guideline bei Pr&auml;transplantmelanomen bei einer Tumordicke nach Breslow von &le; 1,50 bis 2,00 mm/Clark-Level I, II kein erh&ouml;htes Sterbe- oder Rezidivrisiko f&uuml;r Transplantationskandidaten.<sup>11</sup> <br />Diese Empfehlungen m&uuml;ssen aber extrem kritisch hinterfragt werden. Zum einen zeigen Daten aus den USA und aus Australien, dass in absoluten Zahlen genauso viele Patienten, die initial Melanome mit einer Tumordicke unter 1 mm hatten, an einer Metastasierung sterben, wie Patienten mit dickeren Tumoren.<sup>12, 13</sup> Auch wenn die relative Todesrate aufgrund der weitaus h&ouml;heren Anzahl von d&uuml;nnen Melanomen nat&uuml;rlich geringer ist, kann hier aber in keinem Fall von einer risikolosen Situation gesprochen werden. <br />Zus&auml;tzlich zeigen Daten zur Analyse von zirkulierenden Tumorzellen, dass diese bereits bei Prim&auml;rtumoren unter 1 mm Tumordicke bei bis zu 25 % der Patienten nachgewiesen werden k&ouml;nnen.<sup>14</sup> Auch ein &bdquo;fr&uuml;hes&ldquo; Melanom muss daher bereits als Systemerkrankung betrachtet werden.</p> <h2>OTP haben ein h&ouml;heres Risiko f&uuml;r die Entwicklung eines de-novo- Melanoms</h2> <p>Hauttumoren, in erster Linie nicht melanozyt&auml;re Hauttumoren (NMSC), machen beim OTP etwa 40 % aller de-novo-Karzinome und 90 % aller Hauttumoren aus.<sup>15</sup> Bez&uuml;glich der Melanominzidenz und eines eventuell erh&ouml;hten Risikos f&uuml;r ein Posttransplantmelanom im Szenario der Organtransplantation werden in der Literatur unterschiedliche Daten angegeben. Das bis vor Kurzem gr&ouml;&szlig;te untersuchte Kollektiv von 5356 OTP aus der im Jahr 2000 von Lindel&ouml;f publizierten Studie konnte in einer medianen Nachbeobachtung von 5,6 Jahren kein erh&ouml;htes Risiko f&uuml;r Melanome im Vergleich zur Gesamtpopulation feststellen.<sup>16</sup> In nachfolgenden Publikationen, die ebenfalls riesige Datenbanken auswerten, wird aber ein 2,2- bis 8-mal h&ouml;heres Melanomrisiko f&uuml;r OTP angegeben.<sup>17</sup> In der erst vor Kurzem publizierten Auswertung einer Datenbank von mehr als 10 000 OTP konnten Garrett und Mitarbeiter eine Melanominzidenzrate von 125/100 000 bei den OTP kalkulieren, im Vergleich zu 9&ndash;18/100 000 in der Gesamtbev&ouml;lkerung. Dabei hatten au&szlig;erdem OTP mit einem Pr&auml;transplantmelanom ein mehr als 7-fach erh&ouml;htes Risiko, ein Zweitmelanom in der Posttransplantationsphase zu entwickeln.<sup>18</sup> <br />Der klinische Verlauf eines Melanoms beim OTP variiert, nicht anders als beim Immunkompetenten, abh&auml;ngig vom &bdquo;American Joint Committee on Cancer&ldquo;(AJCC)- Stadium. In der bereits erw&auml;hnten Arbeit von Arron und Mitarbeitern aus dem Jahr 2016 zeigte sich anhand eines riesigen Kollektivs von Transplantationspatienten ein leicht, aber nicht signifikant erh&ouml;htes Risiko f&uuml;r OTP, an einem Posttransplantmelanom zu versterben.<sup>10</sup> Es gibt vier &auml;ltere Studien, die &uuml;ber den Verlauf eines de- novo-Melanoms beim OTP berichten; diese verf&uuml;gen allerdings nur &uuml;ber limitierte klinische Angaben. Aus diesem Grund k&ouml;nnen nur unzureichende Aussagen &uuml;ber die tats&auml;chliche Mortalit&auml;tsrate beim OTP gemacht werden. Offensichtlich ist die Prognose von in-situ-Melanomen und d&uuml;nnen Melanomen von &lt; 0,75 mm Tumordicke vergleichbar mit der von Immunkompetenten, im Unterschied zu Melanomen mit einer Tumordicke &gt; 0,75 mm. Gem&auml;&szlig; einer im Vergleich zu den alten Publikationen rezenteren multizentrischen Auswertung von fast 100 Posttransplantmelanomen, in der detaillierte Angaben zu Stadium und Dicke vorlagen, zeigte sich ein mit der Gesamtbev&ouml;lkerung vergleichbarer Verlauf bei Stadium-T1- und -T2-Melanomen (&le; 2 mm Dicke), w&auml;hrend Stadium-T3- und -T4-Melanome (&gt; 2 mm Dicke) einen signifikant schlechteren Verlauf aufwiesen.<sup>8</sup> Zu einem &auml;hnlichen Schluss kommen die Autoren einer retrospektiven Analyse von 43 F&auml;llen, in denen ausreichend Melanom-spezifische Daten vorlagen.<sup>7</sup> <br />Das Vorgehen nach der Diagnose eines Melanoms und auch die Entscheidung, ob eine Sentinel-Lymphknoten-Biopsie durchgef&uuml;hrt werden soll, unterliegen denselben Kriterien wie beim immunkompetenten Patienten. Es gen&uuml;gt die Nachexzision, deren Ausma&szlig; von der Dicke des Melanoms abh&auml;ngig ist. Es sollte aber das IS-Regime &uuml;berdacht und auf das minimale mit dem &Uuml;berleben des Transplantates vereinbare Ausma&szlig; reduziert werden.</p> <h2>Neue Therapien des Melanoms im Szenario der Organtransplantation</h2> <p>Man kann sagen, dass auf dem Gebiet der therapeutischen M&ouml;glichkeiten f&uuml;r das fortgeschrittene Melanom in den letzten Jahren eine Revolution stattgefunden hat. Heute stehen f&uuml;r Patienten nach kompletter Operation von lokoregion&auml;ren Metastasen zur adjuvanten Therapie wie auch bei inoperabler Metastasierung vom Grad IV Therapien mit nachgewiesenem Einfluss auf das Gesamt&uuml;berleben zur Verf&uuml;gung. Dies ist einerseits die Immuntherapie mit Checkpoint-Inhibitoren, entweder als Monotherapie mit einem &bdquo;Anti-programmed cell death protein 1&ldquo;(PD-1)-Antik&ouml;rper (Nivolumab oder Pembrolizumab) oder in der Kombination aus einem PD-1-Antik&ouml;rper, zum Beispiel Nivolumab, und dem CTLA- 4-Antik&ouml;rper Ipilimumab. Bei Behandlung mit PD-1-Antik&ouml;rper finden sich Remissionsraten im Bereich von 40&ndash;45 % und Raten an kompletten Remissionen im Bereich von 15&ndash;20 % bei Patienten im Stadium IV. Andererseits steht mit Talimogen Laherparepvec &ndash; einem modifizierten Herpes-simplex- Typ-I-Virus &ndash; eine intral&auml;sionale Therapie f&uuml;r Patienten mit superfiziellen, injizierbaren Metastasen ohne Organbeteiligung zur Verf&uuml;gung. <br />Bei Vorliegen einer <em>BRAF</em>-Mutation besteht zus&auml;tzlich die Option einer zielgerichteten Therapie mit der Kombination aus einem <em>BRAF</em>- und einem MEK-Inhibitor. Diese Kombination zeichnet sich durch besonders hohe Ansprechraten von bis zu knapp 70 % aus und f&uuml;hrt ebenso bei knapp 20 % der Patienten zu einer kompletten Remission. <br />Zur Anwendung von BRAF/MEK-Inhibitoren bei OTP liegen sehr wenige publizierte F&auml;lle in der Literatur vor, diese zeigen jedoch durchwegs einen Verlauf, der &auml;hnlich dem bei nicht transplantierten Patienten ist.<sup>19</sup> W&auml;hrend die BRAF/ MEK-Inhibitor-Therapie auch bei OTP angewendet werden kann, sind die Immuntherapien wegen des Risikos einer Organabsto&szlig;ung kontraindiziert. Eine solche kann aber &ndash; in Ausnahmef&auml;llen &ndash; zum Beispiel bei Nierentransplantierten durch die Alternative einer Dialyse in Kauf genommen werden.</p> <p>Da aber oft nur die Wahl besteht, eine Therapie zu versuchen oder den sicheren Tod des Patienten durch die metastasierte Melanomerkrankung zu akzeptieren, finden sich in der Literatur mittlerweile Fallberichte &uuml;ber OTP, die, in Einzelf&auml;llen auch mit Erfolg &ndash; zumindest bez&uuml;glich des initialen Ansprechens und des progressionsfreien Intervalls &ndash;, mit Checkpoint-Inhibitoren behandelt wurden. Lipson und Mitarbeiter berichten &uuml;ber den Einsatz von Ipilimumab bei nierentransplantierten Patienten mit metastasiertem Melanom, bei denen es zu keiner Absto&szlig;ung des Transplantates gekommen ist.<sup>20</sup> Auch in anderen Fallserien zeigte sich unter Ipilimumab bei nierentransplantierten Patienten nur in einzelnen F&auml;llen eine Organabsto&szlig;ung. <br />In einer retrospektiven, multizentrischen Analyse aus Frankreich kam Ipilimumab bei sechs OTP mit metastasiertem Melanom zum Einsatz; bei einem Patienten kam es bereits nach der ersten Injektion zur akuten Absto&szlig;ung, vermutlich in Kombination verursacht mit der drastischen Reduktion seiner Immunsuppression. Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 4,5 Monaten (3&ndash;20 Monate) erreichte aber nur je ein Patient ein partielles Ansprechen und eine stabile Erkrankung (SD). Bei vier Patienten kam es zur Progression. Alle Patienten starben aber letztendlich am Melanom. Die Autoren sehen nur einen geringen Benefit in der Reduktion der Immunsuppression, vor allem nicht in der Kombination mit einer Immuntherapie.<sup>21</sup> <br />Allerdings ist die Monotherapie mit Ipilimumab in der Routine durch die Therapie mit den PD-1-Antik&ouml;rpern Nivolumab und Pembrolizumab bzw. der Kombination aus Ipilimumab und Nivolumab aufgrund einer deutlich h&ouml;heren Effektivit&auml;t abgel&ouml;st worden. Dies liegt auch daran, dass PD-1-Antik&ouml;rper ihre haupts&auml;chliche Wirkung in der Effektor-Phase einer Immunantwort und nicht wie der CTLA-4-Antik&ouml;rper Ipilimumab in der Priming-Phase haben. Dies kann theoretisch aber auch zu einer h&ouml;heren Rate an Absto&szlig;ungen f&uuml;hren. <br />In einem Bericht einer retrospektiven, multizentrischen Auswertung &uuml;ber f&uuml;nf Nieren- und einen Lebertransplantationspatienten, bei denen PD-1-Antik&ouml;rper eingesetzt wurden, kam es bei zwei Patienten zur Absto&szlig;ung, die beim lebertransplantierten Patienten zum Tod f&uuml;hrte; zwei Patienten erreichten zumindest partielles Ansprechen.<sup>22</sup> In einer Serie von sieben lebertransplantierten Patienten der Mayo Clinic konnte unter einer PD-1-Antik&ouml;rper- Therapie bei einem Patienten eine komplette Remission erreicht werden, bei zwei Patienten kam es aber zu einer Absto&szlig;ung des transplantierten Organs, ein weiterer Patient starb an Multiorganversagen, vermutlich assoziiert mit einer Absto&szlig;ung.<sup>23</sup> <br />Aguirre et al. haben eine Zusammenfassung von mehreren Fallserien vorgenommen und sehen, dass es bei 12 von 20 Patienten zu einer Transplantatabsto&szlig;ung kam. Die Rate an Absto&szlig;ungen lag unter Nivolumab bei 73 %, unter Pembrolizumab und unter Ipilimumab + Nivolumab bei 100 %. Keiner der vier erfassten Patienten unter Ipilimumab hatte eine Absto&szlig;ungsreaktion. 24 W&auml;hrend die exakten Absto&szlig;ungsraten aufgrund der geringen Fallzahl nat&uuml;rlich starken Schwankungen unterliegen und auch nicht alle publizierten F&auml;lle erfasst sind, zeigt sich doch ein Trend hinsichtlich einer deutlich h&ouml;heren Rate von Absto&szlig;ungsreaktionen unter PD-1-Antik&ouml;rper-basierten Therapien. Dies legt nahe, dass f&uuml;r PD-1-Antik&ouml;rper eine absolute Kontraindikation bei OTP mit vital notwendigen transplantierten Organen besteht. <br />F&uuml;r OTP mit nicht resektabler lokoregion&auml;rer Metastasierung k&ouml;nnte eine Therapie mit dem onkolytischen Virus Talimogen Laherparepvec (TVEC), welches zur Therapie in den Stadien IIIB, IIIC und IVM1a zugelassen ist, eine therapeutische Option darstellen. <br />Wir konnten an unserer Klinik einen herz- und nierentransplantierten Patienten mit In-Transit-Metastasen am Arm erfolgreich und vor allem komplikationsfrei mit TVEC behandeln. Der Patient befindet sich mehr als ein Jahr nach Ende der Behandlung nach wie vor in einer kompletten Remission.<sup>25</sup> In der Literatur findet sich ein weiterer Fallbericht einer erfolgreichen Therapie mit TVEC bei einem herztransplantierten Patienten.<sup>26</sup></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Onko_1904_Weblinks_jatros_onko_1904_s54_tab1.jpg" alt="" width="1417" height="741" /></p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Strauss DC, Thomas JM: Transmission of donor melanoma by organ transplantation. Lancet Oncol 2010; 11(8): 790-6 <strong>2</strong> Penn I: Transmission of cancer from organ donors. 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