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Wo Mieder sinnvoll sind

<p class="article-intro">Im Rahmen eines multimodalen Therapiekonzeptes spielen Orthesen eine wichtige ergänzende Rolle bei vielen Wirbelsäulenproblemen. Sie stabilisieren die „Knochen-Muskel-Manschette“ des Rumpfes und ermöglichen somit ein schmerzfreies Muskelau autraining.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Der Nutzen von Bandagen und Orthesen f&uuml;r die Wirbels&auml;ule wird immer wieder infrage gestellt. Gibt es sinnvolle Orthesenversorgungen f&uuml;r die Wirbels&auml;ule? &ndash; Durchaus, meint Doz. Dr. Gerd Ivanic, Privatklinik Graz Ragnitz. &bdquo;Eine &uuml;berlegte orthop&auml;dietechnische Versorgung hilft bei der Behandlung von vielen Wirbels&auml;ulenbeschwerden.&ldquo;<br /> Eine klare Indikation f&uuml;r eine Korsettversorgung ist f&uuml;r Ivanic die Skoliose: &bdquo;Abgesehen vom kosmetischen Problem haben wir ab einem Cobb-Winkel von 30 Grad bereits eine Lungenfunktionsst&ouml;rung.&ldquo; Unbedingt und fr&uuml;hzeitig sei eine Korsettbehandlung ab 20&deg; Skoliose bei noch wachsendem Skelett indiziert: &bdquo;Sie ist die einzige konservative Behandlungsm&ouml;glichkeit, die eine Progression der Skoliose verhindern kann&ldquo;, sagt Ivanic. &bdquo;Parallele Physiotherapie ist sehr wichtig, aber ein Korsett sollte von Anfang an verordnet werden, denn die modernen Mieder erlauben aktive Korrekturen am wachsenden Skelett.&ldquo; Schon die Erhaltung der Ausgangsposition sei als Erfolg zu werten.<br /> Bei Morbus Scheuermann ist durch Korsett- bzw. Gipsbehandlung sogar eine Besserung der Fehlstellung m&ouml;glich, wie Ivanic berichtet: &bdquo;Wo der Wirbelk&ouml;rper vorne niedriger ist als hinten, k&ouml;nnen wir mit einer guten Korsettversorgung oder Gipsen durch die ver&auml;nderten Druckverh&auml;ltnisse erreichen, dass die vorderen Anteile der Wirbelk&ouml;rper besser heilen und wachsen k&ouml;nnen.&ldquo;<br /> Bei Spondylitis werden Fixationskorsette oder Gipsmieder pr&auml;- und postoperativ oder als OP-Ersatz zur Ruhigstellung eingesetzt. Damit wird gen&uuml;gend Stabilit&auml;t erzielt, um den Patienten mobil zu halten. Sehr n&uuml;tzlich sind dabei sogenannte modulartige &bdquo;Off-the-shelf&ldquo;-Produkte, die von verschiedenen Herstellern angeboten werden. Das sind &bdquo;halbfertige&ldquo; Orthesen, die individuell noch angepasst werden k&ouml;nnen.<br /> F&uuml;r Osteoporosepatienten stehen einerseits aktive Wirbels&auml;ulenorthesen (z. B. Spinomed<sup>&reg;</sup>, medi) zur Verf&uuml;gung, die postoperativ Schutz bei Bewegungsprogrammen und k&ouml;rperlicher Aktivit&auml;t bieten, die wie &bdquo;Mahnbandagen&ldquo; wirken und das Aufrichten unterst&uuml;tzen; andererseits gibt es passive stabilisierende Behelfe, die bei inoperablen Frakturen bis zur Abheilung getragen werden (z. B. SofTec<sup>&reg;</sup> Dorso, Bauerfeind).<br /> Bei Problemen im Iliosakralgelenk sorgen Becken-Symphysen-G&uuml;rtel (z. B. Lumbamed<sup>&reg;</sup> sacro, medi) f&uuml;r eine Stabilisierung der Symphyse von au&szlig;en, bei akuter Lumbago k&ouml;nnen Lumbalbandagen (z. B. Push Care Back Brace, Ofa Bamberg) die Symptomatik so weit verbessern, dass andere Therapien begonnen werden k&ouml;nnen. Die Sorge, dass dadurch die Muskulatur geschw&auml;cht wird, sei unbegr&uuml;ndet. &ndash; Im Gegenteil: &bdquo;Die Reduktion von Schmerz und Muskelhartspann erm&ouml;glicht erst ein Aufbautraining&ldquo;, sagt Ivanic. Lediglich sogenannte &Uuml;berbr&uuml;ckungsmieder (Hohmann- Mieder) stellen die Muskulatur komplett ruhig. Sie sind dort sinnvoll, wo Heilungsvorg&auml;nge unterst&uuml;tzt werden sollen. Manche Modelle k&ouml;nnen anschlie&szlig;end in eine leichte Lumbalbandage umgewandelt werden.<br /> &bdquo;Wir haben sehr wohl sehr gute orthop&auml;dietechnische Behelfe&ldquo;, so Ivanic abschlie&szlig;end. &bdquo;Es liegt an uns, die vielf&auml;ltigen Angebote indikationsspezifisch zu nutzen.&ldquo;</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: 20. Symposium der Österreichischen Gesellschaft für Wirbelsäulenchirurgie, 26. Jänner 2019, Wien </p>
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