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Ovarialkarzinom

Bevacizumab – wie lange ist lange genug?

<p class="article-intro">Die antiangiogenetische Therapie ist beim fortgeschrittenen Ovarialkarzinom zu einem festen Therapiebestandteil geworden. Mittlerweile sind mehrere Studien zur antiangiogenetischen Therapie des Ovarialkarzinoms mit unterschiedlichen Substanzen (Antikörper gegen VEGF, Tyrosinkinasehemmer und Angiopoietinantikörper) durchgeführt worden, die alle zu einer Verlängerung des progressionsfreien Überlebens geführt haben.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Bevacizumab (VEGF-Antik&ouml;rper) ist bis dato die einzige Substanz mit einer Zulassung in der adjuvanten Situation und beim platinsensitiven Rezidiv. W&auml;hrend in der Rezidivsituation die Gabe bis zur Tumorprogression empfohlen wird, ist die optimale Dauer der Therapie in der Adjuvanz nach wie vor unklar.</p> <h2>Bevacizumab in der adjuvanten Therapie</h2> <p>Zwei gro&szlig;e randomisierte Phase-III-Studien (GOG 218 und ICON7) konnten zeigen, dass eine antiangiogenetische Erhaltungstherapie mit Bevacizumab (BEV) zu einer Verl&auml;ngerung des progressionsfreien &Uuml;berlebens f&uuml;hrt. Dieser positive Effekt konnte bei einer i.v. Gabe von Bevacizumab alle 3 Wochen bei einer Dosis von 15mg/kg KG &uuml;ber 15 Monate (GOG 218) und auch bei einer Dosierung von 7,5mg/kg KG &uuml;ber 12 Monate (ICON7) nachgewiesen werden (Burger et al 2011; Perren et al 2011). Die Daten des Gesamt&uuml;berlebens in einer Subgruppenanalyse aus der ICON7-Studie zeigten, dass Patientinnen mit hohem Risiko (d.h. FIGO-Stadium IV und Resttumor nach prim&auml;rer &bdquo;Debulking&ldquo;-Operation) durch eine Bevacizumab-Therapie auch im Hinblick auf das Gesamt&uuml;berleben profitieren. Auffallend war, dass sich die Kaplan-Meier-Kurven der Therapie- und der Placebogruppe in beiden Studien nach Beendigung der Bevacizumab-Therapie einander wieder n&auml;herten. Dies lie&szlig; den Schluss zu, dass eine Verl&auml;ngerung der antiangiogenetischen Therapie m&ouml;glicherweise auch zu einer weiteren Verl&auml;ngerung des PFS f&uuml;hren k&ouml;nnte.</p> <h2>ROSIA-Studie</h2> <p>Die erste Studie, die eine l&auml;ngere Gabe von Bevacizumab (BEV) untersuchte, war die ROSIA-Studie. In diese einarmige Studie wurden Patientinnen mit epithelialem Ovarialkarzinom Stadium IIB&ndash;IV bzw. Stadium I&ndash;IIA bei Tumor-Grading 3, mit klarzelligem Karzinom und Karzinosarkom eingeschlossen. Eine zytoreduktive Chirurgie prim&auml;r oder als &bdquo;intervention debulking&ldquo; nach neoadjuvanter Chemotherapie war erforderlich. BEV wurde in einer Dosis von 15mg/kg KG oder 7,5mg/kg KG (Pr&uuml;farztentscheidung) alle 3 Wochen f&uuml;r 36 Zyklen (2 Jahre) oder bis zu Tumorprogression oder inakzeptabler Toxizit&auml;t oder Patientenablehnung verabreicht. Patientinnen ohne Progression konnten auf Wunsch BEV auch l&auml;nger erhalten. Der prim&auml;re Endpunkt war die Sicherheit der verl&auml;ngerten Gabe, sekund&auml;re Endpunkte waren das PFS, das Gesamt&uuml;berleben, das Gesamtansprechen und die Dauer des Ansprechens.<br /> Die meisten Patientinnen erhielten BEV in der Dosierung von 15mg/kg KG (89 % ) und praktisch allen wurde Paclitaxel/Carboplatin als Chemotherapie verabreicht. 62 % der Patientinnen wurden &gt;12 Monate, 53 % &gt;15 Monate und 29 % &gt;12 Monate mit BEV behandelt. Die Hauptursachen f&uuml;r ein vorzeitiges Therapieende waren Tumorprogression (32,5 % ), unerw&uuml;nschte Ereignisse (alle: 24,6 % ) und Patientenwunsch (10,9 % ).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Jatros_Onko_1603_Weblinks_Seite48.jpg" alt="" width="724" height="410" /></p> <h2>Studien im Vergleich</h2> <p>Was die Nebenwirkungsrate betraf, fand sich im Vergleich zu GOG 218 und ICON7 eine h&ouml;here Rate an folgenden Grad-&ge;3-Ereignissen: Hypertonie (24,7 % ) und Proteinurie (3,8 % ). Dieses vermehrte Auftreten f&uuml;hrte allerdings nicht zu h&auml;ufigeren Therapieabbr&uuml;chen. Insbesondere das Auftreten von thromboembolischen Ereignissen (2,9 % ) und gastrointestinalen Perforationen (1,4 % ) zeigte gegen&uuml;ber der k&uuml;rzeren Applikationsdauer keinen Unterschied.<br /> Das mediane PFS lag bei 25,5 Monaten, die Gesamtansprechrate bei 72,7 % und die mediane Ansprechdauer bei 18,2 Monaten (Abb. 1). Das 2-Jahres-Gesamt&uuml;berleben betrug 85,1 % . Das PFS war somit deutlich l&auml;nger als in ICON7 und GOG 218.<br /> Die randomisierte, kontrollierte BOOST(AGO-OVAR 17)-Studie ist derzeit in der Beobachtungsphase. Diese Studie untersuchte bei Patientinnen mit fortgeschrittenem Ovarialkarzinom (Stadium IIB&ndash;IV) die adjuvante Gabe von Paclitaxel/Carboplatin plus BEV 15mg/kg KG f&uuml;r entweder 15 oder 30 Monate. Prim&auml;rer Endpunkt ist das PFS, sekund&auml;re Endpunkte sind Sicherheit, Lebensqualit&auml;t, Gesamt&uuml;berleben und Ansprechrate. Erst diese Studie wird dann eine Aussage &uuml;ber den tats&auml;chlichen Effekt einer Therapieverl&auml;ngerung mit BEV gegen&uuml;ber der derzeitigen Standardtherapie zulassen.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>Literatur beim Verfasser</p> </div> </p>
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