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12. Symposium Jugendgynäkologie und Kontrazeption

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

<p class="article-intro">Am 7. März fand zum 12. Mal das Symposium Jugendgynäkologie und Kontrazeption in Pfäffi kon statt. Die wissenschaftliche Leiterin, Prof. Dr. med. Gabriele Susanne Merki, Abteilungsleiterin Kontrazeption und Adoles zenz der Klinik für Reproduktions-Endokrinologie am Universitätsspital Zürich, erklärt, was das Besondere an dem Symposium ist und was aus ihrer Sicht in diesem Jahr die Höhepunkte waren.</p> <hr /> <p class="article-content"><p><strong>Das Symposium Jugendgyn&auml;kologie und Kontrazeption ist eine etablierte Gr&ouml;sse im Fortbildungskalender f&uuml;r &Auml;rzte. Was ist das Besondere an dieser Tagung im Vergleich zu anderen?</strong><br /> <strong>G. Merki:</strong> Das Symposium ist sehr praxisbezogen. Die Referate werden von Experten gehalten, die sich in der internationalen Literatur auskennen und daher ein qualitativ gutes Update zum Thema geben k&ouml;nnen. Zudem bringen sie TakeHomeMessages, die das Wichtigste aus den Vortr&auml;gen zusammenfassen.</p> <p><strong>Sie sind die wissenschaftliche Leiterin des Symposiums und haben es auch moderiert. Wie zufrieden sind Sie mit der Resonanz der Teilnehmer?</strong><br /> <strong>G. Merki:</strong> Ich bin sehr zufrieden mit dem positiven Feedback, das wir erhalten haben.</p> <p><strong>Welches war aus Ihrer Sicht das herausragende Thema und warum?</strong><br /> <strong>G. Merki:</strong><br /> Alle Themen waren auf ihre Weise wichtig. Die Information zum TeachingTool der European Society for Contraception (ESC), wo man online (https:// escrh.eu/education/teachingtraining/ tableofcontent) sehr vieles nachschauen kann, ist sicher sehr hilfreich f&uuml;r Praktikerinnen und Praktiker; ebenso der Teil &uuml;ber Risiken im Zusammenhang mit der Kontrazeption. Aber auch der Teil zur Anorexia nervosa war wirklich spannend.</p> <p><strong>Interessant war auch die Rubrik &laquo;Sexuelle Gesundheit&raquo; mit dem Thema &laquo;Sexuelle Rechte in der Schule ansprechen&raquo;. Wurde dies durch &laquo;Me too&raquo; beeinflusst?</strong><br /> <strong>G. Merki:</strong> Nein, das war schon immer ein Thema f&uuml;r uns. Es ist wichtig, bereits in der Schule mit den Jugendlichen &uuml;ber sexuelle Rechte zu sprechen und sie daf&uuml;r zu sensibilisieren. Das geht in beide Richtungen. Zum einen sollen sie wissen, dass sie die Rechte der anderen respektieren m&uuml;ssen und dass Nein auch Nein bedeutet. Auf der anderen Seite sollten sie keine Scheu haben, &Uuml;bergriffe zu thematisieren. Die Basis daf&uuml;r ist das Wissen um ihre Rechte.</p> <p><strong>Sie haben unter anderem &uuml;ber Therapien bei Akne, Dysmenorrh&ouml; und dysfunktionellen Blutungen referiert. Welche Empfehlungen gibt es dazu?</strong><br /> <strong>G. Merki:</strong> F&uuml;r die Dysmenorrh&ouml; gibt es mehrere Therapieoptionen. Dazu geh&ouml;rt zyklisch an den Tagen 15 bis 28 verabreichtes Gestagen (zum Beispiel: Medroxyprogesteronacetat [MPA] 10mg). Die Behandlung der mit der Dysmenorrh&ouml; einhergehenden Schmerzen sollte fr&uuml;h bei Einsetzen der Beschwerden beginnen. Geeignet sind nichtsteroidale Antirheumatika wie Mefenamins&auml;ure, Ibuprofen oder Diclofenac. Unterst&uuml;tzend kann dreimal t&auml;glich Magnesiumaspartat entweder kontinuierlich oder am letzten Tag vor und an den ersten drei Tagen der Menstruation gegeben werden, da Magnesium muskelrelaxierend wirkt.<br /> Grunds&auml;tzlich sollten bei Akne &ouml;lfreie Kosmetika benutzt werden. Bei der Behandlung kommt es auf die Schwere der Akne an. In leichten F&auml;llen gen&uuml;gt es, das Gesicht mit einer reinigenden Seife zu waschen und die betroffenen Hautpartien lokal mit einer Benzoylperoxidoder Salicyls&auml;urehaltigen Creme zu behandeln. Benzoylperoxid mindert rasch und dauerhaft die Entz&uuml;ndung, unterdr&uuml;ckt die Talgproduktion und f&ouml;rdert die Aufl&ouml;sung von Komedonen. Zudem wirkt es antibakteriell, indem es Propionibacterium acnes hemmt. Salicyls&auml;ure &ouml;ffnet die verstopften Poren und f&ouml;rdert die Abstossung der Epithelzellen. Antikomedogen wirkt auch VitaminAS&auml;ure (Tretinoin). Sie l&ouml;st die Keratinpfropfen und beschleunigt die Zellerneuerung.<br /> In vielen Aknepr&auml;paraten sind auch Antibiotika enthalten, vor allem Tetrazykline, Clindamycin und Erythromycin. Sie hemmen das Wachstum von P. acnes und reduzieren die freien Fetts&auml;uren auf der Haut. Auf diese Weise bek&auml;mpfen sie Komedonen, Papeln und Pusteln. In schweren F&auml;llen k&ouml;nnen niedrig dosierte systemische Antibiotika bis zu zw&ouml;lf Wochen verabreicht werden, haupts&auml;chlich Tetrazykline. Dies ist besonders bei Patienten empfehlenswert, bei denen die Akne zu Pusteln, Abszessen und Narben f&uuml;hrt, sollte aber wegen der m&ouml;glichen Resistenzentwicklung diesen F&auml;llen vorbehalten bleiben.<br /> Bei Patienten, die auf konventionelle Therapien nicht ansprechen, kann man synthetische VitaminAVerbindungen, sogenannte Retinoide, versuchen. Isoretinoin wird bei einer aktiven papulopustul&ouml;sen Akne mit Tendenz zur Narbenbildung eingesetzt. Es verkleinert die Talgdr&uuml;sen und hemmt die Talgbildung. Ausserdem f&ouml;rdert es das Abstossen der oberen Hautschicht, wodurch die Komedonen ausgetrieben werden. Isoretinoin darf nicht gemeinsam mit Tetrazyklinen eingesetzt werden und man sollte auf eine wirksame Kontrazeption bis drei Monate nach Therapieende achten. Es gibt zudem Berichte, dass es unter der Therapie zu Depressionen gekommen sei oder bestehende Depressionen schlimmer wurden. Die Substanz ist also mit Vorsicht einzusetzen.</p> <p><strong>Welche Empfehlungen gibt es zur Kontrazeption bei &Uuml;bergewicht, &uuml;ber die Sie ebenfalls gesprochen haben?</strong><br /> <strong>G. Merki:</strong> Es gibt verschiedene Studien, die die Hormonspiegel von adip&ouml;sen und normalgewichtigen Frauen verglichen haben. Hinsichtlich der Gestagenpr&auml;parate (POP) mit Desogestrel 75&mu;g gibt es derzeit keine Hinweise auf eine schw&auml;chere Wirkung bei &uuml;bergewichtigen Frauen. Bei den Implantaten sieht es etwas anders aus: Hier wurden bei adip&ouml;sen Frauen niedrigere Etonogestrelspiegel gemessen, die jedoch noch im therapeutischen Bereich liegen. Vorsichtshalber sollten aber die Implantate bereits nach 24 statt nach 36 Monaten erneuert werden. Dagegen ist die Dreimonatsspritze mit DepotMedroxyprogesteronacetat (DMPA) bei &uuml;bergewichtigen Frauen hocheffizient. Sofern keine Kontraindikationen bestehen, sind auch Kupferspiralen f&uuml;r diese Frauen sehr empfehlenswert. Das Gleiche gilt f&uuml;r Levonorgestrelhaltige Spiralen, vor allem, wenn die Frau unter starken Menstruationsblutungen leidet.</p> <p><br /><strong><em>Vielen Dank f&uuml;r das Gespr&auml;ch!</em></strong></p></p>
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