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ÖGP 2018

Husten infektiöser Ursache – oft durch Impfung vermeidbar

<p class="article-intro">Im niedergelassenen Bereich stellt die Hustenabklärung einen wesentlichen Teil der täglichen Ordinationstätigkeit dar. Vor allem mit Beginn der nasskalten Jahreszeit stehen Infektionen als Hustenauslöser an vorderster Stelle.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>Einteilung des Hustens</h2> <p>Je nach Hustendauer wird zwischen akut (bis zu 3 Wochen), subakut (3 bis 8 Wochen) und chronisch (mehr als 8 Wochen) unterschieden. Der Husten kann trocken oder produktiv sein. Infektionen der oberen und unteren Atemwege sind zumeist mit Husten bis zu etwa 8 Wochen verbunden. Eine Hustendauer von 8 Wochen und mehr findet sich h&auml;ufig bei Pertussis, aber auch Tuberkulose oder Bronchiektasien.</p> <h2>Infektionen als Hustenursache</h2> <p>Infekte der oberen Atemwege &ndash; von der Rhinopharyngitis &uuml;ber die Epiglottitis bis hin zur Laryngotracheitis &ndash; sind die h&auml;ufigsten Ursachen f&uuml;r Krankenst&auml;nde in den Wintermonaten. Da die Genese zumeist viral ist, sind Antibiotika in der Regel nicht indiziert. Ausnahmef&auml;lle sind nachgewiesene bakterielle Infektionen wie eine bakterielle Sinusitis oder eine Angina durch Gruppe-A-Streptokokken. Ansonsten ist eine symptomatische Therapie mit NSAR, Nasentropfen und Hustens&auml;ften, die Phytopharmaka wie Thymian-, Pelargonium-, Eibisch-, Schl&uuml;sselblumen-, Efeu oder Spitzwegerichextrakte enthalten, ausreichend. Wichtig ist neben der k&ouml;rperlichen Schonung die Zufuhr von reichlich Fl&uuml;ssigkeit, um den Schleim bei trockenem Husten zu verfl&uuml;ssigen, damit er besser abgehustet werden kann. <br />Auch bei tiefen Atemwegsinfektionen wie der akuten Bronchitis steht die virale Genese mit Influenza-, Parainfluenza-, RS-, Rhino- oder Adenoviren im Vordergrund. Bei fehlenden Zeichen einer Superinfektion ist auch hier eine Antibiose verzichtbar. Bei einer obstruktiven Bronchitis k&ouml;nnen kurz wirksame &beta;-Mimetika durchaus sinnvoll sein. Bei stark qu&auml;lendem Husten (vor allem nachts) k&ouml;nnen Codein- Pr&auml;parate verordnet werden, wobei es diesbez&uuml;glich keine wissenschaftliche Evidenz f&uuml;r einen relevanten Nutzen gibt. <br />Insbesondere bei Patienten mit rezidivierenden Atemwegsinfektionen oder COPD- Exazerbationen besteht die M&ouml;glichkeit, durch orale Immunstimulation das spezifische und angeborene Immunsystem bereits vorab zu st&auml;rken. OM-85 ist eine Mischung von Bakterienlysaten aus Kulturen von acht f&uuml;r respiratorische Infektionen wesentlichen Bakterien. Durch eine prophylaktische Gabe kann Infektionen im HNO-Bereich, in den tiefen Atemwegen sowie teilweise auch COPD-Exazerbationen vorgebeugt werden.</p> <h2>Durch Impfung vermeidbare Infektionen</h2> <p>Influenza und die ambulant erworbene Pneumonie sind weitere Ursachen eines Hustens. Bei diesen beiden Infektionen besteht die M&ouml;glichkeit der Schutzimpfung. Nach der Influenza-Epidemie der Saison 2017/18 durch den nicht im letztj&auml;hrigen Impfstoff enthaltenen Influenza-B-Stamm, Linie Yamagata, sollte f&uuml;r die Saison 2018/19 fl&auml;chendeckend der quadrivalente Influenza-Impfstoff mit je zwei A- und B-St&auml;mmen verabreicht werden. <br />Geimpft werden sollten neben &auml;lteren Menschen auch Schwangere, Immunsupprimierte und Patienten mit chronischen Krankheiten wie Asthma, COPD, Diabetes, Nieren- sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Vor allem bei kardial oder pulmonal vorerkrankten Patienten ist die Influenza-Impfung nachweislich von wesentlichem Nutzen, da sie zu einer Reduktion schwerer Exazerbationen und kardialer Dekompensationen und somit zur Reduktion der kardiopulmonalen Mortalit&auml;t f&uuml;hrt. Insbesondere bei h&ouml;hergradigen Erkrankungsstadien ist der protektive Effekt mit Vermeidung einer Hospitalisierung deutlich. Laut dem US-amerikanischen Center of Disease Control (CDC) k&ouml;nnen durch die Influenza- Impfung 90 068 Hospitalisierungen in den USA vermieden werden. Auf &Ouml;sterreich bezogen w&auml;ren dies rund 2500 station&auml;re Behandlungen. <br />Der wichtigste Risikofaktor f&uuml;r eine ambulant erworbene Pneumonie (&bdquo;community- acquired pneumonia&ldquo;, CAP) ist das Alter. Mit zunehmendem Alter steigt nicht nur die Morbidit&auml;t, sondern auch die Mortalit&auml;t rasant an. H&auml;ufig ist die CAP insbesondere bei Patienten mit zahlreichen Komorbidit&auml;ten eine End-of-Life-Erkrankung. Die h&auml;ufigsten Erreger sind dabei Pneumokokken, gegen die ebenfalls eine Impfung zur Verf&uuml;gung steht. Geimpft werden sollten alle Personen ab dem 51. Lebensjahr und Risikogruppen, unter anderem mit chronischen Erkrankungen. Die Schutzimpfung besteht aus zwei Teilen: Zun&auml;chst soll der 13-valente Pneumokokken-Konjugatimpfstoff verabreicht werden, da dieser zu einer T-Zell-abh&auml;ngigen Immunantwort mit Ausbildung eines Immunged&auml;chtnisses und einer Boosterwirkung bei neuerlicher Impfung f&uuml;hrt. Mindestens acht Wochen sp&auml;ter sollte der 23-valente Pneumokokken- Polysaccharidimpfstoff verabreicht werden, um die Anzahl der geimpften Serogruppen zu erh&ouml;hen. Im &ouml;sterreichischen Impfplan 2018 wird erstmals f&uuml;r Risikogruppen alle f&uuml;nf Jahre eine Auffrischung zun&auml;chst mit dem PCV13 und mindestens acht Wochen sp&auml;ter mit PPV23 empfohlen.</p> <h2>Keuchhusten &ndash; nicht nur eine Kinderkrankheit</h2> <p>Galt Pertussis fr&uuml;her als Kinderkrankheit, erlebt diese durch das Bakterium Bordetella pertussis hervorgerufene Infektionskrankheit in den letzten Jahren speziell bei Personen h&ouml;heren Alters eine Renaissance. Mittlerweile ist Pertussis erwachsen geworden, besonders 40- bis 45-j&auml;hrige Erwachsene sind davon betroffen. Auch in &Ouml;sterreich sind die Erkrankungszahlen in den letzten Jahren deutlich angestiegen. Dies ist einerseits bedingt durch den Verlust der Seroprotektion innerhalb weniger Jahre nach Impfung oder Durchmachen der Erkrankung selbst. Andererseits ist bei den hustenabkl&auml;renden &Auml;rzten das Bewusstsein f&uuml;r den Keuchhusten gestiegen und hat zu einer verst&auml;rkten Testung gef&uuml;hrt. Auch Pertussis kann durch eine Schutzimpfung verhindert werden. Die Vierfachimpfung bestehend aus Diphtherie, Tetanus, Polio und Pertussis sollte bis zum 65. Lebensjahr alle zehn Jahre, danach alle f&uuml;nf Jahre aufgefrischt werden. <br />Pertussis beginnt zun&auml;chst mit Zeichen einer unspezifischen Atemwegsinfektion in den ersten zwei Wochen (Stadium catarrhale), gefolgt von der typischen Keuchhustensymptomatik mit paroxsysmalen Hustenattacken, Husten-assoziiertem Erbrechen, Stakkatohusten und inspiratorischen Whoop (Stadium convulsivum) in den Wochen drei bis sechs. Der Husten kann bis zu zehn Wochen oder l&auml;nger anhalten, wird jedoch im Verlauf schw&auml;cher (Stadium decrementi). Eine Antibiose mit Makroliden ist bei Kindern bereits bei Verdacht indiziert, bei Erwachsenen in Gesundheitsberufen oder Kinderbetreuungseinrichtungen ist diese bis zu acht Wochen nach Hustenbeginn sinnvoll, je fr&uuml;her, desto besser. Pertussis ist zudem eine meldepflichtige Erkrankung. <br />Geimpft werden sollten Frauen, die eine Schwangerschaft planen, schwangere Frauen ab dem 2. Trimenon bei unbekanntem Impfstatus, Personen in Gesundheitsberufen und Kinderbetreuungseinrichtungen sowie Personen mit gro&szlig;em Publikumsverkehr.</p> <h2>Therapie des postinfekti&ouml;sen Hustens</h2> <p>Der postinfekti&ouml;se Husten &uuml;berdauert den ausl&ouml;senden, zumeist viralen Infekt um Wochen und ist fast immer selbstlimitierend. Urs&auml;chlich sind entweder ein Epithelschaden mit Freilegung der &bdquo;Irritant&ldquo;- Rezeptoren der Bronchialschleimhaut (h&auml;ufig bei Infektionen mit Pertussis oder Mykoplasmen), eine persistierende Entz&uuml;ndung der Atemwegsschleimhaut oder eine vor&uuml;bergehende und spontan abklingende bronchiale Hyperreagibilit&auml;t. Therapeutisch stehen inhalative Kortikosteroide (bei persistierender Entz&uuml;ndung), eine Kombination aus inhalativen Kortikosteroiden und lang wirksamen &beta;-Mimetika (bei bronchialer Hyperreagibilit&auml;t) oder Antitussiva wie Paracodein (Pertussis, Mykoplasmen) zur Verf&uuml;gung.</p> <h2>Auch an seltenere Ursachen denken</h2> <p>Tuberkulose (TBC) als eine m&ouml;gliche Ursache f&uuml;r l&auml;nger dauernden Husten sollte nicht unbeachtet bleiben und auch bei nativen &Ouml;sterreichern und &Ouml;sterreicherinnen bedacht werden. Neben Husten finden sich h&auml;ufig auch Nachtschwei&szlig; oder ungewollter Gewichtsverlust innerhalb kurzer Zeit. Neben typischen r&ouml;ntgenologisch nachweisbaren Ver&auml;nderungen der Lunge (Kavernen, Spitzenver&auml;ndungen) sind eine Sputumanalyse oder eine Bronchoskopie mit ZN-F&auml;rbung, eine Mykobakterienkultur und eine PCR zum Nachweis der aktiven TBC notwendig.<br /> Bei persistierendem Husten (l&auml;nger als acht Wochen) ist ein Thorax-CT zur weiteren Abkl&auml;rung (Tumor, Fremdk&ouml;rper, Bronchiektasen) sinnvoll. In den letzten Jahren ist durch die fl&auml;chendeckende Verf&uuml;gbarkeit der CT und die gr&ouml;&szlig;ere Awareness auch die Zahl von Patienten mit Husten aufgrund einer weiteren Hustenursache, n&auml;mlich jener der Bronchiektasen, deutlich angestiegen. Diese irreversible zylindrische und sackf&ouml;rmige Erweiterung der Bronchien ist h&auml;ufig mit chronischen bakteriellen Infektionen assoziiert. Die gest&ouml;rte mukozili&auml;re Clearance geht mit Husten und Schleimproduktion einher und ist mit einer erheblichen Morbidit&auml;t verbunden. Patienten mit ausgepr&auml;gter Bronchiektasenerkrankung sollten deshalb immer an einem erfahrenen Zentrum zur weiteren Abkl&auml;rung und Therapie vorgestellt werden.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Pneumo_1806_Weblinks_s28_tab1.jpg" alt="" width="2150" height="1106" /></p> <p>&nbsp;</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Pneumo_1806_Weblinks_s28_tab2.jpg" alt="" width="600" height="776" /></p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Beck S et al.: DEGAM-Leitlinie Nr. 11: Husten, Stand Februar 2014 (www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/053-013. html) <strong>2</strong> Bundesministerium f&uuml;r Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz (BMASGK): &Ouml;sterreichischer Impfplan 2018 (www.bmgf.gv.at/impfen) <strong>3</strong> Ewig S et al.: S3-Leitlinie Behandlung von erwachsenen Patienten mit ambulant erworbener Pneumonie und Pr&auml;vention &ndash; Update 2016 (www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/020-020. html) <strong>4</strong> Flick H et al.: Pertussis &ndash; Klinik, Diagnostik und Therapie. Pneumologie; UIM 04/2014 <strong>5</strong> Garrastuzu R et al.: Prevalence of influenza vaccination in chronic obstructive pulmonary disease patients and impact on the risk of severe exacerbation. Arch Bronconeumol 2016; 52: 88-95 <strong>6</strong> Kardos P et al.: Leitlinie der DGP zur Diagnostik und Therapie von Erwachsenen mit akutem und chronischem Husten. Pneumologie 2010; 64: 336-73 <strong>7</strong> Poole P et al.: Cochrane Review 2010: Influenza vaccine for patients with chronic obstructive pulmonary disease. Cochrane Database Syst Rev 2006; 1: CD002733 <strong>8</strong> Positionspapier J&auml;nner 2016: Broncho-Vaxom-Pr&auml;vention spart Antibiotika bei rezidivierenden Atemwegsinfekten <strong>9</strong> Rademacher J, Welte T: Bronchiektasen &ndash; Diagnostik und Therapie. Dtsch Arztebl Int 2011; 108: 809-15 <strong>10</strong> Reed C et al.: Estimated influenza illnesses and hospitalizations averted by vaccination &ndash; United States, 2013-14 influenza season. MMWR Morb Mortal Wkly Rep 2014; 63: 1151-54 <strong>11</strong> Smith SM et al.: Cochrane Library &ndash; Antibiotics for acute bronchitis (Review). Cochrane Database Syst Rev 2017; 6: CD000245</p> </div> </p>
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