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Handlungsbedarf!

Adipositas/Fettsucht bedeutet Krebsrisiko

<p class="article-intro">Der Zusammenhang zwischen Fettleibigkeit und Krebsrisiko ist derzeit ein heißes Thema in der angewandten und klinischen Krebsforschung. Zu diesem Thema wurde 2016 ein Spezialreport der International Agency for Research on Cancer (IARC, Lyon) im „New England Journal of Medicine“ publiziert. Die American Society of Clinical Oncology (ASCO) hat im „Journal of Clinical Oncology“ (JCO) 2016 eine Spezialserie zum Thema „Obesity and Cancer“ herausgegeben. Der Weltkrebstag am 4. Februar 2017 war ebenfalls Anlass, die Problematik der „Adipositasepidemie“ und eine mögliche Prävention zu diskutieren.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Die Zunahme an K&ouml;rperfett und Gewicht w&auml;hrend des Lebens ist ein globales Problem, das gr&ouml;&szlig;tenteils durch modifizierbare Risikofaktoren wie Aufnahme von Energie im &Uuml;berschuss durch (kalorienreiche) Nahrung und Getr&auml;nke und durch Mangel an Bewegung bewirkt wird. Beide Faktoren sind die Ursache f&uuml;r eine weltweite Adipositasepidemie, wobei viel mehr Menschen an &Uuml;bergewicht bzw. Adipositas leiden als an Untergewicht.<br /><br /> Bereits 2012 hatten die Experten der IARC darauf hingewiesen, dass &Uuml;bergewicht/Adipositas das Risiko f&uuml;r f&uuml;nf Krebsarten &ndash; Darm-, Speiser&ouml;hren- und Nierenzellkrebs und bei Frauen zus&auml;tzlich Geb&auml;rmutterk&ouml;rperkrebs und Brustkrebs in und nach den Wechseljahren &ndash; steigert. In dieser neuesten Publikation von 2016 wurden die Daten aktualisiert und zus&auml;tzlich noch der Zusammenhang von Fettleibigkeit und Risiko f&uuml;r acht weitere Krebsarten (Leber-, Bauchspeicheldr&uuml;sen-, Gallenblasen-, Eierstockkrebs, Krebs der Kardia des Magens und der Schilddr&uuml;se, Meningeome und auch das multiple Myelom) dokumentiert. Diese Aussagen basieren auf mehr als 1.000 epidemiologischen Studien, vorwiegend Beobachtungsstudien (&bdquo;observational studies&ldquo;) &uuml;ber Krebsrisiko und &Uuml;berschuss an K&ouml;rperfett. Die Mehrzahl dieser Studienergebnisse beruht auf dem Body-Mass-Index, der das K&ouml;rpergewicht ins Verh&auml;ltnis zur K&ouml;rpergr&ouml;&szlig;e setzt. Bei Erwachsenen ist die Grenze zwischen &Uuml;bergewicht (&gt;25&ndash;29,9) und Adipositas bei einem BMI von =30,0, wobei drei Klassen (1&ndash;3) unterschieden werden. Die Autoren hatten diesen Zusammenhang aber indirekt bewiesen, als sie gezeigt haben, dass die Abwesenheit von K&ouml;rperfett, gemessen am BMI, ein reduziertes Risiko f&uuml;r die angef&uuml;hrten Krebsarten bedeutet.<br /><br /> Diese Spezialausgabe von JCO im Dezember 2016 ist das Ergebnis bzw. die Fortf&uuml;hrung der ASCO-Initiative von 2014 zur Bek&auml;mpfung von Adipositas, um die Krebsrate zu senken. Neben diesem urspr&uuml;nglichen Fokus auf prim&auml;re Krebspr&auml;vention wird das Potenzial, das bei bestehender Krebserkrankung in dieser Thematik liegt, ausf&uuml;hrlich in mehreren Beitr&auml;gen dargestellt. Adipositas hat auch besondere Relevanz f&uuml;r die klinische Situation von Krebspatienten und kann damit Einfluss auf Prognose, Therapiem&ouml;glichkeiten und -ansprechen nehmen. Die Mortalit&auml;t bei Krebserkrankten ist bei adip&ouml;sen M&auml;nnern und Frauen zwischen 55 und 88 % h&ouml;her als bei Normalgewichtigen (DKFZ 2014).<br /> Durch diese Initiative der ASCO wurden auch besondere Forschungsimpulse zur Aufkl&auml;rung der Mechanismen der &bdquo;Krebsentstehung durch Fett&ldquo; gesetzt. Bei Adipositas sind chronische Entz&uuml;ndungsprozesse, wie sie in den Fetteinlagerungen im Bauchraum entstehen, und die dabei freigesetzten Faktoren in die molekularen Mechanismen der Krebsentstehung und Progression involviert. Adipositas f&uuml;hrt zu komplexen systemischen Stoffwechselver&auml;nderungen/-st&ouml;rungen und zum sogenannten metabolischen Syndrom. Das mit dem Fettgewebe assoziierte inflammatorische Microenvironment entsendet vielf&auml;ltige Signale, die lokale und auch systemische &ndash; durch Kommunikation mit anderen Organen &ndash; tumorpromovierende Wirkungen entfalten. Die positive Energiebilanz bewirkt Ver&auml;nderungen von Insulinspiegel, &bdquo;insulin-like growth factor&ldquo; 1 und dessen Rezeptoren bis hin zur Insulinresistenz. Die (vermehrte) Produktion von sogenannten Adipokinen (Leptin, Adiponectin), Steroidhormonen und auch Zytokinen/Mediatoren kann Krebswachstum initiieren/stimulieren.<br /><br /> Die Entwicklung von Strategien f&uuml;r gesunden Lebensstil und hier im Besonderen f&uuml;r Gewichtskontrolle und die damit einhergehende Reduktion des Krebsrisikos durch Fett ist sicher eine der wirksamsten M&ouml;glichkeiten einer Krebspr&auml;vention auf individueller Basis bzw. in der allgemeinen Bev&ouml;lkerung, wie sie am 4. Februar 2017, dem Weltkrebstag, unter dem Motto &bdquo;we can&ldquo; und &bdquo;I can&ldquo; propagiert wird.</p></p>
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