Colitis ulcerosa mit eigenen T-Zellen behandelt
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Körpereigene regulatorische T-Zellen sollen die entzündete Darmschleimhaut zum Abheilen bringen – im Deutschen Zentrum Immuntherapie wurde dieser neue Therapieansatz erstmals an einem jungen Mann mit Colitis ulcerosa angewendet.
Von Colitis ulcersosa Betroffene leiden an anhaltenden blutigen Durchfällen und krampfartigen Bauchschmerzen, die die Lebensqualität oft stark beeinträchtigen. Einer von ihnen ist Mark S. (Name geändert). Die Beschwerden des heute 22-Jährigen begannen schon 2015. Verschiedenste Behandlungsversuche brachten keine anhaltende Besserung. S. setzte deshalb seine ganze Hoffnung in eine neuartige Therapie, die er vor Kurzem im Deutschen Zentrum Immuntherapie (DZI) am Universitätsklinikum Erlangen im Rahmen einer Studie verabreicht bekam: Körpereigene regulatorische T-Helferzellen (Treg) sollen das Gleichgewicht in seinem Darm wiederherstellen und so die chronische Entzündung abklingen lassen.
Nachdem alle Therapieoptionen ausgeschöpft waren, machten die behandelnden Ärzte der Charité – Universitätsmedizin Berlin den jungen Mann auf ein Verbundprojekt zwischen der Charité und dem Universitätsklinikum Erlangen aufmerksam. Für die vielversprechende experimentelle Therapie nahm der Patient die über 400km lange Anreise in Kauf.
Balanceakt der T-Zellen
„Im gesunden menschlichen Körper besteht ein Gleichgewicht zwischen entzündungsfördernden T-Zellen, den sogenannten Effektor-T-Zellen, und entzündungshemmenden regulatorischen T-Zellen, den Treg“, erklärt Prof. Dr. Raja Atreya, Leiter des Schwerpunkts CED an der Medizinischen Klinik 1, Universitätsklinikum Erlangen. Treg haben als spezialisierte Untergruppe von T-Zellen mit stark entzündungshemmenden Eigenschaften die Funktion, die Aktivierung des Immunsystems in bestimmten Situationen zu unterdrücken. Sie verhindern dadurch eine Entzündungsreaktion. „Es konnte nachgewiesen werden, dass bei Patienten mit Colitis ulcerosa das Gleichgewicht zwischen Effektor-T-Zellen und regulatorischen T-Zellen gestört ist“, so Prof. Atreya. „Die Treg sind dabei nicht in ausreichender Konzentration vorhanden und die entzündungsfördernden T-Zellen somit in der Überzahl.“
Körpereigene T-Zellen gewinnen und zurückführen
Der Ansatz der Erlanger Wissenschaftler: Aus dem Blut des Patienten werden mittels Leukapherese zuerst körpereigene regulatorische T-Zellen gewonnen und diese anschließend im Reinraumlabor vermehrt. Die körpereigenen Treg werden dem Patienten anschließend als einmalige Infusion wieder zurückgegeben. PD Dr. Caroline Bosch-Voskens, Oberärztin der Hautklinik des Universitätsklinikums Erlangen, erklärt: „So wollen wir das natürliche Gleichgewicht der verschiedenen T-Zellen im Darm wiederherstellen und die entzündlichen Veränderungen der Darmschleimhaut damit zum Abheilen bringen. Im Tiermodell hat sich bereits gezeigt, dass der therapeutische Einsatz von Treg einen heilenden Effekt hat. Wir sind deshalb äußerst zuversichtlich, dass dieser Ansatz auch bei Herrn Klaenfoth ein positives Ergebnis bringen wird.“
Im DZI besteht für Patienten wie Mark S. die Möglichkeit, im Rahmen von Studien eine neue Behandlungsoption wahrzunehmen. Die Treg-Studie im Sonderforschungsbereich Transregio 241 wurde in Kooperation mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin konzipiert und wird von Dr. Bosch-Voskens und Prof. Atreya unter der Leitung von Prof. Dr. Markus F. Neurath durchgeführt.
Mark S. ist der weltweit erste Patient mit Colitis ulcerosa, der die Treg-Therapie erhalten hat. Hinter dieser Behandlungsmethode steckt jahrelange Forschungsarbeit: Seit 2012 arbeiteten die Erlanger Wissenschaftler der Medizin 1 und der Hautklinik daran, ein Produkt aus körpereigenen regulatorischen T-Zellen in der benötigten Qualität und Menge herzustellen, das die Entzündungsreaktion bei Colitis ulcerosa zurückgehen lässt. Das Ziel der aktuell laufenden Phase-I-Studie ist es, die Verträglichkeit und Sicherheit der Infusion von körpereigenen regulatorischen T-Zellen für Patienten mit Colitis ulcerosa nachzuweisen. Die Erlanger Forscher erwarten sich außerdem eine Aussage darüber, ob die Treg tatsächlich in den Darm einwandern und dort die aktive Entzündung der Darmschleimhaut hemmen. So wollen sie es künftig ermöglichen, mehr Colitis-ulcerosa-Patienten eine wirksame Therapie anbieten zu können. „Weltweit wurden bisher ca. 160 Patientenfälle veröffentlicht, die eine ähnliche Infusion mit regulatorischen T-Zellen erhalten haben. Der Einsatz bei Colitis ulcerosa wurde bislang noch nicht erprobt“, so Prof. Neurath.
Bei Mark S. nächstem Besuch am Universitätsklinikum Erlangen wird sich nach der geplanten Darmspiegelung dann zeigen, ob die Entzündung zurückgegangen ist und die Therapie erfolgreich war. (red)
Quelle:
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
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