© Getty Images/iStockphoto

Post ADA-/Endocrine-Symposium

News vom Jahreskongress der American Diabetes Association

<p class="article-intro">Die Folgeerkrankungen des Diabetes mellitus (DM) beschränken sich nicht auf Augen, Nieren und Herz. Am 77. Kongress der American Diabetes Association (ADA) in San Diego, Kalifornien, standen unter anderem die Manifestationen des DM Typ 2 an der Leber im Fokus, wie im Rahmen des 16. Post ADA-/Endocrine-Symposium in Bern zu erfahren war.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Metabolische St&ouml;rungen wie &Uuml;bergewicht, Hypertonie, Dyslipid&auml;mie und Diabetes mellitus (DM) erh&ouml;hen das Risiko f&uuml;r eine nicht alkoholische Fettleber (&laquo;non-alcoholic fatty liver disease&raquo;, NAFLD). Diese gilt als Vorstufe der nicht alkoholischen Steatohepatitis (&laquo;non-alcoholic steato-hepatitis&raquo;, NASH), mit dem erh&ouml;hten Risiko einer Leberzirrhose, im schlimmsten Fall eines hepatozellul&auml;ren Karzinoms. Um das zu verhindern, hat die ADA einen &laquo;Call to Action&raquo; zum Management der NAFLD bei Patienten mit DM Typ 2 ver&ouml;ffentlicht.<sup>1</sup> Demzufolge sollten bei Patienten mit Pr&auml;diabetes oder Diabetes periodisch die Transaminasen bestimmt und die Leber mittels Ultraschall untersucht werden, die Patienten sollten gegebenenfalls zur weiteren Abkl&auml;rung an einen Hepatologen &uuml;berwiesen werden (Abb. 1). In einer Studie, die den Einfluss der NAFLD auf das kardiovaskul&auml;re Risiko untersuchte, wurde gezeigt, dass es bei den Betroffenen trotz unver&auml;ndertem BMI zu einer Verschlechterung der Dyslipid&auml;mie kam.<sup>2</sup> Als urs&auml;chlich daf&uuml;r wurden die Lebersteatose und eine Zunahme der peripheren Insulinresistenz vermutet. &laquo;In der Praxis pr&auml;sentieren sich diese Patienten pl&ouml;tzlich mit einer Blutzuckerentgleisung, die oft monatelang mit hohen Insulindosen behandelt werden muss&raquo;, sagte Dr. med. Robin Chanda, Bellinzona. Verschiedene pharmakologische Interventionen bei der NASH/NAFLD sind untersucht worden.<br /> Als besonders vielversprechend erwies sich die Behandlung mit Pioglitazon (z.B. Actos<sub>&reg;</sub>) und mit dem GLP-1-Analogon Liraglutid (Victoza<sub>&reg;</sub>).<sup>1</sup> &laquo;Beim Einsatz von Pioglitazon ist wegen der m&ouml;glichen unerw&uuml;nschten Wirkungen Vorsicht geboten&raquo;, sagte Chanda.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Leading Opinions_Innere_1705_Weblinks_lo_innere_1705_s25_abb1.jpg" alt="" width="1418" height="1322" /></p> <h2>Der Einfluss des Diabetes und der neuen Antidiabetika auf das Herz</h2> <p>Diabetes erh&ouml;ht das Risiko f&uuml;r eine systolische und diastolische Herzinsuffizienz (HFrEF und HFpEF).<sup>3</sup> H&auml;ufiger davon betroffen sind Frauen sowie Personen, deren Blutzucker (BZ) schlecht eingestellt ist oder die insulinpflichtig sind. Ein erh&ouml;htes Risiko besteht zudem bei &auml;lteren Personen, langer Diabetesdauer oder einer bestehenden Herz-Kreislauf- oder Nierenerkrankung. &laquo;Daneben beeinflusst der Diabetes auch die Prognose einer bestehenden Herzinsuffizienz (&lsaquo;heart failure&rsaquo;, HF)&raquo;, sagte Prof. Dr. med. Peter Wiesli vom Kantonsspital Frauenfeld und verwies auf das erh&ouml;hte Hospitalisations- und Sterberisiko in Studien.<br /> Die vielen Daten zur kardiovaskul&auml;ren (CV) Sicherheit der Antidiabetika sind auf eine Forderung der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) zur&uuml;ckzuf&uuml;hren, jedes Antidiabetikum entsprechend zu &uuml;berpr&uuml;fen. Allerdings z&auml;hlte die Herzinsuffizienz in aller Regel nicht zu den prim&auml;r untersuchten Sicherheitsendpunkten. &laquo;Dies sollte in k&uuml;nftigen Studien unbedingt ge&auml;ndert werden&raquo;, forderte Wiesli.<br /> Bei den DPP-4-Inhibitoren (DPP-4-I) sorgten vor allem die Ergebnisse der Studie SAVOR-TIMI 3 mit einer signifikanten Zunahme der HF-bedingten Hospitalisationen unter Saxagliptin (Onglyza<sup>&reg;</sup>) im Vergleich zu Placebo f&uuml;r eine &Uuml;berraschung (HR: 1,27; p=0,007).<sup>4</sup> In der EXA MINE-Studie mit Alogliptin (Vipidia<sup>&reg;</sup>) nahm die H&auml;ufigkeit der Hospitalisationen infolge von HF gegen&uuml;ber Placebo leicht, aber statistisch nicht signifikant zu, w&auml;hrend sich die Therapie mit Sitagliptin (Januvia<sup>&reg;</sup>, Xelevia<sup>&reg;</sup>) in der TECOS-Studie in Bezug auf diesen Endpunkt als neutral erwies.<sup>4</sup><br /> Zu den GLP-1-Analoga wurden mit ELIXA, LEADER und SUSTAIN ebenfalls drei grosse Studien publiziert, in denen u.a. die HF-bedingten Hospitalisationen untersucht wurden. In der LEADER-Studie mit Liraglutid (Victoza<sup>&reg;</sup>) und in der SUSTAIN- 6-Studie mit Semaglutid war der prim&auml;re Endpunkt im Vergleich zu Placebo signifikant reduziert.<sup>4</sup> Auch die H&auml;ufigkeit der HF-bedingten Hospitalisationen hatte in beiden Studien abgenommen, der Unterschied zu Placebo war jedoch statistisch nicht signifikant. Der in der ELIXAStudie untersuchte Wirkstoff Lixisenatid (Lyxumia<sup>&reg;</sup>) hatte dagegen keinen Einfluss auf das CV Outcome der untersuchten Patienten.<br /> &laquo;Von den SGLT2-Inhibitoren (SGLT2-I) ist Empagliflozin (Jardiance<sup>&reg;</sup>) wegen seines g&uuml;nstigen Effekts auf die HF-bedingten Hospitalisationen besonders interessant &raquo;, sagte Prof. Wiesli. Dieser habe sich sowohl bei Patienten mit einer neu aufgetretenen HF als auch bei Patienten mit vorbestehender HF gezeigt. Zwei Studien, darunter eine Metaanalyse, die die CV Effekte des SGLT2-I Dapagliflozin (Forxiga<sup>&reg;</sup>) untersuchten, deuten ebenfalls auf eine g&uuml;nstige Wirkung auf das Herz hin.<sup>5, 6</sup> &laquo;Es handelt sich bei der positiven Wirkung auf die Herzinsuffizienz also wahrscheinlich um einen Klasseneffekt der SGLT2-Inhibitoren &raquo;, so der Diabetologe. Weitere Studien seien aber vonn&ouml;ten.</p> <h2>CANVAS-Studien zeigen Zunahme von Amputationen unter Canagliflozin</h2> <p>Dazu passen auch die Ergebnisse des CANVAS-Programms, das die CV und die renalen Ereignisse unter Canagliflozin (Invokana<sup>&reg;</sup>) bei Patienten mit DM Typ 2 untersuchte.<sup>7</sup> Diese zeigten eine signifikante Reduktion des prim&auml;ren Endpunkts (3-Punkte-MACE: CV Tod, nicht t&ouml;dlicher Myokardinfarkt und nicht t&ouml;dlicher Schlaganfall) um 14 % verglichen mit Placebo (HR: 0,86; p&lt;0,001 f&uuml;r Nichtunterlegenheit; p=0,02 f&uuml;r &Uuml;berlegenheit). Die Zahl der HF-bedingten Hospitalisationen konnte unter der Behandlung mit Canagliflozin um 33 % reduziert werden. Neben den erwarteten unerw&uuml;nschten Wirkungen, wie beispielsweise einem erh&ouml;hten Risiko f&uuml;r genitale Pilzinfektionen, wurde ein Zunahme der Zahl von Amputationen der unteren Extremit&auml;ten &ndash; vor allem kleineren Amputationen und Amputationen der Zehen &ndash; beobachtet. Da die Risikofaktoren f&uuml;r eine Amputation, wie PAVK, m&auml;nnliches Geschlecht, Neuropathie etc., in den verglichenen Behandlungsgruppen gleich verteilt waren, ist davon auszugehen, dass unter Canagliflozin das Risiko f&uuml;r eine Amputation erh&ouml;ht ist. Die zugrunde liegenden Mechanismen sind bislang nicht bekannt. Es wird aber empfohlen, Patienten mit einem erh&ouml;hten Risiko f&uuml;r Amputationen, die mit Canagliflozin behandelt werden, engmaschig zu kontrollieren. Dar&uuml;ber hinaus wurde eine Zunahme des Frakturrisikos unter Canagliflozin beobachtet. Ob es sich im Falle des Amputations- und Frakturrisikos um einen Klasseneffekt handelt, ist unklar. In einer Post-hoc-Analyse der EMPA-REGStudie fand sich kein Hinweis auf ein erh&ouml;htes Amputationsrisiko. Eine Zunahme der Zahl von Knochenfrakturen konnte unter der Behandlung mit Dapagliflozin bei Patienten mit einer moderat eingeschr&auml;nkten Nierenfunktion beobachtet werden, aber nicht unter Empagliflozin.</p> <h2>Diabetesbehandlung bei &auml;lteren Menschen und &Uuml;berbehandlung</h2> <p>Bei einer intensiven glyk&auml;mischen Kontrolle nimmt vor allem bei &auml;lteren, &gt;75-j&auml;hrigen Menschen mit Komorbidit&auml;ten die Gefahr schwerer Hypoglyk&auml;mien zu. Verschiedene Diabetesorganisationen empfehlen deshalb, das individuelle HbA<sub>1c</sub>-Ziel anhand des funktionellen Zustands und der Komorbidit&auml;ten festzulegen.<br /> In der Praxis sieht das jedoch oft anders aus: Wie eine Auswertung nationaler Gesundheits- und Ern&auml;hrungsdaten von ca. 1800 Patienten mit DM Typ 2 (&gt;65 Jahre) in den USA zeigte, hatten ca. 60 % der Patienten unabh&auml;ngig von ihrem Gesundheitszustand (gut, mittel, schlecht) ein HbA<sub>1c</sub> &lt;7 % . Davon wurden &uuml;ber alle Gesundheitskategorien hinweg ca. 60 % mit Sulfonylharnstoffen (SH) und Insulin behandelt.<sup>8</sup> &laquo;Insuline und orale Antidiabetika stehen an 2. und 4. Stelle der Medikamente, die zu notfallm&auml;ssigen Hospitalisationen f&uuml;hren&raquo;, sagte Dr. med. Alain Pernet vom H&ocirc;pital de la Tour, Meyrin.<br /> Eine Metaanalyse, die das klinische Outcome und die unerw&uuml;nschten Effekte verschiedener Antidiabetikaklassen in Kombination mit Metformin verglich, zeigte, dass das Hypoglyk&auml;mierisiko unter SH deutlich erh&ouml;ht ist.<sup>9</sup> Allerdings gibt es zwischen den SH Unterschiede. So konnte anhand einer weiteren Metaanalyse gezeigt werden, dass das Risiko f&uuml;r leichte und schwere Hypoglyk&auml;mien unter Gliclazid (z.B. Diamicron<sup>&reg;</sup>) im Vergleich zu anderen SH am niedrigsten war.<sup>10</sup> Gliclazid erwies sich auch in Bezug auf das Mortalit&auml;tsrisiko als den anderen SH &uuml;berlegen.<sup>11</sup><br /> Aufgrund der grossen Verbreitung der SH stellt sich die Frage, wie sich schwere Hypoglyk&auml;mien am besten vermeiden lassen. &laquo;Ein wichtiger Faktor ist die gute Information der Patienten und ihrer Angeh&ouml;rigen &uuml;ber die Symptome einer Hypoglyk&auml;mie &raquo;, sagte Pernet. Vor allem &auml;ltere Patienten w&uuml;rden die Zeichen einer Hypoglyk&auml;mie oftmals nicht erkennen. Eine M&ouml;glichkeit, den Diabetes bei &auml;lteren Patienten zu managen, sind die neuen Antidiabetika. &laquo;Diese f&uuml;hren zu einer besseren glyk&auml;mischen Kontrolle und weniger Hypoglyk&auml;mien&raquo;, so der Referent.</p> <h2>DEVOTE-Studie best&auml;tigt CV Sicherheit von Insulin Degludec</h2> <p>Zu den Neuigkeiten, die am ADA-Jahreskongress pr&auml;sentiert wurden, geh&ouml;rten auch die Ergebnisse der DEVOTE-Studie zum Vergleich der CV Sicherheit von Insulin Degludec (Tresiba<sup>&reg;</sup>) gegen&uuml;ber Insulin Glargin U100 (Lantus<sup>&reg;</sup>) bei Patienten mit einem DM Typ 2 und einem hohen Risiko f&uuml;r CV Ereignisse.<sup>12</sup> Die Studie best&auml;tigte die Nichtunterlegenheit von Insulin Degludec versus Insulin Glargin U100 hinsichtlich des prim&auml;ren Endpunkts (3-Punkt-MACE: CV Tod, nicht t&ouml;dlicher Herzinfarkt, nicht t&ouml;dlicher Schlaganfall). Die H&ouml;he des HbA<sub>1c</sub> war in beiden Gruppen vergleichbar. Das Gleiche galt auch f&uuml;r die zur glyk&auml;mischen Kontrolle notwendigen Insulindosen. Die H&auml;ufigkeit schwerer Hypoglyk&auml;mien (sekund&auml;rer Endpunkt) war im Vergleich zu Insulin Glargin U100 unter Insulin Degludec um 40 % reduziert (&laquo;rate ratio&raquo; 0,6; p&lt;0,001). Zudem kam es zu einer signifikanten Reduktion der Zahl schwerer n&auml;chtlicher Hypoglyk&auml;mien bei den mit Insulin Degludec behandelten Patienten (&laquo;rate ratio&raquo; 0,47; p&lt;0,001).Die vielen Daten zur kardiovaskul&auml;ren (CV) Sicherheit der Antidiabetika sind auf eine Forderung der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) zur&uuml;ckzuf&uuml;hren, jedes Antidiabetikum entsprechend zu &uuml;berpr&uuml;fen. Allerdings z&auml;hlte die Herzinsuffizienz in aller Regel nicht zu den prim&auml;r untersuchten Sicherheitsendpunkten. &laquo;Dies sollte in k&uuml;nftigen Studien unbedingt ge&auml;ndert werden&raquo;, forderte Wiesli.<br /> Bei den DPP-4-Inhibitoren (DPP-4-I) sorgten vor allem die Ergebnisse der Studie SAVOR-TIMI 3 mit einer signifikanten Zunahme der HF-bedingten Hospitalisationen unter Saxagliptin (Onglyza<sup>&reg;</sup>) im Vergleich zu Placebo f&uuml;r eine &Uuml;berraschung (HR: 1,27; p=0,007).<sup>4</sup> In der EXA MINE-Studie mit Alogliptin (Vipidia<sup>&reg;</sup>) nahm die H&auml;ufigkeit der Hospitalisationen infolge von HF gegen&uuml;ber Placebo leicht, aber statistisch nicht signifikant zu, w&auml;hrend sich die Therapie mit Sitagliptin (Januvia<sup>&reg;</sup>, Xelevia<sup>&reg;</sup>) in der TECOS-Studie in Bezug auf diesen Endpunkt als neutral erwies.<sup>4</sup><br /> Zu den GLP-1-Analoga wurden mit ELIXA, LEADER und SUSTAIN ebenfalls drei grosse Studien publiziert, in denen u.a. die HF-bedingten Hospitalisationen untersucht wurden. In der LEADER-Studie mit Liraglutid (Victoza<sup>&reg;</sup>) und in der SUSTAIN- 6-Studie mit Semaglutid war der prim&auml;re Endpunkt im Vergleich zu Placebo signifikant reduziert.<sup>4</sup> Auch die H&auml;ufigkeit der HF-bedingten Hospitalisationen hatte in beiden Studien abgenommen, der Unterschied zu Placebo war jedoch statistisch nicht signifikant. Der in der ELIXAStudie untersuchte Wirkstoff Lixisenatid (Lyxumia<sup>&reg;</sup>) hatte dagegen keinen Einfluss auf das CV Outcome der untersuchten Patienten.<br /> &laquo;Von den SGLT2-Inhibitoren (SGLT2-I) ist Empagliflozin (Jardiance<sup>&reg;</sup>) wegen seines g&uuml;nstigen Effekts auf die HF-bedingten Hospitalisationen besonders interessant &raquo;, sagte Prof. Wiesli. Dieser habe sich sowohl bei Patienten mit einer neu aufgetretenen HF als auch bei Patienten mit vorbestehender HF gezeigt. Zwei Studien, darunter eine Metaanalyse, die die CV Effekte des SGLT2-I Dapagliflozin (Forxiga<sup>&reg;</sup>) untersuchten, deuten ebenfalls auf eine g&uuml;nstige Wirkung auf das Herz hin.<sup>5, 6</sup> &laquo;Es handelt sich bei der positiven Wirkung auf die Herzinsuffizienz also wahrscheinlich um einen Klasseneffekt der SGLT2-Inhibitoren &raquo;, so der Diabetologe. Weitere Studien seien aber vonn&ouml;ten.</p> <h2>CANVAS-Studien zeigen Zunahme von Amputationen unter Canagliflozin</h2> <p>Dazu passen auch die Ergebnisse des CANVAS-Programms, das die CV und die renalen Ereignisse unter Canagliflozin (Invokana<sup>&reg;</sup>) bei Patienten mit DM Typ 2 untersuchte.<sup>7</sup> Diese zeigten eine signifikante Reduktion des prim&auml;ren Endpunkts (3-Punkte-MACE: CV Tod, nicht t&ouml;dlicher Myokardinfarkt und nicht t&ouml;dlicher Schlaganfall) um 14 % verglichen mit Placebo (HR: 0,86; p&lt;0,001 f&uuml;r Nichtunterlegenheit; p=0,02 f&uuml;r &Uuml;berlegenheit). Die Zahl der HF-bedingten Hospitalisationen konnte unter der Behandlung mit Canagliflozin um 33 % reduziert werden. Neben den erwarteten unerw&uuml;nschten Wirkungen, wie beispielsweise einem erh&ouml;hten Risiko f&uuml;r genitale Pilzinfektionen, wurde ein Zunahme der Zahl von Amputationen der unteren Extremit&auml;ten &ndash; vor allem kleineren Amputationen und Amputationen der Zehen &ndash; beobachtet. Da die Risikofaktoren f&uuml;r eine Amputation, wie PAVK, m&auml;nnliches Geschlecht, Neuropathie etc., in den verglichenen Behandlungsgruppen gleich verteilt waren, ist davon auszugehen, dass unter Canagliflozin das Risiko f&uuml;r eine Amputation erh&ouml;ht ist. Die zugrunde liegenden Mechanismen sind bislang nicht bekannt. Es wird aber empfohlen, Patienten mit einem erh&ouml;hten Risiko f&uuml;r Amputationen, die mit Canagliflozin behandelt werden, engmaschig zu kontrollieren. Dar&uuml;ber hinaus wurde eine Zunahme des Frakturrisikos unter Canagliflozin beobachtet. Ob es sich im Falle des Amputations- und Frakturrisikos um einen Klasseneffekt handelt, ist unklar. In einer Post-hoc-Analyse der EMPA-REGStudie fand sich kein Hinweis auf ein erh&ouml;htes Amputationsrisiko. Eine Zunahme der Zahl von Knochenfrakturen konnte unter der Behandlung mit Dapagliflozin bei Patienten mit einer moderat eingeschr&auml;nkten Nierenfunktion beobachtet werden, aber nicht unter Empagliflozin.</p> <h2>Diabetesbehandlung bei &auml;lteren Menschen und &Uuml;berbehandlung</h2> <p>Bei einer intensiven glyk&auml;mischen Kontrolle nimmt vor allem bei &auml;lteren, &gt;75-j&auml;hrigen Menschen mit Komorbidit&auml;ten die Gefahr schwerer Hypoglyk&auml;mien zu. Verschiedene Diabetesorganisationen empfehlen deshalb, das individuelle HbA<sub>1c</sub>-Ziel anhand des funktionellen Zustands und der Komorbidit&auml;ten festzulegen.<br /> In der Praxis sieht das jedoch oft anders aus: Wie eine Auswertung nationaler Gesundheits- und Ern&auml;hrungsdaten von ca. 1800 Patienten mit DM Typ 2 (&gt;65 Jahre) in den USA zeigte, hatten ca. 60 % der Patienten unabh&auml;ngig von ihrem Gesundheitszustand (gut, mittel, schlecht) ein HbA<sub>1c</sub> &lt;7 % . Davon wurden &uuml;ber alle Gesundheitskategorien hinweg ca. 60 % mit Sulfonylharnstoffen (SH) und Insulin behandelt.<sup>8</sup> &laquo;Insuline und orale Antidiabetika stehen an 2. und 4. Stelle der Medikamente, die zu notfallm&auml;ssigen Hospitalisationen f&uuml;hren&raquo;, sagte Dr. med. Alain Pernet vom H&ocirc;pital de la Tour, Meyrin.<br /> Eine Metaanalyse, die das klinische Outcome und die unerw&uuml;nschten Effekte verschiedener Antidiabetikaklassen in Kombination mit Metformin verglich, zeigte, dass das Hypoglyk&auml;mierisiko unter SH deutlich erh&ouml;ht ist.<sup>9</sup> Allerdings gibt es zwischen den SH Unterschiede. So konnte anhand einer weiteren Metaanalyse gezeigt werden, dass das Risiko f&uuml;r leichte und schwere Hypoglyk&auml;mien unter Gliclazid (z.B. Diamicron<sup>&reg;</sup>) im Vergleich zu anderen SH am niedrigsten war.<sup>10</sup> Gliclazid erwies sich auch in Bezug auf das Mortalit&auml;tsrisiko als den anderen SH &uuml;berlegen.<sup>11</sup><br /> Aufgrund der grossen Verbreitung der SH stellt sich die Frage, wie sich schwere Hypoglyk&auml;mien am besten vermeiden lassen. &laquo;Ein wichtiger Faktor ist die gute Information der Patienten und ihrer Angeh&ouml;rigen &uuml;ber die Symptome einer Hypoglyk&auml;mie &raquo;, sagte Pernet. Vor allem &auml;ltere Patienten w&uuml;rden die Zeichen einer Hypoglyk&auml;mie oftmals nicht erkennen. Eine M&ouml;glichkeit, den Diabetes bei &auml;lteren Patienten zu managen, sind die neuen Antidiabetika. &laquo;Diese f&uuml;hren zu einer besseren glyk&auml;mischen Kontrolle und weniger Hypoglyk&auml;mien&raquo;, so der Referent.</p> <h2>DEVOTE-Studie best&auml;tigt CV Sicherheit von Insulin Degludec</h2> <p>Zu den Neuigkeiten, die am ADA-Jahreskongress pr&auml;sentiert wurden, geh&ouml;rten auch die Ergebnisse der DEVOTE-Studie zum Vergleich der CV Sicherheit von Insulin Degludec (Tresiba<sup>&reg;</sup>) gegen&uuml;ber Insulin Glargin U100 (Lantus<sup>&reg;</sup>) bei Patienten mit einem DM Typ 2 und einem hohen Risiko f&uuml;r CV Ereignisse.<sup>12</sup> Die Studie best&auml;tigte die Nichtunterlegenheit von Insulin Degludec versus Insulin Glargin U100 hinsichtlich des prim&auml;ren Endpunkts (3-Punkt-MACE: CV Tod, nicht t&ouml;dlicher Herzinfarkt, nicht t&ouml;dlicher Schlaganfall). Die H&ouml;he des HbA<sub>1c</sub> war in beiden Gruppen vergleichbar. Das Gleiche galt auch f&uuml;r die zur glyk&auml;mischen Kontrolle notwendigen Insulindosen. Die H&auml;ufigkeit schwerer Hypoglyk&auml;mien (sekund&auml;rer Endpunkt) war im Vergleich zu Insulin Glargin U100 unter Insulin Degludec um 40 % reduziert (&laquo;rate ratio&raquo; 0,6; p&lt;0,001). Zudem kam es zu einer signifikanten Reduktion der Zahl schwerer n&auml;chtlicher Hypoglyk&auml;mien bei den mit Insulin Degludec behandelten Patienten (&laquo;rate ratio&raquo; 0,47; p&lt;0,001).</p> <div id="fazit"> <h2>Mit Stossd&auml;mpfern an den F&uuml;ssen einen diabetischen Fuss verhindern</h2> <p>1987 wurde am ADA-Kongress in Seattle eine Interessengruppe &laquo;Diabetischer Fuss&raquo; gegr&uuml;ndet. Anl&auml;sslich des 30-j&auml;hrigen Bestehens fassten verschiedene Pr&auml;sentationen die Arbeit der Gruppe zusammen. Dabei zeigte sich, dass die langj&auml;hrige Annahme, die Fussulzera entst&uuml;nden vor allem durch den hohen Druck auf die Fusssohle, nur teilweise stimmt. Wie Untersuchungen zeigen, steigt der Druck auf die Fusssohle beim Gehen zun&auml;chst stark an, erreicht ein Plateau und f&auml;llt dann wieder ab.<sup>13</sup> Dabei wirken Scherkr&auml;fte auf die Weichteilschichten der Fusssohle ein. &laquo;Dieser Prozess wurde vom Referenten mit einer B&uuml;roklammer verglichen, die man hin und her biegt, bis die Elastizit&auml;t so weit abnimmt, dass sie bricht&raquo;, erkl&auml;rte Chanda. Das durch den DM chronisch gesch&auml;digte Gewebe entz&uuml;ndet sich durch den mechanischen Stress und beginnt anschliessend zu ulzerieren. Mit dem Ziel, diesen Prozess zu unterbrechen, bevor es zur Ulkusbildung kommt, hat das Start-up Podimetrix eine kabellose &laquo;Smart Mat&raquo; entwickelt, mit der an sechs definierten Punkten die Fusstemperatur gemessen wird. Betr&auml;gt die Temperaturdifferenz zwischen den Punkten 2,2&deg;C, besteht die Gefahr, dass sich an der entz&uuml;ndeten Stelle innerhalb von circa einem Monat ein Ulkus bildet &ndash; bei einer gr&ouml;sseren Temperaturdifferenz m&ouml;glicherweise schon fr&uuml;her.<br /> Ein Schweizer Beitrag zur Prophylaxe des diabetischen Fusses kommt von der ETH Lausanne in Zusammenarbeit mit dem Universit&auml;tsspital Genf. Diese entwickeln eine Spezialsohle mit Stossd&auml;mpfern, die aufgrund der von &laquo;Smart Mat&raquo; &uuml;bermittelten Daten die entz&uuml;ndeten Bereiche der Fusssohle entlasten. &laquo;Das k&ouml;nnte die Zukunft der diabetischen Ulkusprophylaxe am Fuss sein&raquo;, so Chanda.</p> </div></p> <p class="article-quelle">Quelle: 16. Post ADA-/Endocrine-Symposium, 31. August 2017, Bern </p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Bril F, Cusi K: Management of nonalcoholic fatty liver disease in patients with type 2 diabetes: a call to action. Diabetes Care 2017; 40: 419-30 <strong>2</strong> Bril F et al.: Hepatic steatosis and insulin resistance, but not steatohepatitis, promote atherogenic dyslipidemia in NAFLD. J Clin Endocrinol Metab 2016; 101: 644-52 <strong>3</strong> Ho JE et al.: Predictors of new-onset heart failure: differences in preserved versus reduced ejection fraction. Circ Heart Fail 2013; 6: 279-86 <strong>4</strong> Paneni F, L&uuml;scher TF: Cardiovascular protection in the treatment of type 2 diabetes: a review of clinical trial results across drug classes. Am J Med 2017; 130: S18-29 <strong>5</strong> Sonesson C et al.: Cardiovascular effects of dapagliflozin in patients with type 2 diabetes and different risk categories: a meta-analysis. Cardiovasc Diabetol 2016; 15: 37 <strong>6</strong> Kosiborod M et al.: Lower risk of heart failure and death in patients initiated on sodium-glucose cotransporter-2 inhibitors versus other glucose-lowering drugs: The CVDREAL study (comparative effectiveness of cardiovascular outcomes in new users of sodium-glucose cotransporter- 2 inhibitors). Circulation 2017; 136: 249-59 <strong>7</strong> Neal B et al.: Canagliflozin and cardiovascular and renal events in type 2 diabetes. N Engl J Med 2017; 377: 644-57 <strong>8</strong> Lipska KJ et al.: Potential overtreatment of diabetes mellitus in older adults with tight glycemic control. JAMA Intern Med 2015; 175: 356-62 <strong>9</strong> Palmer SC et al.: Comparison of clinical outcomes and adverse events associated with glucose- lowering drugs in patients with type 2 diabetes: a meta- analysis. JAMA 2016; 316: 313-24 <strong>10</strong> Schopman JE et al.: The incidence of mild and severe hypoglycaemia in patients with type 2 diabetes mellitus treated with sulfonylureas: a systematic review and meta-analysis. Diabetes Metab Res Rev 2014; 30: 11-22 <strong>11</strong> Simpson SH et al.: Mortality risk among sulfonylureas: a systematic review and network meta-analysis. Lancet Diabetes Endocrinol 2015; 3: 43-51 <strong>12</strong> Marso SPet al.: Efficacy and safety of degludec versus glargine in type 2 diabetes. N Engl J Med 2017; 377: 723-32 <strong>13</strong> Yavus M: 2017 updates on technology and advances in DFU prevention. ADA 2017</p> </div> </p>
Back to top