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Chirurgische Behandlungsoptionen beim resektablen Pankreaskarzinom

<p class="article-intro">Das Pankreaskarzinom stellt nach dem kolorektalen Karzinom und dem Magenkarzinom das dritthäufigste Malignom des Gastrointestinaltrakts dar. Bei einem Großteil der Patienten ist die Erkrankung zum Zeitpunkt der Diagnosestellung bereits weit fortgeschritten, sodass das mediane Gesamtüberleben weniger als sechs Monate und die Fünfjahresüberlebensrate 0,4–5 % beträgt. Etwa 12–20 % aller Patienten mit Pankreaskarzinom können einer Resektion zugeführt werden, wobei das mediane Überleben 24 Monate und die Fünfjahresüberlebensrate 7–25 % beträgt. </p> <hr /> <p class="article-content"><h2>Diagnose und &Uuml;berpr&uuml;fung der Resektabilit&auml;t</h2> <p>Die f&uuml;hrenden Symptome des Pankreaskarzinoms sind der schmerzlose Ikterus und/oder Gewichtsverlust in Verbindung mit R&uuml;ckenschmerzen. Klinische Zeichen wie pl&ouml;tzlicher und rascher Gewichtsverlust, persistierende R&uuml;ckenschmerzen, tastbare abdominelle Resistenz, Aszites und vergr&ouml;&szlig;erte supraklavikulare Lymphknoten sprechen meist f&uuml;r die Inoperabilit&auml;t des Tumors. Als diagnostische M&ouml;glichkeiten stehen Abdomenultraschall, Endosonografie, Magnetresonanzcholangiopankreatikografie (MRCP), endoskopische retrograde Cholangiopankreatikografie (ERCP) und Magnetresonanztomografie zur Verf&uuml;gung. Den Goldstandard in der Diagnostik und im klinischen Staging stellt aufgrund der breiten Verf&uuml;gbarkeit die kontrastmittelverst&auml;rkte Computertomografie (CT) in Multislice-Technik mit arterieller und ven&ouml;ser Phase dar. Bei 90 % der Patienten kann so die Resektabilit&auml;t genau vorhergesagt werden. Kontraindikationen f&uuml;r die Resektion sind Lebermetastasen, Peritonealkarzinose oder Metastasen anderer Lokalisation und die Umscheidung gr&ouml;&szlig;erer arterieller Gef&auml;&szlig;e. Auch die lokale Lymphknotenmetastasierung, die Mitbeteiligung von Vena mesenterica superior, lienalis oder portae sind keine Kontraindikationen zur Resektion. Obwohl durch die Laparoskopie, inklusive des laparoskopischen Ultraschalls, bei 10&ndash;35 % der Patienten, die durch andere bildgebende Verfahren als metastasenfrei beschrieben wurden, okkulte Absiedelungen in der Leber oder am Peritoneum nachgewiesen werden k&ouml;nnen, bleibt die Wertigkeit dieser Untersuchung fraglich.</p> <h2>Pr&auml;operative bili&auml;re Drainage</h2> <p>Die Stentung des Gallengangs sollte vor der operativen Sanierung vermieden werden. Harte Indikationen f&uuml;r die pr&auml;operative Stentung sind Cholangitis und eine aufgrund der Cholestase verursachte Leberfunktionseinschr&auml;nkung (Blutgerinnungsst&ouml;rung). Wenn vor dem chirurgischen Eingriff ein Stent platziert wird, so sollte er aus Plastik sein und er sollte endoskopisch angebracht werden. Metall&shy;stents sollten aufgrund der zu erwartenden Epithelsch&auml;digung des Gallengangs im pr&auml;operativen Setting vermieden werden.</p> <h2>Resektion</h2> <p>Die radikale chirurgische Entfernung des Tumors stellt die einzige kurative Therapiechance dar. Daher sollte, falls pr&auml;operativ keine Metastasierung nachgewiesen wurde, immer eine Laparotomie zur Feststellung der Resektabilit&auml;t vorgenommen werden. Die Standardoperation zur Behandlung des Pankreaskopfkarzinoms ist die partielle Duodenopankreatektomie nach Kausch-Whipple. Walter Kausch f&uuml;hrte 1909 die erste erfolgreiche Duodenopankreatektomie durch und resezierte auf diese Weise ein Papillenkarzinom. Allen O. Whipple baute 25 Jahre sp&auml;ter die Methode zu einem Standardverfahren aus, welches heute den h&auml;ufigsten Eingriff am Pankreas darstellt. <br />In der klassischen Variante umfasst die Operation die Resektion des Duodenums, des Pankreaskopfes, des distalen Gallenganges, der Gallenblase und des distalen Magens (Abb. 1). Die Lymphadenektomie sollte standardisiert, aber nicht erweitert durchgef&uuml;hrt werden. Klassische Indikationen f&uuml;r die partielle Duodenopankreat&shy;ektomie sind Tumoren des Pankreaskopfes, des Duodenums, der Papillenregion sowie des distalen Gallenganges mit der Zielsetzung der kurativen Resektion.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Onko_1706_Weblinks_s57.jpg" alt="" width="1418" height="1061" /></p> <h2>Standard- versus pyloruserhaltende Duodenopankreatektomie</h2> <p>Einige Modifikationen der Technik wurden im Laufe der Zeit beschrieben, wie auch die pyloruserhaltende partielle Duodenopankreatektomie, die Watson 1944 erstmals beschrieb. Diese Technik wurde von Traverso und Longmire 1978 wieder eingef&uuml;hrt. Gro&szlig;e Serien haben die Ergebnisse der Standard(SDP)- und der pyloruserhaltenden partiellen Duodenopankreatektomie (PPPD) verglichen. Eine gro&szlig;e randomisierte Studie von Tran und Mitarbeitern, die insgesamt 170 Patienten (83 Standardresektionen, 87 pyloruserhaltende Resektionen) verglich, konnte keinen Unterschied hinsichtlich Operationsdauer, intraoperativer Komplikationen und Dauer des Krankenhausaufenthaltes nachweisen. Aufgrund des gleichen Langzeit&uuml;berlebens in beiden Gruppen und einer doch verbesserten postoperativen Lebensqualit&auml;t in der Gruppe der pyloruserhaltend operierten Patienten sollte dieser Operationstechnik, wenn lokal m&ouml;glich, der Vorzug gegeben werden.</p> <h2>Pankreasanastomose</h2> <p>Eine h&auml;ufige Komplikation nach partieller Duodenopankreatektomie stellt die Pankreasfistel dar. Die Inzidenz betr&auml;gt 2&ndash;24 % . Dies erkl&auml;rt, warum in der Literatur weit &uuml;ber 40 Rekonstruktionsverfahren angegeben werden. Die Bevorzugung des einen oder anderen Anastomoseverfahrens f&auml;llt in die Kompetenz des jeweiligen Operateurs, wobei sich in allen F&auml;llen Argumente f&uuml;r diese oder jene Anastomosetechnik finden. Verl&auml;ssliche Anastomosetechniken sind die einreihige oder die zweireihige (&bdquo;duct to mucosa&ldquo;) End-zu-Seit-Pankreatikojejunostomie, bei denen die Raten postoperativer Fisteln vergleichbar sind.</p> <h2>Morbidit&auml;t und Letalit&auml;t nach partieller Duodenopankreatektomie</h2> <p>In spezialisierten Zentren betr&auml;gt die Rate der perioperativen Sterblichkeit zwischen 3 und 7 % . Unabh&auml;ngige prognostische Faktoren sind die Anzahl der intraoperativ verbrauchten Blutkonserven, die H&ouml;he des pr&auml;operativen Bilirubinspiegels, der Durchmesser des Pankreasgangs und das Auftreten von Komplikationen. Wenn eine postoperative Komplikation einen operativen Wiedereingriff erforderlich macht, so steigt die Letalit&auml;tsrate auf bis zu 50 % . Die h&auml;ufigsten Komplikationen sind Blutungen, das Auftreten von intraabdominellen Abszessen und die Leakage der Pankreasanastomose. <br />Die Inzidenz der Pankreasfistel wird in der Literatur mit 2&ndash;24 % angegeben. Risikofaktoren sind ein weiches Pankreasgewebe und ein schmaler Pankreasgang. Die Technik der Pankreasanastomose hat keinen Einfluss. Auch die pr&auml;-, intra- oder postoperative Anwendung von Somatostatin kann das Auftreten einer Pankreasfistel nicht verhindern.</p> <h2>Prognostische Faktoren und &Uuml;berlebensraten nach Resektion</h2> <p>G&uuml;nstige prognostische Faktoren sind negative Resektionsr&auml;nder (R0), negativer Lymphknotenstatus, das Vorliegen mittel- bis hochdifferenzierter Karzinome, Tumorgr&ouml;&szlig;e von weniger als zwei Zentimetern und das Fehlen einer perineuralen Invasion oder makroskopischen Gef&auml;&szlig;beteiligung. Das F&uuml;nfjahres&uuml;berleben betr&auml;gt bei operierten Patienten 7&ndash;25 % , mit einem medianen &Uuml;berleben von 25 Monaten. Das mediane &Uuml;berleben betr&auml;gt bei Patienten mit inoperablem, aber noch nicht metastasiertem Karzinom 6&ndash;11 Monate, bei Patienten mit Metastasen 2&ndash;6 Monate.</p> <h2>Totale Duodenopankreatektomie und Pankreaslinksresektion</h2> <p>Die in den 1970er-Jahren nicht nur zur Prognoseverbesserung, sondern auch zur Vermeidung von Komplikationen propagierte prinzipielle, totale Pankreatektomie ist heute weitestgehend aufgegeben worden. Fehlender Langzeiterfolg, gleiche oder erh&ouml;hte perioperative Morbidit&auml;t und Letalit&auml;t und die geringe postoperative Lebensqualit&auml;t stehen der prinzipiellen Anwendung entgegen. Kann jedoch bei der partiellen Duodenopankreatektomie kein tumorfreier Pankreasschnittrand in der intraoperativen Schnellschnittuntersuchung erreicht werden, so ist die Erweiterung auf die totale Pankreatektomie dann gerechtfertigt, wenn mit einiger Sicherheit erwartet werden kann, dass der Eingriff als Kurativoperation abgeschlossen wird. <br />Die Pankreaslinksresektion (distale Pankreatektomie) ist bei tumor&ouml;sen L&auml;sionen im Bereich Corpus und Cauda des Pankreas indiziert, jedoch ist das Karzinom bei dieser Lokalisation aufgrund der sp&auml;ten Symptomatik und Diagnosestellung nur selten operabel. Ist die Pankreaslinksresektion radikal, so entspricht die Prognose der von muzin&ouml;s zystischen Tumoren und ist als g&uuml;nstig einzusch&auml;tzen. Eine tumor&ouml;se Mitbeteiligung von Milzarterie oder -vene ist keine Kontraindikation zur Resektion.</p> <h2>Fazit</h2> <p>Die partielle Duodenopankreatektomie hat sich von einem risikoreichen Eingriff zu einer &ndash; bei entsprechender Erfahrung &ndash; risikoarmen Operation gewandelt. Eine standardisierte Operationstechnik sowie ein verbessertes intra- und postoperatives Management der Patienten hat hierzu wesentlich beigetragen. Die Langzeitprognose ist unter der Anwendung multimodaler Therapiekonzepte deutlich g&uuml;nstiger als bisher allgemein angenommen.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>beim Verfasser</p> </div> </p>
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