
©
Getty Images/iStockphoto
Schilddrüsendialog Seefeld 2018
Jatros
Autor:
Univ.-Doz. Dr. Wolfgang Zechmann
Präsident der Österreichischen Schilddrüsengesellschaft<br> E-Mail: w.zechmann@aon.at
30
Min. Lesezeit
25.09.2018
Weiterempfehlen
<p class="article-intro">Vom 15. bis 17. März 2018 fand zum dritten Mal die Jahrestagung der Österreichischen Schilddrüsengesellschaft im Olympia-Sport- und Kongresszentrum Seefeld statt. 184 Teilnehmerinnen und Teilnehmer folgten dem interessanten Programm, das von den Vorstandsmitgliedern der Österreichischen Schilddrüsengesellschaft zusammengestellt worden war. Vor der eigentlichen Tagung wurde wie in den letzten Jahren ein Schilddrüsen-Ultraschallkurs angeboten.</p>
<hr />
<p class="article-content"><h2>Ultraschallkurs, Arbeitsgruppen und Keynote Lecture</h2> <p>Mit einem 8-stündigen Schilddrüsen- Ultraschallkurs nach ÖGUM-Richtlinien begann das offizielle Programm des Schilddrüsendialogs 2018. Mit 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmern war der Kurs schon lange vor Tagungsbeginn ausgebucht.<br /> Am Nachmittag fanden die Sitzungen der Berufsvereinigung österreichischer Nuklearmediziner (Dr. Dirk Heute), der Arbeitsgruppe Jodversorgung der OSDG (Dr. Wolfgang Buchinger) und der Arbeitsgruppe Radiofrequenzablation der OSDG (Prof. Dr. Harald Dobnig) statt.<br /> Am Abend wurde die Tagung offiziell eröffnet. Prof. Kurt Werner Schmid, Leiter des Institutes für Pathologie am Universitätsklinikum Essen, hielt den Eröffnungsvortrag: „Klassifizierung des Schilddrüsenkarzinoms im Wandel der Zeit und die Konsequenzen für das therapeutische Management“. Er führte uns von den Anfängen der Schilddrüsenpathologie bis hin zur aktuell gültigen Klassifizierung der Schilddrüsentumoren. Die zahlreichen Zuhörer wurden mit einem sehr interessanten, aber auch kurzweiligen Vortrag belohnt.</p> <h2>Low risk differentiated thyroid cancer</h2> <p><strong>„Active surveillance“ des Low-Risk-Schilddrüsenkarzinoms</strong><br /> Wir haben Prof. Iwao Sugitani (Division of Head and Neck, Cancer Institute Hospital, Japanese Foundation for Cancer Research, Tokio) eingeladen, weil in verschiedenen Zentren in Japan schon seit vielen Jahren papilläre Mikrokarzinome der Schilddrüse nur beobachtet („active surveillance“) und nicht sofort operiert werden. Nur ein kleiner Teil dieser Patienten musste im Laufe der „active surveillance“ operiert werden. Sugitani berichtete über seine langjährigen Erfahrungen im Umgang mit dieser Tumorentität. In der spannenden Diskussion im Anschluss an seinen Vortrag, zeigte sich, dass in Mitteleuropa diese Strategie aus verschiedenen Gründen (Jodmangelgebiet, Mentalität) nicht generell möglich ist.<br /><br /> <strong>NIFTP</strong><br /> Prof. Kurt Werner Schmid (Essen) erläuterte die Kriterien für die Diagnose eines NIFTP („noninvasive follicular thyroid neoplasm with papillary-like nuclear features“), wobei diese Tumorentität bisher als maligne eingestuft wurde, nun aber als benigne beurteilt wird.</p> <h2>Die Zukunft der Schilddrüsensonografie</h2> <p>Univ.-Doz. Georg Zettinig, Schilddrüsenpraxis Josefstadt, Wien, arbeitete in seinem Vortrag den zunehmenden Stellenwert des Ultraschalls zur Dignitätsbeurteilung von Knoten heraus, stellte verschiedene Scoring-Systeme vor, die in den letzten Jahren entwickelt wurden, und präsentierte auch eigene Daten zu diesem Thema.<br /> Univ.-Prof. Martin Freesmayer, Leiter der Universitätsklinik für Nuklearmedizin in Jena, stellte die Entwicklung der Hybridbildgebung der Schilddrüse mittels nuklearmedizinisch-sonografischer Bildfusion in eindrucksvollen Bildern vor.<br /> Priv.-Doz. Stefan Meng, Sekretär der Österreichischen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (ÖGUM), berichtete über die zukünftigen Entwicklungen und Trends im Bereich der Sonografie.</p> <h2>Mittagssymposium Merck – Schilddrüse, Kinderwunsch und Schwangerschaft</h2> <p>Die Firma Merck hat für das Mittagssymposium Prof. Andrea Weghofer von der Meduni Wien (Gynäkologie) und Prim. Prof. Siroos Mirzaei, Nuklearmedizinische Abteilung des Wilhelminenspitals Wien, eingeladen, um über die Bedeutung von Schilddrüsenfunktionsstörungen beim unerfüllten Kinderwunsch und während der Schwangerschaft zu sprechen.</p> <h2>Wichtige Laborwerte in der Thyreologie</h2> <p>Über neue Aspekte betreffend TSH, Kalzitonin und Thyreoglobulin sprachen Prof. Michael Krebs (Univ.-Klinik für Innere Medizin III, Wien), Prof. Christian Scheuba (Univ.-Klinik für Chirurgie, Wien) und Univ.-Doz. Dr. Markus Exner (Laborgemeinschaft, Wien).</p> <h2>Definitive Therapie von Schilddrüsenknoten – ist das Neue nur ein Hype?</h2> <p>Der Therapie von Schilddrüsenknoten war die letzte Sitzung des Freitags gewidmet. Zunächst ging es um die Radiofrequenzablation von Knoten. Prof. Huedayi Korkusuz sprach über die Erfahrungen mit der monopolaren Technik in Frankfurt und Prof. Harald Dobnig über die bipolare Technik, die in Graz bevorzugt wird.<br /> Schon länger etabliert sind die Alkoholinstillation und die Radiojodtherapie. Einen Überblick darüber bot uns Prof. Amir Kuraran, Vorstand der Nuklearmedizinischen Abteilung der KA Rudolfstiftung.<br /> Prof. Michael Hermann, Vorstand der 2. Chirurgischen Abteilung der KA Rudolfstiftung, rückte die Operation von Schilddrüsenknoten ins rechte Licht.</p> <h2>Die Schilddrüse und der Darm</h2> <p>Über Zöliakie, Gluten und Schilddrüse sprach Prim. Gerhard Reicht, Vorstand der Internen Abteilung des KH der Barmherzigen Brüder in Graz.<br /> Dozent Dr. Volker Nehls aus Meerbusch konnte nur einen vagen Zusammenhang zwischen intestinalem Mikrobiom und Schilddrüse finden.<br /> Prof. Alois Gessl, Univ.-Klinik für Innere Medizin III, Wien, sprach über Probleme rund um die Einnahme von Schilddrüsenhormonen.</p> <h2>Das Spurenelement Jod</h2> <p>In der letzten Sitzung ging es um das Spurenelement Jod. Dr. Wolfgang Buchinger, Schilddrüseninstitut Gleisdorf, berichtete über die aktuelle Jodversorgung in Österreich. Es besteht nach wie vor ein geringer Jodmangel.<br /> Monika Buchberger, BSc, Institut für Public Health der UMIT, Hall/Tirol, stellte uns das EUthyroid Project vor, das europaweit den Stand der Jodversorgung erheben und Lösungsmöglichkeiten ergründen soll.<br /> Der Beitrag eines Mitarbeiters der Salinen Österreich über die Salzgewinnung und Salzjodierung fiel leider krankheitsbedingt aus. Dieser interessante Vortrag wird aber bei Gelegenheit nachgeholt werden.</p> <h2>Information</h2> <p>Einige Vorträge sind als PDF auf unserer Homepage www.osdg.at abrufbar. Leider haben diesmal nur einige Referenten ihre Vorträge zur Verfügung gestellt. Besonders möchte ich aber auf den sehr interessanten Vortrag von Prof. Iwao Sugitani hinweisen.<br /><br /> Der Schilddrüsendialog Seefeld ist inzwischen zu einer gut besuchten, interdisziplinären Veranstaltung geworden. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben die Auswahl der Vorträge sehr gelobt und freuen sich schon auf den nächsten Schilddrüsendialog Seefeld. Das Kongresszentrum wurde bereits reserviert.<br /> Wir möchten Sie auf unsere Herbstfortbildung in Innsbruck am 23. und 24. November 2018 hinweisen. Sie wird von Prof. Rupert Prommegger organsiert.<br /> Im April 2019 tagen wir wieder gemeinsam mit ÖGES und ANETS in Graz.<br /> Die Herbstfortbildung 2019 wird in Wien von Prof. Amir Kurtaran organisiert werden.<br /> Im März 2020 findet wieder der Schilddrüsendialog Seefeld statt. Wir laden Sie schon jetzt ganz herzlich dazu ein.</p></p>