<p class="article-intro">Die chirurgische Versorgung von Parastomalhernien ist schwierig und sollte Fachabteilungen (zertifizierten Hernienzentren) vorbehalten bleiben. Die Gründe dafür liegen auf der Hand – während der Herniendefekt suffizient eingeengt werden soll, ist es erforderlich, den/die ausgeleiteten Darmschenkel nicht einzuschnüren, um die Stuhlpassage nicht zu behindern, sowie Erosionen eines Herniennetzes in die Darmwand und Durchblutungsstörungen zu vermeiden.</p>
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<p class="article-content"><p>Suffiziente Lösungen zur chirurgischen Versorgung von Parastomalhernien mittels eines Herniennetzes können nur mit Netzverstärkung erreicht werden, wobei sich prinzipiell zwei Verfahren durchgesetzt haben.<br /> <br /> Erstens die sogenannte Sugarbaker-Technik (Abb. 1), wobei die letzten 10–15cm des ausgeleiteten Schenkels (meist handelt es sich um endständige Kolostomien) unter ein in die Bauchhöhle eingebrachtes, an der Bauchwand über der Stomastelle fixiertes Netz geführt werden. Nachteile sind die potenziell beträchtliche Kontaktfläche von Eingeweiden mit dem Netz und daraus resultierende Adhäsionen sowie die höhere Rezidivgefahr, da der eigentliche Herniendefekt nicht in die Reparatur einbezogen wird und das Netz einen schwer zu formenden Tunnel für den Darmdurchzug bildet. Das hat zu zahlreichen Modifikationen des ursprünglichen Verfahrens geführt (z.B. zweites Netz in On- oder Sublayposition in der Bauchwand).<br /> <br /> Zweitens der Einsatz von Kaminnetzen. Dabei wird der Schlot über den Darm zur Bauchhöhle hin gezogen und der runde, flache Anteil um die Stomastelle und den Defekt platziert. Die Gefahr dabei ist, dass der Schlot zu eng gewählt wird (dieser ist leicht vorzudehnen), womit man die oben angeführten Komplikationen riskiert. Adhäsionen sind bei diesem Verfahren weniger zu befürchten, da die Kontaktfläche zwischen Netz und Darm relativ klein ist. In spezialisierten Zentren werden mit dieser Technik Rezidivraten von <10 % erzielt.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_DAM_Allgemeinm_1606_Weblinks_Seite8.jpg" alt="" width="470" height="393" /></p> <p>Generell ist zu betonen, dass bei der geplanten Anlage eines definitiven Kolostomas die prophylaktische Anlage eines Netzes zur Vermeidung der sonst sehr wahrscheinlichen Parastomalhernie anzustreben ist. Dieser Zusatzeingriff fällt zeitlich nicht ins Gewicht und es gibt nur sehr wenige evidenzbasierte Gründe, die eine Netzimplantation im Rahmen eines Elektiveingriffes als nicht ratsam erscheinen lassen. Eine prophylaktische Netzanlage ist technisch meist nicht anspruchsvoll und kann, im Gegensatz zur Versorgung bereits vorhandener Parastomalhernien, auch außerhalb von Zentren durchgeführt werden.</p></p>
<p class="article-footer">
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