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Aggressive Lymphome

<p class="article-intro">Der folgende Artikel fasst Daten zusammen, die am ASH Annual Meeting 2017 zum Thema aggressive Lymphome präsentiert wurden. Neben dem diffusen großzelligen B-Zell-Lymphom standen heuer Präsentationen zu unterschiedlichen CAR-T-Zell-Präparationen im Vordergrund, ebenso spannend war ein neues dynamisches Prognosemodell aus zirkulierender Lymphom-DNA, IPI, COO und Interim-PET, das Risikogruppen besser abzugrenzen hilft.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Patienten mit PET-positiven Restlymphomen haben mit Bestrahlung die gleiche Prognose wie PET-negative Patienten.</li> <li>&bdquo;Total metabolic tumor volume&ldquo; (TMTV) und &bdquo;tumor lesion glycolysis&ldquo; (TLG) sind bei Diagnose prognostisch relevant, SUVmax nicht.</li> <li>Ein neues dynamisches Prognosemodell aus zirkulierender Lymphom-DNA, IPI, COO und Interim-PET grenzt Risikogruppen besser ab.</li> <li>COO im Stadium I und II, &bdquo;double expression&ldquo; und &bdquo;double hit&ldquo; sind nicht prognostisch, &bdquo;Double hit&ldquo;-Lymphome machen im Stadium I oder II keine intensivere Therapie als R-CHOP erforderlich.</li> <li>Das MATRix-Schema ist beim prim&auml;ren ZNS-Lymphom in &bdquo;real life&ldquo; sicher und effektiv, Rituximab ist m&ouml;glicherweise nicht erforderlich.</li> <li>Beeindruckende Remissionen sind bei relapsiertem/refrakt&auml;rem DLBCL mit 3 unterschiedlichen CAR-T-Zell-Pr&auml;parationen bei geringerer Toxizit&auml;t festzustellen.</li> </ul> </div> <h2>Diffuses gro&szlig;zelliges B-Zell-Lymphom (DLBCL)</h2> <p><strong>Positronenemissionstomografie (PET):</strong><br /> Ciara Louise Freeman pr&auml;sentierte im Abstract #823<sup>1</sup> eine retrospektive Untersuchung aus dem Datenregister von British Columbia. Patienten mit DLBCL, welche nach Ende der Therapie mit Rituximab, Cyclophosphamid, Doxorubicin, Vincristin und Prednison (R-CHOP) noch ein Restlymphom von &gt;2cm aufwiesen, wurden mit einer PET untersucht. Von den 205 zwischen 2005 und 2016 erfassten Patienten waren 71 % PET-negativ und erhielten keine weitere Therapie. Von den PET-positiven Patienten wurden 53 % mit einer medianen Dosis von 35Gy bestrahlt. Von den 95 nicht bestrahlten Patienten hatte einer verweigert, 8 wurden reseziert, 23 engmaschig beobachtet und bei 63 war die Bestrahlung aufgrund der Ausdehnung oder Lage nicht m&ouml;glich oder es war ein Progress eingetreten. Nach einer medianen Beobachtungszeit von 3,3 Jahren (0,3&ndash;12) waren die Zeit bis zur Progression (TTP: 79 vs. 77 % ; Abb. 1) und die Gesamt&uuml;berlebensrate (Rate des OS: 82 vs. 73 % ) zwischen den PETnegativen und den bestrahlten PET-positiven Patienten &auml;hnlich.<br /> Diese Daten stehen im Einklang mit den von Michael Pfreundschuh am ASCO 2017 pr&auml;sentierten Ergebnissen aus der OPTIMAL&gt;60-Studie. Patienten mit PETpositiven Restlymphomen nach 6 Kursen R-CHOP haben durch eine Bestrahlung die gleiche Prognose wie solche mit PET-negativen Restherden.<br /> David M. Kurtz stellte im Abstract #826<sup>2</sup> ein dynamisches Prognosemodell mit zirkulierender Tumor-DNA (cDNA) vor. Er analysierte 468 Proben von 125 Patienten mit DLBCL vor und w&auml;hrend der ersten drei Kurse der Chemoimmuntherapie. Bei 14 Patienten wurden die Grenzwerte errechnet. In der validierten Kohorte konnte er eine signifikante Korrelation des &bdquo;event-free survival&ldquo; (EFS) nach 5 Jahren mit der H&ouml;he der cDNA vor Therapie (HR: 2,7; 95 % CI: 1,5&ndash;4,7; p=0,0005), einem Abfall um mehr als 2 log nach dem ersten Kurs (HR: 24; 95 % CI: 6,6&ndash;89; p&lt;0,0001) und von 2,5 log nach dem zweiten Kurs messen. In einem zweiten Schritt wurden der Internationale Prognose-Index (IPI), die Ursprungszelle (COO) &ndash; Keimzentrumszelle (GCB) vs. nicht Keimzentrumszelle (nonGCB) &ndash; und das Interim-PET zu einem &bdquo;continuous individualized risk index&ldquo; (CIRI) verbunden. Damit konnte er drei gut getrennte Risikogruppen definieren (Abb. 2). Dadurch ist es m&ouml;glich, Risikopatienten fr&uuml;h zu erkennen. Es bleibt zu hoffen, dass f&uuml;r diese Risikogruppen eine personalisierte Therapie gefunden wird.<br /> 824<sup>3</sup> 1334 PET-CT-Daten aus der GOYAStudie, in der Rituximab gegen Obinutuzumab als Partner von CHOP bei unbehandeltem DLBCL randomisiert wurde. Es wurden &bdquo;total metabolic tumor volume&ldquo; (TMTV), &bdquo;tumor lesion glycolysis&ldquo; (TLG) und &bdquo;maximum standardized uptake value&ldquo; (SUVmax) in 4 Quartale eingeteilt (Q1 &lt;25 % ; Q2 25&ndash;50 % ; Q3 50&ndash;75 % ; Q4 75&ndash; 100 % ). Lymphome mit einem Q4-TMTV oder -TLG hatten ein signifikant k&uuml;rzeres progressionsfreies &Uuml;berleben (PFS), w&auml;hrend der SUV keine prognostische Relevanz hatte (Abb. 3).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Onko_1801_Weblinks_s34_abb1.jpg" alt="" width="1457" height="842" /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Onko_1801_Weblinks_s34_abb2.jpg" alt="" width="1454" height="1015" /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Onko_1801_Weblinks_s34_abb3.jpg" alt="" width="1455" height="896" /></p> <p><strong>Stadium I und II:</strong><br /> Allison Barraclough analysierte im Abstract #415<sup>4</sup> retrospektiv 204 Patienten mit DLBCL im Stadium I oder II. Nach einer medianen Nachbeobachtung von 4,2 Jahren hatten weder COO nach Hans (GCB vs. nonGCB) noch doppelte immunhistochemische Expression von MYC und BCL2 oder &bdquo;double hit&ldquo; (Rearrangement von MYC und BCL2) einen Einfluss auf das Gesamt&uuml;berleben. Der aus Alter, LDH, Bulk und Stadium II zusammengesetzte &bdquo;stage modified international prognostic index&ldquo; (SMIPI) war mit einem 4-Jahres- OS von 94 % , 84 % und 64 % (p=&lt;0,001) prognostisch relevant. &bdquo;Double hit&ldquo;-Lymphome im Stadium I und II bed&uuml;rfen somit anders als im Stadium III oder IV keiner intensiven Therapie.</p> <h2>Prim&auml;res zerebrales Lymphom (PCNSL)</h2> <p>Ferreri AJ et al. publizierten im Lancet Haematology 2016 die randomisierte IELSG32-Studie, in der gezeigt wurde, dass eine Chemoimmuntherapie mit Rituximab, hoch dosiertem Methotrexat (Mtx), hoch dosiertem Cytosin-Arabinosid und Thiotepa mit anschlie&szlig;ender autologer Stammzelltransplantation (aSCTxC) bei Patienten unter 70 Jahren und einem Performance- Status von &lt;3 mit PCNSL die besten Ergebnisse erzielt.<br /> Elisabeth Schorb aus dieser Arbeitsgruppe berichtete im Abstract #376<sup>5</sup> &uuml;ber &bdquo;Real life&ldquo;-Daten bei PCNSL mit dieser Therapie. Von 102 Patienten mit einem medianen Alter von 60 Jahren (28&ndash;76), davon 54 % mit einem Performance-Score &gt;1, erf&uuml;llten 30 nicht die Ein-/Ausschlusskriterien der IELSG32-Studie. Dennoch waren die Toxizit&auml;ten und der Therapieerfolg nicht unterschiedlich zur randomisierten Studie. In erfahrenen Zentren kann diese Therapie auch bei ausgesuchten Patienten mit PCSNL &uuml;ber 70 Jahre eingesetzt werden. Allerdings m&uuml;ssen Dosisreduktionen f&uuml;r Patienten in eingeschr&auml;nktem Allgemeinzustand und/oder Komorbidit&auml;ten erwogen werden.<br /> Jacoline Bromberg et al. (Abstract #582)<sup>6</sup> randomisierten 200 unbehandelte Patienten mit PCNSL in der Studie HOVON 105/ALLG NHL 24 in HD-Mtx, BCNU, Teniposid, Prednison &plusmn; Rituximab. Sie konnten weder im EFS, PFS noch im OS einen Benefit f&uuml;r Rituximab finden (Abb. 4). Diese Studie steht im Widerspruch zur IELSG32-Studie.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Onko_1801_Weblinks_s34_abb4.jpg" alt="" width="1457" height="980" /></p> <h2>Andere aggressive Lymphome</h2> <p><strong>Grey-Zone-Lymphom (GZL):</strong><br /> Evens AM et al. (Abstract #375)<sup>7</sup> reklassifizierten 73 GZL aus 15 nordamerikanischen Zentren entsprechend der WHO-Klassifikation 2016. Nur 38 % wurden als GZL verifiziert. Die Prognose war statistisch nicht signifikant unterschiedlich zwischen den verifizierten GZL und den anderen. Bei den verifizierten F&auml;llen hatten Patienten mit einer hohen CD30- Expression und einem niedrigen Albuminspiegel ein k&uuml;rzeres PFS. Die mit CHOP &plusmn; R behandelten Patienten hatten ein wesentlich l&auml;ngeres PFS als die mit anderen Therapien, vorwiegend ABVD, behandelten. Allerdings wird die Aussagekraft durch die geringe Patientenzahl und die heterogenen Therapien eingeschr&auml;nkt.</p> <p><strong>Burkitt-Lymphom (BL):</strong><br /> Dunleavy K et al. publizierten 2013 im NEJM eine initiale Serie von Patienten mit BL mit bemerkenswerten &Uuml;berlebensdaten nach Therapie mit dosisadjustiertem Etoposid, Prednison, Vincristin, Doxorubicin und Rituximab (DA-EPOCH-R).<sup>8</sup> Mark Roschewski aus dieser Arbeitsgruppe verifizierte diese Daten im Abstract #188<sup>9</sup> an 113 Patienten mit BL, medianes Alter 49 Jahre (18&ndash;86). Die Behandlung nach dem DA-EPOCH-R-Protokoll ist eine nach Toxizit&auml;t dosisadjustierte Chemoimmuntherapie, &auml;hnlich dem R-CHOP, allerdings werden Doxorubicin, Etoposid und Vincristin in einer viert&auml;gigen Dauerinfusion gegeben. Patienten mit Niedrigrisiko-BL hatten eine normale LDH, PS 0&ndash;1, St I&ndash;II, &le;7cm. Sie erhielten 2 Kurse und nach einem negativen PET noch einen Kurs. Alle anderen hatten ein hohes Risiko und wurden mit 2 Kursen behandelt; wenn im PET keine Progression nachzuweisen war, folgten 4 weitere Kurse mit intrathekalem Mtx. Die initial im N Engl J Med publizierten Daten konnten best&auml;tigt werden.</p> <h2>Chimeric Antigen Receptor T-cell (CAR-T)</h2> <p><strong>Axicabtagene Ciloleucel (Axi-Cel; KTE-C19):</strong><br /> Die Daten aus dem ZUMA-1-Trial wurden von Sattva S. Neelapu im Abstract #578<sup>10</sup> nach einem Jahr aktualisiert. 77 Patienten mit refrakt&auml;rem DLBCL und 24 Patienten mit prim&auml;r mediastinalen oder transformierten follikul&auml;ren Lymphomen ohne Ansprechen auf die letzte Therapie oder &le;12 Monate nach aSCTx wurden behandelt. Die mediane Beobachtungszeit ist 15,4 Monate. 58 % kamen in eine komplette Remission, bei 40 % von ihnen war sie anhaltend (Abb. 5).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Onko_1801_Weblinks_s34_abb5.jpg" alt="" width="1457" height="979" /></p> <p><strong>Tisagenlecleucel CTL019:</strong><br /> &Uuml;ber das JULIET-Trial wurde von Stephen J. Schuster et al. im Abstract #577<sup>11</sup> berichtet. Von 147 Patienten mit DLBCL, medianes Alter 56 Jahre (22&ndash;76) mit &le;2 Vortherapien, erhielten 99 zentral zubereitetes CTL019. Bei 86 % kam es zu einer Grad-3- oder -4-Toxizit&auml;t. CR wurde bei 39,5 % erreicht. Nach einer medianen Beobachtungszeit von 5,6 Monaten waren noch 30 % in CR.</p> <p><strong>JCAR017:</strong><br /> Jeremy S. Abramson referierte im Abstract #581<sup>12</sup> &uuml;ber JCAR017, ein CD19-directed 4-1BB-CAR-T-Zell-Produkt mit einer definierten Menge an CD4- und CD8- CAR-T-Zellen. 56 % der Patienten mit refrakt&auml;rem/ relapsiertem DLBCL erreichten eine CR, 37 % waren nach 6 Monaten noch in Remission. Die mediane Remissionsdauer war 5 Monate, bei CR 9,4 Monate. Ein Zytokin-Release-Syndrom trat nur bei 30 % auf, nur 1 % davon erreichte Grad 4. 20 % der Patienten litten unter Neurotoxizit&auml;t, bei 14 % von ihnen erreichte sie Grad 3 oder 4.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Freeman CL et al.: ASH 2017, Abstract #823 <strong>2</strong> Kurtz DM et al.: ASH 2017, Abstract # 826 <strong>3</strong> Kostakoglu L et al.: ASH 2017, Abstract #824 <strong>4</strong> Barraclough A et al.: ASH 2017, Abstract #415 5 Schorb E et al.: ASH 2017, Abstract #376 <strong>6</strong> Bromberg J et al.: ASH 2017, Abstract #582 <strong>7</strong> Evens AM et al.: ASH 2017, Abstract #375 <strong>8</strong> Dunleavy K et al.: N Engl J Med 2013; 369: 1915-25 <strong>9</strong> Roschewski M et al.: ASH 2017, Abstract #188 <strong>10</strong> Neelapu SS et al.: ASH 2017, Abstract #578 <strong>11</strong> Schuster SJ et al.: ASH 2017, Abstract #577 <strong>12</strong> Abramson JS et al.: ASH 2017, Abstract #581</p> </div> </p>
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