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Ovarialkarzinom

Bedeutung von Serum-Albumin und Glasgow Prognostic Score

<p class="article-intro">Der Glasgow Prognostic Score (GPS) gilt als verlässliches und einfach anwendbares Scoring-System. Der GPS ist durch das Vorliegen erhöhter CRP-Werte im Serum und/oder einer Hypalbuminämie definiert. Er wurde in einer Vielzahl von Tumorentitäten als unabhängiger prognostischer Score identifiziert. Die prognostische Wertigkeit dieser beiden gut etablierten Scoring-Systeme ist jedoch bei Ovarialkarzinompatientinnen bis dato noch nicht verglichen worden.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Der Glasgow Prognostic Score (GPS) setzt sich aus einer Kombination von erh&ouml;hten CRP-Spiegeln (CRP, C-reaktives Protein) im Serum (&gt;10mg/l) und/oder dem Vorliegen einer Hypalbumin&auml;mie (&lt;35g/l) zusammen. 2007 wurde eine Modifizierung des GPS (mGPS) vorgenommen, da bei Patientinnen mit kolorektalem Karzinom eine Hypalbumin&auml;mie alleine keine signifikante prognostische Bedeutung aufwies (McMillan et al 2007).</p> <h2>CRP</h2> <p>Als Bestandteil der Akut-Phase-Proteine hat das CRP &ndash; die Bezeichnung resultiert aus der F&auml;higkeit, das C-Polysaccharid der Zellwand von Streptococcus pneumoniae zu binden &ndash; nicht nur als unspezifischer Entz&uuml;ndungsparameter, sondern auch im Rahmen der tumorassoziierten systemischen inflammatorischen Reaktion einen bedeutenden Stellenwert. Der Zusammenhang zwischen erh&ouml;htem Serum-CRP, Tumorgr&ouml;&szlig;e, Fernmetastasen, lymphovaskul&auml;rer Invasion und Tumorrezidiv sowie folglich beeintr&auml;chtigter Prognose wurde bereits f&uuml;r eine Vielzahl an Tumorentit&auml;ten beschrieben.</p> <h2>Albumin</h2> <p>Im Rahmen der tumorassoziierten systemischen inflammatorischen Reaktion kommt es neben dem CRP-Anstieg auch zu einer Abnahme der Albumin-Serumspiegel. Die Hypalbumin&auml;mie ist aber nicht nur ein Ma&szlig; f&uuml;r einen tumorbedingten proinflammatorischen Zustand, sondern spiegelt auch die Malnutrition und die Tumorkachexie wider (Fearon et al 2011), die insbesondere bei Ovarialkarzinompatientinnen sehr h&auml;ufig vorkommen.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2015_Jatros_Onko_1503_Weblinks_Seite86.jpg" alt="" width="483" height="465" /></p> <h2>GPS und mGPS</h2> <p>Die Arbeitsgruppe um CM Foster definierte 2003 in Glasgow ein auf CRP- und Albumin-Werten basierendes Scoring-System, in der Folge als Glasgow Prognostic Score bezeichnet (Tab. 1a; Forrest et al 2003). Basierend auf einer Analyse, in der ein erniedrigter Albumin-Spiegel alleine bei Patienten mit Kolorektalkarzinom keinen signifikanten Einfluss auf das Gesamt&uuml;berleben aufwies, wurde der GPS modifiziert (Tab. 1b; McMillan 2007) und folglich wird aktuell in manchen Tumorentit&auml;ten der GPS und in anderen der mGPS als prognostisches Scoring-System angewandt.</p> <h2>Herausforderung</h2> <p>Im klinischen Alltag und auch im Forschungssetting stehen wir nun vor der Herausforderung, den optimalen prognostischen Parameter zu w&auml;hlen, respektive das passende Scoring-System anzuwenden, um bereits vor Therapiebeginn die Patientinnen zu selektionieren, die mit der aktuellen Standardtherapie vermutlich ein schlechteres Gesamt&uuml;berleben aufweisen w&uuml;rden. <br /> Im Rahmen einer Studie &uuml;ber die Bedeutung der tumorassoziierten Kachexie bei Ovarialkarzinompatientinnen haben wir prim&auml;r versucht, die Frage nach der Bedeutung des GPS, des mGPS und einer Hypalbumin&auml;mie alleine in Hinblick auf das Gesamt&uuml;berleben zu beantworten. Wir haben demnach in einem gut beschriebenen Kollektiv von 129 Ovarialkarzinompatientinnen, die zwischen 2004 und 2013 an der Univ.-Klinik f&uuml;r Frauenheilkunde der Medizinischen Universit&auml;t Wien behandelt worden waren, eine vergleichende multivariate Regressionsanalyse durchgef&uuml;hrt.</p> <h2>Ergebnisse</h2> <p>Die &Uuml;berlebensdaten wurden &uuml;ber einen medianen Zeitraum von 56 Monaten erhoben, wobei 56 Patientinnen (43 % ) verstarben. Eine Hypalbumin&auml;mie war in 29 % (n=37) der Patientinnen zum Zeitpunkt der Diagnose vorliegend. Ein erh&ouml;htes Serum-CRP konnte bei der Mehrheit (61 % ; n=78) der Patientinnen nachgewiesen werden. Eine vergleichende multivariate Analyse zeigte, dass in diesem Patientinnenkollektiv eine Hypalbumin&auml;mie, ein potenzieller Surrogatparameter f&uuml;r das Vorliegen einer tumorassoziierten Kachexie, im Vergleich mit dem GPS und dem mGPS als st&auml;rkster Prognoseparameter gewertet werden kann (R&sup2; 58,3 vs. R&sup2; 56,7 vs. R&sup2; 56,2). Es muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass auch der GPS sowie der mGPS einen prognostisch signifikanten unabh&auml;ngigen Einfluss auf das Gesamt&uuml;berleben aufweisen.</p> <h2>Schlussfolgerung</h2> <p>Das Vorliegen eines systemischen inflammatorischen Zustandes wirkt sich negativ auf den Ern&auml;hrungszustand und die Mortalit&auml;t von Ovarialkarzinompatientinnen aus. Die Hypalbumin&auml;mie ist ein starker, unabh&auml;ngiger und leicht zu bestimmender Prognoseparameter und kann bei dieser Tumorentit&auml;t als dem GPS bzw. mGPS &uuml;berlegen angesehen werden. Das CRP alleine hat in diesem Kollektiv als prognostischer Marker vermutlich eine geringere Wertigkeit.</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: Univ.-Klinik für Frauenheilkunde<br/> Abteilung für Gynäkologie und gynäkologische Onkologie<br/> Medizinische Universität Wien<br/> E-Mail: stefanie.aust@meduniwien.ac.at<br/> Quelle: Wissenschaftliche Tagung der AGO, 16.–18. April 2015, Salzburg </p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Fearon K et al: Lancet Oncol 2011; 12: 489-495<br /><strong>2</strong> Forrest LM et al: Br J Cancer 2003; 89: 1028-1030<br /><strong>3</strong> McMillan DC et al: Int J Colorectal Dis 2007; 22: 881-886</p> </div> </p>
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