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Aktuelles zu Therapie und Diagnostik

<p class="article-intro">Beim San Antonio Breast Cancer Symposium 2017 wurden zahlreiche aktuelle Studienergebnisse präsentiert, die große Auswirkungen auf die Therapie des Mammakarzinoms haben, zum Beispiel die Behandlung älterer Patientinnen verbessern können. Darüber hinaus wurden auch neue Erkenntnisse zur Diagnostik vorgestellt, die unter anderem eine genauere Prognose von Rezidiven erlauben.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>EMBRACA erreicht prim&auml;ren Endpunkt</h2> <p><em>BRCA</em>-Tr&auml;gerinnen mit fortgeschrittenem HER2-negativem Mammakarzinom weisen ein signifikant verl&auml;ngertes progressionsfreies &Uuml;berleben (PFS) auf, wenn sie mit dem PARP-Inhibitor Talazoparib (TALA) behandelt werden. Dies zeigen die Ergebnisse der EMBRACA-Studie, die Assoc. Prof. Jennifer Litton, University of Texas, pr&auml;sentierte.<br /> In dieser Phase-III-Studie wurde die Substanz mit einer Standardchemotherapie nach Wahl des behandelnden Arztes verglichen. Dazu wurden 431 Patientinnen mit heredit&auml;rem Brustkrebs (45 % <em>BRCA1</em>-positiv, 55 % <em>BRCA2</em>-positiv) im Verh&auml;ltnis 2:1 randomisiert und erhielten entweder 1mg/Tag TALA oder eine Monotherapie mit Capecitabin, Eribulin, Gemcitabin oder Vinorelbin. Der prim&auml;re Endpunkt war das PFS, sekund&auml;re Endpunkte umfassten das Gesamt&uuml;berleben (OS), die Gesamtansprechrate (ORR), die Rate an klinischem Benefit nach 24 Wochen (CBR24) sowie die Sicherheit und das von den Patientinnen selbst berichtete Outcome.<br /> Das mediane PFS lag im TALA-Arm bei 8,6 Monaten (vs. 5,6 Monate; p&lt;0,0001). Die Wahrscheinlichkeit einer Progression war im TALA-Arm um rund 46 % niedriger als unter der Standardchemotherapie (Abb. 1). Auch ORR und CBR24 waren im TALA-Arm signifikant besser: ORR 62,6 % (vs. 27,2 % ; p&lt;0,0001), CBR24: 68,6 % (vs. 36,1 % ; p&le;0,0001). F&uuml;r das OS war lediglich eine Interimsanalyse m&ouml;glich, da das Monitoring zum Zeitpunkt der Pr&auml;sentation noch nicht abgeschlossen war. Es zeigte sich jedoch ein Trend zugunsten von TALA. Die Substanz wurde allgemein gut vertragen und ging mit einer besseren Lebensqualit&auml;t im Vergleich zur Chemotherapie einher. Die positiven Resultate wurden unabh&auml;ngig vom Hormonrezeptorstatus, von der Zahl vorangegangener Chemotherapien, dem BRCA-Typ und dem Vorhandensein zentralnerv&ouml;ser Metastasen beobachtet.<sup>1</sup></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Onko_1801_Weblinks_s77_abb1.jpg" alt="" width="1453" height="825" /></p> <h2>Kein Vorteil von adjuvantem Trastuzumab bei niedrigem HER2-Wert</h2> <p>Patientinnen mit Brustkrebs in einem fr&uuml;hen Stadium, die niedrige HER2-Werte aufweisen, profitieren im Gegensatz zu Frauen mit HER2-positiven Tumoren nicht von einer adjuvanten Behandlung mit Trastuzumab. Dies ergab die Phase-IIIStudie NSABP-B-47, die von Dr. Louis Fehrenbacher, Kaiser Permanente Oncology Clinical Trials und Kaiser Permanente Vallejo Medical Center, Kalifornien, vorgestellt wurde.<br /> Insgesamt wurden 3270 Frauen in die Studie aufgenommen, die in zwei Gruppen randomisiert wurden. Gruppe 1 erhielt eine Chemotherapie entweder mit Docetaxel plus Cyclophosphamid oder mit Doxorubicin plus Cyclophosphamid, gefolgt von Paclitaxel. Die andere Gruppe wurde mit den gleichen Chemotherapieregimen behandelt, bekamen aber zus&auml;tzlich noch zw&ouml;lf Monate Trastuzumab. Die Stratifizierung erfolgte anhand der Immunhistochemie (IHC: IHC1+ bzw. IHC2+) und/ oder negativer In-situ-Hybridisierung (ISH). HER2-positive Brusttumoren sind gem&auml;&szlig; g&auml;ngigen Leitlinien als IHC3+ und ISH-positiv definiert. Prim&auml;rer Endpunkt war das invasive krankheitsfreie &Uuml;berleben (IDFS).<br /> Nach einer mittleren Nachbeobachtungszeit von rund 46 Monaten hatten 264 Patientinnen entweder ein Rezidiv erlitten, waren erneut mit einem Mammakarzinom bzw. einem anderen Tumor diagnostiziert worden oder waren gestorben. In beiden Gruppen war das IDFS vergleichbar: 89,6 % in der Trastuzumab- Gruppe, 89,2 % in der Kontrollgruppe. Damit best&auml;tigt die Studie die Leitlinienempfehlungen, wonach eine Trastuzumab- Therapie nur bei HER2-positiven Mammakarzinomen sinnvoll und n&uuml;tzlich ist. Patientinnen mit niedrigen HER2-Werten k&ouml;nnen die Behandlung und ihre Nebenwirkungen erspart werden.<sup>2</sup></p> <h2>Standardtherapie von 12 Monaten Trastuzumab best&auml;tigt</h2> <p>Mit der Trastuzumab-Behandlung besch&auml;ftigte sich auch eine finnische Arbeitsgruppe der Universit&auml;tsklinik Helsinki. Prof. Heikki Joensuu und sein Team untersuchten, ob eine neunw&ouml;chige adjuvante Gabe der Substanz ausreicht, um ein mit der Standardtherapie vergleichbares Outcome zu erzielen. Derzeit wird eine Therapiedauer von zw&ouml;lf Monaten empfohlen, was zwar generell gut vertragen wird, aber zu kardialen Nebenwirkungen f&uuml;hren kann. Laut Joensuu erfolgte diese Festlegung willk&uuml;rlich aufgrund von vier Studien, in denen das Medikament zw&ouml;lf Monate lang gegeben wurde.<br /> Insgesamt wurden mehr als 2100 Patientinnen mit HER2-positivem fr&uuml;hem Mammakarzinom in zwei Arme randomisiert: 9 Wochen vs. 12 Monate Trastuzumab. Es zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Armen: DFS im 12-Monats-Arm: 90,5 % (vs. 88 % ), 5-Jahres-OS 95,9 % (vs. 94,7 % ). Die Subgruppenanalysen zeigten jedoch, dass das Resultat der neunw&ouml;chigen Therapie von der Docetaxel-Dosis abhing. Bei Patientinnen, die 100mg/m<sup>2</sup> Docetaxel erhielten, erzielte die neunw&ouml;chige Trastuzumab- Gabe ein mit der einj&auml;hrigen Therapie vergleichbares DFS (Abb. 2). Bei Frauen, die 80mg/m<sup>2</sup> Docetaxel erhielten, war die einj&auml;hrige Gabe der Gabe &uuml;ber neun Wochen &uuml;berlegen (Abb. 3). Dies sollte in weiteren Studien untersucht werden, sagte Joensuu.<sup>3</sup></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Onko_1801_Weblinks_s77_abb2.jpg" alt="" width="1454" height="801" /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Onko_1801_Weblinks_s77_abb3.jpg" alt="" width="1454" height="834" /></p> <h2>CDK4/6-Inhibitoren: &Auml;ltere Frauen haben gleichen Benefit wie j&uuml;ngere</h2> <p>&Auml;ltere Frauen mit Hormonrezeptor- (HR)-positivem HER2-negativem metastasiertem Brustkrebs, die mit CDK4/6-Inhibitoren behandelt werden, erreichen &auml;hnlich gute DFS-Raten wie j&uuml;ngere Patientinnen. Dies zeigt eine Auswertung der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA), die Dr. Harpreet Singh, Center for Drug Evaluation and Research der FDA, pr&auml;sentierte. Da &auml;ltere Patienten in klinischen Studien eher unterrepr&auml;sentiert seien, habe die FDA die Ergebnisse aus zwei klinischen Studien zu den derzeit zugelassenen CDK4/6-Inhibitoren gepoolt, erkl&auml;rte Singh.<br /> Ausgewertet wurden die Daten von insgesamt 1334 Patientinnen, von denen 42 % &auml;lter als 65 Jahre und 24 % 70 Jahre oder &auml;lter waren. Bei den Frauen &uuml;ber 70 Jahre, die mit einem CDK4/6-Inhibitor in Kombination mit einem Aromataseinhibitor behandelt wurden, wurde das gesch&auml;tzte PFS im Unterschied zu Frauen, die nur einen Aromatasehemmer erhielten (PFS 18 Monate), nicht erreicht. F&uuml;r Patientinnen unter 70 Jahren wurde das PFS mit CDK4/6-Hemmer auf 23,5 Monate gesch&auml;tzt, ohne CDK4/6-Hemmer auf 13,8 Monate. Im Vergleich mit den j&uuml;ngeren Patientinnen war die Wahrscheinlichkeit, die Studie aufgrund von Nebenwirkungen abzubrechen, bei den &auml;lteren h&ouml;her (&gt;70 J.: 20 % , &gt;65 J.: 17 % , &lt;65 J.: 8 % ). Die Koautorin der Studie, Dr. Lynn Howie, wies darauf hin, dass gerade bei &auml;lteren Patienten der Nutzen gegen die Risiken besonders sorgf&auml;ltig abgewogen werden sollte. Zudem ben&ouml;tigten &auml;ltere Menschen h&auml;ufiger modifizierte Dosierungen, um die Nebenwirkungen zu kontrollieren.<sup>4</sup></p> <h2>Zirkulierende Tumorzellen als Marker f&uuml;r sp&auml;te Rezidive</h2> <p>Bei Patientinnen mit HR-positiven HER2-negativen Mammatumoren im Stadium II&ndash;III ohne klinische Evidenz f&uuml;r ein Rezidiv k&ouml;nnen zirkulierende Tumorzellen (CTC) auf ein sp&auml;tes Rezidiv hinweisen. Dies belegen Daten von Wissenschaftlern des Albert Einstein Cancer Center, New York, vorgestellt von Prof. Joseph Sparano. Sie konnten zeigen, dass ein einziger positiver Nachweis von CTC f&uuml;nf Jahre nach der Diagnose ein unabh&auml;ngiger Prognosefaktor f&uuml;r ein sp&auml;tes Rezidiv ist (Abb. 4).<br /> Die 546 Probandinnen hatten urspr&uuml;nglich an einer Studie teilgenommen, die Bevacizumab zus&auml;tzlich zur Chemotherapie als adjuvante Behandlung nach der chirurgischen Entfernung eines Mammakarzinoms untersuchte. Sparano und Kollegen bestimmten zwischen 4,5 und 7,5 Jahre nach der Erstdiagnose die CTC in Blutproben der Patientinnen. Keine der Frauen hatte zu diesem Zeitpunkt klinische Anzeichen eines Rezidivs. Die Nachbeobachtungszeit nach der CTC-Messung betrug durchschnittlich 1,6 Jahre. Von den Patientinnen mit HR-positivem Mammakarzinom erlitten 4,5 % ein Rezidiv, bei den HR-negativen waren es 0,5 % . Insgesamt wurden bei 4,8 % der Frauen CTC gefunden; bei den HR-positiven wiesen 5,1 % , bei den HR-negativen 4,3 % CTC auf. Das Vorhandensein von CTC war bei HRpositiven Patientinnen mit einem nahezu 20-fach erh&ouml;hten Risiko f&uuml;r ein Rezidiv verbunden. Der positive pr&auml;diktive Wert f&uuml;r ein Rezidiv innerhalb der n&auml;chsten zwei Jahre lag bei HR-positiven Patientinnen bei 35 % . Der negative pr&auml;diktive Wert in dieser Kohorte betrug 98 % . In der HR-negativen Gruppe war das Vorhandensein von CTC dagegen nicht mit einem Rezidiv verbunden. Sparano betonte, dass die CTC-Bestimmung als Biomarker f&uuml;r sp&auml;te Rezidive helfen k&ouml;nne, jene Patientinnen zu identifizieren, die von einer verl&auml;ngerten endokrinen Therapie profitieren. In weiteren Untersuchungen wollen die Forscher nun den pr&auml;diktiven Wert von einzelnen oder mehreren negativen CTCBestimmungen untersuchen.<sup>5</sup></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Onko_1801_Weblinks_s77_abb4.jpg" alt="" width="1457" height="796" /></p></p> <p class="article-quelle">Quelle: 40. San Antonio Breast Cancer Symposium, 5.–9. Dezember 2017, San Antonio/USA </p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Litton J et al.: EMBRACA: a phase 3 trial comparing talazoparib, an oral PARP inhibitor, to physician&rsquo;s choice of therapy in patients with advanced breast cancer and a germline BRCA mutation. SABCS 2017; Oral Session: GS6- 07 <strong>2</strong> Fehrenbacher L et al.: NSABP B-47 (NRG oncology): phase III randomized trial comparing adjuvant chemotherapy with adriamycin (A) and cyclophosphamide (C) &rarr; weekly paclitaxel (WP), or docetaxel (T) and C with or without a year of trastuzumab (H) in women with node-positive or high-risk node-negative invasive breast cancer (IBC) expressing HER2 staining intensity of IHC 1+ or 2+ with negative FISH (HER2-low IBC). SABCS 2017; Oral Session: GS1-02 <strong>3</strong> Joensuu H et al.: A randomized phase III study of adjuvant trastuzumab for a duration of 9 weeks versus 1 year, combined with adjuvant taxane-anthracycline chemotherapy, for early HER2-positive breast cancer (the SOLD study). SABCS 2017; Oral Session: GS3-04 <strong>4</strong> Singh H et al.: A U.S. Food and Drug a dministration pooled analysis of outcomes of older women with hormone- receptor positive metastatic breast cancer treated with a CDK4/6 inhibitor as initial endocrine based therapy. SABCS 2017; Oral Session: GS5-06 <strong>5</strong> Sparano JA et al.: Circulating tumor cells (CTCs) five years after diagnosis are prognostic for late recurrence in operable stage II-III breast cancer. SABCS 2017; Oral Session: GS6-03</p> </div> </p>
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