
©
Getty Images/iStockphoto
Erfahrungen aus der Praxis
DAM
Autor:
Dr. Alireza Nouri
Arzt für Allgemeinmedizin, Wiener Neudorf<br> E-Mail: arzt@dr-nouri.at
30
Min. Lesezeit
13.10.2016
Weiterempfehlen
<p class="article-intro">Seit 2007 läuft das Disease-Management-Programm (DMP) „Therapie Aktiv – Diabetes im Griff“. Mittlerweile wird das Programm von niedergelassenen Ärzten in allen Bundesländern, ausgenommen Tirol, zur medizinischen Betreuung von Typ-2-Diabetikern angeboten.</p>
<hr />
<p class="article-content"><p>Ich beteilige mich seit circa eineinhalb Jahren als Arzt am „Therapie Aktiv“-Programm der österreichischen Sozialversicherung und kann ein durchaus positives Feedback dazu abgeben. Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 werden nach Aufklärung durch den Arzt in das Programm aufgenommen, in dem der Therapieerfolg dokumentiert wird. Außerdem erhalten die Patienten ein Buch über Dia­betes von der Sozialversicherung zugesandt, in dem vieles zu dem Thema in einfachen Worten erklärt wird. <img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_DAM_Allgemeinm_1608_Weblinks_seite12.jpg" alt="" width="" height="" /></p> <h2>Individuelle Ziele definieren</h2> <p>Das Besondere an diesem Programm ist, dass für jeden Patienten individuelle Ziele gesetzt werden, die größtenteils erreichbar sind. Dies betrifft insbesondere Ziele wie mehr Bewegung – zwei- bis dreimal wöchentlich – oder Ernährungsumstellung, wie etwa das Vermeiden von Kohlenhydraten nach einer bestimmten Uhrzeit. Auch andere Ziele wie Blutdrucksenkung, Reduktion des Tabakkonsums bei Rauchern und Gewichtsreduktion werden individuell mit dem Patienten in der Ordination besprochen. Die Patienten bekommen ihr eigenes Programm in schriftlicher Form. Es ist eine Art Vereinbarung zwischen Arzt und Patient, welche beide unterschreiben müssen. Über 81 % meiner Patienten erreichen die Zielvereinbarung (HbA1c-Senkung) in der vorgegebenen Zeitspanne (Abb. 1 und 2). Meistens werden dreimal jährlich Ziele mit dem Patienten vereinbart. In meiner Praxis werden die Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 alle 3 bis 4 Monate laborchemisch mittels HbA1c-Messungen kontrolliert, um ein Abweichen vom Ziel gleich zu besprechen und abzuwenden.</p> <h2>Jahresgespräch mit Diabetesberatern</h2> <p>Weiters findet einmal jährlich ein ausführliches Gespräch gemeinsam mit einem Diabetesberater statt, in dem neben dem Status quo auch Probleme und Schwierigkeiten mit dem Diabetes besprochen werden. Im Rahmen dieses Jahresgesprächs wird mit dem Patienten auch überlegt, welche jährlichen Kontrolluntersuchungen (wie z.B. Augenstatus und Ultraschalluntersuchungen) notwendig sind, um makro- und mikrovaskuläre Erkrankungen sowie deren Spätfolgen zu verhindern. Damit die Patienten den Diabetes im Griff haben, wird im Rahmen des „Therapie Aktiv“-Programms das Hauptaugenmerk auf die Individualität der Betroffenen gelegt. <br />Wissenschaftliche Evaluierungen haben die Wirksamkeit des DMP „Therapie Aktiv“ gezeigt. Es kam zu einer Senkung der Mortalität um 35 % sowie zu einer Senkung der Zahl der Myokardinfarkte um 7,8 % und der Zahl der Schlaganfälle um 9,5 % .<sup>1</sup></p></p>
Das könnte Sie auch interessieren:
Update smarter medicine
Die internationale Kampagne startete in der Schweiz vor rund 12 Jahren mit der ersten Top-5-Liste. Wie ist der Stand heute, mit welchen Herausforderungen ist der eigens gegründete Verein ...
Wandel im Denken: smarter medicine – Floskel oder sinnvolle Notwendigkeit?
Das Bewusstsein, dass viel Medizin nicht immer auch zu einer besseren Gesundheit führt, sondern – im Gegenteil – dem Patienten auch schaden kann, hat durch die «Smarter medicine»- ...
Smarter medicine – ein Beitrag zum ökologischen Wandel in der Medizin
Expert:innen des Universitätsspitals Genf (HUG) stellten am Frühjahrskongress der SGAIM die Projekte «Choosing greenly» und «smarter medicine soins intensifs» vor, die seit einigen ...