© Bernhard Jandl

Darmbakterien beeinflussen Gefässalterung direkt

Ein UZH-Forschungsteam zeigt: Stoffwechselprodukte von Darmbakterien können Blutgefässe altern lassen. Zugleich birgt das Mikrobiom aber auch regeneratives Potenzial.

Zürich. Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind weltweit die häufigste Todesursache – und schreiten oft trotz Therapie fort. Forschende der Universität Zürich konnten nun nachweisen, dass das Darmmikrobiom dabei eine zentrale Rolle spielt. Im Fokus steht die Phenylessigsäure, ein Stoffwechselprodukt der Aminosäure Phenylalanin, das sich mit dem Alter im Körper anreichert. Sie fördert die Zellalterung der Endothelzellen in den Blutgefässen und führt zu deren Funktionsverlust – ein Effekt, den das Team um Soheil Saeedi in einer gross angelegten Studie an über 7300 Personen sowie in Tiermodellen beobachtete.

Die Forschenden identifizierten das Bakterium «Clostridium sp. ASF356» als Quelle der Phenylessigsäure-Produktion. Wurde es jungen Mäusen verabreicht, zeigten sie Anzeichen beschleunigter Gefässalterung, während eine Behandlung mit Antibiotika den Effekt umkehrte. Gleichzeitig konnten die Wissenschaftler auch positive Wirkmechanismen im Darm feststellen: Kurzkettige Fettsäuren wie Acetat, die beim Abbau pflanzlicher Nahrungsbestandteile entstehen, wirken auf Blutgefässe wie ein Verjüngungsmittel. Im Alter nimmt die Zahl der Bakterien, die solche Stoffe produzieren, jedoch ab.

Saeedi und sein Team sehen im Mikrobiom einen direkten Hebel für die Gefässgesundheit und erforschen daher, wie Ernährung und gezielte Eingriffe die Balance günstig beeinflussen können. Eine ballaststoffreiche, entzündungshemmende Kost unterstützt die Produktion schützender Stoffe, während phenylalaninreiche Lebensmittel eher gemieden werden sollten. Parallel dazu entwickeln die Forschenden Strategien zur gezielten Senkung der Phenylessigsäure im Körper. Erste Versuche mit genetisch veränderten Bakterien sind laut Saeedi vielversprechend. (kagr)

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Quelle: Uni Zürich

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