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Aromatasehemmer 5 plus 2 Jahre geben
Jatros
30
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01.03.2018
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<p class="article-intro">Zur Standardtherapie bei postmenopausalem Mammakarzinom gehört eine antihormonelle Therapie nach der chirurgischen Entfernung des Tumors. Diese wird fünf Jahre lang verabreicht, eine Verlängerung der Behandlung um weitere fünf Jahre wird diskutiert. Aktuelle Resultate einer Studie der Austrian Breast & Colorectal Cancer Study Group (ABCSG) zeigen nun jedoch, dass eine Fortführung der Behandlung mit dem Aromatasehemmer Anastrozol über zwei weitere Jahre ausreicht.</p>
<hr />
<p class="article-content"><p>Die rezenten Daten aus der Studie ABCSG 16/S.A.L.S.A. zeigen, dass eine Verlängerung der Behandlung mit dem Aromatasehemmer Anastrozol um fünf Jahre (auf insgesamt 10 Jahre) nicht sinnvoll ist, da sich das Therapieergebnis dadurch nicht verbessert, die Nebenwirkungen jedoch zunehmen. Die Arbeit stellte Univ.-Prof. Michael Gnant, Vorstand der Universitätsklinik für Chirurgie der Med- Uni Wien, stellvertretender Leiter des Comprehensive Cancer Center (CCC), Präsident der ABCSG und koordinierender Leiter der Studie, beim San Antonio Breast Cancer Symposium (SABCS, 5.–9. Dezember 2017, San Antonio) vor.</p> <h2>Hintergrund der Studie ABCSG 16/S.A.L.S.A.</h2> <p>Frühere Studien haben gezeigt, dass eine verlängerte adjuvante Therapie mit Aromatasehemmern nach einer initialen antihormonellen Therapie mit Tamoxifen das krankheitsfreie Überleben von postmenopausalen Frauen mit hormonrezeptorpositivem Mammakarzinom verlängern kann. Nicht geklärt war jedoch die optimale Dauer der verlängerten Behandlung. Zudem war auch nicht bekannt, ob Patientinnen, die in den ersten fünf Jahren der adjuvanten Behandlung einen Aromatasehemmer erhalten hatten, in gleichem Maß von der Verlängerung profitierten wie Frauen, die zunächst mit Tamoxifen behandelt wurden.<br /> Diese Fragen sollte die Studie ABCSG 16/S.A.L.S.A. klären. Dazu wurden von 2004 bis 2010 insgesamt mehr als 3400 postmenopausale Brustkrebspatientinnen an 71 österreichischen Zentren randomisiert. Eine Gruppe erhielt zusätzlich zwei Jahre, die andere fünf Jahre lang eine endokrine Therapie mit dem Aromatasehemmer Anastrozol. Der primäre Endpunkt der Studie war das krankheitsfreie Überleben (DFS), die sekundären Endpunkte umfassten das Gesamtüberleben (OS), das Auftreten kontralateraler Mammakarzinome, Knochenbrüche und die Toxizität. Teilnehmen konnten Frauen, die 60 Monate nach der initialen adjuvanten Therapie mit Tamoxifen oder einem Aromatasehemmer- haltigen Regime rezidivfrei und jünger als 80 Jahre waren. Sie wurden anhand des Tumorstadiums, des Nodalstatus, der initialen endokrinen Therapie und adjuvanten Chemotherapie sowie der quantitativen Hormonrezeptoren stratifiziert.<br /> Die Teilnehmerinnen waren im Durchschnitt 64 Jahre alt und wiesen ein frühes hormonrezeptorpositives Mammakarzinom (Stage I–III) auf. 72 % der Frauen hatten Tumoren, die kleiner waren als 2 Zentimeter, 66 % waren nodalnegativ, 19 % hatten hochgradige Tumoren, bei 77 % waren die Tumoren östrogen- und progesteronrezeptor- positiv.<br /> Die bisherige Behandlung: 80 % der Patientinnen waren brusterhaltend operiert worden und 29 % hatten eine neoadjuvante Chemotherapie erhalten. Anschließend waren alle Patientinnen fünf Jahre lang mit einer standardmäßigen adjuvanten Antihormontherapie entweder mit Tamoxifen (51 % ) oder einem Aromatasehemmer-haltigen Regime (49 % ) behandelt worden.</p> <h2>Kein Benefit bei zehnjähriger Therapie</h2> <p>Zum Zeitpunkt der Auswertung betrug die mediane Nachbeobachtungszeit nach der Randomisierung 105,9 Monate – das sind etwa 14 Jahre nach der Erstdiagnose. Während der Nachbeobachtung wurden die Probandinnen mindestens einmal jährlich untersucht. Hinsichtlich der Therapietreue bestätigte ABCSG 16/S.A.L.S.A. frühere Untersuchungen, die gezeigt hatten, dass die Adhärenz der Patienten mit zunehmender Behandlungsdauer abnimmt. So auch hier: Während nach zwei Jahren je Gruppe noch mehr als 80 % der Patientinnen ihr Medikament einnahmen (2-Jahres- Arm: 81,2 % , 5-Jahres-Arm: 80,1 % ), waren es im 5-Jahres-Arm nach fünf Jahren nur noch 65,6 % . Insgesamt waren zum Studienende 757 Frauen krankheitsfrei, wobei es keinen signifikanten Unterschied zwischen beiden Gruppen gab: In der Gruppe, die zwei weitere Jahre behandelt worden war, waren es 377 Patientinnen (22 % ), in der anderen Gruppe 380 Patientinnen (22 % ). Auch beim DFS wurde kein signifikanter Unterschied beobachtet (HR 0,997, p=0,982). Das Gleiche galt für die sekundären Endpunkte OS und Zeit bis zum Auftreten kontralateraler Mammakarzinome. Bei den Nebenwirkungen zeigten sich dagegen deutliche Unterschiede: Knochenbrüche waren in der Gruppe, die fünf Jahre lang behandelt wurde, häufiger und traten vorwiegend in den Jahren drei bis fünf nach der Randomisierung auf (6 % vs. 4 % , p=0,029).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Onko_1801_Weblinks_s80_abb1.jpg" alt="" width="1456" height="794" /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Onko_1801_Weblinks_s80_kommentar+bild.jpg" alt="" width="1527" height="1286" /></p></p>
<p class="article-quelle">Quelle: Gnant M et al.: SABCS 2017; Abstr. GS3-01; Mitteilung der
ABCSG
</p>
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