
PET-geführte Therapie ermöglicht das Weglassen der Radiotherapie
Da die Radiatio in der Konsolidierung beim Hodgkin-Lymphom (HL) mit späten Toxizitäten einhergehen kann, wurde in der HD17-Studie untersucht, ob mit dem intensiven 2+2-Schema der Deutschen Hodgkin Studiengruppe (GHSG) die Radiotherapie bei Patienten mit negativem PET/CT ausgespart werden könnte.
In der HD14-Studie der GHSG wurde die Überlegenheit einer Behandlung von neu diagnostizierten HL-Patienten mit dem intensivierten Regime 2x eBEACOPP plus 2x ABVD (2+2) verglichen mit 4x ABVD bezüglich des progressionsfreien Überlebens (PFS) nach 5 Jahren nachgewiesen. Obwohl das 2+2-Regime zu schwereren hämatologischen Toxizitäten und Infektionen führte, waren die Therapie-bezogene Mortalität (TRM), sekundäre primäre maligne Neoplasien (SPMN) und die Fertilität der oft sehr jungen Patienten nicht verschieden zur 4x ABVD-Behandlung. Die Ergebnisse der HD14-Studie führten zur Etablierung von 2+2 plus 30 Gy IF-RT in der Deutschen Hodgkin Studiengruppe. Während für die ABVD-Behandlung bereits gezeigt wurde, dass die Bestrahlung nicht ohne Verlust der Tumorkontrolle reduziert werden kann, wurde für das 2+2-Regime die Hypothese aufgestellt, dass durch die effektivere systemische Behandlung die Radiatio vernachlässigt werden könne. In der HD17-Studie wurde daher ein individueller Ansatz für Patienten mit gutem Ansprechen auf die systemische Therapie, erhoben mithilfe des PET/CT nach 4 Zyklen (PET4), geprüft.
In die randomisierte HD17-Studie wurden 1100 neu diagnostizierte HL-Patienten eingeschlossen, von denen schlussendlich 428 Patienten im Standard-Arm (2+2 plus Bestrahlung) und 477 im PET-geführten Studienarm (ohne Bestrahlung bei PET4-negativen Patienten) per Protokoll behandelt wurden. Mit einer medianen Nachbeobachtungszeit von 46 Monaten war das 5-Jahres-PFS im PET-geführten und im Standard-Arm mit 95,1% versus 97,3% vergleichbar (p=0,12), sodass auf eine Nicht-Unterlegenheit der PET-geführten Therapie geschlossen werden kann. In einer Sensitivitätsanalyse der PET-negativen Patienten wurde die Nicht-Unterlegenheit bestätigt. Das 5-Jahres-PFS betrug 95,9% mit PET-geführter Therapie und 97,7% im Standardarm (p=0,20). Patienten mit einem positiven PET4 nach 2+2-Therapie zeigten ein signifikant erhöhtes Risiko gegenüber PET4-negativen Patienten (5-Jahres-PFS: 94,2% vs. 97,6%; HR: 3,03; 95% CI: 1,10–8,3; p=0,02). Eine detailliertere Aufschlüsselung mithilfe des Deauville Scores (DS) zeigte, dass nur Patienten mit einem DS 4 ein höheres Progressionsrisiko aufwiesen (5-Jahres PFS: 81,6%), wohingegen Patienten mit einem DS 3 (98,8%) oder DS <3 (97,6%) vergleichbar gut von der Therapie profitierten.
Das Gesamtüberleben (OS) war in beiden Armen mit 5-Jahres-OS-Raten von 98,5% versus 98,8% vergleichbar gut. Innerhalb der ITT-Population (n=1048) wurden nur 10 fatale Ereignisse beobachtet, von denen 2 mit dem Hodgkin-Lymphom assoziiert wurden.
Fazit
Die PET-geführte 2+2-Chemotherapie ist neuer GHSG-Standard in der Behandlung von neu diagnostizierten Patienten mit Hodgkin-Lymphom. Ein positiver PET4-Scan, definiert als DS ≥4 nach 4 Chemotherapiezyklen, gibt Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für ein Therapieversagen. Diese Risikogruppe ist verhältnismäßig klein (16% der Patienten in der HD17-Studie), aber es sollte an Möglichkeiten zur früheren Identifikation gearbeitet werden.
Quelle: Borchert P et al.: Position emission tomography guided omission of radiotherapy in early-stage unfavorable Hodgkin lymphoma: Final results of the international, randomized phase III HD17 trial by the GHSG. EHA 2020, Abstr. #S101
Bericht: Dr. Ine Schmale