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ÖDG und SIPCAN: Industrie soll Zuckergehalt reduzieren

Zwei Drittel der Milchprodukte sind zu süß, um gesund zu sein

<p class="article-intro">Reine Milch ist ein wertvolles Lebensmittel mit wichtigen Inhaltsstoffen. Bei der Weiterverarbeitung wird jedoch häufig zu viel Zucker oder Süßstoff zugesetzt. Anlässlich des Weltmilchtags am 1. Juni erschien die jährliche aktualisierte SIPCAN Milchliste zum Zuckergehalt in über 1100 Milchprodukten im österreichischen Handel. Die Milchliste beweist: Ein Großteil der in Österreich erhältlichen Milchprodukte sind zu süß, um gesund zu sein. Die ÖDG und SIPCAN fordern von der Lebensmittelindustrie konkrete Maßnahmen zur Reduktion der Süße in Milchprodukten.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>Weltmilchtag: kein reiner Feiertag</h2> <p>Am 1. Juni war Weltmilchtag, ein Tag, der in der &Ouml;ffentlichkeit ein Bewusstsein f&uuml;r die gesundheitlichen Vorteile des Lebensmittels Milch schaffen soll. Trotzdem ist nicht jedes Produkt mit Milch gesund. Die Pr&auml;sidentin der &Ouml;sterreichischen Diabetes Gesellschaft (&Ouml;DG), Univ.-Prof.<sup>in</sup> Dr.<sup>in</sup> Alexandra Kautzky-Willer, erkl&auml;rt: &bdquo;Milch ist gleich ein gesundes Lebensmittel. Mit dieser einfachen Gleichung wird leider Konsumentenverwirrung betrieben. Nur weil Milch ein Bestandteil eines Produkts im Supermarktregal ist, hei&szlig;t das leider noch lange nicht, dass dieses Produkt auch gesund ist. Der Hauptgrund, warum im Gegensatz zur Milch verarbeitete Milchprodukte auch negative gesundheitliche Folgen haben k&ouml;nnen, ist die Beimengung von Zucker beziehungsweise S&uuml;&szlig;stoffen. Milch an sich ist bereits mit seinem nat&uuml;rlichen Zuckeranteil ein Energielieferant. Weitere Zugaben von Zucker sind deshalb besonders genau zu beobachten und eigentlich abzulehnen. Weniger als 5 % der Energie soll bei Kindern und Jugendlichen freier Zucker ausmachen und dieser sollte idealerweise in Form von Milch, unges&uuml;&szlig;ten Milchprodukten oder Fr&uuml;chten zugef&uuml;hrt werden. Als Durstl&ouml;scher soll prim&auml;r Wasser dienen, unges&uuml;&szlig;te Milchprodukte jedoch als Teil einer Mahlzeit oder kleiner Mahlzeitenersatz betrachtet werden. Tats&auml;chlich kann der Ersatz von Softdrinks besonders durch Wasser, aber sogar auch durch Milch die Kalorienzufuhr einsparen helfen und zu weniger Adipositas der Kinder f&uuml;hren. Fermentierte Milchprodukte und fettarme Milchprodukte &ndash; immer unges&uuml;&szlig;t nat&uuml;rlich &ndash; d&uuml;rften sogar die Insulinresistenz verbessern und zu einer Verringerung des Risikos f&uuml;r Diabetes und Herz-Kreislauf- Erkrankungen beitragen, wahrscheinlich &uuml;ber ihren Gehalt an Mineralstoffen und Vitaminen, aber auch an g&uuml;nstigen Eiwei&szlig;stoffen und Fetts&auml;uren. Milchfett d&uuml;rfte sich hier von sonstigem tierischem Fett unterscheiden, f&uuml;r das ja ein h&ouml;heres Risiko f&uuml;r Diabetes beschrieben ist. Zu viel Zucker bedeutet aber f&uuml;r jeden, sein pers&ouml;nliches Risiko f&uuml;r Adipositas, Diabetes und viele weitere sogenannte Zivilisationskrankheiten zu steigern. In Zeiten, in denen immer mehr Menschen und vor allem auch immer mehr Kinder und Jugendliche zu dick sind, ist es unangebracht, Zuckerbomben ein gesundes M&auml;ntelchen umzuh&auml;ngen.&ldquo;</p> <h2>Die SIPCAN Milchliste: &uuml;ber 1100 Milchprodukte im Check</h2> <p>Der Leiter des unabh&auml;ngigen, wissenschaftlichen vorsorgemedizinischen Instituts SIPCAN, Univ.-Prof. Prim. Dr. Friedrich Hoppichler, der auch Pr&auml;sident der &Ouml;sterreichischen Adipositas Gesellschaft ist, erg&auml;nzt: &bdquo;Gerade bei Milchprodukten zum Trinken und zum L&ouml;ffeln brauchen Konsumenten Unterst&uuml;tzung, um nicht zur Zuckerbombe zu greifen und zu glauben, man tut seinem eigenen K&ouml;rper beziehungsweise seiner Familie etwas Gutes. Mit der j&auml;hrlichen SIPCAN Milchliste bieten wir eine praktische Orientierungshilfe f&uuml;r den Alltag und wollen gleichzeitig bei Produzenten und Handel ein Umdenken erreichen. F&uuml;r die aktuelle Studie zur SIPCAN Milchliste wurden 1154 Milchprodukte zum Trinken und L&ouml;ffeln in ganz &Ouml;sterreich wieder auf ihren Zuckergehalt gepr&uuml;ft. Die Studienergebnisse werden auf www.sipcan.at als praktische Liste zum kostenlosen Download (www. sipcan.at/milchliste), als Onlinesuche oder als App zur Verf&uuml;gung gestellt. Erg&auml;nzend wird auch das kostenlose Spiel ,Die Zucker-Challenge? angeboten, bei dem man sein Wissen zum Zuckergehalt von Milchprodukten spielerisch testen und verbessern kann.&ldquo;</p> <h2>Maximal zw&ouml;lf Gramm Zucker pro 100g bzw. 100ml</h2> <p>Das Ziel ist es, den Zuckergehalt in Milchprodukten transparent und vergleichbar zu machen und den Konsumenten mithilfe von klaren Orientierungskriterien dabei zu unterst&uuml;tzen, die ges&uuml;ndere Wahl zur leichteren zu machen. Auf die sogenannte Positivliste schaffen es nur Produkte, die klaren Orientierungskriterien entsprechen. In Abstimmung mit dem Gesundheitsministerium und mehreren Fachgesellschaften haben die Experten von SIPCAN einen alltagstauglichen Orientierungswert von maximal 12g Zucker pro 100g bzw. pro 100ml Milchprodukt festgelegt. Dieser Wert setzt sich aus dem nat&uuml;rlichen Zuckergehalt der Milch (durchschnittlich 4,6g pro 100ml) und der von der WHOEmpfehlung abgeleiteten H&ouml;chstmenge f&uuml;r zugesetzten Zucker von 7,4g pro 100g/ ml zusammen. Neben der genannten Zuckergrenze d&uuml;rfen auch keine S&uuml;&szlig;stoffe in den Produkten enthalten sein. Kautzky- Willer gibt eine zentrale Begr&uuml;ndung hierf&uuml;r: &bdquo;Durch die Beimengung von S&uuml;&szlig;stoffen besteht die Gefahr, dass Konsumenten und vor allem Kinder langfristig an h&ouml;here S&uuml;&szlig;e gew&ouml;hnt werden und dass au&szlig;erdem kein S&auml;ttigungsgef&uuml;hl trotz der S&uuml;&szlig;e eintritt. Wir sollten lernen, die nat&uuml;rliche S&uuml;&szlig;e von Milchprodukten aufgrund des normalen Milchzuckergehalts in Ma&szlig;en zu genie&szlig;en.&ldquo;</p> <h2>Nur ein Drittel der Produkte entspricht den Vorgaben</h2> <p>Hoppichler beschreibt die Entwicklungen der Produkte auf der Milchliste: &bdquo;Seit 2012 hat sich der Anteil an Produkten der Positivliste erfreulicherweise verdoppelt. Dennoch entspricht derzeit erst ein Drittel aller Produkte, die im &ouml;sterreichischen Handel erh&auml;ltlich sind, den Zuckervorgaben. Betrachtet man die Ergebnisse im Detail, so verst&auml;rkt sich der dringende Handlungsbedarf. Bei Milchprodukten zum L&ouml;ffeln liegt der durchschnittliche Zuckergehalt aller Produkte mit 13,23g weiterhin weit &uuml;ber dem aktuellen Grenzwert von 12g. Trotz einer Steigerung des Anteils an Positivprodukten von 4,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entsprechen nach wie vor 78,1 Prozent aller Joghurtprodukte, Topfencremes, Puddings etc. nicht den vorgegebenen Grenzwerten. Milch ist unangefochten ein wertvolles Lebensmittel mit wichtigen Inhaltsstoffen wie z.B. Kalzium, Eiwei&szlig; und B-Vitaminen. Es stimmt mich aber sehr bedenklich, dass &ndash; bezogen auf den Gesamtzuckergehalt &ndash; sich in einem kleinen 200g-Becher Vanillejoghurt umgerechnet acht St&uuml;ck W&uuml;rfelzucker verstecken. In 8 von 10 Milchprodukten zum L&ouml;ffeln wird den Konsumenten nach wie vor viel zu viel Zucker aufgezwungen.&ldquo;</p> <h2>S&uuml;&szlig;stoffe als besorgniserregender Trend</h2> <p>Bei Milchprodukten zum Trinken finden sich etwas mehr als zwei Drittel der erh&auml;ltlichen Produkte auf der Positivliste und der durchschnittliche Zuckergehalt liegt hier bei 10,8g. Dennoch ist bei dieser Produktkategorie ein besorgniserregender Trend zu beobachten. W&auml;hrend von 2012 bis 2015 eine Reduktion des Anteils an Produkten mit S&uuml;&szlig;stoffen festgestellt werden konnte, ist seit 2015 wieder ein Anstieg zu beobachten. Im Vergleich zur Vorjahreserhebung stieg der Anteil an Produkten mit S&uuml;&szlig;stoffen sprunghaft um 7,1 % an. Mit einem Anteil von 17,4 % wird beinahe wieder der Ausgangswert vom Jahr 2012 erreicht. Kautzky-Willer r&auml;t den Konsumenten: &bdquo;Achten Sie beim Einkaufen auf den Zuckergehalt und &uuml;berpr&uuml;fen Sie in der Zutatenliste, ob S&uuml;&szlig;stoffe wie z.B. Aspartam, Cyclamat, aber auch Steviolglykosid enthalten sind. Ein Milchprodukt sollte keine S&uuml;&szlig;stoffe und maximal 12g Zucker pro 100ml bzw. 100g enthalten. Mit dieser einfachen Regel k&ouml;nnen Sie Zucker trotz Genuss einsparen. Besser ist es allerdings, ganz auf Zuckerzusatz bei Milch, Joghurts und anderen Milchprodukten zu verzichten.&ldquo;</p> <h2>Forderung der Verringerung von Zucker und S&uuml;&szlig;stoffen</h2> <p>Um die Zuckerreduktion weiter voranzutreiben, wird von SIPCAN in Abstimmung mit dem Gesundheitsministerium und verschiedenen Fachgesellschaften der Grenzwert f&uuml;r Zucker in Milchprodukten in den n&auml;chsten Jahren schrittweise gesenkt. Einige Industrievertreter haben bereits begonnen, Akzente zu setzen und den Zuckergehalt zu senken. So k&ouml;nnten 19,6 % der Produkte die vorgegebene Grenze von 12g Zucker durch eine Reduktion des Zuckergehalts von nur maximal 1g erreichen. Es werden jedoch f&uuml;r alle Produktgruppen und von allen Produzenten klare Reduktionsma&szlig;nahmen gefordert. &bdquo;Es muss jeder Konsument die Chance haben, sich schrittweise an weniger S&uuml;&szlig;e gew&ouml;hnen zu k&ouml;nnen. Die Industrie nimmt in diesem Zusammenhang eine entscheidende Schl&uuml;sselposition ein und muss sich zu dieser Verantwortung bekennen&ldquo;, fordern Hoppichler und Kautzky- Willer.</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: Presseaussendung der Österreichischen Diabetes Gesellschaft (ÖDG) und von SIPCAN, 24. Mai 2018 </p>
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