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Stellenwert der fokalen Therapie beim Prostatakarzinom

<p class="article-intro">Die radikale Prostatektomie und Strahlentherapie sind oft mit starken unerwünschten Nebenwirkungen verbunden. Die fokale Therapie des Prostatakarzinoms stellt daher eine hoffnungsvolle Alternative bei der Krebsbehandlung dar. Der folgende Beitrag bietet einen Überblick über Auswahl der Patienten, Diagnose und Behandlungsmethoden.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Die besondere Bedeutung der fokalen Therapie liegt in der M&ouml;glichkeit, die L&uuml;cke zwischen radikaler Therapie und &bdquo;active surveillance&ldquo; (AS) beim Prostatakarzinom mit niedrigem und fr&uuml;h intermedi&auml;rem Risiko zu schlie&szlig;en. Hierbei ist neben der korrekten Patientenselektion eine genaue Diagnostik mit korrekter Tumorlokalisation und Klassifikation naturgem&auml;&szlig; Voraussetzung f&uuml;r eine ad&auml;quate und korrekte Therapie. In der g&uuml;ltigen S3-Leitlinie von 2017 wird die bioptische Darstellung von in der Bildgebung suspekten Arealen gezielt empfohlen. Bacu et al. zeigen eine &Uuml;bereinstimmung von Lokalisation und Gleason-Score der Tumorl&auml;sion zwischen mpMRT-TRUS-Fusionsbiopsie und Prostatektomiepr&auml;paraten in 90 % . Somit ist bei einem sowohl in der mpMRTals auch in der mpMRT-US-Fusionsbiopsie diagnostizierten Prostatakarzinom eine &Uuml;berf&uuml;hrung zur Therapie m&ouml;glich. W&uuml;nschenswert ist hierbei eine &Uuml;bertragung des Prostata-3D-Modells mit Lokalisation der positiven Biopsien vom Fusionssystem in das fokale Behandlungssystem. Der Vorteil liegt dabei darin, dass die &Uuml;bertragung der in der genauen Diagnostik erkannten Prostatakarzinomareale an die Therapie-durchf&uuml;hrende Mechanik gew&auml;hrleistet ist. Zus&auml;tzlich stellt dies eine genaue Kontroll- und Best&auml;tigungsbiopsie etwa 6 Monate nach der fokalen Therapie sicher. Voraussetzung hierf&uuml;r ist einerseits die M&ouml;glichkeit des Needle-Trackings im Fusionssystem, andererseits eine Kooperation mit Herstellern von Behandlungssystemen. Eine Kompatibilit&auml;t von Biopsiesystem und Behandlungssystem existiert nach R&uuml;cksprache zurzeit f&uuml;r folgende Systeme: Artemis&trade;, BiopSee<sup>&reg;</sup> und Urostation<sup>&reg;</sup> sind kompatibel mit HIFU Focal One<sup>&reg;</sup>, BiopSee<sup>&reg;</sup> und Hitachi RVS<sup>&reg;</sup> jeweils mit NanoKnife<sup>&reg;</sup> sowie BiopSee<sup>&reg;</sup> und Bio-Jet<sup>&reg;</sup> mit den Techniken der Kryoablation und der Brachytherapie. Es liegen jedoch aktuell noch keine publizierten Daten zu onkologischen Verl&auml;ufen nach fokaler Therapie mit dieser Art der Therapieplanung vor. Postinterventionelle Kontrollbiopsien zeigen in Kleinserien Raten an lokaler Tumorfreiheit zwischen 80 und 90 % bei entsprechender Patientenselektion.</p> <h2>Kommunikation der verschiedenen Systeme</h2> <p>Als Beispiel der notwendigen Kommunikation der verschiedenen Systeme soll hier die Kommunikation zwischen einer mpUS-f&auml;higen Ultraschalleinheit (Hitachi Preirus&trade;), einer semirobotischen mpMRTUS- Fusionseinheit (Artemis&trade;) zur Diagnostik und einem robotischen System zur fokalen Therapie des Prostatakarzinoms (Focal One<sup>&reg;</sup>) dargestellt werden. Beginn einer Diagnose-Therapie-Kette ist ein idealerweise mpTRUS-f&auml;higes Ultraschallsystem. &Auml;hnlich wie bei der multiparametrischen MRT wird die gleichzeitige Anwendung struktureller (B-TRUS) und funktioneller TRUS-Techniken unter dem Begriff multiparametrischer TRUS (mpTRUS) zusammengefasst. Auch der mpTRUS zeigt, dass eine Erg&auml;nzung des B-Bildes um funktionelle Gewebeinformationen, wie die Gewebeh&auml;rte oder das Durchblutungsmuster, zu einer erh&ouml;hten diagnostischen Genauigkeit in der Prostatakrebsdiagnostik f&uuml;hrt. Der kontrastverst&auml;rkte Ultraschall (CEUS) erm&ouml;glicht durch das Kontrastmittel ein verbessertes Darstellungsverm&ouml;gen in den kleinen und kleinsten Gef&auml;&szlig;en der Prostata (zwischen 2 und 7&mu;m), wodurch Tumorgef&auml;&szlig;e dargestellt werden k&ouml;nnen. Hinsichtlich der Wertigkeit f&uuml;r die Prostatakarzinomdiagnostik gibt es unterschiedliche Meinungen. Einerseits gibt es interessante Ergebnisse in verschiedenen gro&szlig;en retrospektiven Studien und einer prospektiven Studie, andererseits wurde eine gro&szlig;e prospektive Multicenterstudie fr&uuml;hzeitig mit nicht Erfolg versprechenden Ergebnissen abgebrochen. Viele Studien evaluierten nachfolgend die Echtzeitelastografie (&bdquo;real-time elastography&ldquo;, RTE), welche auch als Scherwellenelastografie vorliegen kann. Das Prinzip der RTE basiert auf verminderten Elastizit&auml;tseigenschaften im Tumorgewebe im Vergleich zum umliegenden gesunden Gewebe. Durch die erh&ouml;hte Stromadichte des Tumorgewebes ist das Areal mit einem Karzinomherd im Vergleich zum gesunden Gewebe weniger komprimierbar. Diese verminderte Elastizit&auml;t bzw. Komprimierbarkeit l&auml;sst somit indirekt auf die Beschaffenheit des Gewebes schlie&szlig;en. Auch hier zeigen Studien gute Sensitivit&auml;ten und Spezifit&auml;ten, die jedoch auch aufgrund der flachen Lernkurve schwer reproduzierbar sind. Die meisten mpTRUS-Verfahren haben sich daher als additive Ultraschallverfahren etabliert, die als singul&auml;re Untersuchungsverfahren jedoch zurzeit nicht empfohlen werden k&ouml;nnen. Auch andere Techniken wie etwa der 3D-/4D-TRUS oder neuronale Network-Verfahren wie das C-TRUS/ ANNA-Verfahren haben in die Diagnostik von Prostataerkrankungen Einzug gehalten. Werden diese Verfahren mit den zurzeit etablierten Verfahren wie der mpMRTUS- Fusion angewandt, haben sie das Potenzial, die Diagnosel&uuml;cke von ca. 15 bis 20 % zu reduzieren. Wichtig hierf&uuml;r ist jedoch eine m&ouml;glichst genaue Kommunikation zwischen mpTRUS- und mpMRTUS- Fusionsger&auml;ten.</p> <h2>Hochintensiver fokussierter Ultraschall (HIF U)</h2> <p>Die Therapie mittels HIFU wird bereits seit &uuml;ber 20 Jahren angewandt. Dank der technischen Weiterentwicklung ist durch das neueste Ger&auml;t der Firma EDAP TMS (Fokal One<sup>&reg;</sup>) eine mpMRT-Fusionierung m&ouml;glich. Zus&auml;tzlich k&ouml;nnen die Daten aus der mpMRT-US-Fusionsbiopsie &uuml;bernommen werden. Es erfolgt eine automatische Berechnung der Energiedosis sowie des Abstandes zur Urethra und zum Rektum &ndash; dies kann besonders dazu beitragen, m&ouml;gliche Komplikationen und Nebenwirkungen zu reduzieren. Wichtig ist bei dieser Methode auch die M&ouml;glichkeit, w&auml;hrend der Therapie eine Evaluation des Therapieerfolges durch einen Kontrastmittelultraschall durchzuf&uuml;hren. Somit ist eine sofortige intraoperative Erfolgskontrolle m&ouml;glich, und eine gegebenenfalls notwendige Anpassung kann sofort erfolgen.</p> <h2>Zusammenfassung</h2> <p>Die immer h&auml;ufiger durchgef&uuml;hrten genauen Diagnosem&ouml;glichkeiten beim fokalen Prostatakarzinom mittels mpMRT f&uuml;hren zu einer gr&ouml;&szlig;eren Zahl an sehr fr&uuml;h erkannten Prostatakarzinomen. Um die Folgen der &Uuml;berdiagnostik zu verringern, bietet sich ein zus&auml;tzliches Therapiekonzept neben radikaler Prostatektomie, prim&auml;rer Bestrahlung und AS an. Zudem werden m&ouml;gliche kurative Strategien f&uuml;r die lokale Behandlung nach prim&auml;rer Radiatio und dem Wiederauftreten der Erkrankung ben&ouml;tigt. Hier sind in Zukunft die zurzeit in &Ouml;sterreich angebotenen lokalen Therapieoptionen, der HIFU Focal One<sup>&reg;</sup> und das IRE NanoKnife<sup>&reg;</sup>, von gro&szlig;er Bedeutung. Beide Verfahren sind gute Optionen zur lokalen Therapie des Prostatakarzinoms. Besonders wichtig ist jedoch, dass diese Therapieoptionen nach wie vor als experimentell zu gelten haben. Aus diesem Grund m&uuml;ssen diese Therapien in Studien durchgef&uuml;hrt und evaluiert werden. Fokale Therapien haben dabei eine besonders strenge Indikation zur Folge. Diese Indikation sollte ausschlie&szlig;lich unter urologischer F&uuml;hrung stattfinden und der Therapieerfolg sollte durch den Urologen kontrolliert werden. Hierzu geh&ouml;ren im Sinne der korrekten Kommunikation und der digitalen Sicherung der durchgef&uuml;hrten Behandlungen insbesondere mpMRT-US-Fusionskontrollbiopsien, kurzfristige PSA-Kontrollen und die Erfassung von Therapienebenwirkungen. Von den beteiligten Firmen und Herstellern ist daher die freie Datenkommunikation zwischen den als zurzeit gleichwertig geltenden Methoden und Techniken zu fordern, um den Patienten einerseits eine ortsunabh&auml;ngige Diagnostik und Therapie zu erm&ouml;glichen und andererseits das Poolen der erhobenen Daten zur Einordnung und Evaluation der neuen Therapiekonzepte gew&auml;hrleisten zu k&ouml;nnen.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>beim Verfasser</p> </div> </p>
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