
Ablationsbehandlung eines Patienten mit atypischem Vorhofflattern
Autor:
Dr. Robert Schönbauer
Klinische Abteilung für Kardiologie
Universitätsklinik für Innere Medizin II
Medizinische Universität Wien
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Bei einem 53-jährigen Patienten ist im Jahr 2012 bei hochgradiger Mitralklappeninsuffizienz eine Mitralklappenrekonstruktion sowie im Jahr 2020 bei Ringdehiszenz und Mitralstenose ein mechanischer Mitralklappenersatz erfolgt. In dem Fallbeispiel wird gezeigt, dass bei Patienten mit Vorhofflattern nach vorangegangenen herzchirurgischen Eingriffen mehrere „Flatterkreisläufe“ der symptomatischen Arrhythmie zugrunde liegen können.
Keypoints
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Atriale Myopathie ist eine (zeitweise auch zeitintensive) Herausforderung im EPU-Labor.
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Risikofaktoren dafür sind: vorangegangene Ablationen, vorangegangene herzchirurgische Eingriffe, HFpEF, strukturelle Herzerkrankungen.
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Bei Patienten, welche sich mit Vorhofflattern präsentieren und bei denen eine Anamnese von vorangegangenen herzchirurgischen Eingriffen und/oder katheterinterventionellen Ablationen besteht, sollte immer auch an die Möglichkeit eines atypischen Vorhofflatterns gedacht werden.
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In solchen Fällen ist die Zuhilfenahme eines 3D-Mapping-Systems unerlässlich, um die atriale Myopathie und den exakten Flatterkreislauf gut identifizieren zu können.
Seit diesem zweiten herzchirurgischen Eingriff litt der Patient an rezidivierenden Episoden von Vorhofflattern, welche jedes Mal elektrisch kardiovertiert werden mussten. Bei hochgradig reduzierter Linksventrikelfunktion und Linksschenkelblock ist zwischenzeitlich auch noch die Implantation eines CRT-D zur kardialen Resynchronisationstherapie erfolgt.
An Begleiterkrankungen bestehen eine arterielle Hypertonie sowie ein Typ-2-Diabetes. Nachdem der Leidensdruck des Patienten durch die rezidivierenden Vorhofflatterepisoden doch sehr hoch war, wurde gemeinsam mit dem Patienten die Indikation zur Ablation gestellt. Aufgrund der Vorgeschichte mit zwei vorangegangenen Herzoperationen war im Rahmen der Ablationsplanung schon davon auszugehen, dass es sich bei dem „Flatterkreislauf“ nicht unbedingt (nur) um ein „typisches“ Vorhofflattern (=Reentry-Mechanismus um den Trikuspidalklappenanulus) handelte, sodass deshalb für den Eingriff auch ein 3D-Mapping-System zu Hilfe genommen wurde.1
Ablauf der Ablation
Auch bei der Aufnahme zur geplanten Ablation präsentierte sich der Patient im Vorhofflattern mit unregelmäßiger, tachykarder Überleitung (Abb. 1)
Abb. 1: 12-Kanal-EKG am Tag vor der geplanten Ablation. Vorhofflattern mit wechselnder grenzwertig tachykarder Überleitung
Im Rahmen des Eingriffs erfolgte zunächst eine elektroanatomische Rekonstruktion des rechten Vorhofs. Dabei zeigte sich doch ein Reentry-Mechanismus um die Trikuspidalklappe (Abb. 2) im Sinne eines „typischen“ Vorhofflatterns, weswegen vorerst eine Ablation des cavotrikuspidalen Isthmus erfolgt ist. Allerdings ist es dann während der Ablation zu einer plötzlichen Änderung der atrialen Zykluslänge sowie Aktivierungsfront gekommen, welche nun ein „atypisches“ linksatriales Vorhofflattern annehmen ließ. Deswegen erfolgte nach einer erfolgreichen transseptalen Punktion auch eine elektroanatomische Rekonstruktion des linken Atriums. Nach nochmaliger Rekonstruktion des rechten Atriums demaskierte sich im farbkodierten „Aktivierungsmap“ letztlich ein „Flatterkreislauf“, an dem beide Atrien beteiligt waren im Sinne eines biatrialen Reentry (Abb. 3C). Im dazugehörigen farbkodierten „Voltagemap“ zeigten sich septal rechts sowie auch links ausgedehnte Narbenareale im Sinne einer ausgeprägten atrialen Myopathie, welche als Grundlage für die Entwicklung von solchen Flatterkreisläufen verantwortlich sind (Abb. 3A und 3B). Die Arrhythmie konnte schließlich erfolgreich durch elektrische Isolation der Vena cava superior terminiert werden.
Abb. 2: Elektroanatomische Rekonstruktion des rechten Atriums mit gleichzeitiger Darstellung eines farbkodierten Aktivierungsmaps des initial bestehenden Vorhofflatterns. Es zeigt sich als zugrunde liegender Mechanismus ein „counter-clockwise“ Makro-Reentry um den Trikuspidalklappenanulus im Sinne eines typischen Vorhofflatterns. Links: RAO-Projektion; rechts: LAO-Projektion; SVC = Vena cava superior; RAA = rechtes Herzohr; TA = Trikuspidalklappenanulus; IVC = Vena cava inferior
Abb. 3: Elektroanatomische Rekonstruktion des rechten und des linken Atriums. Im farbkodierten „Aktivierungsmap“ (Abb. 3A, LAO-Projektion) demaskiert sich ein „clockwise“ biatrialer Makro-Reentry. Im farbkodierten „Voltagemap“ zeigen sich vor allem septal links (Abb. 3C, AP-Projektion) sowie weniger stark ausgeprägt septal rechts (Abb. 3B, LAO-Projektion) Narbenareale (in Rot), welche für die Entwicklung solch atypischer Vorhofflatterformen relevant sind. SVC = Vena cava superior; RAA = rechtes Herzohr; TA = Trikuspidalklappenanulus; IVC = Vena cava inferior; CS = Ostium des Sinus coronarius; MA = Mitralklappenanulus; LAA = linkes Herzohr; LSPV = linke obere Pulmonalvene; LIPV = linke untere Pulmonalvene; RSPV = rechte obere Pulmonalvene
Auch in den anschließenden Verlaufskontrollen nach 3 und 6 Monaten war der Patient frei von Arrhythmien.
Literatur:
1 Kitamura T et al.: Characteristics of single-loop macroreentrant biatrial tachycardia diagnosed by ultrahigh-resolution mapping system. Circ Arrhythm Electrophysiol 2018; 11: e005558
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