
Endotheliopathie ist Marker für Progress zu kritischer Covid-19-Erkrankung
Bei Patienten mit Covid-19 wurden bereits früh Hinweise auf Blutgerinnsel als Ursache für Herzinfarkte und Lungenembolien erkannt. Die Endotheliopathie spielt offensichtlich eine wichtige Rolle bei Covid-19 und kann als Marker für den kritischen Ausgang der Erkrankung dienen.
Die ersten Patienten, bei denen die Bildung von Blutgerinnseln mit der Covid-19-Erkrankung in Verbindung gebracht wurde, zeigten deutlich erhöhte D-Dimer-Werte, deutlich erhöhtes Fibrinogen, eine normale bis leicht erhöhte Prothrombinzeit und leicht reduzierte Thrombozytenzahl. Klinisch wurde bei 17–69% der Patienten eine venöse Thromboembolie, in etwa 4,0% der Fälle eine arterielle Thrombose und bei bis zu 87% der Patienten eine mikrovaskuläre Thrombose beschrieben. Um die Mechanismen dieses Phänomens zu verstehen, wurden Covid-19-Patienten, die stationär im Krankenhaus der Yale-University aufgenommen worden waren, untersucht. Einbezogen wurden 48 Patienten von der Intensivstation und 20 Patienten, die nicht auf der Intensivstation lagen.
Auf Basis der Gerinnungsmarker wurden vier Hypothesen aufgestellt: 1. D-Dimer (DD) und Thrombin-Antithrombin-Komplex (TAT) waren signifikant erhöht bei Patienten auf der Intensivstation gegenüber Patienten auf Normalstation und korrelierten zudem signifikant miteinander. Hieraus wurde vermutet, dass die Ursache der hohen D-Dimer-Werte bei Verkalkung der Herzkranzgefäße (CAC) in einer Zunahme der Koagulationskaskade begründet ist. 2. Endogene Antikoagulanzien und fibrinolytische Enzyme waren erhalten. Daraus schlossen die Wissenschaftler, dass die CAC von einer disseminierten intravasalen Gerinnung (DIC) zu unterscheiden ist. 3. Plasminogen-Aktivator Inhibitor (PAI) Typ 1-Spiegel waren insgesamt hoch und der Lyseparameter LY30 bei 96% der Patienten auf der Intensivstation normal. Das führte zu der Hypothese, dass die klassische Fibrinolyse blockiert war. 4. Von-Willebrand-Faktor (VWF) und Faktor VIII (FVIII) waren deutlich erhöht bei Patienten auf der Normalstation und noch höher bei Patienten auf der Intensivstation. Daraus wurde die Hypothese abgeleitet, dass Werte für Endothelzellen und Gerinnungsmarker bei Covid-19-Patienten erhöht sind.
Verschiedene Markerspiegel wurden gemessen und, um einen Vergleich zu haben, mit Proben gesunder Personen als Kontrolle verglichen. Es zeigte sich, als Marker mit alleinigem Ursprung in den Endothelzellen, ein signifikant höherer Spiegel an löslichem Thrombomodulin (sTM) bei Covid-19-Patienten auf der Intensivstation. Höhere sTM-Spiegel (>3,26) waren signifikant mit einer höheren Mortalität assoziiert. Aufgrund dieser Ergebnisse implementierten die Ärzte der Yale University die Gabe von Aspirin (81 mg/Tag) als therapeutisch sinnvolle Maßnahme für jeden Covid-19-Patienten, der stationär aufgenommen wurde.
Fazit
Die Endotheliopathie ist ein Marker für den Progress zu einer kritischen Erkrankung bei Patienten mit Covid-19. Lösliches Thrombomodulin ist laut einer explorativen Analyse mit der Mortalität assoziiert.
Quelle: Goshua G et al.: Endotheliopathy in COVID-19 associated Coagulopathy. EHA 2020, Abstr. #LB2605
Bericht: Dr. Ine Schmale