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SVGO-Jahresversammlung: Update Osteoporosetherapie

Sequenzielle Behandlung bringt Vorteile

<p class="article-intro">Die Osteoporosebehandlung ist im Umbruch. Die Entwicklung schreitet von Langzeitmonotherapien mit Bisphosphonaten hin zu vermehrt sequenziellen Behandlungen. Warum das so ist, erläuterte Prof. Dr. med. Serge Ferrari, Genf, an der SVGO-Jahresversammlung in Bern anhand neuer Studiendaten.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Bisphosphonate und der monoklonale Antik&ouml;rper Denosumab werden in der Behandlung der Osteoporose am h&auml;ufigsten eingesetzt. Beide Therapien hemmen &uuml;ber unterschiedliche Mechanismen die Osteoklasten und den Knochenabbau. In Studienvergleichen schneidet Denosumab bei der Knochendichte etwas besser ab als die Bisphosphonate. Die Effekte sind jedoch reversibel, Denosumab wirkt nur, solange das Medikament verabreicht wird. Bei den Bisphosphonaten hingegen bleibt die Wirkung auch nach Behandlungsende noch f&uuml;r einige Jahre erhalten. &laquo;Eine sequenzielle Behandlung mit Denosumab und Bisphosphonaten scheint deshalb sinnvoll zu sein&raquo;, erkl&auml;rte der Knochenspezialist Prof. Dr. med. Serge Ferrari vom Universit&auml;tsspital in Genf.<sup>1&ndash;3</sup><br /> Jetzt zeigt eine neue Studie: Auch eine sequenzielle Therapie in umgekehrter Reihenfolge mit einem Wechsel von oralen Bisphosphonaten hin zur parenteralen Gabe eines Antiresorptivums bringt einen therapeutischen Nutzen.<sup>4</sup> Die Arbeit verglich ausserdem Denosumab und Zoledronat direkt miteinander. Eingeschlossen waren 643 menopausale Frauen mit einer Osteoporose, die bereits w&auml;hrend mindestens zwei Jahren (im Durchschnitt 6 Jahre) mit Alendronat, Ibandronat oder Risodronat behandelt worden waren. Von den Teilnehmerinnen erhielt die eine H&auml;lfte sechsmonatlich eine Spritze Denosumab &agrave; 60mg, die andere einmal j&auml;hrlich eine Injektion Zoledronat 5mg. &laquo;Nach einer einj&auml;hrigen Behandlung hatten die Frauen in der Denosumab-Gruppe eine signifikant h&ouml;here Knochendichte an Wirbels&auml;ule, H&uuml;fte, Schenkelhals und Radius&raquo;, res&uuml;mierte Ferrari. Im Vergleich zur Zoledronat-Gruppe war zudem der Knochenumbau im Denosumab-Arm signifikant geringer.</p> <h2>Optimale Therapiedauer mit Bisphosphonaten</h2> <p>Eine zentrale Frage, die sich bei sequenziellen Therapien stellt, ist: Welches ist der richtige Zeitpunkt f&uuml;r einen Pr&auml;paratewechsel? F&uuml;r Bisphosphonate wird eine Behandlungsdauer von bis zu f&uuml;nf Jahren vorgeschlagen.<sup>5</sup> Aus einer A-posteriori-Analyse der FLEX-Studie gibt es dennoch limitierte Evidenz, die f&uuml;r eine l&auml;ngere Therapiedauer bei bestimmten Patientinnen spricht.<sup>6, 7</sup> &laquo;M&ouml;glicherweise profitieren menopausale Frauen mit einem hohen Frakturrisiko sowie Patientinnen mit einem Knochenbruch in der Vorgeschichte oder mit einer persistierenden Osteoporose von einer &uuml;ber f&uuml;nf Jahre hinausgehenden Behandlung mit Bisphosphonaten&raquo;, f&uuml;hrte Ferrari aus. Die amerikanische Fachgesellschaft ASBMR hat bereits auf die neuen Daten reagiert und ihre Leitlinien aktualisiert. Sie empfiehlt, bei Hochrisikopatientinnen jeweils eine verl&auml;ngerte Behandlung mit einem Antiresorptivum &uuml;ber zehn Jahre oder sogar noch l&auml;nger in Erw&auml;gung zu ziehen (Abb. 1).<sup>8</sup> Die amerikanische Heilmittelbeh&ouml;rde FDA r&auml;t zudem neu, den Entscheid &uuml;ber die Therapiedauer mit Bisphosphonaten jeweils auf Basis einer individuellen Nutzen-Risiko-Analyse zu f&auml;llen. &laquo;Mit ihren neuen Empfehlungen wollen ASBMR und FDA verhindern, dass Hochrisikopatientinnen eine Behandlung vorenthalten wird, von der sie m&ouml;glicherweise profitieren k&ouml;nnten&raquo;, so der Professor. Beide Institutionen betonten jedoch, es seien weitere Studien &uuml;ber die optimale Behandlungsdauer notwendig.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Leading Opinions_Innere_1604_Weblinks_Seite44.jpg" alt="" width="" height="" /></p> <h2>10-Jahres-Daten zu Denosumab publiziert</h2> <p>Eben erst ver&ouml;ffentlicht wurden die ersten 10-Jahres-Daten zur Langzeitbehandlung mit Denosumab.<sup>9</sup> &laquo;Wirkung und Sicherheit der Dauertherapie wurden in der dreij&auml;hrigen FREEDOM-Studie und im Anschluss an diese Studie noch in einer siebenj&auml;hrigen Verl&auml;ngerung untersucht&raquo;, erl&auml;uterte Ferrari. In der Erweiterungsstudie waren 4550 postmenopausale Frauen mit Osteoporose eingeschlossen. Sie erhielten alle sechs Monate Denosumab sowie t&auml;glich Kalzium und Vitamin D. Die H&auml;lfte der Teilnehmerinnen war schon w&auml;hrend der dreij&auml;hrigen FREEDOM-Studie mit Denosumab behandelt worden, die andere Gruppe bekam zun&auml;chst drei Jahre Placebo und danach Denosumab verabreicht. &laquo;Wie die Resultate zeigen, blieb das Nutzen-Risiko-Profil w&auml;hrend der ganzen Studiendauer unver&auml;ndert&raquo;, so der Experte. In beiden Armen profitierten die Patientinnen in der Verl&auml;ngerungsstudie mit einer Zunahme der Knochendichte (Abb. 2), zudem gingen die Knochenumsatzmarker in beiden Gruppen zur&uuml;ck, und auch die Frakturraten blieben &uuml;ber die gesamte Studiendauer niedrig.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Leading Opinions_Innere_1604_Weblinks_Seite46.jpg" alt="" width="" height="" /></p> <h2>Vielversprechende neue Therapien in Entwicklung</h2> <p>Prof. Ferrari pr&auml;sentierte schliesslich auch einige neue Studienresultate zu Osteoporosetherapien, die noch in Entwicklung stehen. Als vielversprechend bezeichnete er die Daten zu Odanacatib, Abaloparatid und Romosozumab. Die drei Substanzen unterscheiden sich in ihren Wirkmechanismen. So hat Odanacatib antiresorptive Effekte unter Aufrechterhaltung der Knochenbildung, Abaloparatid ist ein neuer Knochenbildner und Romosozumab hat eine osteoanabole Wirkung mit Verminderung der Resorption.<br /> F&uuml;r den Kathepsin-K-Hemmer Odanacatib konnten mit der Phase-III-Studie LOFT eine signifikante Zunahme der Knochendichte und eine Reduktion der Frakturen bei menopausalen Frauen im Vergleich zu Placebo belegt werden.<sup>10</sup> Letztes Jahr wurden nun auch Daten aus Subgruppenanalysen ver&ouml;ffentlicht. Diese zeigen eine Reduktion des Frakturrisikos unabh&auml;ngig von Alter, vorbestehenden Frakturen und Ausgangs-T-Score.<sup>10</sup> Trotz der guten Daten ist Odanacatib in Europa noch nicht zugelassen. &laquo;Grund sind sekund&auml;re Endpunkte, insbesondere hinsichtlich kardiovaskul&auml;rer Ereignisse, die noch re-evaluiert werden m&uuml;ssen&raquo;, so Ferrari. <br /> Abaloparatid ist ein Analogon des Parathormon-related Proteins. Phase-II-Studiendaten belegten fr&uuml;her bereits signifikante Effekte auf die Knochendichte. Die 2015 an der ASBMR-Jahresversammlung pr&auml;sentierten Phase-III-Resultate zeigen nun auch: Im Vergleich zu Placebo reduziert eine t&auml;gliche subkutane Abaloparatid-Gabe w&auml;hrend 18 Monaten die osteoporotischen Wirbelfrakturen um 86 % und die nicht vertebralen Frakturen um 43 % .<sup>11</sup> Aufgrund der guten Daten hat der Hersteller Anfang dieses Jahres ein Zulassungsgesuch f&uuml;r Abaloparatid bei der europ&auml;ischen Heilmittelbeh&ouml;rde EMA eingereicht.<br /> Positive Studienresultate gibt es auch f&uuml;r den neuen monoklonalen Antik&ouml;rper und Sclerostinhemmer Romosozumab. Die 2014 ver&ouml;ffentlichte Phase-II-Studie zeigte hinsichtlich der Knochendichte einen Vorteil f&uuml;r Romosozumab im Vergleich zu Placebo, Alendronat und Teriparatid.<sup>12</sup> Die neusten Daten belegen nun auch eine signifikant bessere Wirkung auf die Knochenst&auml;rke als f&uuml;r Teriparatid.<sup>13</sup> &Uuml;berdies zeigt eine Studie, dass der positive Effekt auf die Knochendichte mit einer sequenziellen Therapie &ndash; erst zwei Jahre Romosozumab, dann Denosumab &ndash; weiter gesteigert werden kann.<sup>14</sup> Prof. Ferrari ist deshalb &uuml;berzeugt, dass die sequenziellen Therapien nicht nur mit etablierten, sondern auch ganz neuen Substanzen in Zukunft die Monodauertherapien mit Bisphosphonaten abl&ouml;sen werden.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Kendler DL et al: Effects of denosumab on bone mineral density and bone turnover in postmenopausal women transitioning from alendronate therapy. J Bone Miner Res 2010; 25: 72-81 <br /><strong>2</strong> Recknor C et al: Denosumab compared with ibandronate in postmenopausal women previously treated with bisphosphonate therapy: a randomized open-label trial. Obstet Gynecol 2013; 121: 1291-9 <br /><strong>3</strong> Roux C et al: Denosumab compared with risedronate in postmenopausal women suboptimally adherent to alendronate therapy: efficacy and safety results from a randomized open-label study. Bone 2014; 58: 48-54 <br /><strong>4</strong> Miller PD et al: Denosumab or zoledronic acid in postmenopausal women with osteoporosis previously treated with oral bisphosphonates. J Clin Endocrinol Metab 2016; [epub ahead of print] <br /><strong>5</strong> Whitaker M et al: Bisphosphonates for osteoporosis--where do we go from here? N Engl J Med 2012; 366: 2048-51 <br /><strong> 6</strong> Black DM et al; FLEX Research Group: Effects of continuing or stopping alendronate after 5 years of treatment: the Fracture Intervention Trial Long-term Extension (FLEX): a randomized trial. JAMA 2006; 296: 2927-38 <br /><strong>7</strong> Schwartz AV et al; FLEX Research Group: Efficacy of continued alendronate for fractures in women with and without prevalent vertebral fracture: the FLEX trial. J Bone Miner Res 2010; 25: 976-82 <br /><strong>8</strong> Adler RA et al: Managing osteoporosis in patients on long-term bisphosphonate treatment: report of a task force of the American Society for Bone and Mineral Research. J Bone Miner Res 2016; 31: 16-35 <br /><strong>9</strong> Bone HG et al: Ten years of denosumab treatment in postmenopausal women with osteoporosis: results from the FREEDOM extension trial. ASBMR 2015 Annual Meeting. LB-1157 <br /><strong>10</strong> Bone HG et al: Odanacatib for the treatment of postmenopausal osteoporosis: development history and design and participant characteristics of LOFT, the Long-Term Odanacatib Fracture Trial. Osteoporos Int 2015; 26: 699-712 (Erratum in: Osteoporos Int 2015; 26: 2721) <br /><strong>11</strong> Leder BZ et al: Effects of abaloparatide, a human parathyroid hormone-related peptide analog, on bone mineral density in postmenopausal women with osteoporosis. J Clin Endocrinol Metab 2015; 100: 697-706 <br /><strong>12</strong> McClung MR et al: Romosozumab in postmenopausal women with low bone mineral density. N Engl J Med 2014; 370: 412-20 <br /><strong>13</strong> Highlights oft he ASBMR 2015 Annual Meeting: <a href="http://www.asbmr.org" target="_blank">www.asbmr.org</a> <br /><strong>14</strong> McClung et al: Effects of 2 years of treatment with romosozumab followed by 1 year of denosumab or placebo in postmenopausal women with low bone mineral density. ASBMR 2014 Annual Meeting: OR 1152</p> </div> </p>
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