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Krebs: häufiger und mit schlechterer Prognose
Jatros Digital
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03.10.2018
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<p class="article-intro">Der Fokus im Risikomanagement von Patienten mit Typ-2-Diabetes liegt auf kardiovaskulären Erkrankungen. Doch mehrere aktuelle, im Rahmen des EASD-Kongresses in Berlin präsentierte Studien zeigen bei Typ-2-Diabetikern ein signifikant erhöhtes Krebsrisiko. </p>
<hr />
<p class="article-content"><p>Eine von der University of Manchester auf Basis von Daten von 176 886 erwachsenen Diabetespatienten aus dem UK Clinical Practice Research Datalink sowie 852 946 gesunden Kontrollen durchgeführte Studie bei Diabetikern zeigt nicht nur ein erhöhtes Risiko, an einem von 13 bekanntermaßen mit Übergewicht assoziierten Karzinomen zu sterben, sondern auch ein erhöhtes Risiko von Krebserkrankungen, die nicht in Zusammenhang mit Adipositas stehen.<sup>1</sup> Das Risiko ist bei Diabetikern auch höher als bei Personen, die unter Übergewicht, nicht jedoch unter Typ-2-Diabetes leiden. Die Daten waren hinsichtlich Alter, Rauchen sowie ethnischem und sozialem Hintergrund analysiert.<br /><br />Im Verlauf einer Beobachtungszeit von durchschnittlich 7,1 Jahren starben 9606 Patienten mit Typ-2-Diabetes sowie 37 853 Kontrollen an Krebs. Damit ergab sich für Männer mit Diabetes ein um 22 % erhöhtes Risiko, an Krebs zu sterben. Für Frauen betrug die Risikoerhöhung im Vergleich zu Kontrollen 31 % . Besonders deutlich war das Risiko an den sogenannten „obesity-related“ Krebserkrankungen erhöht – nämlich um 84 % bzw. 47 % . Überraschender war jedoch, dass Diabetiker auch ein um 6 % bzw. 18 % höheres Risiko aufweisen, an Krebserkrankungen zu sterben, die nicht mit Adipositas in Zusammenhang gebracht werden. <br /><br />Besonders hoch ist das Risiko, wenn Adipositas und Diabetes zusammenkommen. Personen mit einem BMI zwischen 35 und 39,9kg/m2 und Diabetes zeigten ein stark erhöhtes Risiko, an bestimmten Karzinomen zu sterben. Für das Endometriumkarzinom wurde ein vierfach erhöhtes Mortalitätsrisiko gefunden.</p> <h2>Steigende Inzidenz von Pankreas- und Lungenkarzinom</h2> <p>Die stark erhöhte Krebsmortalität könnte nicht nur eine Folge der erhöhten Inzidenz sein. Denn eine weitere aktuelle Studie zeigt, dass Diabetiker, wenn sie eine Krebserkrankung entwickeln, auch eine schlechtere Prognose haben als Krebspatienten ohne Typ-2-Diabetes. Die Daten stammen von mehr als 400 000 Patienten aus dem Swedish National Diabetes Register (NDR) und mehr als zwei Millionen gematchten Kontrollen. Über einen Beobachtungszeitraum von 7 Jahren entwickelten in dieser Population 227 505 Personen eine von 12 untersuchten onkologischen Erkrankungen. In der Auswertung erwiesen sich 11 dieser 12 Erkrankungen als assoziiert mit Diabetes. Am deutlichsten waren die Risikoerhöhungen für das Leberkarzinom (plus 231 % ) und das Pankreaskarzinom (plus 119 % ). Auch Karzinome von Uterus, Penis, Niere, Gallengang, Magen, Brust, Dickdarm und Blase waren bei Diabetespatienten häufiger. Im Gegensatz dazu fand sich bei Männern mit Typ-2-Diabetes ein reduziertes Prostatakarzinomrisiko. Allerdings war bei Diabetikern, die ein Prostatakarzinom entwickelten, die Mortalität um 29 % höher. <br /><br />Erhöhte Mortalität wurde auch bei Diabetespatienten mit Brust- oder Kolonkarzinom gefunden. Die Studie untersuchte auch Trends in der Karzinominzidenz und fand für Pankreas- und Lungenkarzinome eine steigende Häufigkeit in der Diabetiker-Population. Über 10 Jahre hatte die Inzidenz von Pankreaskarzinomen um 38 % und von Lungenkarzinomen um 30 % zugenommen. Risikofaktoren wie Rauchen oder Übergewicht können nur zum Teil für diese Entwicklung verantwortlich gemacht werden. Die Studie wurde im Hinblick auf 14 bekannte Risikofaktoren adjustiert, was die Ergebnisse nur geringfügig veränderte.<sup>2</sup></p></p>
<p class="article-quelle">Quelle: <ol><li>Alam NN et al.: Type 2 diabetes, body mass index and cancer mortality: a population-based matched cohort study. EASD 2018, Abstract 1117
</li><li>Bjornsdottir HH et al.: Cancer incidence and mortality among 457,473 persons with type 2 diabetes compared to 2,287,365 matched controls in Sweden: an observational study. EASD 2018, Abstract 1211</li></ol>
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