3rd Krems Dementia Conference

Interprofessionelle digitale Weiterbildung zur Demenz

Im Rahmen des INDEED-Projekts wurde ein interdisziplinäres, mehrsprachiges Online-Fortbildungsprogramm im Bereich der Demenz entwickelt und pilotiert. Dabei zeigte sich, dass das digitale Format optimal geeignet ist, um eine Berufsgruppen-verbindende Wissensgrundlage zur Demenz zu schaffen.

Keypoints

  • Der personenzentrierte und interdisziplinäre Behandlungs- und Versorgungsansatz kann berufsübergreifend mittels einer Online-Fortbildungsmaßnahme erfolgreich kommuniziert werden.

  • Zur Ausweitung demenzspezifischer Dienstleistungen und Einrichtungen lassen sich die dafür besonders in Südosteuropa benötigten unternehmerischen Kenntnisse digital vermitteln.

  • Aufgrund der positiven Resonanz auf die Online-Fortbildungsmaßnahme werden weitere Interventionen geplant, um die Versorgung von Menschen mit Demenz und damit ihre Lebensqualität zu verbessern.

  • Das englischsprachige Fortbildungsprogramm ist kostenlos verfügbar unter: www.indeed-project.eu

Versorgung von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen: eine medizinische und soziale Herausforderung

Die Demenz ist ein zunehmend häufiges Gesundheitsproblem1 mit vielfältigen Ursachen2 und einem breiten Spektrum an Symptomen3. Die optimale Versorgung eines Menschen mit Demenz erfordert das rechtzeitige regionale Zusammenwirken eines Teams von Fachkräften aus den Gebieten der Medizin, Psychologie, Krankenpflege, Sozialpädagogik, Ergo- und Physiotherapie unter Einbeziehung der Angehörigen.4 Dafür sind entsprechende Versorgungsstrukturen nötig. Die Versorgungswirklichkeit wird diesen Anforderungen nicht gerecht, vor allem nicht in Ländern Südosteuropas. Die Diagnose wird erst spät gestellt, nicht pharmakologische Behandlungsmöglichkeiten werden nicht ausgeschöpft, die Kooperation der genannten Berufsgruppen ist mangelhaft, Angehörige erhalten häufig keine ausreichende Unterstützung und vielerorts fehlen wichtige Versorgungseinrichtungen.5 Das vom INTERREG – Danube Transnational Programme geförderte Projekt „Innovation for Dementia in the Danube Region“ (INDEED) hat zum Ziel, die Versorgung und damit die Lebensqualität von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen durch ein digitales Fortbildungsprogramm für relevante Berufsgruppen zu verbessern.

Warum interprofessionelle und digitale Fortbildung?

Das Projekt folgt dem Konzept der gemeinsamen Fortbildung verschiedener Berufsgruppen,6 um ein gemeinsames bio-psycho-soziales Verständnis der Demenz zu vermitteln,7 Behandlung und Versorgung an der Person auszurichten, Kooperation und Planung zu fördern sowie unternehmerisches Engagement anzuregen. Digitale Formate sind für ein interprofessionelles Fortbildungsprogramm besonders gut geeignet, weil sie jederzeit und von überall zugänglich sind, Lernen nach individuellen Vorlieben und Vorkenntnissen zulassen und von Kontaktbeschränkungen wie in der Covid-19-Pandemie unberührt bleiben.8 Das Online-Fortbildungsprogramm wurde von einem interdisziplinär zusammengesetzten Konsortium entwickelt und liegt gegenwärtig in fünf Sprachversionen vor (Bulgarisch, Englisch, Rumänisch, Slowakisch, Slowenisch). Eine deutsche Variante befindet sich in Vorbereitung. Die Erprobung des Programms in einer Pilotstudie ergab eine hohe Nutzerzufriedenheit im Hinblick auf Handhabung, Gestaltung und Ergänzung bestehender Curricula.

Inhalte und Formate

Das Fortbildungsprogramm ergänzt die Berufsgruppen-spezifische Aus- und Weiterbildung auf dem Gebiet der Demenz durch fachübergreifende Wissensinhalte wie Erkennung einer beginnenden Demenz im Alltag, Aufklärung über die Diagnose, Bedeutung für Person und Familie, Bedarfe von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen im Verlauf, Nutzen nicht pharmakologischer Interventionen, Beiträge wichtiger Versorgungseinrichtungen sowie Planung und Verwirklichung innovativer Projekte und Geschäftsmodelle. Die Vermittlung von betriebswirtschaftlichen und unternehmerischen Grundkenntnissen soll dazu beitragen, die Entwicklung und den Ausbau von notwendigen Versorgungseinrichtungen und Dienstleistungen voranzutreiben und Organisationen im Gesundheits- und Sozialwesen bei der Entwicklung von Erfolg versprechenden Projektideen oder in Fragen der Finanzierung und des Marketings zu unterstützen. Die Gestaltung des Online-Fortbildungsprogramms folgt mediendidaktischen Prinzipien wie Übersichtlichkeit, Einfachheit der Navigation, Verwendung unterschiedlicher Formate, Interaktivität und Nutzermotivation.

Der Weg in die Praxis

Um das Ziel einer Verbesserung der Demenzversorgung zu erreichen, muss das Online-Fortbildungsprogramm eine weite Verbreitung und Eingang in die Fortbildungspraxis erhalten. Die Partner des Konsortiums beschreiten hier unterschiedliche Wege. Dazu zählen eine mehrsprachige Version für in der Demenzversorgung tätige Berufsgruppen (Österreich), ein Regelkurs für Studierende der Medizin (Deutschland), eine Veranstaltungsreihe für Sozialpädagog*innen (Slowenien) sowie Kurse für Assistenzärzt*innen in der Psychiatrie (Rumänien) und Pflegekräfte (Bulgarien).

1 Alzheimer Europe: Alzheimer Europe Yearbook 2019. Estimating the prevalence of dementia in Europe. Luxembourg: Alzheimer Europe 2019 2 Gale SA et al.: Dementia. Am J Med 2018; 131: 1161-9 3 Arvanitakis Z et al.: Diagnosis and management of dementia: a review. JAMA 2019; 322:1589-99 4 Galvin JE et al.: Collaborative transdisciplinary team approach for dementia care. Neurodegener Dis Manag 2014; 4: 455-69 5 Mehrabian S et al.: Dementia care in the Danube region. A multi-national expert survey. Neurosychiatr Dis Treat 2019; 15: 2503-11 6 Jackson M et al.: Interprofessional education in the care of people diagnosed with dementia and their carers: a systematic review. BMJ Open 2015; 6: e010948 7 Spector A, Orrell M: Using a biopsychosocial model of dementia as a tool to guide clinical practice. nt Psychogeriatr 2010; 22: 957-65 8 Muirhead K et al.: Establishing the effectiveness of technology-enabled dementia education for health and social care practitioners: a systematic review. Syst Rev 2021; 10: 252

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