<p class="article-intro">Beim Mann ist das sexuelle Verlangen sehr eng mit einer intakten Testosteronproduktion verbunden und Testosteron gilt seit jeher als Symbol der Männlichkeit. Natürlich sind Sexualität und Libido im höchsten Maße auch von der Psyche beeinflusst. Die sexuelle Lust setzt sich im Wesentlichen aus dem Trieb, der sexuellen Motivation und dem Wunsch zusammen. Libidostörungen entstehen meist durch das Zusammenspiel von unterschiedlichen Ursachen. Diese finden sich zunehmend auch bei jungen Männern.</p>
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<p class="article-content"><p>Junge Männer haben in der Regel hohe Testosteronwerte. Zumeist liegt der Höchststand der Testosteronproduktion zwischen dem 20. bis 30. Lebensjahr und stagniert danach allmählich. Es gibt allerdings große individuelle Unterschiede und manche Männer weisen selbst in fortgeschrittenem Alter hochnormale Testosteronspiegel auf. Andere Männer zeigen schon in den Dreißigern deutliche Anzeichen eines Testosteronmangels. Teilweise sind diese Unterschiede genetisch bedingt, einen wesentlichen Einfluss hat jedoch die Lebensführung. Der Zusammenhang zwischen erniedrigten Testosteronspiegeln und metabolischen Erkrankungen ist gesichert. Dies spiegelt sich in der höheren Prävalenz eines Hypogonadismus bei Männern mit Adipositas, Diabetes mellitus, aber auch COPD und chronischer Niereninsuffizienz wider. Testosteron ist somit eng an den allgemeinen Gesundheitszustand des Mannes geknüpft. Mehrere Studien zeigen eine geringere Lebenserwartung von Männern mit niedrigem Testosteron. Folgen eines Testosteronmangels sind weiters Muskelschwund und Änderung der Körperfettverteilung, Osteoporose und Auffälligkeiten in der Intensität des Bartwuchses und im Behaarungsmuster. Weitere Anzeichen können Libidoverlust, eine depressive Stimmungslage, kognitive Verschlechterung, Abgeschlagenheit, Schlafstörungen und Hitzewallungen sein. Die oben genannten Symptome treten bei unterschiedlichen Schwellenwerten auf, wobei Verminderungen der Libido und Antriebskraft schon bei unter 15nmol/l auftreten können, während sich eine durch Testosteronmangel bedingte erektile Dysfunktion erst bei Serumspiegeln unter 8nmol/l zeigt (Abb.).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_DAM_Allgemeinm_1704_Weblinks_s17_abb.jpg" alt="" width="1079" height="1137" /></p> <h2>Diagnose Hypogonadismus</h2> <p>Um die Diagnose Hypogonadismus stellen zu können, müssen neben anhaltend niedrigen Testosteronspiegeln (mindestens zwei Messungen, Blutabnahme nüchtern vor 11 Uhr vormittags) auch entsprechende Beschwerden vorliegen. Hier wird meist von einem Grenzwert von 8nmol/l ausgegangen, in unklaren Fällen mit Testosteronspiegeln zwischen 8 und 12nmol/l kann das freie Testosteron zur weiteren Beurteilung herangezogen werden.</p> <h2>Therapie bei Testosteronmangel</h2> <p>Das Ziel einer Hormonersatztherapie liegt in der Wiederherstellung physiologischer Testosteronspiegel. Mindestens genauso wichtig sind die adäquate Behandlung vorliegender Komorbiditäten, Modifikation des Lebensstils und Gewichtsreduktion. Umgekehrt kann eine Anhebung des Testosteronspiegels in normale Bereiche die oben genannten Punkte, zum Beispiel Reduktion des BMI, Verbesserung des Lipidprofils und die medikamentöse Einstellung eines Diabetes, erleichtern.<br /> Zur Therapie stehen mannigfaltige Präparate und Arzneiformen (Tabletten, Kapseln, Gel, Pflaster, Injektionslösung zur intramuskulären Gabe) zur Verfügung. Für jeden Patienten muss eine individuelle Einstellung bezüglich Dosis und Applikationspräferenz erfolgen. Empfohlen wird generell der Beginn mit kurz wirksamen Präparaten, um die Therapie jederzeit adaptieren oder stoppen zu können.<br /> Vor Einleitung einer Hormonersatztherapie und auch im Verlauf sind Hämatokrit, Hämoglobin und Prostata-spezifisches Antigen (PSA) zu bestimmen. Des Weiteren muss eine digitale rektale Untersuchung erfolgen. Patienten mit kardiovaskulären Risikofaktoren sollten gegebenenfalls zu einem Kardiologen überwiesen werden.</p> <h2>Testosteronersatztherapie und Prostatakarzinom</h2> <p>Ein Zusammenhang der Testosteronersatztherapie bei hypogonadalen Patienten mit einem erhöhten Risiko für ein Prostatakarzinom konnte bislang nicht gezeigt werden, randomisiertkontrollierte Studien stellten keine Veränderung der Prostatahistologie durch Therapie fest, Langzeitdaten sind allerdings ausständig. Im Gegenteil mehrt sich die Evidenz, dass ein Testosterondefizit eher mit aggressiveren Prostatakarzinomen mit schlechterem Outcome vergesellschaftet ist.<br /> Ein Hypogonadismus scheint, ähnlich wie die erektile Dysfunktion, einen Marker für kardiovaskuläre Erkrankungen, kardiovaskuläre Mortalität und Gesamtmortalität darzustellen, sodass Patienten gegebenenfalls einer weiteren Abklärung zugeführt werden sollten. Die Datenlage weist nicht auf ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse bei Patienten unter Hormonersatztherapie hin, sondern eher auf protektive Effekte durch Normalisierung des Testosteronspiegels. Auch hier fehlen allerdings Langzeitdaten.</p> <h2>Ursachen und Therapie der erektilen Dysfunktion</h2> <p>Ein Hypogonadismus kann auch, wie oben erwähnt, eine erektile Dysfunktion (ED) verursachen oder die Ursache für ein Therapieversagen mit PDE-5-Inhibitoren sein. Eine erektile Dysfunktion unterschiedlicher Ausprägung liegt bei rund 20 % der Männer zwischen 30 und 80 Jahren vor, mit einem altersabhängigen Anstieg von 2 % bis zu 53 % . Pathophysiologisch können der ED, neben hormonellen Ursachen, unterschiedliche Mechanismen zugrunde liegen. Meistens ist sie in fortgeschrittenem Alter allerdings durch neurovaskuläre Ursachen (kardiovaskuläre Erkrankungen, Nikotinabusus, Diabetes mellitus, Folge von beckenchirurgischen oder retroperitonealen Eingriffen und Bestrahlungen) bedingt.<br /> Neben der Erstlinientherapie mit PDE- 5-Inhibitoren gibt es mit der extrakorporalen Stoßwellentherapie (ESWT) seit ungefähr 10 Jahren eine weitere nicht invasive Therapieform. Hierbei werden Stoßwellen eingesetzt, die von einem Handstück ausgehend auf einige Zentimeter verteilt auf das Gewebe übertragen werden. Der Wirkmechanismus scheint laut jüngsten Berichten auf einer Regeneration von Nervenfasern und Zunahme der Angiogenese zu beruhen und ist Gegenstand anhaltender Untersuchungen. Eine rezente Metaanalyse randomisiert-kontrollierter Studien zeigte eine signifikante Verbesserung des „International Index of Erectile Function“ und des „Erection Hardness Score“. Bezüglich der Behandlungsprotokolle gibt es noch einige Unklarheiten, insgesamt scheint die ESWT bei Patienten mit leichter bis mäßiger ED und ohne Komorbiditäten eine vielversprechende Alternative oder Ergänzung darzustellen.</p> <h2>Psychisch bedingte Libidostörung</h2> <p>Neben den oben angeführten und anderen körperlichen Ursachen für sexuelle Probleme spielen auch seelische und soziale Faktoren eine wichtige Rolle. So können etwa zu hohe sexuelle Ansprüche an sich selbst, unerfüllte oder nicht erfüllbare sexuelle Wünsche, Ängste und Angststörungen, Depressionen und vor allem Stress negative Auswirkungen zeigen. Aber auch soziale Faktoren wie berufliche Probleme, Überforderung und Beziehungsprobleme führen zu Libidostörungen und sexuellen Schwierigkeiten.<br /> Aus sexualmedizinischer Sicht gab es in den letzten Jahren jedenfalls sehr positive Entwicklungen. Sexuelle Funktionsstörungen können immer besser behandelt werden und es ist auch eine Enttabuisierung des Themas zu verzeichnen.</p></p>
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