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Erste Hilfe, wenn die Impfstoffe nicht reichen
Leading Opinions
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20.10.2016
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<p class="article-intro">Seit mehr als zwei Jahren kommt es nicht nur in der Schweiz immer wieder zu Versorgungsproblemen bei Impfstoffen. Was man tun kann, wenn wie vor einigen Monaten wichtige Basisimpfstoffe knapp werden oder nicht lieferbar sind, erklärte Dr. med. Alessandro Diana, Chef-Pädiater an der Clinique des Grangettes in Genf und Infektionsexperte für Kinder und Jugendliche am Universitätsspital Genf, an der SwissFamilyDocs Conference.</p>
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<p class="article-content"><p>Mit dem drohenden Einschlag eines Meteoriten verglich der Pädiater die Ankündigung des Impfstoffherstellers: Es könne demnächst nicht genügend Infanrix (Kombi-Impfstoff gegen Diphtherie, Tetanus, Poliomyelitis, Pertussis und Haemophilus influenzae B) sowie Infanrix-hexa (zusätzlich gegen Hepatitis B) geliefert werden, hiess es. «Wir waren sehr in Sorge», erzählte Dr. Diana, «aber zum Glück konnten wir trotzdem fast alle Kinder impfen.»<br /> Es gibt viele Gründe für einen Mangel an Impfstoffen: zunehmender weltweiter Bedarf, zu wenige Produzenten, zu wenige Produktionsorte oder Verzögerungen bei der Zulassung durch die Behörden. «Die Impfstoffhersteller argumentieren, es sei mitunter schwierig, sich rasch an einen erhöhten globalen Bedarf anzupassen», sagte Diana. Herstellung und Testung der Impfstoffe seien komplex, was es schwierig mache, kurzfristig auf einen erhöhten Bedarf einzugehen.<br /> Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) und die Eidgenössische Kommission für Impffragen (EKIF) haben Massnahmen ergriffen, um das Problem anzugehen.<sup>1</sup> Nebst einer verbesserten Kommunikation zwischen den Behörden, den Herstellern und den Fachpersonen mithilfe einer Meldestelle für lebenswichtige Humanarzneimittel (www.bwl.admin.ch/themen/010 09/01304/index.html?lang=de) sollen Impfstoffe für die im Schweizerischen Impfplan empfohlenen Impfungen ab voraussichtlich 1. 10. 2016 pflichtgelagert werden. Aktuelle Informationen zu den verfügbaren Impfstoffen findet man auch bei InfoVac (www.infovac.ch/de/impfstoffe/verfuegbare-impfstoffe). «Seit 2015 hat sich das Problem verschärft. Wir haben in der Schweiz Versorgungsprobleme – da kommt man vor den Eltern in Erklärungsnot», so Diana. Die Ärzte sind dann auf allenfalls noch vorhandene Vorräte bei Zwischenhändlern oder eigene Vorräte angewiesen oder müssen die Impfungen so anpassen, dass die Kinder trotzdem noch geschützt sind. «Manchmal kann man auch auf einen anderen Impfstoff ausweichen. Für die Auffrischimpfung im Alter von vier bis sieben Jahren kann man z.B. auch Boostrix Polio, einen Kombinationsimpfstoff mit reduzierter Diphtherie- und Pertussis-Antigendosis, verwenden», so Diana. Weitere Empfehlungen sind in Tabelle 1 zusammengefasst.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Leading Opinions_Innere_1605_Weblinks_seite14.jpg" alt="" width="" height="" /></p> <p><strong>Tab. 1:</strong> Empfehlungen des Bundesamtes für Gesundheit für die derzeitigen Engpässe bei Basis- und<br />Auffrischimpfungen (nach BAG<sup>1</sup>)</p></p>
<p class="article-footer">
<a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a>
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<p><strong>1</strong> BAG: Impfstoffversorgung: Stand Juni 2016 und Anpassung der Impfempfehlungen für Kinder im Alter von 2 Monaten bis 2 Jahren, solange ein Lieferengpass besteht. <a href="http://www.bag.admin.ch/themen/medizin/00682/00685/" target="_blank">http://www.bag.admin.ch/themen/medizin/00682/00685/ 14669/</a></p>
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