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Bedeutung von Serum-Albumin und Glasgow Prognostic Score
Jatros
Autor:
Dr. Stefanie Aust
Univ.-Klinik für Frauenheilkunde<br/> Abteilung für Gynäkologie und gynäkologische Onkologie<br/> Medizinische Universität Wien<br/> E-Mail: stefanie.aust@meduniwien.ac.at<br/> Quelle: Wissenschaftliche Tagung der AGO, 16.–18. April 2015, Salzburg
30
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23.07.2015
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<p class="article-intro">Der Glasgow Prognostic Score (GPS) gilt als verlässliches und einfach anwendbares Scoring-System. Der GPS ist durch das Vorliegen erhöhter CRP-Werte im Serum und/oder einer Hypalbuminämie definiert. Er wurde in einer Vielzahl von Tumorentitäten als unabhängiger prognostischer Score identifiziert. Die prognostische Wertigkeit dieser beiden gut etablierten Scoring-Systeme ist jedoch bei Ovarialkarzinompatientinnen bis dato noch nicht verglichen worden.</p>
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<p class="article-content"><p>Der Glasgow Prognostic Score (GPS) setzt sich aus einer Kombination von erhöhten CRP-Spiegeln (CRP, C-reaktives Protein) im Serum (>10mg/l) und/oder dem Vorliegen einer Hypalbuminämie (<35g/l) zusammen. 2007 wurde eine Modifizierung des GPS (mGPS) vorgenommen, da bei Patientinnen mit kolorektalem Karzinom eine Hypalbuminämie alleine keine signifikante prognostische Bedeutung aufwies (McMillan et al 2007).</p> <h2>CRP</h2> <p>Als Bestandteil der Akut-Phase-Proteine hat das CRP – die Bezeichnung resultiert aus der Fähigkeit, das C-Polysaccharid der Zellwand von Streptococcus pneumoniae zu binden – nicht nur als unspezifischer Entzündungsparameter, sondern auch im Rahmen der tumorassoziierten systemischen inflammatorischen Reaktion einen bedeutenden Stellenwert. Der Zusammenhang zwischen erhöhtem Serum-CRP, Tumorgröße, Fernmetastasen, lymphovaskulärer Invasion und Tumorrezidiv sowie folglich beeinträchtigter Prognose wurde bereits für eine Vielzahl an Tumorentitäten beschrieben.</p> <h2>Albumin</h2> <p>Im Rahmen der tumorassoziierten systemischen inflammatorischen Reaktion kommt es neben dem CRP-Anstieg auch zu einer Abnahme der Albumin-Serumspiegel. Die Hypalbuminämie ist aber nicht nur ein Maß für einen tumorbedingten proinflammatorischen Zustand, sondern spiegelt auch die Malnutrition und die Tumorkachexie wider (Fearon et al 2011), die insbesondere bei Ovarialkarzinompatientinnen sehr häufig vorkommen.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2015_Jatros_Onko_1503_Weblinks_Seite86.jpg" alt="" width="483" height="465" /></p> <h2>GPS und mGPS</h2> <p>Die Arbeitsgruppe um CM Foster definierte 2003 in Glasgow ein auf CRP- und Albumin-Werten basierendes Scoring-System, in der Folge als Glasgow Prognostic Score bezeichnet (Tab. 1a; Forrest et al 2003). Basierend auf einer Analyse, in der ein erniedrigter Albumin-Spiegel alleine bei Patienten mit Kolorektalkarzinom keinen signifikanten Einfluss auf das Gesamtüberleben aufwies, wurde der GPS modifiziert (Tab. 1b; McMillan 2007) und folglich wird aktuell in manchen Tumorentitäten der GPS und in anderen der mGPS als prognostisches Scoring-System angewandt.</p> <h2>Herausforderung</h2> <p>Im klinischen Alltag und auch im Forschungssetting stehen wir nun vor der Herausforderung, den optimalen prognostischen Parameter zu wählen, respektive das passende Scoring-System anzuwenden, um bereits vor Therapiebeginn die Patientinnen zu selektionieren, die mit der aktuellen Standardtherapie vermutlich ein schlechteres Gesamtüberleben aufweisen würden. <br /> Im Rahmen einer Studie über die Bedeutung der tumorassoziierten Kachexie bei Ovarialkarzinompatientinnen haben wir primär versucht, die Frage nach der Bedeutung des GPS, des mGPS und einer Hypalbuminämie alleine in Hinblick auf das Gesamtüberleben zu beantworten. Wir haben demnach in einem gut beschriebenen Kollektiv von 129 Ovarialkarzinompatientinnen, die zwischen 2004 und 2013 an der Univ.-Klinik für Frauenheilkunde der Medizinischen Universität Wien behandelt worden waren, eine vergleichende multivariate Regressionsanalyse durchgeführt.</p> <h2>Ergebnisse</h2> <p>Die Überlebensdaten wurden über einen medianen Zeitraum von 56 Monaten erhoben, wobei 56 Patientinnen (43 % ) verstarben. Eine Hypalbuminämie war in 29 % (n=37) der Patientinnen zum Zeitpunkt der Diagnose vorliegend. Ein erhöhtes Serum-CRP konnte bei der Mehrheit (61 % ; n=78) der Patientinnen nachgewiesen werden. Eine vergleichende multivariate Analyse zeigte, dass in diesem Patientinnenkollektiv eine Hypalbuminämie, ein potenzieller Surrogatparameter für das Vorliegen einer tumorassoziierten Kachexie, im Vergleich mit dem GPS und dem mGPS als stärkster Prognoseparameter gewertet werden kann (R² 58,3 vs. R² 56,7 vs. R² 56,2). Es muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass auch der GPS sowie der mGPS einen prognostisch signifikanten unabhängigen Einfluss auf das Gesamtüberleben aufweisen.</p> <h2>Schlussfolgerung</h2> <p>Das Vorliegen eines systemischen inflammatorischen Zustandes wirkt sich negativ auf den Ernährungszustand und die Mortalität von Ovarialkarzinompatientinnen aus. Die Hypalbuminämie ist ein starker, unabhängiger und leicht zu bestimmender Prognoseparameter und kann bei dieser Tumorentität als dem GPS bzw. mGPS überlegen angesehen werden. Das CRP alleine hat in diesem Kollektiv als prognostischer Marker vermutlich eine geringere Wertigkeit.</p></p>
<p class="article-quelle">Quelle: Univ.-Klinik für Frauenheilkunde<br/>
Abteilung für Gynäkologie und
gynäkologische Onkologie<br/>
Medizinische Universität Wien<br/>
E-Mail: stefanie.aust@meduniwien.ac.at<br/>
Quelle: Wissenschaftliche Tagung der AGO,
16.–18. April 2015, Salzburg
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<a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a>
<div class="collapse" id="collapseLiteratur">
<p><strong>1</strong> Fearon K et al: Lancet Oncol 2011; 12: 489-495<br /><strong>2</strong> Forrest LM et al: Br J Cancer 2003; 89: 1028-1030<br /><strong>3</strong> McMillan DC et al: Int J Colorectal Dis 2007; 22: 881-886</p>
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