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Grosse Gesundheitslücke zwischen Geschlechtern

Die Schweizerische Gesundheitsbefragung 2022 zeigt deutliche geschlechtsspezifische Unterschiede in Gesundheit, Verhalten und Zufriedenheit. Neben biologischen Faktoren sind dabei soziale Rollen zentral.

Neuchâtel. Die Ergebnisse der Gesundheitsbefragung 2022 des Bundesamts für Statistik (BFS) zeigen klare Unterschiede zwischen Frauen und Männern. Während Frauen häufiger mit chronischen Erkrankungen leben (55 Prozent gegenüber 44 Prozent) und sich öfter im Alltag eingeschränkt fühlen, sind Männer häufiger übergewichtig (52 Prozent gegenüber 34 Prozent) und rauchen mehr (27 Prozent gegenüber 21 Prozent). Diese Unterschiede lassen sich nicht nur biologisch erklären – auch gesellschaftlich geprägte Geschlechterrollen beeinflussen die Gesundheit und verstärken soziale Ungleichheiten.

Frauen haben zwar eine höhere Lebenserwartung bei der Geburt als Männer (85,4 gegenüber 81,6 Jahren), verbringen aber mehr Jahre mit gesundheitlichen Einschränkungen. Sie leiden öfter an Rückenschmerzen und chronischen Erkrankungen und fühlen sich häufiger durch psychische Probleme belastet – insbesondere junge Frauen zwischen 15 und 24 Jahren. In dieser Altersgruppe berichten 26 Prozent über mittelschwere bis schwere Depressionssymptome, im Vergleich zu 13 Prozent der gleichaltrigen Männer.

Trotz des geringeren Anteils an Übergewicht sind Frauen mit ihrem Körpergewicht unzufriedener als Männer. Besonders bei übergewichtigen Frauen ist die Unzufriedenheit gross (52 Prozent gegenüber 29 Prozent bei Männern), was auf gesellschaftliche Schönheitsnormen zurückgeführt wird. Während bei Frauen ein schlanker Körper als Ideal gilt, wird bei Männern ein kräftiger Körper positiver bewertet.

Auch beim Rauchverhalten zeigen sich Veränderungen: Der Unterschied zwischen Frauen und Männern hat sich in den letzten 30 Jahren deutlich verringert. Bei den 15- bis 24-Jährigen rauchten 2022 Frauen sogar minimal häufiger als Männer. Die Studie weist zudem darauf hin, dass psychosozialer Stress, unbezahlte Care-Arbeit und Erfahrungen mit Sexismus psychische Belastungen verstärken – besonders bei Frauen und geschlechtlich oder sexuell diversen Personen. (red)

Quelle: BFS

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