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Frühsommer-Meningoenzephalitis

Impfung schützt zuverlässig vor Infektion

<p class="article-intro">Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist in Europa und Asien die wichtigste durch Zecken übertragene Viruserkrankung. 5–10 % der Infizierten entwickeln z.T. schwere neurologische Symptome, die bei bis zu 30 % nicht vollständig abheilen. Durch eine Impfung, die für alle Personen über sechs Jahre, die in einem Endemiegebiet wohnen oder sich dort aufhalten, empfohlen wird, kann dies verhindert werden.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Im gesamten schweizerischen Mittelland gibt es FSME-Endemiegebiete.</li> <li>In zwei Dritteln der F&auml;lle verl&auml;uft die FSME-Virusinfektion asymptomatisch.</li> <li>Ein Drittel der Infizierten erkrankt z.T. schwer, wobei ein zweigipfliger Verlauf typisch ist: 1. Phase: akutes virales Syndrom; 2. Phase: neurologische Symptome.</li> <li>Die Interpretation der Serologie kann schwierig sein; oft erlaubt erst der Titerverlauf eine eindeutige Diagnose.</li> <li>Personen &uuml;ber sechs Jahre, die in einem FSME-Endemiegebiet wohnen oder sich dort aufhalten, sollten sich gegen FSME impfen lassen.</li> </ul> </div> <h2>Epidemiologie</h2> <p>Die FSME ist in Russland und Asien weit verbreitet.<sup>1</sup> Sie kommt auch in ganz Europa vor, Hotspots sind hier die baltischen Staaten, Slowenien und Schweden.<sup>2</sup> In der Schweiz kommt die FSME im gesamten Mittelland vor (Abb. 1).<sup>1</sup> Oberhalb von 1500 m&uuml;M gibt es keine Zecken und bisher sind keine Regionen mit FSMEinfizierten Zecken &uuml;ber 1000 m&uuml;M bekannt. 3 In den Endemiegebieten sind 0,5&ndash;3 % der Zecken mit FSME infiziert.1 Die FSME-Inzidenz lag zwischen 2002 und 2015 bei durchschnittlich 1,7 F&auml;llen pro 100 000 Einwohner und Jahr, was 100 bis 250 FSME-F&auml;llen pro Jahr entspricht.<sup>3</sup></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Leading Opinions_Innere_1701_Weblinks_s6_abb1.jpg" alt="" width="1449" height="1106" /></p> <h2>Krankheitsverlauf</h2> <p>In zwei Dritteln der F&auml;lle verl&auml;uft die FSME-Virusinfektion ohne Symptome, beim restlichen Drittel treten 2 bis 28 Tage nach dem Zeckenstich grippeartige, v&ouml;llig unspezifische Beschwerden auf, die etwa eine Woche dauern und ohne Residuen abheilen k&ouml;nnen. &laquo;Die FSME ist wie viele Virusinfektionen eine systemische Erkrankung und es sind auch schwere Verl&auml;ufe bis hin zu Sepsis m&ouml;glich&raquo;, erkl&auml;rte Dr. med. Madeleine Rothen, Infektiologin am Spital Thun, an einem Workshop im Rahmen des SGAIM Great Update. Bei etwa einem Drittel der Patienten treten nach einem beschwerdefreien Intervall von bis zu einer Woche erneut Fieber und zus&auml;tzlich neurologische Symptome auf, die Ausdruck einer Meningoenzephalitis, einer Meningitis, einer Enzephalomyelitis oder einer Radikulitis sind. Von diesen Patienten erholen sich etwa 70 % vollst&auml;ndig, bei ca. 30 % bleiben jedoch neurologische Defizite zur&uuml;ck.<sup>4</sup> Gem&auml;ss BAG stirbt einer von hundert Patienten mit neurologischen Symptomen an der FSME.<sup>1</sup> &laquo;Die FSME ist eine schwere Erkrankung, die wir ernst nehmen m&uuml;ssen&raquo;, betonte Rothen.</p> <h2>FSME-Diagnostik</h2> <p>Da die Symptome in der ersten Krankheitsphase sehr unspezifisch sind, kann ein Zeckenstich in den vorhergehenden Wochen den Verdacht auf eine FSME lenken. &laquo;Auch die Interpretation der Serologie ist nicht immer einfach, die IgM-Antik&ouml;rper sind unzuverl&auml;ssig und oft kann die Diagnose erst gestellt werden, wenn der Verlauf eine eindeutige Serokonversion zeigt&raquo;, erkl&auml;rte Rothen. Der direkte Virusnachweis mittels PCR stellt keine Routineuntersuchung dar und auch der Nachweis einer intrathekalen Antik&ouml;rperproduktion ist sehr selten indiziert.</p> <h2>FSME-Impfung</h2> <p>Gem&auml;ss den Empfehlungen der Eidgen&ouml;ssischen Kommission f&uuml;r Impffragen (EKIF) und des BAG sollten sich alle Personen &uuml;ber 6 Jahre, die in einem FSMEEndemiegebiet wohnen oder sich zeitweise dort aufhalten, gegen FSME impfen lassen.5 Bei diesen Personen werden die Kosten f&uuml;r die Impfung durch die obligatorische Grundversicherung &uuml;bernommen.<br /> Die Impfung besteht aus inaktivierten Viren und f&uuml;r die vollst&auml;ndige Grundimmunisierung sind drei Injektionen (Monat 0, 1 und 6&ndash;12) notwendig. Grunds&auml;tzlich kann das ganze Jahr geimpft werden, es ist jedoch wichtig, dass die Impfintervalle eingehalten werden. Zwei Wochen nach der 2. Dosis zeigen 95 % der Geimpften eine Serokonversion, nach drei Dosen 99 % . Auffrischimpfungen werden von EKIF und BAG nur noch alle 10 Jahre empfohlen.<sup>5</sup> &laquo;Hier besteht seit vielen Jahren eine Diskrepanz zu den Empfehlungen im Kompendium, wonach die Impfung bereits nach drei Jahren aufgefrischt werden sollte. Es ist jedoch klar belegt, dass die Antik&ouml;rper deutlich l&auml;nger persistieren und bis 10 Jahre nach der Grundimmunisierung keine FSME-Infektionen auftreten&raquo;, so Rothen.<sup>6</sup><br /> In bis zu 30 % k&ouml;nnen nach der Impfung lokale und in 10&ndash;22 % systemische Reaktionen (grippe&auml;hnliche Symptome) auftreten.<br /> Nach durchgemachter FSME persistiert die Immunit&auml;t und es ist keine Impfung mehr n&ouml;tig.<sup>7, 8</sup> &laquo;Da die FSME aber eine sehr schwere Krankheit ist, m&ouml;chte ich doch allen Kollegen, die in einem FSME-Endemiegebiet praktizieren, ans Herz legen, allen Risikopersonen die Impfung zu empfehlen&raquo;, schloss Rothen.</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: Workshop im Rahmen des 6. SGAIM Great Update, 1. und 2. Dezember 2016, Interlaken </p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Bundesamt f&uuml;r Gesundheit: www.fsme-schweiz.ch <strong>2</strong> European Centre for Disease Prevention and Control: Annual epidemiological report 2015. Tick-borne encephalitis. Stockholm: ECDC; 2016 <strong>3</strong> Bundesamt f&uuml;r Gesundheit: Impfen sch&uuml;tzt vor Fr&uuml;hsommer-Meningoenzephalitis (FSME): Meldedaten Schweiz, 2002 bis 2015. Bull BAG 2016; (41): 622-6 <strong>4</strong> L&auml;mmli B et al: [Late sequelae of early summer meningoencephalitis]. Schweiz Med Wochenschr 2000; 130; 909-15 <strong>5</strong> Bundesamt f&uuml;r Gesundheit und Eidgen&ouml;ssische Kommission f&uuml;r Impffragen (EKIF): Schweizerischer Impfplan 2016. www.infovac.ch/de/impfungen/ schweizerischer-impfplan <strong>6</strong> Rendi-Wagner P et al: Immunogenicity and safety of a booster vaccination against tick-borne encephalitis more than 3 years following the last immunisation. Vaccine 2004; 23: 427-34 <strong>7</strong> Bogovic P, Strle F: Tick-borne encephalitis: A review of epidemiology, clinical characteristics, and management. World J Clin Cases 2015; 3: 430-41 <strong>8</strong> Baldovin T et al: Persistence of immunity to tick-borne encephalitis after vaccination and natural infection. Med Virol 2012; 84: 1274-8</p> </div> </p>
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