
Atriales Remodelling bei Vorhofflimmern im kardialen CT
Univ.-Klinik für Innere Medizin III, Kardiologie<br>Medizinische Universität Innsbruck,<br>Tirol Kliniken<br>E-Mail: fabian.plank@tirol-kliniken.at
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Die Vorhersage des Erfolgs einer Pulmonalvenenisolation ist eine Herausforderung, die sich auf klinische Faktoren stützt. Bildgebende Korrelate des strukturellen atrialen Umbaus könnten zu einer verbesserten Planung der interventionellen Ablationstechnik führen.
Keypoints
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Morphologische Eigenschaftendes linken Vorhofs (linksatriale Größe, Wanddicke und epikardiales Fett) sind strukturelle Biomarker bei Patienten mit Vorhofflimmern.
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Die Bestimmung im kardialen CT ist eine Erweiterung der klinischen Faktoren zur Stratifizierung des Risikos für ein Rezidiv nach Ablation.
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Positives und negatives Remodelling nach Ablation bestätigen die reziproke Dynamik von anatomischen und elektrophysiologischen
Eigenschaften.
Hintergrund
Vorhofflimmern (VHF) ist die häufigste anhaltende kardiale Arrhythmie und mit einer signifikanten Einschränkung der Lebensqualität und -erwartung assoziiert. Die Pulmonalvenenisolation (PVI) hat sich als interventionelle Maßnahme bei Patienten etabliert, die auf eine medikamentöse Therapie nicht ansprechen oder diese nicht tolerieren. Trotz ständiger interventioneller und technischer Fortschritte ist die Rezidivvorhersage schwierig,dies bekräftigt die Bedeutung einer optimalen Patientenselektion.
Methoden
Im Rahmen einer multizentrischen Registerstudie an zwei österreichischen Zentren (UK Innsbruck, LKH Wiener Neustadt) wurden 732 Patienten mit nichtvalvulärem paroxysmalem oder chronischem VHF eingeschlossen. Alle Patienten wurden vor erstmaliger Pulmonalvenenisolation mit Herz-CT untersucht. Hierbei wurden atriale Größe, Durchmesser der linken Vorhofwand und epikardiales Fettgewebe (Volumen und Dichte) mit der Rezidivrate und elektroanatomischen Maps korreliert. Neben klinischen Verlaufskontrollen wurden bildgebende Parameter von 85 Patienten zudem in seriellen Herz-CTs verglichen.
Resultate
Insgesamt hatten 270 (36,9%) der Patienten nach durchschnittlich 9 Monaten ein Rezidiv einer atrialen Tachyarrhythmie nach einer mittleren Verlaufskontrolle von 3 Jahren. Neben größeren linken und rechten Vorhofdimensionen zeigten Patienten mit VHF-Rezidiv eine deutliche Verdickung der vorderen (1,91 vs. 1,65mm, p<0,0001) und hinteren Vorhofwand (1,81 vs. 1,66mm, p<0,0001) im CT. Zudem hatten diese Patienten wesentlich höhere Anteile an epikardialem Fett (144 vs. 128cm3, p<0,0001), das im Schnitt von niedrigerer Dichte (–69,1 vs. –67,5HU, p<0,001) war (entsprechend einem höheren Lipidanteil). Diese Unterschiede wurden in seriellen CTs noch deutlicher: Patienten mit Rezidiv hatten eine signifikante Zunahme der Vorhofgröße und des epikardialen Fettvolumens, bei Patienten ohne Rezidiv hingegen stellte sich eine Volumenminderung beider Werte ein. Auch niedrige endokardiale atriale Amplituden (<0,5mV) im elektroanatomischen Mapping ergaben eine hervorragende prädiktive Aussage für ein VHF-Rezidiv (AUC: 0,854), gefolgt von der anterioren linksatrialen Wandverdickung (AUC: 0,690).

Abb. 1:Zwei Patienten: oben Patient mit Rezidiv mit Wandverdickung (A), räumlich korrelierend mit hohen Anteilen von Niedervoltagen im posterioren (B) und anterioren linken Vorhof (C); unten Patient ohne Rezidiv mit dünnen Vorhofwänden (D) und normaler atrialer Voltage vor Ablation (E+F)
Abbildung 1 zeigt zwei Patientenbeispiele: oben ein Patient mit Rezidiv mit Wandverdickung (A), räumlich korrelierend mit hohen Anteilen von Niedervoltagen im posterioren (B) und anterioren linken Vorhof (C); unten ein Patient ohne Rezidiv mit dünnen Vorhofwänden (D) und normaler atrialer Voltage vor Ablation (E+F).
Im Histogramm erweist sich als guter Schwellenwert 1,75mm für den vorderen Durchmesser der Vorhofwand, darüber sind Rezidive deutlich gehäuft (Abb. 2)

Abb. 2: Histogramm zeigt einen Schwellenwert für die Dicke der Vorhofwand bei 1,75mm, darüber sind Rezidive deutlich gehäuft
Atriales Remodelling
Diese morphologischen Veränderungen können in seriellen CTs auch im Verlauf gezeigt werden. Pathologische Entwicklungen finden sich gehäuft bei Patienten mit VHF-Rezidiven (atriale Dilatation und Zunahme des epikardialen Fettvolumens mit vermehrt lipdreichem Anteil), andererseits wurde eine Abnahme dieser Faktoren bei Patienten ohne Rezidiv, als Zeichen des negativen Remodellings, detektiert. Zusammenfassend hat sich das epikardiale Fett als ein aktives und immunmodulierendes „Organ“ mit Potenzial für die Auslösung von Arrhythmien, aber auch Atherosklerose und Herzinsuffizienz etabliert. Als Erklärung dieser Mechanismen werden parakrine Effekte, oxidativer Stress oder partielle Lipidinfiltration diskutiert.4
Klinische Implikation
Die Bedeutung des atrialen Remodellings als Substrat für Arrhythmien wurde in Post-mortem-Kohorten und rezent auch in Kohorten mit Bildgebung nachgewiesen.1, 2 Dickere Vorhofwände als Folge der Dilatation und interstitiellen Fibrosierung könnten hierbei eine wichtige Rolle spielen. Zudem könnte dies einen direkten Einfluss auf die Ablationseffektivität haben, indem der Katheterdruck und die abgegebene Energie variieren und inkomplette Venenisolation begünstigt wird. Auch die Korrelation zur Niedervoltage und zum Nachweis der Rekonnektion der Pulmonalvenen spricht sehr für diese Beobachtung.3 Für eine Patientenselektion oder aber eine Anpassung der Ablationstechnik basierend auf bildgebenden Faktoren sind jedoch prospektive Daten erforderlich.
Literatur:
1 Platonov PG et al.: Left atrial posterior wall thickness in patients with and without atrial fibrillation: Data from 298 consecutive autopsies. J Cardiovasc Electrophysiol 2008. doi:10.1111/j.1540-8167.2008.01102.x 2 Mulder MJ et al.: Impact of local left atrial wall thickness on the incidence of acute pulmonary vein reconnection after Ablation Index-guided atrial fibrillation ablation. IJC Hear Vasc2020. doi:10.1016/j.ijcha.2020.100574 3 Whitaker J et al.: The role of myocardial wall thickness in atrial arrhythmogenesis. Europace 2016. doi:10.1093/europace/euw014
4 Monno K et al.: Effect of epicardial fat and metabolic syndrome on reverse atrial remodeling after ablation for atrial fibrillation. J Arrhythmia 2018. doi:10.1002/joa3.12124
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