Expertenstatement ASCO-Jahrestreffen 2023

Bahnbrechende Fortschritte in der Therapie des Endometriumkarzinoms

Prof. Dr. med. Christian Kurzeder, Basel, kommentiert den RUBY-Trial: Erhalt derLebensqualität und bessere Ergebnisse hinsichtlich Schmerzen unter Therapie mit Dostarlimab bei Patient:innen mit Endometriumkarzinom und Mismatch-Repair-Defizienz.

Am ASCO-Jahrestreffen 2023 wurden die Fortschritte in der Therapie des Endometriumkarzinoms beleuchtet. Vor allem die Ergebnisse der Phase-III-Studie RUBY sind wegweisend. Jene zum primären Studienendpunkt progressionsfreies Überleben (PFS) wurden erstmals am ESMO-Kongress 2022 präsentiert, am ASCO-Treffen wurden sie um die Ergebnisse der unabhängigen radiologischen Befundung und der Beurteilung der Lebensqualität ergänzt. Die am SGO-Kongress vorgestellte Phase-III-Studie NRG-GY018 wurde in Bezug auf RUBY ebenfalls referenziert. Im Interview mit Leading Opinions fasste Prof. Dr. med. Kurzeder die wichtigsten Erkenntnisse der RUBY-Studie zusammen.

Aus vorhergehenden Studien zu Therapien in Zweit- und Drittlinie ist bereits bekannt, dass Immuncheckpoint-Inhibitoren bei Patient:innen mit Endometriumkarzinom mit Mismatch-Repair-Defizienz eine aktive Therapieoption darstellen. Hier ist vor allem die Studie KEYNOTE-775 zu nennen, in der bei einem unselektierten Patient:innenkollektiv mit Pembrolizumab+Levantinib in der Zweitlinientherapie ein neuer Standard mit Vorteilen bei PFS und Gesamtüberleben (OS) nachgewiesen wurde. In der RUBY-Studie wurden diese Vorteile in der Erstlinientherapie überprüft.

RUBY-Studie im Detail

In die globale, doppelblinde, randomisierte und placebokontrollierte RUBY-Studie wurden Patient:innen mit entweder einem Endometriumkarzinom im FIGO-Stadium 3 oder einem fortgeschrittenen/rezidivierten Endometriumkarzinom eingeschlossen. Sie wurden einer Therapie mit sechs Zyklen Carboplatin-Paclitaxel zugeführt, entweder in Kombination mit Dostarlimab oder mit Placebo. Eine Erhaltungstherapie mit Dostarlimab über drei Jahre schloss sich an.

Die Kombination von Carboplatin-Paclitaxel+Dostarlimab führte zu einem signifikanten PFS-Vorteil und einem starken positiven Trend im OS. In der präspezifizierten Gesamtüberlebensanalyse der Mismatch-Repair-defizienten Patient:innen wurde ebenfalls Signifikanz erreicht.

Diese Ergebnisse sind in mehrerer Hinsicht bemerkenswert. Einerseits ist beim PFS mit einer HR von 0,28 ein starker Effekt zu verzeichnen. Andererseits kam es nach zwölf Monaten zu einer kompletten Abflachung der Kurven, nach der keine weiteren Ereignisse beobachtet wurden. Ausserdem wurde derart frühzeitig in der Studie ein OS-Vorteil beobachtet, dass es zu einem Cross-over in der Placebogruppe kam und dort anschliessend mit dem Immuncheckpoint-Inhibitor behandelt wurde.

Am ASCO-Jahrestreffen wurde zudem gezeigt, dass die Lebensqualität unter Therapie beibehalten wird. Für einzelne Punkte fiel der Unterschied in der Lebensqualität im Vergleich zur Placebogruppe sogar zugunsten der Dostarlimab-Gruppe aus. Dies galt für den Erhebungszeitpunkt zu Beginn der Erhaltungstherapie und für den Symptomendpunkt «Schmerzen».

Fazit

Diese weitreichenden Ergebnisse bestärken, dass Patient:innen mit Mismatch-Repair-Defizienz die Therapie mit Dostarlimab erhalten sollten. Da ein ähnlicher Trend auch bei Mismatch-Repair-Profizienz beobachtet werden konnte, wenn auch deutlich geringer, steht bei dieser Zielgruppe das endgültige Urteil noch aus: Die Gesamtüberlebensdaten sind noch nicht belastbar. Prof. Kurzeder zufolge, ist in den Indikationen und Zielgruppen, in denen die Daten bereits belastbar sind, die Therapiewenn möglich umzusetzen.

Da diese weitreichenden Entwicklungen nun die Forschungslandschaft dominieren, werden Immuncheckpoint-Inhibitoren auch weiterhin in Zweit- und Folgelinien untersucht. So wird durch die Studie KEYNOTE-775 die antiangiogenetische Therapie in Kombination mit Immuncheckpoint-Inhibitoren etabliert. Für die Mismatch-Repair-Defizienz soll auch in fortgeschrittenen Therapielinien Dostarlimab als Option Fuss fassen.

Laut Prof. Dr. med. Kurzeder handelt es sich in jedem Falle um «gute Nachrichten für die Patient:innen». Auf klinischer Seite sieht er nun den Auftrag, die Therapien so rasch wie möglich umzusetzen – denn: «Solche therapeutische Fortschritte sind selten.»

Videostatement zum Nachsehen:
Prof. Dr. med. Christian Kurzeder
Stv. Chefarzt Gynäkologische Onkologie
Universitätsspital Basel

Online unter https://www.universimed.com/at/article/onkologie/asco-2023-fortschritte-therapie-endometriumkarzinoms-305637

Newsroom ASCO-Jahrestreffen 2023. Videostatement Prof. Dr. med. Christian Kurzeder: Fortschritte in der Therapie des Endometriumkarzinoms.

Online unter https://www.universimed.com/at/article/onkologie/asco-2023-fortschritte-therapie-endometriumkarzinoms-305637

● Mirza MR et al.: J Clin Oncol 2023; 41(Suppl. 16): 5504 ● Powell MA et al.: J Clin Oncol 2023; 41(Suppl. 16): 5503

Back to top