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Alkoholkonsum als Krebsursache: Alkohol ist ein Kanzerogen

<p class="article-content"><p>Ein Zusammenhang zwischen der Krebsentstehung in Mundh&ouml;hle, Oropharynx, Larynx, &Ouml;sophagus sowie Leber und Alkoholkonsum ist schon lange dokumentiert, doch waren die Mechanismen bislang nicht bekannt. Man vermutete, dass Inhalte oder Stoffwechselprodukte der alkoholischen Getr&auml;nke durch direkte Einwirkung eine DNA-Sch&auml;digung der Zellen in diesen Regionen und Organen bewirken.<br /> Prinzipiell ist das eine Botschaft, die die wenigsten von uns h&ouml;ren wollen, denn Alkoholkonsum ist gewisserma&szlig;en ein &bdquo;Kulturgut&ldquo;, das nicht nur in Zusammenhang mit gutem Essen gepflegt wird. Hier ist nicht Alkoholsucht, d.h. extremer Missbrauch, sondern der regelm&auml;&szlig;ige bis t&auml;gliche Alkoholkonsum gemeint.<br /> &bdquo;Die Worte h&ouml;r ich wohl, allein mir fehlt der Glaube&ldquo; ist hier ein passendes Zitat. Dementsprechend zeigt sich auch die Wortwahl in Wissenschaft und auch Medien f&uuml;r die Beschreibung des Zusammenhangs &bdquo;Krebsrisiko und Alkohol&ldquo; in den letzten zehn Jahren. Man spricht von einem Link, von &bdquo;alcohol-related cancer&ldquo;/&bdquo;alcohol-attributable cancer&ldquo;, dem Einfluss von Alkohol auf das Krebsrisiko. Heute wissen wir, dass Alkohol ein Kanzerogen ist, d.h., Alkohol verursacht Krebs. Bereits 1988 hat die IARC Alkohol als Kanzerogen deklariert. 2014 wurde im &bdquo;World Cancer Report&ldquo; berichtet, dass Alkohol f&uuml;r 3,5 % der globalen Krebsf&auml;lle verantwortlich ist. 1 von 30 Krebstodesf&auml;llen wurde durch Alkoholkonsum verursacht. <br /> In den letzten zwei Jahren wurden die Ergebnisse mehrerer Kohortenstudien zu diesem Thema publiziert. Beispiele sind die prospektive, noch immer in der Durchf&uuml;hrung befindliche Nurses&rsquo; Health Study und die Health Professionals Follow-up Study. W&auml;hrend des Langzeitverlaufes wurden bei 88.084 Frauen und bei 47.881 M&auml;nnern 19.269 bzw. 7.571 Krebserkrankungen festgestellt. Alkoholkonsum war bei Frauen und M&auml;nnern signifikant mit einem erh&ouml;hten Krebsrisiko und generell mit einem linearen &bdquo;Dose-response&ldquo;-Verh&auml;ltnis verbunden, jedoch wurde bei Frauen schon bei geringerer Alkoholdosis als bei M&auml;nnern ein Risiko festgestellt. Die Gesamtmenge an Alkohol und nicht die Frequenz &ndash; das Regelm&auml;&szlig;ige &ndash; bestimmt das Krebsrisiko. Alkoholassoziierte Krebsarten waren bei 9.016 Frauen und bei 1.611 M&auml;nnern gefunden worden. Die Krebsart mit der h&ouml;chsten Inzidenz war bei Frauen Brustkrebs und bei M&auml;nnern Dickdarmkrebs.<br /> Die Ergebnisse einer viel beachteten epidemiologischen Review-Studie, die 2016 publiziert wurde, k&ouml;nnen folgenderma&szlig;en zusammengefasst werden: Es besteht kein Zweifel, dass Alkohol sieben Krebsarten verursacht, und es besteht der Verdacht, dass noch weitere Arten Alkohol als Basis haben (J. Connor, Addiction 2016). Krebserkrankungen von Oropharynx, Larynx, &Ouml;sophagus, Leber, Kolon, Rektum und Brustkrebs bei der Frau sind klar mit Alkoholkonsum in Zusammenhang zu bringen. In dieser Studie wird die Evidenz auf den Punkt gebracht, das hei&szlig;t: &bdquo;Alkohol ist ein Kanzerogen.&ldquo;<br /> Generell ist festzustellen, dass die zellul&auml;ren und molekularen Prozesse, die durch Alkoholkonsum bzw. Exposition zu Krebs f&uuml;hren, in den letzten Jahren besser erforscht wurden. Im Data Sheet zu diesem Thema vom National Cancer Institute (USA) werden 2016 die verschiedensten Mechanismen definiert, wie Alkohol zur Krebsentstehung beitr&auml;gt:</p> <ol> <li>Bei der Metabolisierung von Alkohol zu Acetaldehyd entsteht eine toxische und auch kanzerogene Substanz, die DNA- und Proteinsch&auml;den verursacht.</li> <li>Alkohol f&uuml;hrt zu einer Generierung von Sauerstoffradikalen (&bdquo;reactive oxygen species&ldquo;), die durch Oxidation eine Sch&auml;digung von DNA, Proteinen und auch Lipiden bewirken.</li> <li>Die F&auml;higkeit des Organismus, bestimmte N&auml;hrstoffe bereitzustellen, die f&uuml;r eine Verarbeitung und Absorption von toxischen Substanzen verantwortlich sind (Vitamin A, Vitamin-B-Komplex, D, E, Karotinoide), wird vermindert.</li> <li>Alkoholische Getr&auml;nke enthalten Kanzerogene durch Kontamination bei Produktionsprozessen.</li> <li>Sie f&uuml;hren zu einer Erh&ouml;hung des &Ouml;strogenspiegels im Blut, wodurch das Brustkrebsrisiko erh&ouml;ht wird.</li> <li>Genetische Einfl&uuml;sse sind ebenfalls geltend zu machen, da bestimmte Genotypen (Polymorphismen) f&uuml;r die Aktivit&auml;t von Ethanol-metabolisierenden Enzymen und damit f&uuml;r die Acetaldehyd-Spiegel in Blut und Gewebe verantwortlich sind.</li> </ol> <p>Hier ist die Frage zu stellen, was es uns n&uuml;tzt, wenn wir die Mechanismen im Detail kennen. Die einfachste Form, die Inzidenz der alkoholbedingten Krebsformen zu reduzieren, ist die Abstinenz bzw. Reduktion des Alkoholkonsums. Das kann und soll das Thema von Kampagnen zur Gesundheitsf&ouml;rderung sein. Aber wer mit dieser &Ouml;ffentlichkeitsarbeit beginnen will/soll, der werfe den ersten Stein. In diesem Sinne: &bdquo;Prost!&ldquo;</p></p>
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