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Milchprodukte als heimliche Zuckerfallen

Über 1200 Milchprodukte zum Trinken oder Löffeln im Test

<p class="article-intro">In einer aktuellen Studie sind 1229 Milchprodukte in ganz Österreich auf ihren Zuckergehalt untersucht worden: Nachweislich enthalten über 70 % der im Handel erhältlichen Milchprodukte zum Trinken oder zum Löffeln zu viel Zucker. Die aktuelle SIPCAN-Milchliste erleichtert die Orientierung über das große Angebot an Milchprodukten in Österreich.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>&Ouml;DG und SIPCAN fordern: weniger Zucker in Milchprodukten!</h2> <p>Die &Ouml;sterreichische Diabetes Gesellschaft (&Ouml;DG) und das vorsorgemedizinische Institut SIPCAN fordern die Industrie konkret auf, den Zuckergehalt in Milchprodukten weiter zu senken, und wollen bei Konsumenten das Bewusstsein daf&uuml;r schaffen, dass der gesundheitsf&ouml;rdernde Effekt von Milch nicht bei allen Milchprodukten gleich ist. Die Milchliste ist als Online-Suchfunktion, als Download und als App verf&uuml;gbar.<br /> Milch und Milchprodukte bilden als wichtige N&auml;hrstofflieferanten (Eiwei&szlig;, Kalzium, B-Vitamine etc.) einen wesentlichen Bestandteil einer ausgewogenen Ern&auml;hrung. Die Konsumempfehlungen des Gesundheitsministeriums lauten, neben einer Portion K&auml;se t&auml;glich zwei Portionen Milchgetr&auml;nke/ Joghurt, bevorzugt als fettarme Varianten, zu konsumieren. Eine Portion Milchgetr&auml;nk/ Joghurt entspricht dabei ca. 200ml (= 1 Glas bzw. 1 Becher). Laut &Ouml;sterreichischem Ern&auml;hrungsbericht werden die Empfehlungen f&uuml;r die Milchaufnahme nicht erreicht. Frauen nehmen nur 175g Milch pro Tag zu sich, M&auml;nner &uuml;berhaupt nur 167g.<br /> Trotz der wertvollen Inhaltsstoffe gibt es bei Milchprodukten einen wesentlichen Kritikpunkt: den Zuckergehalt. Der durchschnittliche Zuckergehalt von Milchprodukten zum L&ouml;ffeln, wie Joghurt, Topfencremen, Milchdesserts, liegt gem&auml;&szlig; aktuellen Studienergebnissen von SIPCAN bei 13,38g pro 100g. Dies entspricht 3,5 Zuckerw&uuml;rfeln. Der durchschnittliche Zuckergehalt von Milchprodukten zum Trinken, wie Molke oder Milchmischgetr&auml;nken, liegt bei 10,96g pro 100g bzw. 100ml. Dies entspricht 2,9 Zuckerw&uuml;rfeln. Ein halber Liter davon getrunken bedeutet somit durchschnittlich mehr als 14 Zuckerw&uuml;rfel in kurzer Zeit. Wer einen gro&szlig;en Becher Joghurt l&ouml;ffelt, nimmt durchschnittlich sogar &uuml;ber 17 Zuckerw&uuml;rfel zu sich. &bdquo;In Milchprodukten versteckt sich mehr Zucker als in so mancher klassischen Limonade. Um der &Uuml;bergewichtsepidemie sowie Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes entgegenzutreten, ist es wichtig, die Zuckeraufnahme zu reduzieren und vor allem die Aufnahme an verstecktem Zucker f&uuml;r Konsumenten sichtbar zu machen&ldquo;, erkl&auml;rt der Pr&auml;sident der &Ouml;sterreichischen Diabetes Gesellschaft Univ.- Prof. Dr. Hermann Toplak.</p> <h2>Die Orientierungskriterien</h2> <p>Die Experten von SIPCAN haben einen alltagstauglichen Orientierungswert f&uuml;r den Zuckergehalt in Milchprodukten festgelegt und diesen mit dem Gesundheitsministerium und weiteren Institutionen wie der Agentur f&uuml;r Gesundheit und Ern&auml;hrungssicherheit und der &Ouml;sterreichischen Gesellschaft f&uuml;r Ern&auml;hrung abgestimmt. Dieser Orientierungswert liegt bei 12g Zucker pro 100g bzw. pro 100ml Milchprodukt. Dieser Wert setzt sich aus dem nat&uuml;rlichen Zuckergehalt der Milch (durchschnittlich 4,6g pro 100ml) und der nach einer WHO-Empfehlung abgeleiteten H&ouml;chstmenge f&uuml;r zugesetzten Zucker von 7,4g pro 100g bzw. 100ml zusammen. Studienleiter und Vorstand von SIPCAN Univ.-Prof. Prim. Dr. Friedrich Hoppichler betont: &bdquo;Unser Ziel ist es, mit der SIPCAN-Milchliste eine praktische Orientierungshilfe im Alltag zu bieten und gleichzeitig bei Produzenten und Handel ein Umdenken zu erreichen.&ldquo;<br /> Die Industrie und der Handel haben in den letzten Jahren bereits begonnen, auf die transparente Darstellung und die formulierte Zuckergrenze zu reagieren. Seit 2012 konnte eine Reduktion des Zuckergehaltes in Milchprodukten zum Trinken um 8,5 % (von 11,93 auf 10,96g/100g) bewirkt werden. Bei Milchprodukten zum L&ouml;ffeln waren es 9,0 % (von 14,81 auf 13,38g/100g). Bezogen auf den Gesamtkonsum bedeutet das, dass jede/-r &Ouml;sterreicher/-in pro Jahr um rund ein Kilogramm weniger Zucker aus Trinkmilcherzeugnissen inkl. Joghurt konsumiert.<br /> Der Anteil an Produkten, die den SIPCAN- Kriterien entsprechen, ist seit 2012 von 16,0 % auf 29,2 % gestiegen. Dies ist zwar positiv, bedeutet aber gleichzeitig, dass 70,8 % der angebotenen Milchprodukte nach wie vor &uuml;ber den vorgegebenen Orientierungskriterien liegen. Besonders im Fokus stehen hierbei Milchprodukte zum L&ouml;ffeln, unter denen aktuell 8 von 10 Produkten (82,7 % ) mehr als 12g Zucker pro 100ml bzw. 100g enthalten. &bdquo;In vielen Milchprodukten versteckt sich so viel Zucker, dass mit jedem Essl&ouml;ffel ein St&uuml;ck W&uuml;rfelzucker aufgenommen wird&ldquo;, kritisiert Studienleiter Hoppichler. Milchprodukte schneiden somit deutlich schlechter ab als zum Beispiel Getr&auml;nke der SIPCAN-Getr&auml;nkeliste, von denen aktuell bereits 56,4 % den SIPCAN-Kriterien entsprechen.<br /> Hoppichler fordert die Industrie konkret auf, den Zuckergehalt in Milchprodukten weiter zu senken: &bdquo;Dies ist kein Ding der Unm&ouml;glichkeit. Das Potenzial ist laut unseren Studienergebnissen sehr gro&szlig;. Die Industrie kann mit geringen Schritten bei sehr vielen Produkten die vorgegebenen Orientierungskriterien erreichen und somit ein deutliches Signal im Kampf gegen &Uuml;bergewicht und Diabetes setzen.&ldquo; 17,2 % aller Milchprodukte (211 Produkte) k&ouml;nnten gem&auml;&szlig; aktuellen Ergebnissen die Vorgaben bereits mit einer Zuckersenkung von nur einem Gramm erreichen. F&uuml;r weitere 17,0 % (209 Produkte) m&uuml;sste die Industrie den Zuckergehalt schrittweise um 2g senken, um die Orientierungskriterien zu erreichen. Zusammengefasst: Jedes zweite Milchprodukt, das den Kriterien noch nicht entspricht (420 von 870 Produkten), hat sehr gute Voraussetzungen daf&uuml;r, unter den Grenzwert von 12g Zucker pro 100ml zu kommen.</p> <h2>Rat an Konsumenten: maximal 12g Zucker pro 100ml bzw. 100g</h2> <p>Toplak r&auml;t jeder und jedem: &bdquo;Achten Sie am Etikett auf den Zuckergehalt! Ein Milchprodukt sollte maximal 12g Zucker pro 100ml bzw. 100g enthalten. Mit dieser einfachen Regel k&ouml;nnen Sie Zucker einsparen, ohne auf Genuss zu verzichten.&ldquo; Die Studienergebnisse werden auf www.sipcan.at als praktische Liste zum kostenlosen Download (www.sipcan. at/milchliste), als Online-Suchfunktion oder als App zur Verf&uuml;gung gestellt. Erg&auml;nzend wird das kostenlose Spiel &bdquo;Die Zucker-Challenge&ldquo; angeboten, mit dem man sein Wissen &uuml;ber den Zuckergehalt von Milchprodukten spielerisch testen und verbessern kann.</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: Presseaussendung von ÖDG und SIPCAN, 29. Mai 2017, Wien </p>
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