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Über 1200 Milchprodukte zum Trinken oder Löffeln im Test
Jatros
30
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06.07.2017
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<p class="article-intro">In einer aktuellen Studie sind 1229 Milchprodukte in ganz Österreich auf ihren Zuckergehalt untersucht worden: Nachweislich enthalten über 70 % der im Handel erhältlichen Milchprodukte zum Trinken oder zum Löffeln zu viel Zucker. Die aktuelle SIPCAN-Milchliste erleichtert die Orientierung über das große Angebot an Milchprodukten in Österreich.</p>
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<p class="article-content"><h2>ÖDG und SIPCAN fordern: weniger Zucker in Milchprodukten!</h2> <p>Die Österreichische Diabetes Gesellschaft (ÖDG) und das vorsorgemedizinische Institut SIPCAN fordern die Industrie konkret auf, den Zuckergehalt in Milchprodukten weiter zu senken, und wollen bei Konsumenten das Bewusstsein dafür schaffen, dass der gesundheitsfördernde Effekt von Milch nicht bei allen Milchprodukten gleich ist. Die Milchliste ist als Online-Suchfunktion, als Download und als App verfügbar.<br /> Milch und Milchprodukte bilden als wichtige Nährstofflieferanten (Eiweiß, Kalzium, B-Vitamine etc.) einen wesentlichen Bestandteil einer ausgewogenen Ernährung. Die Konsumempfehlungen des Gesundheitsministeriums lauten, neben einer Portion Käse täglich zwei Portionen Milchgetränke/ Joghurt, bevorzugt als fettarme Varianten, zu konsumieren. Eine Portion Milchgetränk/ Joghurt entspricht dabei ca. 200ml (= 1 Glas bzw. 1 Becher). Laut Österreichischem Ernährungsbericht werden die Empfehlungen für die Milchaufnahme nicht erreicht. Frauen nehmen nur 175g Milch pro Tag zu sich, Männer überhaupt nur 167g.<br /> Trotz der wertvollen Inhaltsstoffe gibt es bei Milchprodukten einen wesentlichen Kritikpunkt: den Zuckergehalt. Der durchschnittliche Zuckergehalt von Milchprodukten zum Löffeln, wie Joghurt, Topfencremen, Milchdesserts, liegt gemäß aktuellen Studienergebnissen von SIPCAN bei 13,38g pro 100g. Dies entspricht 3,5 Zuckerwürfeln. Der durchschnittliche Zuckergehalt von Milchprodukten zum Trinken, wie Molke oder Milchmischgetränken, liegt bei 10,96g pro 100g bzw. 100ml. Dies entspricht 2,9 Zuckerwürfeln. Ein halber Liter davon getrunken bedeutet somit durchschnittlich mehr als 14 Zuckerwürfel in kurzer Zeit. Wer einen großen Becher Joghurt löffelt, nimmt durchschnittlich sogar über 17 Zuckerwürfel zu sich. „In Milchprodukten versteckt sich mehr Zucker als in so mancher klassischen Limonade. Um der Übergewichtsepidemie sowie Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes entgegenzutreten, ist es wichtig, die Zuckeraufnahme zu reduzieren und vor allem die Aufnahme an verstecktem Zucker für Konsumenten sichtbar zu machen“, erklärt der Präsident der Österreichischen Diabetes Gesellschaft Univ.- Prof. Dr. Hermann Toplak.</p> <h2>Die Orientierungskriterien</h2> <p>Die Experten von SIPCAN haben einen alltagstauglichen Orientierungswert für den Zuckergehalt in Milchprodukten festgelegt und diesen mit dem Gesundheitsministerium und weiteren Institutionen wie der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit und der Österreichischen Gesellschaft für Ernährung abgestimmt. Dieser Orientierungswert liegt bei 12g Zucker pro 100g bzw. pro 100ml Milchprodukt. Dieser Wert setzt sich aus dem natürlichen Zuckergehalt der Milch (durchschnittlich 4,6g pro 100ml) und der nach einer WHO-Empfehlung abgeleiteten Höchstmenge für zugesetzten Zucker von 7,4g pro 100g bzw. 100ml zusammen. Studienleiter und Vorstand von SIPCAN Univ.-Prof. Prim. Dr. Friedrich Hoppichler betont: „Unser Ziel ist es, mit der SIPCAN-Milchliste eine praktische Orientierungshilfe im Alltag zu bieten und gleichzeitig bei Produzenten und Handel ein Umdenken zu erreichen.“<br /> Die Industrie und der Handel haben in den letzten Jahren bereits begonnen, auf die transparente Darstellung und die formulierte Zuckergrenze zu reagieren. Seit 2012 konnte eine Reduktion des Zuckergehaltes in Milchprodukten zum Trinken um 8,5 % (von 11,93 auf 10,96g/100g) bewirkt werden. Bei Milchprodukten zum Löffeln waren es 9,0 % (von 14,81 auf 13,38g/100g). Bezogen auf den Gesamtkonsum bedeutet das, dass jede/-r Österreicher/-in pro Jahr um rund ein Kilogramm weniger Zucker aus Trinkmilcherzeugnissen inkl. Joghurt konsumiert.<br /> Der Anteil an Produkten, die den SIPCAN- Kriterien entsprechen, ist seit 2012 von 16,0 % auf 29,2 % gestiegen. Dies ist zwar positiv, bedeutet aber gleichzeitig, dass 70,8 % der angebotenen Milchprodukte nach wie vor über den vorgegebenen Orientierungskriterien liegen. Besonders im Fokus stehen hierbei Milchprodukte zum Löffeln, unter denen aktuell 8 von 10 Produkten (82,7 % ) mehr als 12g Zucker pro 100ml bzw. 100g enthalten. „In vielen Milchprodukten versteckt sich so viel Zucker, dass mit jedem Esslöffel ein Stück Würfelzucker aufgenommen wird“, kritisiert Studienleiter Hoppichler. Milchprodukte schneiden somit deutlich schlechter ab als zum Beispiel Getränke der SIPCAN-Getränkeliste, von denen aktuell bereits 56,4 % den SIPCAN-Kriterien entsprechen.<br /> Hoppichler fordert die Industrie konkret auf, den Zuckergehalt in Milchprodukten weiter zu senken: „Dies ist kein Ding der Unmöglichkeit. Das Potenzial ist laut unseren Studienergebnissen sehr groß. Die Industrie kann mit geringen Schritten bei sehr vielen Produkten die vorgegebenen Orientierungskriterien erreichen und somit ein deutliches Signal im Kampf gegen Übergewicht und Diabetes setzen.“ 17,2 % aller Milchprodukte (211 Produkte) könnten gemäß aktuellen Ergebnissen die Vorgaben bereits mit einer Zuckersenkung von nur einem Gramm erreichen. Für weitere 17,0 % (209 Produkte) müsste die Industrie den Zuckergehalt schrittweise um 2g senken, um die Orientierungskriterien zu erreichen. Zusammengefasst: Jedes zweite Milchprodukt, das den Kriterien noch nicht entspricht (420 von 870 Produkten), hat sehr gute Voraussetzungen dafür, unter den Grenzwert von 12g Zucker pro 100ml zu kommen.</p> <h2>Rat an Konsumenten: maximal 12g Zucker pro 100ml bzw. 100g</h2> <p>Toplak rät jeder und jedem: „Achten Sie am Etikett auf den Zuckergehalt! Ein Milchprodukt sollte maximal 12g Zucker pro 100ml bzw. 100g enthalten. Mit dieser einfachen Regel können Sie Zucker einsparen, ohne auf Genuss zu verzichten.“ Die Studienergebnisse werden auf www.sipcan.at als praktische Liste zum kostenlosen Download (www.sipcan. at/milchliste), als Online-Suchfunktion oder als App zur Verfügung gestellt. Ergänzend wird das kostenlose Spiel „Die Zucker-Challenge“ angeboten, mit dem man sein Wissen über den Zuckergehalt von Milchprodukten spielerisch testen und verbessern kann.</p></p>
<p class="article-quelle">Quelle: Presseaussendung von ÖDG und SIPCAN, 29. Mai 2017, Wien
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