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Hodgkin-Lymphom

Pembrolizumab ist neuer Standard nach Versagen der Stammzelltransplantation

In der Phase-III-Studie KEYNOTE-204 wurde der PD-1-Inhibitor Pembrolizumab gegen das Konjugat Brentuximab Vedotin in der Behandlung von rezidivierten/refraktären Hodgkin-Patienten nach autologer Stammzelltransplantation verglichen. Die Studie führt zum Paradigmenwechsel beim Hodgkin-Lymphom.

Brentuximab Vedotin ist bisheriger Standard nach Versagen einer autologen Stammzelltransplantation, wird aber auch immer häufiger in der kurativen Situation eingesetzt. Pembrolizumab ist für Hodgkin-Patienten mit ≥3 Therapielinien zugelassen. In der KEYNOTE-204-Studie wurden Pembrolizumab und Brentuximab Vedotin head-to-head in der Behandlung von Patienten mit fehlender Eignung für oder Krankheitsrückfall nach autologer Stammzelltransplantation verglichen. Es wurden 304 Patienten in die KEYNOTE-204-Studie eingeschlossen und mit bis zu 35 Zyklen Pembrolizumab (200 mg, q3w) oder Brentuximab Vedotin (1,8 mg/kg, q3w) behandelt. Primäre Endpunkte waren das progressionsfreie Überleben (PFS) und das Gesamtüberleben (OS).
Im Median hatten die Patienten im Pembrolizumab-Arm 2 (Spanne: 1–10) und im Brentuximab-Arm 3 (Spanne 1–11) Therapielinien erhalten. Eine an die Studienmedikation anschließende autologe Stammzelltransplantation erhielten 20,3% versus 22,4% der Patienten, eine anschließende allogene Stammzelltransplantation 9,5% versus 8,6%. Die Patienten waren median 305 Tage unter Pembrolizumab-Therapie und 146,5 Tage unter Brentuximab Vedotin. 16,59% versus 2,0% der Patienten komplettierten 2 Jahre der Studienmedikation.
Die mediane Zeit von Randomisierung bis zur Auswertung der präsentierten Ergebnisse betrug 25,7 Monate. Die Studie erreichte ihren primären Endpunkt. Mit einem medianen PFS von 13,2 versus 8,3 Monaten und einer 12-Monats-PFS-Rate von 53,9% versus 35,6% wurde das Risiko für einen Progress mit Pembrolizumab um 35% gegenüber Brentuximab Vedotin signifikant reduziert (HR: 0,65; 95% CI: 0,48–0,88; p=0,00271). Ein Ansprechen wurde bei 65,6% versus 54,2% der Patienten beobachtet (p=0,0225). 24,5% versus 24,2% der Patienten zeigten ein komplette, 41,1% versus 30,1% eine partielle Remission und 13,9% versus 23,5% eine stabile Erkrankung. Die Zeit bis zum Ansprechen betrug in beiden Studienarmen 2,8 Monate. Im Median dauerte das Ansprechen unter Pembrolizumab 20,7 und im Brentuximab Vedotin-Arm 13,8 Monate an, mit einer 12-Monats-DOR-Rate von 62,4% versus 50,0%.
Bezüglich der Häufigkeit von Nebenwirkungen war kein großer Unterschied zwischen den beiden Therapien zu sehen. Grad 3–5-Nebenwirkugen wurden bei 43,9% versus 43,4% der Patienten beobachtet, klinisch relevante Nebenwirkungen bei 29,7% versus 21,1% der Patienten. Aufgrund von therapiebedingten Nebenwirkungen brachen 12,8% versus 16,4% der Patienten die Therapie ab. Das Nebenwirkungsspektrum unterschied sich entsprechend den bekannten Sicherheitsprofilen der beiden Medikationen: Die häufigsten Therapie-assoziierten Nebenwirkungen unter Pembrolizumab waren Hypothyreose (15,5% vs. 1,3%), Pyrexie (12,8% vs. 5,9%) und Pruritus (10,8% vs. 5,3%). Unter Brentuximab Vedotin wurden häufiger periphere sensorische Neuropathien (13,2% vs. 2,0%), periphere Neuropathien (18,4% vs. 2,0%), Übelkeit (13,2% vs. 4,1%) und Fatigue (10,5% vs. 8,8%) berichtet. Immun-vermittelte Nebenwirkungen traten im Pembrolizumab-Arm häufiger auf, u.a. Hypothyreose (18,9% vs. 2,6%), Pneumonie (10,8% vs. 2,6%) und Hyperthyreose (5,4% vs. 0,7%).

Fazit

Pembrolizumab sollte als bevorzugte Therapieoption und neuer Standard in der Behandlung von rezidivierten oder refraktären Patienten mit klassischem Hodgkin-Lymphom, die einen Krankheitsrückfall nach autologer Stammzelltransplantation zeigten oder nicht geeignet für die Transplantation sind, in Erwägung gezogen werden.

Quelle: Zinzani PL et al.: Phase 3, randomized, open-label study of pembrolizumab versus brentuximab vedotin for treatment of relapsed or refractory classical Hodgkin lymphoma : KEYNOTE-204. EHA 2020, ABstr. #LB2600

Bericht: Dr. Ine Schmale

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