
Gute Ergebnisse mit CAR-T-Zell-Therapie in prospektivem UK-Register
Die Behandlung mit einer CD19 CAR-T-Zelltherapie wird seit Dezember 2018 in England auch außerhalb von klinischen Studien durchgeführt und in einem prospektiven nationalen Register beobachtet. Beim EHA wurden nun die Daten von Lymphom-Patienten im ersten Jahr der Anwendung präsentiert.
Von Dezember 2018 bis Januar 2020 wurden in Großbritannien 276 Patienten einer CD19 CAR-T-Zell-Therapie zugeführt und 253 vom NCCP (National CAR-T Clinical Panel) zugelassen. Bei 235 Patienten konnte die Apherese durchgeführt werden und 183 Patienten erhielten die CAR-T-Zellen-Infusion mit Axicabtagene-ciloleucel (axi-cel; n=133) oder Tisagenlecleucel (tis-cel; n=50). Die mediane Zeit bis zur Infusion der CAR-T-Zellen betrug 57 Tage, die mediane Zeit von der Apherese bis zur Infusion 42 Tage. Die Zeit bis zur CAR-T-Zell-Infusion beschleunigte sich von 69 Tagen in den ersten 6 Monaten des Beobachtungszeitraums auf 55 Tage in der zweiten Beobachtungshälfte, während der Zeitraum zwischen Apherese und Infusion konstant blieb.
Die Patienten waren im Median 57 Jahre alt, wiesen einen guten bis sehr guten Allgemeinzustand und in 27% eine hohe Tumorlast auf. In zwei Drittel der Fälle lag ein de novo diffus großzelliges B-Zell-Lymphom (DLBCL) vor, in 20% ein transformiertes follikuläres Lymphom (tFL). 40% der Patienten hatten bereits ≥3 Therapielinien erhalten, 61% waren refraktär gegenüber R-CHOP und 37% hatten auf keine der vorangegangenen Therapien angesprochen. Bei 30% der Patienten war es zu einem schnellen Fortschreiten der Erkrankung gekommen. Die Mehrheit der Patienten hatte eine Bridging-Therapie erhalten, in den meisten Fällen eine Chemotherapie mit oder ohne Steroide, auf die 30% der Patienten ein Ansprechen zeigten.
Im Vergleich der Verträglichkeit der beiden eingesetzten CAR-T-Zell-Produkte wurde unter axi-cel häufiger ein Zytokinsturm (CRS: 92,5% vs. 68,0%; Grad ≥3: 9,0% vs. 6,9%), eine Immuneffektorzellen-assoziierte Neurotoxizität (ICANS: 43,2% vs. 12,0%, Grad ≥3: 18,9% vs. 4,0%), Neutropenien (Grad ≥3: 52,0% vs. 18,0%) und Thrombozytopenien (Grad ≥3: 43,3% vs. 28,0%) verglichen mit tis-cel beobachtet.
Ein Therapieansprechen nach 3 Monaten zeigten 45% der darauf auswertbaren 112 Patienten im axi-cel-Arm. Die Remissionen waren in 30% komplett (CR) und in 15% partiell (PR). Nach 6 Monaten waren noch 35% der auswertbaren Patienten in Remission. Insgesamt wurde ein Ansprechen (ORR) bei 76%, eine CR bei 43% der Patienten gesehen. Unter Therapie mit tis-cel betrug das Ansprechen nach 3 Monaten 32% (CR: 25%) und nach 6 Monaten 23% (CR 20%). Insgesamt wurde eine Ansprechrate von 44% und Komplettremissionen bei 31% der Patienten beobachtet.
Ein ereignisfreies Überleben (EFS), definiert als Überleben ohne radiologischen oder klinischen Progress, wurde nach 6 Monaten bei 39,5% der Patienten festgestellt. Im Median betrug das EFS 3,2 Monate. Das mediane Gesamtüberleben lag für Patienten mit Infusion bei 13,4 Monaten, für die ITT-Population bei 8,1 Monaten und bei Patienten, die keine CAR-T-Zellen erhalten konnten, bei 2,2 Monaten. Mit einer medianen Nachbeobachtungszeit von 9,9 Monaten zeigten 97 von 183 Patienten einen Progress und 39 dieser 97 Patienten überlebten median 137 Tage. Laut einer multivariaten Analyse haben Frauen sowie Patienten mit Komplettremission eine bessere und Patienten mit schnellem Progress oder erhöhtem LDH eine schlechtere Prognose.
Fazit
Die Ergebnisse einer prospektiven Erhebung zur CAR-T-Zell-Therapie mithilfe eines nationalen Registers in Großbritannien bestätigt im Großen und Ganzen die Daten der klinischen Studien. Etwa 35–40% der Patienten konnten von der Therapie profitieren. Die Patientenselektion sowie eine Optimierung der Bridging-Therapien und eine Verkürzung der Zeit bis zur CAR-T-Zell-Infusion könnten das Ergebnis in der Zukunft verbessern.
Quelle: Kuhnl A et al.: Outcome of high-grade lymphoma patients treated with CD19 CAR-T – Updated real-world experience in the UK. EHA 2020, Abstr. #S243
Bericht: Dr. Ine Schmale
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